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Doppelte Auswahl

27 Dezember 2008

Doppelte Auswahl - Eine Grafik von Norman Palm zum Blogbeitrag von Carsten Schlangen

Überraschen wird diese Nachricht den sachkundigen Sportbeobachter sicherlich nicht. Zum Ende des Jahres stehen Wahlen zum Sportler des Jahres an. Soweit nichts Neues. Überraschend ist sicherlich, dass ich nicht nur auf Berliner Territorium als BLV Leichtathlet des Jahres zur Wahl stehe, sondern auch bundesweit auf Leichtathletik.de. Diese Ehre möchte ich natürlich nicht unkommentiert lassen.

Vor einigen Jahren machte ich zum Ersten Mal Erfahrungen mit einer Wahl zum Sportler des Jahres – damals musste ich etwas enttäuscht feststellen, dass der Motorsport mehr Menschen bewegt, als die klassische Leichtathletik. Ich bin daher etwas vorsichtiger mit der Bewertung des Ausgangs solcher Wahlen geworden. Ich habe mir damals vorgenommen für Wahlen nicht mehr aktiv zu werben, selbst keinen Stimmzettel abzugeben und auch sonst meine Kraft lieber auf mein Training zu fokussieren.

In diesem Fall handelt es sich allerdings um reine Leichtathletik-Wahlen. Auch wenn die Unterschiede der Disziplinen innerhalb der Leichtathletik gewiss groß sind, so ist doch zu erwarten, dass die Jahresleistungen vom Leichtathletik-Fachpublikum gut eingeschätzt werden können.

Für mich steht im Vordergrund, dass ich überhaupt für die Wahlen aufgestellt wurde. Es ist eine große Anerkennung für die Anstrengungen der Saison. Vor Allem freue ich mich über erstklassige "Gegner" bzw. Mitnominierte wie etwa über Diskusfreund Robert Harting.

Der Ausgang der Wahl wird für mich persönlich keine Veränderung mit sich bringen. Solange auf der Bahn die Reihenfolge anders herum ist als bei den bisherigen Wahlen zum Sportler/Athlet des Jahres ist alles gut.

Ich wurde zwei Mal jeweils Letzter.

Carsten

Doppelmeister im Cross

11 Dezember 2008

BBM Cross mit Carsten Schlangen - Bild: Niels Bubel

Am vergangenen Wochenende fand unweit des Olympiastadions in Berlin die alljährliche Crossmeisterschaft des Verbandes statt. Gemeinsam mit den Hauptstadtläufern der LG Nord Berlin bin ich sowohl die Kurz- als auch die Langstrecke gelaufen.

Im Nächhinein betrachtet war die Doppelbelastung vor Allem für den Kopf eine Herausforderung, denn die Streckenführung des Crosslaufes war etwas übersichtlich gehalten. Konkret ging es fünf bzw. zehn Mal rund um einen auf dem Maifeld abgesteckten Rasenkurs. Natürlich war die Rasenrunde schonend für den Bewegungsapparat – aber Crossläufe finden doch eigentlich im Gelände mit Profil statt?

Jedenfalls starten wir um die Mittagszeit zunächst über die Mittelstrecke. Ich hatte mir persönlich vorgenommen diesen Lauf voll anzugehen und keine Reserven in Hinblick auf die noch kommende Langstrecke zu sparen.

Nach etwa einer Runde bin ich in Führung gegangen und habe das Tempo konstant hoch gehalten. Mit der Zeit konnte ich einen entscheidenden Abstand zu den Verfolgern gewinnen. Das auf dieser Seite eingebundene Video zeigt den Verlauf des Rennens.

Langstrecke

Nach der Mittelstrecke einigten wir uns darauf, gemeinsam die Langstrecke in etwas ruhigerem Tempo mitzulaufen. Wir hielten uns zu Beginn des Rennens eher im vorderen Drittel des Feldes auf. Durch den scharfen Wind auf dem Maifeld ging unsere Gruppentaktik mit durchwechselden Führungsläufern auf.

Wir konnten entscheidende Reserven einsparen, die die zu Beginn des Laufes ausgerissenen Läufer mit Sicherheit mehr aufwenden mussten. Auf der letzten Runde war Arne Töpfer der letzte tapfere Läufer im Windschatten der Hauptstadtläufer.

