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„Local Heroes" heißen Meike und Carsten

13 August 2009

Nordberliner - Local Heroes heißen Meike und CarstenWenn am kommenden Sonnabend die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Berliner Olympiastadion eröffnet werden, gehören auch zwei Sportler der LG Nord dem 92 Athleten zählenden Aufgebot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) an: Meike Kröger und Carsten Schlangen. Während die 23-jährige Meike im Hochsprung an den Start geht, hofft der fünf Jahre ältere Carsten, den Endlauf über die 1500 Meter zu erreichen.

Auf den ersten Blick haben die „Local Heroes" viele Gemeinsamkeiten, starten doch beide für die LG Nord und studieren Architektur an der TU Berlin. Der Weg zur WM allerdings sah für beide ziemlich verschieden aus.

Der aus dem Emsland 2004 nach Berlin gekommene Carsten Schlangen ist ein Spätstarter, er begann erst 2004 im Hauptstudium mit dem leistungssportlichen Laufen. Unter der Ägide von Prof. Dr. Roland Wolff reifte er in dessen Trainingsgruppe binnen kurzer Zeit zum Weltklasseläufer über 1500 m. Seine Bestzeit, aufgestellt dieses Jahr beim ISTAF im Olympiastadion, steht inzwischen bei 3:34,60 Min. Der mehrfache und diesjährige Deutsche Meister vermarktet sich selbst wie ein Vollprofi und hat neben seiner erfolgreichen Internethomepage auch eine eigene gelungene Kampagne zur WM gestartet. Auf den blauen Wasserüberleitungsrohren seines Sponsors ließ er sich in der Innenstadt auf Pappaufstellern verewigen, um die Berliner auf ihre Laufhoffnung bei der Heim-WM aufmerksam zu machen. Sein größter Erfolg war bisher das Erreichen des Halbfinales bei den Olympischen Spielen in Peking. Carsten wird sich 58 Konkurrenten aus 33 verschiedenen Nationen stellen und liegt in der bereinigten Weltrangliste auf Position 27.

Die 23-jährige Hochsprung-hoffnung Meike Kröger, deren Bestleistung inzwischen bei 1,93 m steht, ist dagegen ein echtes Urgewächs der LG Nord. An der sportbetonten Fließtal-Grundschule wurde sie bereits mit acht Jahren bei der Aktion „Flinke Füße" gesichtet. Sie ist seit damals im Verein Mitglied und dort durch viele bewährte Trainerhände gegangen (Stephan Sachs, Marina Schupp, Kathrin Wachner, Marlies Hartlieb), bevor sie 2003 ihr Training bei Jan-Gerrit Keil aufnahm und endgültig den Weg zum Hochsprung einschlug. Zuvor hatte sie in jungen Jahren auch über 800 m und 300 m Erfolge bei Berliner Meisterschaften verbucht.

Meike hat in ihrer jungen Karriere bereits zwei heftige Verletzungen hinter sich. So brach 2002 der Schienbeinkopf und 2009 erlitt sie im Finale der Hallen-EM in Turin einen Bänderriß. Ahnlich wie Carsten, der schon zweimal beim ISTAF starten durfte, ist auch Meike die Anlage im Olympiastadion bereits bekannt. 2007 nahm sie dort an einem Fotoshooting als Hochsprungmodel für eine Sparkassen Werbung teil, außerdem kam sie mit den Bedingungen bei den Berliner Meisterschaften im Trainingsstadion Lichterfelde auf gleichem Untergrund hervorragend zurecht. Als 17. der Weltrangliste wird sie sich 34 Starterinnen aus 26 Nationen stellen.

Die gesamte WM, für die bereits mehr als 300 000 Tickets verkauft wurden, wird in ARD/ZDF und Eurosport übertragen. Die theoretisch möglichen Einsatztage der beiden Nord-Athleten sind gut verteilt. So steigen schon am Sonnabend, 15.8, um 18.15 Uhr die Vorläufe über 1500 m, die Halb-finals finden am Montag, 17. 8., um 20.10 Uhr statt, das Finale am Mittwoch, 19. 8., um 20.25 Uhr. Die Qualifikation im Frauen-Hochsprung beginnt am Dienstag, 18. 8., um 10.20 Uhr, das Finale am Donnerstag, 19. 8., um 19.10 Uhr.

