Schreck im Doppelpack

Geschrieben von: Focus Magazin - Frank Lehimkuhl
4 August 2008 | Kommentare (0)

Der DOSB hat Krach mit den Dauerläufern: Nur ein Deutscher darf im Einzelrennen in Peking an den Start

Focus - Schreck im Doppelpack

 Dauernd hat er am Computer gedaddelt in letzter Zeit. Strategiespiele. „Möglichst aggressiv" musste es zugehen auf dem Flimmerschinn, sagt Langstreckenläufer Jan Fitschen: Der Zorn brauchte ein Ventil. 28:02,55 Minuten war der Bochumer im Mai in Kalifornien gelaufen – eine flotte 10 000-Meter-Zeit. Seine Bestleistung. Und dennoch nicht schnell genug fürs große Ziel Peking. Auf 27:50,00 Minuten hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Norm fixiert. Eine Marke, die überwiegend Afrikaner mit ihren raumgreifenden Schrittfolgen packen. Fitschen, 31, erfahren, Europameister, zigfacher Deutscher Meister, wird nicht laufen in China. Wegen ein paar Sekunden.

Absenz der Ausdauerlungen. Der Lange aus dem Ruhrgebiet reiht sich ein in eine Riege Frustrierter. In mehr als einem Dutzend prestigeträchtigen Langstreckendisziplinen – vom 800-Meter-Lauf über die 3000 Meter Hindernis bis zum Marathon – wird bei den Männern nur ein schwarzrot-goldener Dauerlauf er auftauchen: der Meppener Carsten Schlangen, der die Qualifikationsnorm von 3:35,50 unterbot und über 1500 Meter startet .Die Amerikaner nehmen viele Läufer mit, weil bei ihnen das Olympiamotto .Dabei sein ist alles' gilt Bei uns existiert diese Philosophie nicht", schimpft der Tübinger 5000-Meter-Spezialist Arne Gabius, der mit 13:26,69 fünf Sekunden an der Norm vorbeischrammte.

Der Unmut bricht sich beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) in Darmstadt Bahn, vor allem im Mail-Postfach von Bundestrainer Jürgen Mallow. In giftigen Kurztexten und Telefonaten klagen die Kilometerfresser über geraubte Chancen und geplatzte Träume nach langen Trainingsqualen. Jan Fitschen hat sich viele Wochen in brütender Hitze in Fagstaff/Arizona vorbereitet. Jeden Mittwochmorgen stärkte er sich mit amerikanischen, kenianischen oder englischen Läufern mit Bagels nach gemeinsamen 20-Kilometer-Einheiten. Ein ähnliches Pensum danach im Ruhrgebiet: früh raus aus den Federn, rauf auf den Asphalt, Kilometer für Kilometer abreißen. Ein Höhentrainingslager in St. Moritz war für die Zeit nach der Quali geplant. Doch nach dem Misserfolg auf seiner Lieblingsstrecke klappte es wegen einer Fußentzündung auch nicht auf der 5000-Meter-Distanz, der zweiten Option. „Eine der größten Sportnationen der Welt gestattet es sich, einen Europameister nicht für die Olympischen Spiele zu nominieren", zürnt Fitschen, der damit gerechnet hatte, dass ihn der DOSB über die Hintertür – die 10000-Meter-B-Norm (28:10,00) hat der Bochumer geschafft – mit zu Olympia nimmt. Statt Medaillenjagd urlaubt er nun mit Freundin Heike auf Korsika.

Drittes Beispiel, gleiches Pech: Robin Schembera. Der Leverkusener, Junioreneuropameister über 800 Meter, lief in Biberach sehr gute 1:45,66 – 16 Hundertstel zu wenig für Olympia. Der 19-Jährige ist der überragende Jungspund auf der 800-Meter-Strecke in Deutschland – eins der Talente, „die in Peking wichtige Erfahrungen für weitere Großereignisse hätten sammeln können", wie Routinier Fitschen findet.