Wir forcierten das Tempo erneut und konnten uns leicht von Arne Töpfer absetzen. Gemeinsam liefen wir über die Zielliníe. Das Wettkampfgericht sprach mir den Sieg zu. Wir hätten uns insgeheim gewünscht, alle auf den ersten Platz gesetzt zu werden – für diese freundschaftliche Geste gab es aber leider keinen entsprechenden Paragraphen im Wettkampfregelwerk.

So wurde ich an diesem Sonntagnachmittag zum ersten Mal doppelter Berlin-Brandenburgischer Meister im Cross.

Ergebnisse im Überblick

Carsten

Bretter, die die Welt bedeuten

11 Dezember 2008

Bericht Skilanglauf Trainingslager Tauplitzalm Österreich

Für etwas mehr als eine Woche war ich zu Gast in der Gruppe der Berliner Geher um den Trainer Peter Selzer. Gemeinsam sind wir nach Tauplitz in Österreich aufgebrochen, um dort in der Höhe alternativ im Schnee zu trainieren.

Seit nunmehr vier Jahren nutze ich im Winter die Gelegenheit, mir die für die Saison nötige Grundlagenausdauer auf Skilanglauf-Brettern zu holen. Gelenkschonend konnte ich so bereits viele Kilometer auf der Loipe herunterspulen und mir Laufkilometer auf der Straße sparen. Angefangen hat meine Leidenschaft für den Wintersport mit einem Auslandssemester in Helsinki (Finnland). Seiner Zeit führte mich ein norwegischer Freund in die unbekannten mir Bewegungsmuster ein.

Das kurze Trainingslager in Österreich habe ich genutzt, um mich wieder gut in die Bewegung einzufinden. Nach kurzer Laufunterbrechung in Berlin geht es bereits am 12.Dezember mit den Hauptstadtläufern weiter ins nächste Skilanglauf-Trainingslager nach Hemsedal (Norwegen).

Tauplitzalm

Die Loipe der Tauplitzalm war in hervorragendem Zustand. Selbst als es unten im Ort Bad Mitterndorf geregnet hatte, fiel hier noch weiter Schnee auf die ohnehin schon einen Meter messende Schneedecke. Perfekte Bedingungen waren also garantiert.

Auf etwa 12km schraubt sich die fast täglich präparierte Loipe durch die profilierte Landschaft. Die Loipe hat es wirklich in sich und wird auch immer wieder von der Weltklasse (z.B. der Deutschen Langlauf-Nationalmannschaft um Trainer Jochen Behle) genutzt. In diesem Jahr waren einige Mitglieder der weißrussischen Skilanglauf-Nationalmannschaft vor Ort.

Das erste Höhentraining

Für mich war das Training auf der Tauplitzalm das erste richtige Trainingslager in der Höhe. Zugegebenermaßen wird sich aufgrund der kurzen Aufenthaltszeit kein positiver Effekt einstellen. Die Mehrbelastung durch die dünne Luft war in den ersten Tagen deutlich zu merken. Bei der Rückanpassung in Berlin hatte ich kaum Probleme – allerdings lasse ich nach wie vor etwas Vorsicht walten.

Unterschiede Geher – Läufer

Die Geher aus Berlin werden noch bis zum 12. Dezember in der Höhenluft Österreichs fahren. Die lange Verweildauer in Tauplitz ist der Wirkzeit von Höhentrainingslagern geschuldet. Die Geher werden wohl auch weiterhin auf der oben beschriebenen Tauplitzalm-Runde fahren. Durch viele Einzelsituationen auf der Alm haben sich die Unterschiede zwischen Läufern und Gehern klar gezeigt.

Ein sehr deutlicher Unterschied ergibt sich in der Akzeptanz von Langeweile. Während André Höhne und Maik Berger scheinbar mühelos Stunde um Stunde (bis zu 4h30min) um die selbe Loipe fahren konnten, stellte sich bei mir bereits nach wenigen Tagen etwas Langeweile ein. Vermutlich begründet sich die Akzeptanz des Rundenlaufens der Geher durch die auch im Wettkampf absolvierte hohe Rundenzahl. Trainingsprogramme von 20 Kilometern auf der Bahn sind für Geher nicht ungewöhnlich.

