Geschrieben von: Leichtathletik.de - Rico Schwarz
20 Dezember 2012 | Kommentare (0)
7:45 Uhr morgens, Zähne geputzt, die Laufausrüstung angelegt. Noch bevor die Sonne die schneebedeckten Wipfel des Allgäuer Winterwaldes küsst, treten dreißig erfolgshungrige Läufer ihren frühmorgendlichen Auftaktlauf im idyllischen Balderschwang, unweit der österreichischen Grenze, an.
Täglich stehen bis zu vier Einheiten auf dem straff organisierten Trainingsplan – dabei wird Abwechslung groß geschrieben: Das Spektrum reicht von reinen Laufeinheiten, Langlauf, egal ob klassisch oder Skating, Aquajogging und Radfahren bis hin zu Koordination und allgemeiner Athletik. „Ich habe selten so vielfältig trainieren können wie hier im Trainingslager, die Bedingungen sind bestens“, meint Sebastian Keiner, EM- Halbfinalist über 800 Meter vom Erfurter LAC.
Bisheriges Highlight des Lehrganges war die abenteuerliche Schneeschuhwanderung mit der Besteigung des Hochgrats (1.834m) am Abend des dritten Advents, wobei die Athleten 600 Höhenmeter bewältigten. In der Dunkelheit der Nacht war Nervenkitzel garantiert – die Sportler standen nicht nur einmal am Rande des „Abgrundes“.
Balderschwang lockt bundesweit Athleten an
„Natürlich tauschen sich die Athleten untereinander aus. So erreichten mich nach dem letzten Besuch hier im Allgäu viele Mails mit durchweg positiver Resonanz, so dass wir uns dazu entschieden, den Lehrgang über den DLV bundesweit auszuschreiben“, erklärt Steffen Große, Sportdirektor des Thüringer Leichtathletik Verbandes und Cheforganisator.
Resultat dessen ist die erneute Zunahme an Teilnehmern, die nicht nur aus Erfurt, sondern auch aus Wattenscheid, Köln, Tübingen, Magdeburg und Berlin angereist sind, darunter auch der ehemalige 10.000 Meter-Europameister Jan Fitschen vom TV Wattenscheid 01 und der Vize-Europameister von 2010 über 1.500 Meter, Carsten „Schneekobra“ Schlangen. „Schon zum zweiten mal in Folge genieße ich das harte Training vor dieser traumhaften Winterkulisse, das die oft vermisste Abwechslung in den monotonen Läuferalltag bringt“, unterstreicht der Berliner.
Weihnachten muss noch warten
Jan Fitschen zeigt sich vor allen Dingen von der guten Organisation und der positiven Atmosphäre begeistert: „Als Athlet kann ich mich hier voll und ganz auf das Training fokussieren und bei der tollen Stimmung zwischen den Athleten vergisst man die Anstrengungen in den kurzen Pausen zwischen den Einheiten schnell.“
Noch bis zum Samstag (22. Dezember) müssen die Athleten die besinnliche Weihnachtsstimmung dem Trainingsalltag unterordnen, bevor sie sich an den heimischen Sportstätten auf die nächsten Wettkampfhöhepunkte vorbereiten. Doch das nächste Skilager kommt bestimmt, da sind sie sich jetzt schon sicher.
Geschrieben von: Bitburger Silvesterlauf - Berthold Mertes
25 Oktober 2012 | Kommentare (0)
Olympia-Halbfinalist Carsten Schlangen macht das halbe Dutzend voll: Zum sechsten Mal verlegt der 1.500-Meter-Spezialist aus Berlin seine Geburtstagsfeier in die älteste Stadt Deutschlands. “Ich möchte auch in diesem Jahr in Trier dabei sein” – mit diesen Worten nahm Schlangen das Angebot des Silvesterlauf Trier e.V. an. Der achtmalige deutsche Meister ist Anwärter auf eine Top-Platzierung im Bitburger-Lauf der Asse. 2009 war er als Vierter der beste Deutsche.
32 Jahre alt wird der Vize-Europameister von 2010 am 31. Dezember 2012. Seine Motivation schilderte Carsten Schlangen im Blog auf seiner Homepage nach dem letzten Auftritt an der Mosel noch am Silvestertag 2011 so:
Am gleichen Tag Geburtstag und Silvester feiern, und trotzdem gut trainieren? “Dit jeht nich”, sagt der Berliner, “Entweeda fei’an oda treeniern”. “Geht doch”, sagt der Trierer. “Machste mit beim Silvesterlauf”.Gesagt, getan!
