Posts Tagged ‘Peking’

Vom Citylauf zu Olympia

5 Februar 2009

WAHLZUM SPORTLER DES JAHRES 2008 IM EMSLAND: ELF KANDIDATEN IN DREI KATEGORIEN

Carsten Schlangen inspiziert das Stadionrund in Peking

Carsten Schlangen lief sich über 1500 Meter in die Weltspitze

17. August 2008, Peking: Carsten Schlangen blickt über die mächtigen Tribünen zur olympischen Flamme. Noch nie war er nach einer Niederlage mit sich so zufrieden. Er saugt nach dem Halbfinallauf gegen die Besten der Welt die Atmosphäre auf. Das Herz schlägt schneller, die Gedanken überschlagen sich: Ich, Carsten Schlangen aus Teglingen, Architektur-Student und 1500-Meter-Läu-fer, bin Teil dieser gewaltigen Inszenierung – und die Welt schaut zu.

Zwei Tage zuvor musste ein schneller Vorlauf her: Das Tempo war hoch, er rettete sich knapp in die nächste Runde mit einer guten Zeit von 3:36,34 Minuten. „Ich habe gleich gesehen, dass es abgeht in dem Rennen", sagte er erschöpft. Das Halbfinale gestaltete Schlangen mutig, hielt sich taktisch geschickt im Rennen. 300 Meter vor dem Ziel setzte er, vielleicht zu früh, zur Schlussoffensive an – und wurde auf den letzten 80 Metern von den Geduldigeren abgefangen. Nach 3:37,94 Minuten landete er auf dem undankbaren achten Rang – sieben kamen ins Finale.

Schlangen war der vierte Emsländer und der erste emsländische Leichtathlet, der Olympia genießen durfte. Mit zwölf Jahren schloss er sich den Leichtathleten von Union Meppen an. Bis dahin hatte er beim SV Teglingen

Fußball gespielt, doch drohte dem schmächtigen Jungen die Ersatzbank. Dann aber lief er bei einem Citylauf in Meppen eine sehr gute Zeit. „Fußball war nicht mehr mein Ding", sagt der zehnfache Deutsche Meister heute.

Bis 2005 steigerte er sich derart, dass er mit seinem Meppener Trainer Gerd Jan-ning über den deutschen Vize-Titel jubeln konnte. 2006 gewann Carsten Schlangen den ersten DM-Titel, ein Jahr später folgte der erste Start bei einer Europameisterschaft. Und dann Peking – die Blitzkarriere des inzwischen für Berlin startenden 28-Jährigen. „Jetzt gehört er zu den Größten", sagt Janning.

Schlangens nächstes Ziel ist die WM in Berlin, die in den kommenden Monaten ein straffes Programm fordert. Nach der Hallen-DM in Leipzig Ende Februar fliegt er ins Trainingslager nach Lanzarote. Dann folgen die Hallen-EM in Türin und Trainingsaufenthalte in Südafrika und im portugiesischen Albufeira. Laufschuhe statt Badehose für den jungen Mann aus Meppen.

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Carsten Schlangen im Goldenen Buch der Stadt Meppen

19 November 2008

Carsten Schlangen - Eintragung ins Goldene Buch der Stadt

Neben vielen prominenten Größen aus Politik und Wirtschaft, Kirche und Kultur steht seit gestern auch die Unterschrift von Carsten Schlangen im Goldenen Buch der Stadt Meppen. Der Architekturstudent aus Teglingen, amtierender Deutscher Meister über 1500 Meter in der Halle, war neben Tobias Unger der einzige deutsche Leichtathlet, der sich für die Einzellaufwettbewerbe in Peking qualifiziert hatte.

Meppen sei stolz auf den erfolgreichen Sportler, der den Namen seiner Heimatstadt durch seine herausragenden Leistungen weltweit bekannt gemacht habe, erklärte die stellvertretende Bürgermeisterin Annelene Ewers. „Umrahmt“ wurde Carsten Schlangen bei der Eintragung in das Goldene Buch von seinen Eltern Hedwig und Werner Schlangen, seiner ehemaligen Sportlehrerin aus dem Gymnasium Marianum Agnes Schlömer, Trainer* Gerd Janning sowie den Vertretern von Rat und Verwaltung Bernd Kaiser, Annelene Ewers, Wilhelm Kuhl und Arno Fillies.

*Anmerkung: Gerd Janning ist mein Jugendtrainer – derzeit werde ich trainiert von Prof. Dr. Roland Wolff (Berlin)

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Peking Special – Video vom Vorlauf

13 November 2008

Hier ein privat aufgenommenes Video vom Vorlauf der Olympischen Spiele in Peking. Das Video zeigt sehr schön die Stimmung auf den Rängen und den Verlauf des Rennens. Herzlichen Dank an Kameramann Werner Klein.