Um der aufkommenden Langeweile zu entkommen nahm ich mir zur Mitte der Trainingswoche eine Auszeit, um die zahlreichen Loipen im Tal bei Bad Mitterndorf zu erkunden. Leider konnte ich zu einem späteren Zeitpunkt nicht erneut ins Tal absteigen, da die Loipen durch den Regen nicht mehr befahrbar waren.

In der Regel bin ich zwei Mal am Tag Skilaufen gegangen. Jeweils knapp unter zwei Stunden. Je nach Loipenbedingung konnte ich so zwei oder drei Runden pro Trainingseinheit fahren. Die Geher fuhren immer nur eine Einheit am Tag – dafür zum Teil bis zu vier Stunden.

In der Regel habe ich eine Einheit im Skating-Stil und die andere Einheit im Klassik-Stil absolviert. So hatte ich ein bisschen Abwechselung in der Bewegung und vor Allem in der Geschwindigkeit. Der Skating-Stil wurde von den Gehern als "zu unspezifisch" gar nicht praktiziert.   

Trotz oder vielleicht gerade wegen der großen Unterschiede im Training hat mir das gemeinsame Skilager sehr viel Spaß gemacht. Die Erfahrungen möchte ich nicht missen. Nach dem, was ich auf der Tauplitzalm gesehen habe, ist mein Respekt vor den Leistungen der Geher noch größer geworden. 

Grüße an die Jungs auf der Alm. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei! Carsten

 

Peking Special – Video vom Vorlauf

13 November 2008

Hier ein privat aufgenommenes Video vom Vorlauf der Olympischen Spiele in Peking. Das Video zeigt sehr schön die Stimmung auf den Rängen und den Verlauf des Rennens. Herzlichen Dank an Kameramann Werner Klein.


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Carsten Schlangen stark beim Cross

3 November 2008

Mittelstreckler Carsten Schlangen präsentierte sich am Sonntag beim 45. Berliner Cross-Country-Lauf in guter Verfassung. Der 27-Jährige von der LG Nord Berlin verbesserte seinen Streckenrekord über 9.000 Meter von 28:26 auf 26:49 Minuten. Auf Platz zwei und drei liefen Stefan Hubert aus Sömmerda (27:51 min) und Jonas Stifel (LG Nord Berlin; 28:00 min). Schnellste Frau war Elke Richter (HKC Berlin) in 36:20 Minuten.

Zum Artikel auf Leichtathletik.de

Es wird wieder ge-cross-t

3 November 2008

Am zurückliegenden Wochenende fand in Berlin Charlottenburg erneut der legendäre SCC Crosslauf statt. Die Veranstalter des Laufs betonen, dass es sich bei diesem Lauf um den ersten offiziellen Volkslauf der Bundesrepublik handelt.

Wie im letzten Jahr sind wir mit den Hauptstadtläufern in beinahe Vollbesetzung angetreten. Auch ich habe mich morgens aus dem Bett gequält, nachdem ich am Vorabend gegen null Uhr in Berlin gelandet war. Am letzten Tag des Trainingslagers in Portugal habe ich mich bewußt nur regenerativ bewegt, um für den anstrengenden 9000m Lauf Kräfte zu sammeln.

Die Rahmenbedingungen des Laufs waren in diesem Jahr exzellent. Es war trocken und nicht all zu kalt. Bestzeitwetter!

Der Lauf

Der Lauf begann mit einem kurzen Spurt. Die Läufer, die später auf die vordersten Plätze stürmten, sortierten sich gleich vorne im Feld ein. Recht schnell übernahm Crossspezialist Jonas Stifel aus der eigenen Laufgruppe die Fahrt. Ich löste Jonas nach ein paar Kilometern Führungsarbeit ab und versuchte, das Tempo hoch zu halten.

Auf einem etwas engeren Waldstück forcierte ich ganz leicht das Tempo – so konnte ich glücklicherweise ein kleines Loch zu den nachfolgenden Läufern aufreißen. Ich merkte, dass ich nach einiger Zeit in hohem Tempo nur noch meine eigenen Schritte hörte. Ich musste mich also etwas weiter abgesetzt haben – zurückschauen wollte ich nicht, um mich selbst weiter anzutreiben.