Der DOSB ließ sich nicht erweichen. Die Nationalverbände erhielten vom IOC die Auflage, nicht mehr als 10500 Athleten nach Asien zu lassen – deshalb die Brutalnormen. „Wir müssen für alle Wettbewerbe annähernd vergleichbare Kriterien schaffen – und das Hauptkriterium ist die Endkampfchance", erklärt DOSB-Sprecher Michael Schirp.

Beim DLV fürchtet man einen Schreck im Doppelpack: Fast-Abstinenz in Peking und 2009 bei der WM in Berlin. „2009 können wir in Eigenregie mehr Läufer nominieren", kündigt Bundestrainer Mallow an, der aber einräumen muss: „Unsere Talentedecke ist dünner geworden." Junge Leute frönen der Massenleidenschaft Joggen, verweigern sich aber weitgehend den Großdistanz-Mühen bei der Vorbereitung auf Profirennen. Sport ist für viele gleichbedeutend mit den Trockenübungen an einer futuristischen Spielkonsole wie Wii, die man mit einem Körper in Bewegung steuert. Fitschen bekam „beim Besuch im Kindergarten auf die Frage, was für Sport die Kleinen treiben, von einem Jungen die Antwort: Wii-Sport".

Deutsche Dauerläufer könnten also auch 2012 bei den Spielen in London rar sein. Da setzt wieder der DOSB die Norm. Und verspricht: Die Messlatte wird hoch liegen. Sehr hoch.

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Die „Schlange“ kämpft wie ein Löwe

Geschrieben von: Meppener Tagespost - Emslandsport - Thorin Mentrup
2 August 2008 | Kommentare (0)

Lediglich ein deutscher Athlet qualifizierte sich für die Mittel- und Langstreckenwettbewerbe der Herren bei den Olympischen Spielen in Peking – und der hat emsländische Wurzeln. Der Vorzeigesportler heißt Carsten Schlangen, wurde in Meppen geboren und wird über die 1500-Meter-Strecke an den Start gehen.

Schlangen ist der vierte Emsländer überhaupt, der vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) die Teilnahmeberechtigung für die Olympischen Spiele erhalten hat. Er wandelt auf den Spuren des Lingener Ruderers Peter van Roye (1976), der in Montreal mit Thomas Strauss im Zweier ohne Steuermann Bronze holte, des Haselünner Boxers Andreas Schnieders (1988) und des Sögeler Schwimmers Marco di Carli (2004). Schlangen ist also der erste emsländische Leichtathlet bei einer Olympiade. Holt er jetzt als zweiter Emsländer eine Medaille?

Der am 31. Dezember 1980 geborene Schlangen ist ein Spätstarter, der sich erst im Alter von zwölf Jahren der Leichtathletikabteilung von Union Meppen anschloss. „Ich habe damals beim Citylauf in Meppen mitgemacht und bin 10 Kilometer gelaufen“, erinnert sich der Emsländer. „Ich war bei ungefähr 40 Minuten, vielleicht knapp darunter. Das war eine sehr gute Zeit. Daraufhin wurde ich von der Leichtathletikabteilung von Union Meppen zum Training eingeladen.“ Zu diesem Zeitpunkt spielte Schlangen noch Fußball beim SV Teglingen. „Weil ich relativ klein und schmächtig war, drohte mir die Ersatzbank. Da habe ich mich für die Leichtathletik entschieden“, beschreibt der 27-Jährige die Gründe seiner Wahl gegen die Massensportart, die ihm aber nicht allzu schwer gefallen ist. „Fußball war einfach nicht mein Ding“, stellt der zehnfache Deutsche Meister klar.