{flv}Olympische-Spiele_Peking_Vorlauf-1500m_Maenner|600|360|{/flv}

„Schauen, wie die Gegner drauf sind"

10 Oktober 2008

Wie unsere Olympioniken die Spiele in Peking erlebten

Olympische Spiele - 1500m - Männer - Carsten Schlangen - Foto: Iris Hensel

Als Olympiade bezeichneten die alten Griechen den vierjährigen Zeitraum zwischen den Olympischen Spielen. Noch heute richtet sich im Spitzensport alles an diesem Rhythmus aus: Jahrelange Vorbereitungen auf ein Ereignis – und im Extremfall ist erst zwei Wochen vorher klar, ob es für die Nominierung reicht!

Für die Glücklichen kommt dann alles darauf an, am entscheidenden Wettkampftag topfit zu sein. Manuel Brehmer kann ein Lied davon singen. Der Student der Energie- und Verfahrenstechnik nahm 2008 bereits zum zweiten Mal an den Spielen teil. 2004 lief es in Athen nicht so gut: „Ich hatte zwei Wochen vorher plötzlich Fieber bekommen und musste eine Woche im Bett bleiben." Immerhin wurde er in Athen noch Dreizehnter. 2008 wollte er unter den ersten zehn sein!

Carsten Schlangen ist der zweite TU-Student – und gleichzeitig der einzige deutsche "Mittelstreckenläufer -, der sich für Peking qualifizieren konnte. Noch vor vier Jahren tauchte Olympia nicht einmal in seinen Träumen auf. Jetzt sollte er hier vor über 90 000 Leuten in diesem fantastischen Stadion laufen – er, der angehende Architekt, der in seinem Weblog stets auch interessante Bauten in den jeweiligen Wettkampfstädten würdigt! Mit überzeugenden Leistungen auf der 1500-Meter-Distanz hatte er sich sein Olympiaticket bereits Ende Juni gesichert. Nun also Peking!

Zwei Tage nach der Eröffnungsfeier mussten Manuel und sein Partner Jonathan Koch in einer schweren Vorgruppe das erste Mal im Leichtgewichts-Doppelzweier antreten. Ihre Taktik: „Von Anfang an dabei sein; dann auf der Strecke angreifen und gucken, wie die Gegner drauf sind." Über den Hoffnungslauf zogen sie ins Halbfinale ein und erreichten im B-Finale insgesamt Platz neun – ihr Ziel war erreicht!

Carsten hatte seinen ersten Olympia-Auftritt am 15. August. Er erreichte das Halbfinale in 3:36,34 Minuten. Dort lief er taktisch geschickt und positionierte sich aussichtsreich: „Ich bin in das Halbfinale reingegangen, ohne dass ich den Stress des Vorlaufs hatte." Doch im Schlussspurt wurde er dann auf den letzten 100 Metern noch eingeholt; nur 17 Hundertstel fehlten zum Finaleinzug.  Einige Tage später landeten auch bei der TU Berlin teils besorgte Anfragen: Warum schreibt er auf seiner Webseite nichts Neues? Die Antwort lieferte Carsten in seinem Blog nach: „Es lag nicht, wie viele vermuten, an der lnternetzensur in China, sondern einfach an der großen Müdigkeit, die ich nach den Spielen spürte." Viele Mitglieder der TU Berlin hatten zu Hause die Daumen gedrückt. Im Namen der Universitätsleitung schickte TU-Kanzlerin Dr. Ulrike Gutheil Grüße und Glückwünsche nach Peking. Auf ihr besonderes Engagement geht die Kooperationsvereinbarung „Partnerhochschule des Spitzensports" zurück.

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Carsten Schlangen im Interview – Mit der Bahn zur Norm

4 Juni 2008

Meinen ersten 10-Kilometer-Lauf habe ich mit elf Jahren gemacht. Ich weiß noch genau, dass ich knapp unter 40 Minuten geblieben bin. Danach hat dann der Leichtathletik-Verein angefragt, ob ich nicht ins Training kommen mag.

Carsten Schlangen läuft beim DKB-ISTAF Berlin und steigert sich auf 3:34,99

Schon beim Meeting in Königs Wusterhausen hatte Carsten Schlangen mit 2:17,44 Minuten über 1.000 Meter angedeutet, dass er die 1.500-Meter-Olympianorm in den Beinen hat. Als bislang letzter Deutscher war Nils Schumann 1999 so schnell – im Jahr vor seinem Olympiasieg über 800 Meter.