Auf den letzten Kilometern des Laufs befanden sich viele Läufer auf der Strecke, die noch keine erste Runde gelaufen waren. Die Überholmanöver durch tiefes Moos wurden recht riskant. Ich konnte aber gleichsam auch aufmunternd-staundende Reaktion der Überholten genießen und mich für die letzten Meter motivieren.

Das Ziel erreichte ich mit 26:49min – ich war etwa 1:23min schneller gewesen, als noch bei meinem Streckenrekord im letzten Jahr. Die ersten Trainingswochen scheinen also Wirkung zu zeigen – vor allem auf den langen Distanzen.

Hier noch ein kurzes Video vom Lauf. Fotos vom Lauf findet ihr hier. Viel Spaß beim Anschauen.

Carsten

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Training in der Algarve

1 November 2008

Seit Samstag letzter Woche bin ich in Monte Gordo (Portugal). Der Deutsche Leichtathletik Verband führt hier erneut seinen Top-Team Lehrgang durch. Im Prinzip ist der Lehrgang ein Trainingslager mit der zusätzlichen Möglichkeit des verbandsinternen Informations-Austausches. Wie auf dem Basar tauschen Athleten und Trainer sich über Trainingsinhalte und andere Themen des Spitzensportes aus.

Durch die Steigerung meiner persönlichen Bestleistung und die Läufe bei den Olympischen Spielen in Peking bin ich für das Jahr 2009 erstmals in das Top-Team des Verbandes berufen worden. Ich hoffe, ich kann die eigenen Ziele und vor Allem die in mich gesteckten Erwartungen in Hinblick auf die WM in Berlin und die Hallen-Europameisterschaft in Turin erfüllen.

Erholungsurlaub?

Ein Stück weit ist die Maßnahme des Deutschen Leichtathletik Verbandes auch eine Belohnung für die zurückliegende Saison 2008. Zu Beginn der Trainingsarbeit für das nächste Jahr können die eingeladenen Athleten hier noch einmal mit kurzer Hose durch Pinienwälder und über Strände laufen, bevor der kalte Winter in der Heimat das Training zumindest mental etwas erschwert.

Ich habe in den letzten Tagen nicht nur gut trainiert, sondern mich auch ein Stück weit erholt. Fast jeden Tag war ich kurz im Meer baden. Der Wintereinbruch hat uns hier nicht so kalt erwischt wie den Rest Europas – es wurde lediglich heute etwas kälter als gewohnt.

Gemeinsam mit Lilli Schwarzkopf, Till Helmke (meinem Zimmerkollegen) und Jan Fitschen haben wir einen kleinen Tagesausflug durch das Hinterland der Algarve gemacht. Jan Fitschen war in den Tagen zuvor bereits die ganze Strecke mit dem Rennrad abgefahren und erwies sich als auskunftssicherer Reiseführer. Wir waren unter Anderem in der Stadt Alcoutim. Die direkt an dem Grenzfluss Guadiana liegende Altstadt bietet mit dem Blick auf die benachbarte Stadt Sanlucar de Guadiana eine reizende Kulisse.

Panorama Alcoutim Portugal

Das Training

Neben eher lockeren Dauerläufen und Fahrtspielen durch die Pinienwälder der Region bin ich auch immer wieder mit dem Mountainbike in der wunderbaren Natur um Monte Gordo unterwegs gewesen. Begleitet wurde ich ebenfalls durch Jan Fitschen. Gemeinsam konnten wir im Salwasser-Biotop von Monte Gordo unser Training durch reizvolle visuelle Genüsse aufwerten.

Koordinationstraining mit Familie Schwarzkopf

Für mich war Koordinationstraining oder auch Lauf ABC genannt bislang immer eine eher leidvolle Erfahrung. Schon in der Zeit, in der ich noch für meinen Heimatverein SV Union Meppen gestartet bin, fielen mir die Übungen nicht leicht. Sprinter und Mehrkämpfer hatten immer viel mehr Praxis und konnten sich über einen eher verzweifelt wirkenden Läufer, der seine Beine und Arme nicht so mühelos im Gleichtakt bewegen konnte amüsieren. Ich bin dann immer lieber in den Wald gegangen und habe einen kräftigen Dauerlauf gemacht.