Heute bin ich also zum fünften Mal mitgelaufen beim Bitburger-Silvesterlauf in Trier – ein kleines persönliches Jubiläum also. Die Stimmung des Publikums war wie immer ausgelassen – freudig warfen die Zuschauer den Läufern Konfetti entgegen. Eine wirbelnde Konfettiwolke traf mich gleich in der ersten Runde. Bunt geblendet bekam ich nicht mit, dass die Arne-Äthiopier-Wolke schon davongestoben war… Das Rennen verlief aber trotzdem gut, gemeinsam mit Sören Kah nahm ich die Verfolgung auf und konnte mich als drittbester Deutscher und insgesamt Zwölfter als Mittelstreckler unter den vielen Langstrecklern behaupten.
Auf dem Weg zu den nächsten Olympischen Spielen will Carsten den Durchblick behalten. Auf seiner Homepage ist das nächste und wahrscheinlich letzte große Ziel seiner Karriere schon avisiert – reinklicken lohnt sich unter carsten-schlangen.de. Nicht schwer fällt die Prognose, dass ihn die beste Vorbereitung auf Rio auch in den kommenden Jahren über das “deutsche Sao Paulo” führt – nichts liegt näher für einen, der laufend Geburtstag und Silvester an einem Tag feiern möchte …
Geschrieben von: Meppener Tagespost - Mirko Nordmann
5 September 2012 | Kommentare (0)
Feierstunde für das Top Team Emsland für London in Sögel
Sie haben monatelang gekämpft, trainiert und auf ihr großes Ziel hingearbeitet – zwei haben es geschafft. Marco di Carli und Carsten Schlangen durften vor einem Monat in London zum zweiten Mal in ihrer Sportlerlaufbahn die Faszination Olympia erleben und das Emsland auf der größten Sportbühne der Welt vertreten. Gestern wurden sie gemeinsam mit den anderen vier Athleten des „Top Team Emsland für London“ im Jagdschloss Clemenswerth in Sögel geehrt.
„Mit eurem Einsatz habt ihr die Leistungsfähigkeit des emsländischen Sports deutlich gemacht, seid als Vorbilder für die emsländischen Sportler aufgetreten und habt zur Attraktivität des Emslandes beigetragen“, dankte Richard Schimmöller als 1. Vorsitzender der Sporthilfe Emsland den beiden Olympiastartern sowie der Mittelstreckenläuferin Maren Kock und der Vielseitigkeitsreiterin Franziska Roth. Springreiter René Tebbel und Vielseitigkeitsreiterin Julia Krajewski ließen sich bei der Ehrung, zu der der Landkreis Emsland, die Sporthilfe und Sportstiftung Emsland so wie der Kreissportbund Emsland eingeladen hatten, entschuldigen. Tebbel war mit einem verletzten Pferd auf dem Weg ins Krankenhaus, und Krajewski war als Assistentin des Bundestrainers bei der Europameisterschaft in Polen.
Schimmöller unterstrich in seiner Laudatio, dass die anderen Top-Team-Athleten gar nicht so weit weg waren von der Olympiafahrkarte. Gerade Tebbel und Krajewksi hätten mit etwas Glück auf den Zug nach London aufspringen können. Bei Maren Kock fehlten zwar noch gute 15 Sekunden für die Norm über die 5000 Meter, aber die Brögbernerin, die für die LG Telis Regensburg startet, gab sich kämpferisch. „Ich habe mich in diesem Jahr um knapp 25 Sekunden verbessert. Da sind die anderen 15 Sekunden bis in vier Jahren sicherlich drin“, erklärte Kock. Auch Roth zog ein positives Fazit mit dem siebten Platz bei den Deutschen Meisterschaften. Auch sie setzt ihre Hoffnungen auf die 31. Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro.