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Schlangen hat seine eigene Werbekampagne

13 August 2009

Selbst ist der Mann, heißt es so schön. Das hat sich Carsten Schlangen auch gedacht. Als der 1500-m-Läufer von der LG Nord in der Stadt unterwegs war, fand er die Werbemaßnahmen für die WM eher suboptimal. „So richtig viel war da nicht", fiel ihm vor ein paar Wochen auf. Und so entstand die Idee seiner ganz persönlichen Werbekampagne.

Nun kann man den 28-Jährigen am Alexanderplatz auf einem blauen, oberirdisch verlegten Wasserrohr in luftiger Höhe laufen sehen. Als Plastikfigur wohlgemerkt. Eine blau-weiße Laufbahn gehört ebenso zum Werbe-Ensemble wie zwei Tafeln. Die eine von der unterstützenden Wasserbau-Firma, die andere weist auf das besondere Ereignis hin: Leichtathletik-WM in Berlin -1500 m der Männer mit Carsten Schlangen – 15.8.09.

Dann steht um 18.15 Uhr der Vorlauf für Schlangen auf dem Programm. Dort will er sich dann nicht weniger erfolgreich in Szene setzen als bei seiner Werbung in eigener Sache. Wobei ihn seit einigen Wochen immer wieder eine Knochenhautreizung am Schienbein quält. „Nicht so schlimm", sei das Ganze, aber „ideal auch nicht gerade".

Seine Zielsetzung für die WM ist sehr ambitioniert: „Das Finale zu erreichen, ist mein ganz großer Traum." Daran scheiterte er im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking nur knapp, schied im Halbfinale aus. In anderer Hinsicht ist der Architekturstudent nur wenige Tage vor der WM auf die Zielgerade eingebogen. Mit seinem Professor hat er gerade das Thema für die Diplomarbeit abgesprochen. „Ein befreiendes Gefühl" empfindet er danach.

Nach der WM wird er mit der Arbeit richtig durchstarten, die sich um einen städtebaulichen Entwurf für die Stadt Meppen drehen wird, seine Heimatstadt. Bis Anfang März 2010 hat Schlangen dann Zeit. Damit ist auch klar, dass der Sport, zumindest was die kommende Hallensaison betrifft, erst einmal etwas in den Hintergrund geraten wird. „Es ist wichtig für mich, dass ich die Sache jetzt zu einem Ende bringe", sagt er mit Blick auf sein Studium, das er wegen des Leistungssports in den vergangenen Jahren doch etwas strecken musste.

Schlangen, der 2001 zum Studium nach Berlin kam, war als Spitzensportler ein Spätstarter. Erst im Frühjahr 2004 entschied sich der Student, sein Hobby Laufen zu intensivieren. „Ich fragte mich: Wie weit könnte ich damit kommen? Und ich dachte, wenn ich jetzt den Punkt verpasse, es zu versuchen, bin ich mir ewig was schuldig."

Er schloss sich der Läufergruppe der LG Nord um Trainer Professor Roland Wolff an – und bereute den Schritt hin zum Leistungssport fortan nicht. Bei der Europameisterschaft 2006 in Göteborg war er beispielsweise ebenso dabei wie bei der Halle-WM 2008 in Valencia oder eben bei den Spielen in China, zudem gewann er etliche deutsche Meisterschaften.

Manchmal macht er sich Gedanken, was hätte sein können, wenn er früher den Schwerpunkt auf den Sport gesetzt hätte. Zumindest im Juniorenbereich, ist er sich sicher, hätte er „grundsätzlich das Potenzial gehabt, international eine Medaille zu gewinnen". Doch wie es jetzt gelaufen sei, „ist es auch okay."