Doch seit dieser Woche keimt bei mir die Hoffnung auf, diese Disziplin doch noch in den Griff zu bekommen. Mit einer Eselsgeduld widmeten Reinhold und Lilli Schwarzkopf sich meinem Problem – und – ich denke, ich mache ein paar Fortschritte. Ist das die stille Reserve für die WM in Berlin? Wir werden es sehen.

Weitere Bilder vom Trainingslager sind ab jetzt in der Fotogalerie zu sehen.

Olympic Architecture – Das Architekturbuch zur Olympiade

23 Oktober 2008

Olympic Architecture - Eine Illustration von Norman Palm zum Blog von Carsten SchlangenLange bevor ich darüber nachdachte, den Laufsport etwas ernsthafter zu betreiben und aus meinem Hobby etwas mehr zu machen, begann ich eher beiläufig, mich mit den Olympischen Spielen in Peking zu beschäftigen.

Es war im Dezember 2004. Die letzte Olympiade in Athen war gerade vorüber. Ich studierte zu dieser Zeit für ein Jahr in Helsinki. Aus dem Nichts tauchte plötzlich dieses unglaubliche Rendering auf (Ein Rendering ist eine 3D-Computer-Visualisierung) . Kaum ein Architekturstudent konnte sich seinem Bann entziehen. Es war ein Rendering des schweizer Architekturbüros Herzog&deMeuron, das ein großartiges Stadion zeigte.

Etwa drei Jahre später stand ich im August 2008 am Schalter der Lufthansa in Frankfurt und betrachtete dieses Rendering erneut. Es hatte sich in der Zwischenzeit viel verändert. Aus der Visualisierung war gebaute Realität geworden und aus dem Architekturstudenten vorübergehend ein Profisportler.

Ich war umringt von Deutschen Leichtathleten, die sich ebenfalls das Rendering in dem Buch Olympic Architecture Beijing 2008 ansahen. Mit jeder Seite, die ich umblätterte, wurden die Augen der Athleten größer. Die Vorfreude auf das Kommende stieg.

Im Laufe der Olympiade wurde das Buch immer wieder herumgereicht und die Seiten mit den Bildern des Nationalstadions aufgeschlagen. Ich möchte das Buch, das mir selbst sehr gut gefallen hat im Peking Spezial kurz vorstellen.

Rezension

Die englischsprachig gehaltene Dokumentation beschreibt sämtliche Wettkampfstätten der 29. Olympischen Spiele. Die Dokumentation unterteilt die Gebäude nach Neu-, Um- und Temporärbauten. Der Vorstellung voran geht eine Einführung zu den grundsätzlichen Entwurfsgedanken der Olympischen Spiele in Peking.

Dieser systematische Aufbau bringt mit sich, dass das Buch auf den ersten Seiten natürlich unglaublich spannend zu lesen ist, zum Ende dafür leider etwas an Kraft verliert. Die großen Entwürfe wie etwa das 'Nationalstadion' oder der 'Watercube' sind naturgemäß als Neubauten im vorderen Teil zu finden.

Das Buch wurde vom Birkhäuser Verlag in Kooperation mit dem Beijing Institute of Architectural Design erstellt und ist die einzige offizielle Dokumentation der Bauten der Olympischen Spiele.

Die Zusammenarbeit scheint gewisse Pflichten mit sich zu bringen. So werden einige negative Begleiterscheinungen der Planungen in Peking ausgeblendet. Zwangsumsiedlungen im Zuge der Spiele oder die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Wanderarbeiter werden nicht oder nur am Rande angesprochen.

Insgesamt sind die einzeln vorgestellten Bauprojekte umfangreich bebildert. Zu den Bildern gesellen sich auch immer wieder Originalrenderings der Architekturbüros aus der Wettbewerbsphase.