Beim DKB-ISTAF steigerte der Berliner vor heimischem Publikum als Zehnter in einem Weltklassefeld seine Bestzeit auf 3:34,99 Minuten und machte einen großen Schritt Richtung Peking. In den vergangenen zehn Jahren war Rüdiger Stenzel als einziger deutscher Läufer schneller, der 1999 3:34,66 erzielt hatte.

Herr Schlangen, wie haben sich die letzten 100 Meter auf dem Weg zur Olympianorm angefühlt?

Die Zielgerade war extrem hart, ich habe mich nur auf die Gruppe vor mir konzentriert. Im gesamten Rennen konnte ich keine 10 Meter locker lassen, sonst hätte ich die Norm verfehlt.

Wussten Sie im Ziel sofort, dass sie die vom DLV geforderten 3:35,50 Minuten unterboten hatten?

Nein, ich habe zuerst nur an die B-Norm von 3:36,30 geglaubt, als ich auf den letzten 40 Metern die Sekunden auf der Uhr im Ziel hochzählen gesehen habe.

Jetzt müssen Sie nur noch einmal schneller als 3:36,30 Minuten laufen, dann ist der Weg nach Peking frei…

Ja, aber das wird hoffentlich einfacher als die erste Norm. Schließlich habe ich in Berlin mein erstes Rennen in dieser Saison gemacht und normalerweise läuft es in den nächsten Wettkämpfen besser.

Auf Ihrer Website www.carsten-schlangen.de finden sich nicht nur jede Menge News, Ihr Blog und Ergebnisse – man kann sich sogar einige Ihrer Rennen als Video anschauen. Wie schaffen Sie es neben Training und Wettkämpfen, auch noch einen so professionellen Internet-Auftritt hinzulegen?

Das geht nur deshalb, weil ich derzeit mein Architekturstudium unterbrochen habe. Ich investiere schon zwei bis drei Stunden täglich in die Internet-Seiten. Mehr Arbeit als meine eigene Seite macht allerdings die unseres Teams www.hauptstadtlaeufer.de.

Was treibt Sie an, so viel Zeit dafür aufzubringen?

Das ist vor allem ein Service für die Presse, die oft Texte und Informationen von unseren Seiten übernimmt. So können wir in gewissem Maß Einfluss darauf nehmen, was die Zeitungen über uns schreiben. Und natürlich dient es dazu, den Begriff Hauptstadtläufer als Marke zu etablieren und Fans und Freunde zu informieren.

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Zwischenbilanz auf dem Weg nach Peking

23 April 2008

In der letzten Woche bin ich nach Berlin zurückgekehrt. Gemeinsam mit den "Hauptstadtläufern" habe ich in Stellenbosch (Südafrika) zwei Wochen intensiv trainiert. Anders als noch in Portugal standen bereits sehr spezifische Läufe auf dem Programm. Die Trainingsbedingungen vor Ort waren traumhaft, vor Allem in Bezug auf die Temperaturen. Mehr dazu in einem später folgenden Artikel. 

Durch die schon recht spezifischen Tempoläufe auf der Bahn und den ersten Test bei den 3x1000m Staffelmeisterschaften in Brandenburg kann ich bereits zu diesem Zeitpunkt sagen, dass ich sehr optimistisch bin, die schwierige Olympianorm (3:35:50min) zu schaffen.

Nach dem Trainingslager ist vor dem Trainingslager 

Über die Maifeiertage wird ein letztes kleines Kurz-Trainingslager in Zinnowitz an der Ostsee folgen. Das Trainingslager ist eine zentrale Maßnahme vom DLV. Mehr über das Trainingslager erfahren Sie hier .  

Carsten im Trainingslager in Südafrika - Bild: Norbert Löwa

Foto: Norbert Löwa – Training im Jonkershoek Nationalpark

Wie geht es weiter?

Vermutlich wird der erste Wettkampf in dem es um die Olympianorm geht das ISTAF in Berlin sein. Vorgeschaltet sind kleinere Wettkämpfe wie etwa der 1000m Lauf beim German Meeting in Königs Wusterhausen.

Ich gehe davon aus, dass in diesem Sommer sehr viele deutsche Athleten ein gutes Niveau erreichen werden, so dass ordentliche Rennen in Deutschland zu erwarten sind. Dass mehrere Athleten die Olympianorm von 3:35:50min erreichen können sollte auch klar geworden sein durch die nun zurückliegende Hallensaison. Ich denke dabei speziell an das 1500m Rennen bei den Deutschen Meisterschaften in Sindelfingen, in dem ich von Christoph Lohse gejagt wurde. Aber natürlich auch an die Athleten der eigenen Gruppe, die bei der CrossDM in Ohrdruf gezeigt haben, dass wir uns im Winter nicht geschont haben. 

Carsten