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Carsten Schlangen – der erfolgreiche Spätstarter

12 August 2009

Die Oranienburger Straße in Berlins Mitte ist immer belebt. Tagsüber, abends, nachts. Touristen und Berliner bevölkern die Kneipen, Bars und Restaurants. Auch eine Bekannte von Carsten Schlangen saß dort. Sie erzählte von einem Freund, der sehr viel laufe, zu allen möglichen Zeiten. Und da die Welt ja bekanntlich ein Dorf ist, bog dieser Freund kurz danach um die Ecke und rannte am Lokal vorbei.

Es war Carsten Schlangen – und es war kurz nach Mitternacht. Das ist ein paar Jahre her, Schlangen war damals ein ambitionierter Hobbyläufer. Inzwischen ist er der beste deutsche 1500-Meter-Läufer und startet am Samstag bei der Leichtathletik-WM in Berlin über diese Distanz.

Lauftraining nachts nach der Uni

Wer in seiner Sportart etwas werden will, muss im Normalfall von klein auf alles dafür tun. Viele Entbehrungen auf sich nehmen, trainieren, trainieren, trainieren. Schlangen ist der Gegenentwurf dazu. Er hat Abitur gemacht, hat sein Architekturstudium vorangetrieben. Gut, fast täglich trainiert hat er auch, aber eben nicht professionell. Manchmal lernte er bis 23 Uhr in der Uni, fuhr nach Hause und zog die Laufschuhe an. "Ich bin dann von 23.30 Uhr bis 0.30 Uhr gelaufen. Was dabei rumkommt, kann sich jeder vorstellen", sagt der 28-Jährige.

Mit 23 Jahren erst zum Leistungssport

Der Einschnitt kam in Finnland. Schlangen absolvierte dort zwei Auslandssemester. Er lernte neue Leute kennen. "Ich habe gesehen, dass es auch andere Lebensentwürfe gibt", sagt Schlangen. Mal etwas anderes ausprobieren, nicht alles auf ein Ziel, den Studienabschluss, ausrichten. Vielleicht klappt es ja bei mir, dachte er sich im Alter von 23 Jahren – und versuchte sich am Leistungssport. Freunde und Familie glaubten an eine kurze Episode, ein Jahr, nicht länger. Der Trainingsumfang wurde verdoppelt, Nachtläufe gab es nicht mehr.

Plötzlich ist das WM-Finale drin

Innerhalb eines Jahres verbesserte Schlangen seine Bestzeit um zwölf Sekunden auf 3:40 Minuten, auf der in Deutschland zu dieser Zeit brachliegenden Distanz belegte er bei der ersten Teilnahme Platz zwei bei der deutschen Meisterschaft. Mittlerweile hat er drei nationale Titel im Freien und einen in der Halle erlaufen. 2006 war er bei der EM dabei, 2008 bei Olympia im Halbfinale, nun startet der gebürtige Meppener bei der WM. Seine persönliche Bestzeit hat Schlangen beim ISTAF im Juni auf 3:34,60 Minuten verbessert. Zusammen mit dem Erfurter Stefan Eberhardt hat er die 1500 Meter hierzulande wieder belebt. Wie bei Eberhardt ist auch für Schlangen durchaus das Finale drin – sollten die Schienbeinschmerzen rechtzeitig abklingen, mit denen er sich seit einigen Wochen rumplagt.

Das nächste Ziel heißt: Diplomarbeit

Aus dem einen Probejahr im Leistungssport sind inzwischen fünf geworden. Und das Studium? "Viele Leute kenne ich an der Uni nicht mehr", sagt Schlangen. Die meisten sind fertig, er selbst hat einige Urlaubssemester genommen, beispielsweise vor Olympia 2008. Der Spagat ist schwer, da das Architekturstudium viele praktische Elemente erfordert, um in der Übung zu bleiben. Dafür hatte Schlangen kaum Zeit. Nach der WM will er aber seine Diplomarbeit in Angriff nehmen. Viele zeitliche Reserven hat er nicht eingebaut, im Frühjahr beginnt die Vorbereitung auf die Europameisterschaft. Schlangen hat den etwas anderen Weg in die Spitze eingeschlagen. Er wird nie zu den Top-Stars gehören, aber er ist so gut, dass er davon leben kann.