Die Renderings geben dem Betrachter die Möglichkeit, die Planungen mit der späteren Ausführung zu vergleichen und sich selbst ein Bild davon zu verschaffen, wo die Planungen mit dem später Gebauten übereinstimmen. Insgesamt ergibt sich so das überraschend erfreuliche Bild, dass die Architekturen der häufig nicht chinesischen Architekten in China sehr viel genauer umgesetzt wurden, als dies zum Teil in anderen Regionen der Welt üblich ist. China selbst ist in Architekturkreisen durchaus auch dafür bekannt, Entwürfe westlicher Architekten in Eigenregie fortzuführen und die Architekten dafür nicht einmal zu entlohnen. Der Rahmen der Olympischen Spiele scheint hier einen anderen Wind in die üblichen Vorgänge gebracht zu haben.

Aus Sicht der Architektur können die Spiele von Peking als Errungenschaft gefeiert werden. Kühne Architekturen wurden realisiert. Noch vor Jahren für unbaubar gehaltene Strukturen wurden mit Leichtigkeit umgesetzt. Ein Kostenlimit scheint für die prestigeprächtigen Bauten kaum existiert zu haben. Ich denke da in allererster Linie natürlich an das Vogelnest.

Insgesamt finden sich in der umfangreichen Dokumentation leider wenige Detailzeichnungen, die für Architekten oder allgemein Architektur-Interessierte eine schöne zusätzliche Information dargestellt hätten. Vermutlich sahen sich die Autoren in dem Konflikt eine umfassende Dokumentation nicht noch zusätzlich mit vielen Detailzeichnungen aufzublasen. Diese Auslassung ist daher insgesamt verständlich.

In anderen Zeichnungen wie etwa Grundrissen und Schnitten werden zum Teil Farbcodierungen verwendet, die in keiner erklärenden Legende auftauchen. Es drängt sich leider die Vermutung auf, dass die originalen Planzeichnungen reinkopiert wurden, ohne Anpassung an das Buch.

Die Einführung über die Grundsätze der Planungen, die dem Katalog der Bauten vorangestellt ist ist sehr gelungen. So war mir persönlich überhaupt nicht bewußt, wie grundlegend die Bauprojekte der Olympiade mit Konzepten der Nachnutzung geplant wurden. Oder wie tiefgreifend versucht wurde, die wild wuchernde Stadt Peking verkehrstechnisch funktionaler zu gestalten.

Vor den persönlichen Erlebnissen in Peking fand ich etwas schade, dass im Buch keine Vorstellung der Planung des Olympischen Dorfes vorkommt. Die Planungen schienen bis zur Olympiade geheim zu sein, zu geheim, um sie in einer offiziellen Dokumentation der Welt vorzustellen.

Nach der Heimkehr und den Erlebnissen in der Mini-Welt des Olympischen Dorfes denke ich etwas anders. Diese Auslassung ist für mich ein sehr positives Signal an die Sportwelt:

Hier im Olympischen Dorf seid ihr unter Euch und das gönnen wir Euch!

Carsten

Das Buch kann zum Beispiel bei Amazon.de gekauft werden

Heimaturlaub

29 September 2008

Nach einer langen und sehr erfolgreichen Saison habe ich mich ein wenig nach Ruhe und Erholung gesehnt. In der letzten Woche habe ich daher Urlaub im Emsland bei meinen Eltern gemacht.

In diesem Jahr habe ich unzählige Stunden mit Reisen zu Trainingslagern oder Wettkämpfen verbracht; daher wollte ich partout nicht fliegen. So lag es nahe, mich bei meinen Eltern im kleinen Ort Teglingen zu erholen.

In der emsländischen Landschaft kann man auf vielfältige Weise trainieren. So bin ich bei meinem Aufenthalt nicht nur gelaufen sondern auch viel Rad und Kajak gefahren. Über meine speziellen Radtouren werde ich zu einem späteren Zeitpunkt im Blog berichten. Hier nur eine kleine Anekdote zu meiner Kajaktour auf der Hase.

Ich hatte mir vorgenommen, eine Woche alternativ zu trainieren und meine Füße zu schonen. Es hieß, dass das Wetter in der Woche schlechter werden solle und so machte ich mich auf zum Bootsverleih “Hase-Erlebnis-Tour”.

Dort angekommen sprachen wir mit dem Besitzer Ewald Hermes. Nach kurzer Unterredung fragte mein Vater ihn, ob er die Olympischen Spiele verfolgt habe. Es stellte sich heraus, dass Ewald Hermes leider DEN sportlichen Höhepunkt des Jahres aus emsländischer Sicht über die Arbeit im Bootsverleih nicht verfolgen konnte. Es folgte eine sehr lässige, ich würde sagen, typisch emsländische Antwort.