 

Schlangens ehemaliger Trainer Gerd Janning, der den Emsländer bis 2005 betreute, kann sich noch gut an die ersten Schritte seines langjährigen Schützlings in der Leichtathletikwelt erinnern. „Carsten fiel auf dem Marianum im Sportunterricht auf“, erinnert er sich. „Seine Lehrerin hat dafür gesorgt, dass er überhaupt am 10-Kilometer-Citylauf in Meppen teilnehmen durfte. Eigentlich war Carsten nämlich noch zu jung.“

Nachdem Schlangen das Training bei Union aufgenommen hatte, wurde Janning schnell klar, dass er einen besonders talentierten Teilnehmer in seiner Gruppe begrüßen durfte. „Carsten war zwar eher klein und schmächtig, aber er hatte Talent und eine große Ausdauer“, nennt Janning Schlangens hervorragenden Voraussetzungen. „Wir haben überwiegend auf der Kurzstrecke gearbeitet, da er noch ein bisschen zu langsam war. Eigentlich wollte er Langstreckenläufer werden, aber er hat gemerkt, dass ihm die kürzeren Distanzen sehr gut liegen und er Spaß daran hatte.“

Dass Schlangen den Sprung in die nationale Spitze schafft, das hat sein Trainer damals schon vorausgeahnt. „Ich habe betont, dass Carsten das schaffen kann. Damals wurde ich nur müde belächelt. Mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele war es genau dasselbe. Aber ich lag wieder richtig“, freut sich Janning, dass sein ehemaliger Schützling es endgültig allen Zweiflern gezeigt hat.

Die Erfolge schreibt Janning Schlangens größten Tugenden zu. „Carsten war und ist immer noch sehr ehrgeizig. Er kann über sich hinauswachsen“, betont er. „Der Junge hat schon damals in jedem Lauf gekämpft wie ein Löwe. Nur mit diesen Eigenschaften konnte er es bis in die Spitze schaffen.“ Sein Spitzname passt: die Schlange.

2001 ging der jetzige Olympiateilnehmer nach Berlin. In der Hauptstadt studiert Schlangen an der Technischen Universität Architektur. Zur optimalen Vorbereitung auf Peking hat er ein Urlaubssemester eingelegt. Im nächsten Jahr schreibt er seine Diplomarbeit. 2005 schloss sich der Meppener der LG Nord Berlin an. „Der Wechsel nach der Deutschen Vizemeisterschaft war richtig. Die Entfernung war zu groß. Wir haben uns ja kaum noch gesehen“, heißt Janning Schlangens Entscheidung gut. Er halte sich jetzt aus dem Trainingsbetrieb heraus und überlasse alle Entscheidungen Schlangens neuem Coach, Professor Dr. Roland Wolff. Der ist für seine außergewöhnlichen, aber Erfolg bringenden Trainingsmethoden bekannt. Er verschließt die Trainingspläne, so dass kein Athlet vor der Einheit weiß, was ihn erwartet.

Die langjährigen Weggefährten Janning und Schlangen haben sich nicht aus den Augen verloren. „Uns verbindet eine enge Freundschaft. Wir telefonieren oft miteinander“, steht der Sportler noch in regelmäßigem Kontakt mit seinem Mentor. Janning besucht so oft es eben geht Wettkämpfe seines Schützlings. So war er auch bei der Europameisterschaft 2006 im schwedischen Göteborg im Stadion.

Jetzt hat Schlangen die Qualifikation für die Olympischen Spiele geschafft. Beim ISTAF in Berlin knackte er in 3:34,99 Minuten über 1500 Meter die A-Norm (3:35,50 Minuten), beim internationalen Leichtathletik-Meeting im spanischen Jerez erfüllte er in 3:35,54 Minuten die B-Norm (3:36,30). Mit diesen Zeiten schließt er auf zu seinem Idol Haile Gebrselassie. Der 35-jährige Äthiopier, Weltleichtathlet des Jahres 1998, Ehrenbotschafter der Vereinten Nationen und Träger des Olympischen Ordens, lief am 6. Juni 1999 in Stuttgart die 1500 Meter in 3:33,73 Minuten – knapp eine Sekunde schneller als Schlangens Bestzeit. In Peking könnten sich die beiden wiedersehen, denn Gebrselassie wird über 10000 Meter an den Start gehen. Die Marathonteilnahme hat er wegen der hohen Luftverschmutzung und seines Asthmas abgesagt.

„Meine Olympiateilnahme ist eine große Sache. Ein Kindheitstraum erfüllt sich“, ist der Meppener begeistert. „Auch für das Emsland ist es toll. Viele haben es ja noch nicht geschafft“, zeigt sich Schlangen stolz auf seine Leistungen.