Auf Papptafeln durch die Hauptstadt

Auch sonst geht er einen anderen Weg als viele Athleten seiner Leistungsstärke. Einen Manager hat er nicht. Braucht man nicht, findet er. Ein Auto hat er nicht. Brauche man in Berlin nicht. Mit seinem Bruder Dirk wohnt er in einer WG. Dass die WM zu wenig beworben werde, haben viele Athleten bemängelt. Schlangen hat mithilfe seiner Sponsoren Papptafeln auf Wasserrohren aufstellen lassen und lief in Lebensgröße durch die Stadt. Und zum Kontrollsystem der Welt-Antidoping-Agentur WADA bemerkte er in Anspielung auf die strikten Kontrollauflagen, dass der Aufwand für den einzelnen Sportler in keinem Verhältnis zur Effizienz stehe.

Fahrservice statt öffentlicher Nahverkehr

Wenn er am Samstag ins Olympiastadion aufbricht, muss er auf eine Gewohnheit verzichten. Zum ISTAF reist Schlangen immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, "das ist am einfachsten". Bei der WM wohnen die Athleten vor ihrem Wettkampf im Hotel, von dort gibt es einen Fahrservice

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Kleine Kritik

10 August 2009

Spiegel - Kleine KritikDie Werbung für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin wird nicht gerade mit Lob überschüttet. Bis Ende vergangener Woche waren für die WM, die am Wochenende beginnt, erst 300000 von 545000 Tickets verkauft. Der deutsche 1500-Meter-Meister Carsten Schlangen, 28, hat nun eine eigene Werbekampagne für das Ereignis gestartet. An prominenten Stellen in Berlin sind Silhouetten des Läufers als lebensgroße Plastikfigur auf Wasserrohre montiert. Neben diesen Installationen stehen Anzeigetafeln, auf denen nachts das Datum von Schlangens WM-Vorlauf, der 15. August, leuchtet. Die Aktion solle „eine kleine Kritik" am Organisationskomitee sein, sagt der Architekturstudent, der für die LG Nord Berlin startet. Allerdings macht er mit der Nummer nicht nur auf die WM aufmerksam. Die so zur Schau gestellten Rohre gehören einer Wasserbaufirma aus dem Emsland, und die ist Schlangens Trikotsponsor. Die Firma hat die Kosten von 2500 Euro übernommen, sie engagierte auch den Statiker, der die Windbelastungen auf die Plastiktafeln berechnet hat. Die blauen Rohre leiten derzeit auf über zwei Kilometern Grundwasser aus Berliner Baustellen ab.

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„Einmaliges Gefühl"

24 Juli 2009

Carsten Schlangen und Daniel GruberMittelstreckler Gruber startet mit Schlangen in Cuxhaven

Zu einem Aufeinandertreffen von Talent und Topathlet aus dem Emsland kam es beim stark besetzten Leichtathletik-Sportfest in Cuxhaven: Daniel Gruber von der LG Emstal-Dörpen und Carsten Schlangen (LG Berlin Nord) nahmen beide an dem 1500-Meter-Lauf vor über 5000 Zuschauern teil.

„Für Daniel war es ein einmaliges Gefühl, in diesem Feld zu laufen", sagte Grubers Trainer Arno Kosmider, der von den tollen Bedingungen in Cuxhaven schwärmte. Bei lauffreundlichen 24 Grad hatte ZDF-Journalist Wolf-Dieter Poschmann die Moderation übernommen.

Neben Schlangen, der in 3:37,57 Minuten Zweiter wurde, waren unter anderem starke internationale Athleten aus Malaysia, den Niederlanden,  Kuwait  und  der Schweiz am Start. Sieger wurde der Marokkaner Iguider Abdallti (3:36,25).

Gruber, der sich auf der 1500-Meter-Strecke seit dem Vorjahr um zehn Sekunden verbesserte, belegte den 14. Rang unter 20 Startern, überquerte nach 3:48,90 Minuten die Ziellinie.