Ob Schwimmer Marco di Carli und Mittelstreckenläufer Schlangen an der Copacabana an den Start gehen, wollten beide nicht definitiv ausschließen. An die nächste Jagd nach der Norm wollten sie aber noch keinen Gedanken verschwenden. Zu kraftraubend und nervenaufreibend war der Kampf um das Olympiaticket. Schließlich mussten beide lange zittern. Schlangen unterbot erst im letzten Rennen vor Olympia die geforderte Norm. Und di Carli bekam seinen Einzelstart über 100 Meter Freistil nur, weil er die vom Weltschwimmverband FINA geforderte Norm unterboten hatte. „Die Staffelnominierung war nicht mein Anspruch. Ich wollte den Einzelstart“, berichtete Marco di Carli, der dann aber in London über seine Paradestrecke im Vorlauf ausschied, „es gibt Tage da läuft’s – und eben Tage, da läuft eben gar nichts.“
Schlangen, der über 1500 Meter das olympische Halbfinale erreichte, wünschte sich, dass die Verbände bei der Nominierung in Zukunft mehr Vertrauen in ihre Sportler setzen, anstatt nur auf Qualifikationszeiten zu achten. „Die Sportförderung im Emsland zeigt, dass das Vertrauen da ist“, betonte Schlangen.
Geschrieben von: ISTAF
2 September 2012 | Kommentare (1)
Das war ein Paukenschlag, den Carsten Schlangen, der Vize-Europameister von Barcelona, am 6. Juli in Bottrop landete. auf den letzten Drücker sicherte er sich in 3:33,64 Minuten das Ticket nach London. seit 15 Jahren war kein deutscher Mittelstreckler mehr so schnell wie er.
Bei den Spielen schlug sich der Mann von der LG Nord Berlin dann achtbar. Mit letzter Kraft sicherte er sich den Einzug ins Halbfinale, schaffte dann aber nicht den finalen Schritt unter die letzten Zwölf. „Ich war einfach zu ausgelaugt”, sagte er. Sicherlich hatte zuvor die Normjagd sehr viele Körner gekostet. Im marokkanischen Rabat war er am 27. Mai mit 3:35,82 Mi-nuten ganz dicht an den geforderten 3:35,50 dran. Es folgte der stressige Flug in die USA, am 9. Juni in New York wurden es nur 3:39,63 Minuten. Doch Carsten Schlangen ließ nicht locker, „ich fühlte, dass ich die Norm im Blut und in den Beinen hatte.” Der nächste Versuch am 3. Juli in Reims (Frankreich) ging nochmals schief, doch dann kam der Paukenschlag von Bottrop.
Für das ISTAF muss Carsten Schlangen keine Norm laufen. Es wird für ihn ein Heimspiel. Vermutlich wieder mit dem Fahrrad wird er aus Mitte anreisen, wenn Schnee läge, käme er wohl auf Skiern. Aber das ist nicht ganz ernst gemeint, wenn auch das Skifahren seine zweite große Leidenschaft ist.
„Wenn ich nicht im flachen Emsland geboren wäre, sondern in einem Ski-gebiet, wäre ich sicher Skiläufer geworden.” Da hätte er es garantiert in einem Punkt leichter: Sich gegen die Konkurrenz aus Afrika durchzusetzen…
Geschrieben von: Tagesspiegel - Frank Bachner
30 August 2012 | Kommentare (0)
Der schnellste deutsche Mittelstreckenläufer Carsten Schlangen will beim Istaf keine Normen mehr jagen.
Das Istaf wird eine lockere Angelegenheit, Carsten Schlangen freut sich schon. „Es wird ein schnelles Rennen“, sagt er. Die Atmosphäre im Olympiastadion ist auch gut, außerdem startet Schlangen für die LG Nord Berlin. Das größte deutsche Leichtathletik-Meeting (Sonntag, 12 Uhr) ist quasi ein Heimspiel für ihn. Außerdem hat er ja keinen Druck. Die Olympischen Spiele, Highlight der Saison, sind vorbei, niemand fragt nach seiner Zeit. Ein schöner Ausklang der Saison. Ein paar Tage später wird der Architekt Schlangen wieder im Büro sitzen, mindestens vier Stunden am Tag, und sich um Projektmanagement kümmern.
Aber noch später, in der neuen Saison? Was wird dann passieren? Schlangen sitzt an einem Tisch in seiner Wohnung, er sinniert über diese Frage.
Dann entwickelt er bedächtig „revolutionäre Gedanken“. Er sagt wirklich „revolutionär“.