“Der 15.Platz bei den Olympischen Spielen? Das ist schon eine ganz gute Leistung – für einen Teglinger.”

Er bestand darauf, mir das Boot für den Tag zu sponsorn und ich sage: Danke für die tollen Erlebnisse auf der Hase!

Empfang in Teglingen

Am Freitag wurde ich kurzerhand von Freunden, Nachbarn und Verwandten besucht; meine Eltern hatten zur Olympioniken-Willkommens-Feier geladen. Meine Nachbarn haben sich wieder etwas sehr Besonderes einfallen lassen. Hier das Video mit einem großen Dank an alle, die am Freitag mit dabei waren.

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Peking-Spezial

Ab heute beginnt die Serie Peking-Spezial. Den Anfang machen natürlich Bilder aus dem Wettkampf. Herzlichen Dank an dieser Stelle an den Stern für die Bilder vom Vorlauf im Nationalstadion in Peking.

Zu den Bildern

Carsten

344

19 September 2008

In 344 Tagen startet vor meiner Haustür die 12. IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Es klingt zwar etwas ungewöhnlich, bereits zu diesem Zeitpunkt an ein solch fernliegendes Ereignis zu denken – es zeigt aber, in welchen Zyklen Leichtathleten bereit sein müssen zu denken. Nach den Olympischen Spielen ist vor der WM – und die Konkurrenz schläft nicht.

Auch wenn die Leichtathletik-Saison 2008 so langsam zu Ende geht und ich nur noch wenige Läufe in meinem Terminkalender habe, so sind dennoch in den letzten Tagen die Vorbereitungen für die nächste Saison angelaufen. Es geht vor Allem um die Gestaltung der Trainingslager für 2009. 

Decanation Paris – Tübinger Stadlauf oder doch Weltfinale?

Am kommenden Wochenende fliege ich für drei Tage nach Paris. Der Nationenzehnkampf "Decanation", an dem ich bereits zum dritten Mal teilnehme steht auf dem Programm. Ich freue mich auf den Lauf, denn die Stimmung in dem kleinen Stadion Charlety ist immer sehr gut. Zahlreiche Schulklassen sorgen für die nötige Motivation in einem der letzten Rennen der Saison.

Carsten mit Olympischer Flagge im Garten der ElternPeking-Spezial

In den letzten Wochen habe ich auf meiner Internetseite leider wenig aus persönlicher Sicht berichtet. Ich hatte nicht beabsichtigt, dass der Bericht "Auf dem Weg nach Peking" auch noch Wochen nach dem Großereignis auf der Frontseite steht. Es lag nicht, wie viele vermuten an der Internetzensur in China sondern einfach an der großen Müdigkeit, die ich nach den Spielen spürte.

In den ersten Wochen der Nachsaison wird es aus diesem Grund ein Peking-Spezial geben, in dem gesammelte Berichte aus der Zeit der Spiele veröffentlicht werden. Eine große Bilder- und Videoshow wird das Gesamtpaket komplettieren.

Dankeschön

Zum Abschluß der erfolgreichen Saison möchte ich mich bedanken. An allererster Stelle bei meinem Trainer Prof. Dr. Roland Wolff, der in den letzten Jahren den behutsamen Aufbau akribisch geplant hat und mich auch im nächsten Jahr unterstützen wird. Danach möchte ich den "Hauptstadtläufern" danken, die nicht nur alle vorbereitenden Trainingslager mit mir zusammen durchlitten haben; sondern auch noch in Königs Wusterhausen uneigennützig ihre Unterstützung geleistet haben. "Einen bringen wir durch!" dieser lockere Spruch wurde von meinen Trainingskameraden in letzter Konsequenz umgesetzt und dafür sage ich "Danke!"

Zum Schluß möchte ich meinen Unterstützern danken. Vor allem den Firmen ASICS, Hölscher Wasserbau und Bergmann Maschinenbau. Aber auch Allen, die mir auf dem Weg Mut zugesprochen haben. Vor Allem meinen Eltern und meinem Bruder Dirk.

Carsten