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Und sie werben doch

20 Juli 2009

Berliner Zeitung - Und sie werben doch (Image:FertigDesign)Zahlreiche Sportler wie die Speerwerferin Christina Obergföll oder der Weitspringer Sebastian Bayer haben sich zuletzt über das Aufmerksamkeitsdefizit der Leichtathletik-WM in Berlin (15. bis 23. August) beklagt. Mittelstreckenläufer Carsten Schlangen, 28, aus Berlin hat nun selbst gehandelt. Der Architekturstudent entwarf eine Werbekampagne in  eigener Sache. Ab Mitte kommender Woche joggt er als Pappfigur in Lebensgröße über Berliner Bauwasser-Rohre. Zu sehen ist der Deutsche Meister über 1500 Meter am Alexanderplatz und am Brandenburger Tor.

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Ein Mann läuft nach oben

13 Juli 2009

TAZ - Leibesübungen - Ein Mann läuft nach obenCarsten Schlangen hat sich mit persönlicher Bestzeit für die WM qualifiziert. Jetzt will er ins Finale kommen

Carsten Schlangen ist selbst sein schärfster Kritiker. So hadert der 1.500-Meter-Läufer mit seiner persönlichen Bestzeit (3:34,60), die er Mitte Juni beim Internationalen Stadionfest (Istaf) in Berlin lief. Zwar qualifizierte sich der im Prenzlauer Berg lebende Schlangen damit für die Weltmeisterschaft in Berlin ab dem 15. August. Aber Schlangen ist sich sicher, dass er noch schneller hätte sein können. Nach dem Rennen sagte er: "Achtzig Meter vor dem Ziel bin ich durch meinen langsamer werdenden Vorder- und Nebenmann eingeklemmt gewesen."

Distanz zum Geschäft

Eine Leichtathletik-Fachzeitschrift legte noch eine Schippe drauf, indem sie Schlangens Erklärung als faule Ausrede interpretierte, warum er noch hinter dem Erfurter Stefan Eberhardt ins Ziel kam. Auch wenn es Schlangen zuletzt an nationaler Konkurrenz mangelte, ist dies eine ungewöhnlich harte Auslegung im Zusammenhang mit einer persönlichen Rekordmarke. Schlangen hat den Artikel griffbereit in seiner Wohnung liegen. Er ist ein wenig fassungslos ob dieser Respektlosigkeit. "Klar zählen in der öffentlichen Wahrnehmung nur die Medaillenkandidaten etwas, aber eine Bestzeit läuft man in meinem Alter ja auch nicht mehr so oft."

Der 28-jährige Architekturstudent hat sich erst vor drei Jahren entschieden, das Laufen so professionell wie nur möglich zu betreiben. Sein Weg führte nicht linear von der frühkindlichen Auslese des deutschen Sportsystems zur Elite der hiesigen Leichtathletik. Womöglich ein Grund dafür, warum er seinem Umfeld mit recht kritischer Distanz begegnet. Schlangen verfolgt die Diskussionen, die rund um die Leichtathletik geführt werden, genau. Und er positioniert sich klar. Den obersten deutschen Sportfunktionär Thomas Bach bezeichnet er als "scheinheilig", weil er die ostdeutschen Trainer vor den Olympischen Spielen in Peking eine Ehrenerklärung unterschreiben ließ, dass sie nichts mit Doping zu tun hatten. Schlangen gehört zu den wenigen, die öffentlich das derzeitige rigide Dopingkontrollsystem kritisiert haben. Er findet, dass die Sportler durch die Verpflichtung, über Monate hinweg minutiös ihre Aufenthaltsorte festzulegen, zu Gefangenen eines Kontrollsystems gemacht werden.

Auch im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im August scheut er sich nicht vor deutlichen Worten: "Die durchschnittlichen Eintrittspreise von 80 Euro sind völlig überteuert." Genauso verärgert ihn, dass die WM-Organisatoren so wenig für das Großereignis werben. Nach wie vor wisse man in der Stadt kaum etwas von dieser Weltmeisterschaft. Schlangen möchte das jetzt selbst in die Hand nehmen. Mithilfe seines Sponsors, der an Berliner Baustellen das Grundwasser überirdisch ableitet, will er auf den Rohren überlebensgroße Plastikfiguren von sich anbringen lassen, die auf die WM hinweisen sollen.