Die gedankliche Revolution des Carsten Schlangen steckt in den Sätzen, die er langsam, fast nachdenklich sagt: „Das Ziel im nächsten Jahr ist nicht mehr die Teilnahme am Höhepunkt, in diesem Fall die WM, sondern eine gute Saison mit schönen Rennen. Wenn dabei die WM-Qualifikation abfällt, ist das okay.“ Und: „Was ist schon ein WM-Rennen? Es gibt viele Rennen.“ Oder: „Ich muss nicht bei jeder deutschen Meisterschaft gewinnen, bei der ich antrete. Vielleicht sollte ich mal Rennen bei deutschen Meisterschaften als harte Trainingsläufe betrachten.“
Carsten Schlangen hat, anders gesagt, die Nase gestrichen voll von dieser Jagd nach Normen. Drei Meter neben ihm steht in einem Wandregal ein Foto von seinem größten Erfolg. Schlangen mit ausgebreiteten Armen, das Gesicht zu einem glücklichen, erschöpften Lächeln verzogen. Der Moment, in dem er die Silbermedaille über 1500 Meter bei der Leichtathletik-EM 2010 gewonnen hat. Damals hatte ihn die Jagd nach Normen wenig belastet, er wurde ja belohnt für die Hatz.
2012 in London schied er im Halbfinale aus; auf den letzten 200 Metern fehlte ihm die Kraft, um einen Finalplatz zu erreichen. „Ich hatte mich zwischen Vorlauf und Halbfinale nicht genug erholt“, sagt der 31-Jährige, „da hat Training gefehlt.“
Das Training hatte wegen der Jagd nach der Olympianorm gefehlt, der Kreis schließt sich. Carsten Schlangen qualifizierte sich erst im letzten Moment für London: In Bottrop lief er glanzvoll 3:33,64 Minuten, damit blieb er fast zwei Sekunden unter der Norm. Seit 15 Jahren war kein deutscher Mittelstreckler so schnell wie Schlangen. Aber er hatte keine Zeit mehr, sich vernünftig auf London vorzubereiten. Er hatte serienweise Rennen absolviert, immer mit dem einen Ziel: Er wollte diese verdammte Olympia-Norm. Er lief auch mal in New York, „das war der verzweifelte Versuch, die Norm zu schaffen“, sagt Schlangen. Der Trip nach New York „hatte etwas Aktionistisches“, am Ende war er drei Sekunden zu langsam. „Mit jeder verpassten Norm wusste ich, dass ich wieder Zeit verloren habe.“ Andererseits: „Wenn ich die Norm nicht erreicht hätte, dann hätte ich an meiner Leistungsfähigkeit gezweifelt“, sagt Schlangen.
Aber was hat sie ihm gebracht, die Norm? Er war in London, das schon. Aber er lief ja unter einem enormen Erwartungsdruck. Er lief als Vize-Europameister von 2010, das ist jetzt sein Label. Dass in zwei Jahren viel passieren kann, spielt da kaum eine Rolle. Ein Halbfinal-Aus gilt bei so einem als Enttäuschung.
Schlangen ist selbst enttäuscht, er hatte auch das Finale als Ziel. Andererseits wehrt er sich nachgerade trotzig gegen Vorwürfe. „Wer in Deutschland ist denn in den letzten Jahren schon 3:33 Minuten gelaufen?“, sagt er heftig. Wer, außer Carsten Schlangen? Und 2011, in Paris? „Da bin ich 3:35 gelaufen, obwohl ich fast gestolpert wäre.“ Gut, Olympia ging schief. Aber nicht die ganze Saison. „Ich habe aus dieser Saison mitgenommen, dass ich im guten Trainingszustand in einem absoluten Weltklassefeld mithalten kann.“
Es geht nur um die Frage: Wie gelingt ihm das am besten? Indem er sich selbst den Druck nimmt, sagt er jedenfalls. „Ich möchte mich in Rennen nicht mehr bloß nach hinten fallen lassen, ich will auch mal Risiko eingehen.“ Die erfüllte WM-Norm gilt als nette Beigabe. Das klingt abgeklärt, ist aber nur die halbe Wahrheit. Dass er bei guten Rennen die Norm automatisch erfüllt, ist schon Teil des Kalküls, das sagt er schließlich doch.
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Mein Kommentar zum Artikel:
Im Grunde genommen ist es mir egal, ob meine Gedanken nun als revolutionär, interessant oder seltsam empfunden werden. Fest steht: Ich möchte mich nicht mehr von der Jagd nach Normen für Einsätze im Nationaltrikot vereinnahmen lassen. Die Erreichung der Norm kann und darf nicht Höhepunkt einer Leichtathletiksaison sein – was de facto für viele deutsche Läufer/innen in diesem Jahr zutreffend ist. Die Freude am Laufen und am Wettkampf soll für mich wieder mehr im Vordergrund stehen. Ich bin mir sicher, dann kommt die Norm und vielleicht noch mehr ganz nebenbei…