Seine Marketingaktion folge der Guerillataktik, sagt Schlangen. "Mein Engagement als Einzelperson weist auf eine Sache hin, die schlecht läuft, und bringt sie dadurch wieder in Schwung." Dieser Gedanke gefällt ihm. Aus einer vermeintlichen Position der Schwäche heraus viel zu erreichen. Eine Vorstellung, die sich auch auf seine sportliche Situation im internationalen Konkurrenzkampf beziehen lässt. Trotz seines späten Eintrittsalters in den Leistungssport hat er sich in seiner Disziplin unter die ersten fünfzig vorgekämpft. Mit Unterstützung des Akademikers Reinhard Wolff, Professor für Sportmedizin an der Humboldt-Universität, der eigentlich gar keine Leistungssportler als Trainer betreuen wollte.

Schlangen hat in den letzten drei Jahren seine Bestzeiten nicht spektakulär, aber stetig verbessert. Solange die Entwicklung weiter nach oben zeigt, wird er wissen wollen, was noch möglich ist. Obwohl er seinen Leistungszenit nach Erkenntnissen der Wissenschaft eigentlich schon überschritten hat. Das optimale Alter eines 1.500-Meter Läufers wird auf 27 Jahre taxiert, wie Schlangen selbst sagt. Aber solche Grenzsetzungen scheinen ihn eher noch mehr zu motivieren. Bei der WM im August würde er gerne in den Finallauf kommen – das wäre eine weitere Bestmarke. Bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 verfehlte er das Finalrennen knapp.

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Inforadio RBB – Interview zum WM Nominierung

12 Juli 2009

Inforadio - Interview - Carsten Schlangen

{mp3}Interview_RBB-Inforadio_20090707_DLV-Nominierung{/mp3}

Vor ein paar Tagen habe ich im Inforadio Berlin Brandenburg ein Interview zu meiner Nominierung für die Weltmeisterschaften in Berlin gegeben. Im Interview ging es auch um die Deutschen Meisterschaften 2009 in Ulm.

Leider fehlt am Anfang der Aufzeichnung die Frage zu meiner Antwort…aber ich denke, dass sich der Sinn von selbst erschließt.

Viel Spaß beim Zuhören, Carsten

Schlangen für WM nominiert

8 Juli 2009

Carsten Schlangen, aus Meppen stammender und für LG Nord Berlin startender Sportler, ist vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) offiziell für die Weltmeisterschaften vom 15. bis 23. August in Berlin nominiert worden. Der Deutsche Meister wird genau wie Vizemeister Stefan Eberhardt (Laufclub Erfurt) über 1500 Meter starten. Beide Kontrahenten hatten die Pflichtzeit bereits vor den Titelkämpfen in Ulm erfüllt. Bislang hat der DLV bis auf die 4×400-Meter-Staffel der Frauen nur Aktive auf seiner Liste, die die A-Norm erfüllt haben. Das deutsche Aufgebot umfasst zurzeit 74 Athleten. Nach der Leichtathletik-Gala am 2. August in Wattenscheid findet die letzte Nominierung statt.

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Inforadio RBB – Interview zum Antidoping-Abmeldesystem der WADA

7 Juli 2009

Inforadio - Interview - Carsten Schlangen

{mp3}Interview_RBB-Inforadio_Carsten-Schlangen_Thema_Antidoping-Einstundenregelung-Wada{/mp3}

Vor ein paar Tagen wurde im Inforadio des RBB ein Interview mit mir zum Thema Antidoping Abmeldesystem der WADA veröffentlicht. Interviewpartnerin Corinna Fröschke beleuchtet die vielen Schatten der eigentlich so wichtigen Antidoping Politik in Deutschland.

Viel Spaß beim Zuhören, Carsten