Dem Emsland steht Schlangen sehr nahe. Auf seiner Internetseite www.carsten-schlangen.de gibt es eine eigene Rubrik „Emsland“. Dort schildert der Meppener die Vorzüge seiner Heimat aus Sicht eines Leichtathleten. Er verweist auf Lauf-, Rad-, Nordic-Walking- und Ruderstrecken. „Ich fühle mich dem Emsland sehr verbunden“, erklärt der Architekturstudent. „Ich komme so oft es geht in meine Heimat. Das Emsland ist ruhiger als Berlin. Weniger Autos, schöne Natur. Ich kann mal ganz für mich sein“, liebt der 27-Jährige besonders die Ruhe der ländlichen Gegend.

Auch seine Familie ist dem Olympiateilnehmer sehr wichtig. „Ich bin gern bei meinen Eltern. Nach der Saison päppeln sie mich immer wieder auf“, sagt Schlangen. „Da habe ich einen Ort zum Zurückziehen und Abschalten“, fühlt sich der bodenständige Athlet daheim am wohlsten.

Vor den Spielen, die für ihn am 15. August mit dem 1500-Meter-Vorlauf um 13.10 Uhr beginnen, wird er nicht mehr ins Emsland kommen. „Nach Peking stehen noch lukrative Wettkämpfe in Europa an. Aber im September oder Oktober bin ich wohl wieder da“, freut sich Schlangen schon. Vielleicht bringt er ja eine Medaille mit…

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Schlangen hofft auf Platz im Finale

Geschrieben von: Meppener Tagespost - Emslandsport - Mentrup - Bild:Iris Hensel
30 Juli 2008 | Kommentare (0)

Vorbereitungen für die Olympischen Spiele nahezu abgeschlossen

KÖNIGS WUSTERHAUSEN/BERLIN.

Meppener Tagespost - Schlangen hofft auf Platz im Finale Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung ist beendet. Jetzt können für den Leichtathleten Carsten Schlangen die Olympischen Spiele in Peking beginnen. Eine Woche lang weilte der gebürtige Meppener im Trainingslager in Königs Wusterhausen  -  einer kleinen Stadt im Süden von Berlin -  zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele. In Peking wird der ehemalige Schützling des Meppeners Gerd Janning über die 1500-m-Strecke an den Start gehen.

„Das Training war schon hart", berichtet Schlangen. Zweimal pro Tag wurde der Architekturstudent zu Übungseinheiten gebeten. „Morgens haben wir eher Dauerläufe absolviert, nachmittags ging es dann auf die Bahn", erklärt er das aus Ausdauer- und Tempoläufen bestehende Trainingsprogramm. „Jetzt wird die Belastung erst einmal zurückgefahren", schildert Schlangen die Pläne für die nächsten Tage.

Vor den Olympischen Spielen findet allerdings noch ein letzter Wettkampf in Deutschland statt. Am kommenden Samstag, 1. August, startet der Läufer bei der DAK-Leichtathletik-Gala in Bochum-Wattenscheid, bei der die Olympioniken verabschiedet werden. Um  20.15  Uhr läuft er im 1500-Meter-Finale. „Ich habe keine allzu großen Erwartungen. Schließlich ist es mein erster richtiger Lauf nach meiner Magen-Darm-Erkrankung, die mich bei den Deutschen Meisterschaften außer Gefecht gesetzt hat", schätzt der gebürtige Meppener seine Chancen eher gering ein. „Außerdem steckt mir noch das Trainingslager in den Beinen."

Am  4.  August bricht Schlangen nach Osten auf  – allerdings nicht direkt nach Peking. „Wir fliegen erst nach Japan zur Akklimatisierung", berichtet er. „Am 8.  August starten wir nach Peking."

„Es muss alles passen"

Favoriten für die Goldmedaille bei den Spielen sind für den 27-Jährigen der amtierende Weltmeister Bernard Lagat (USA) und der
Kenianer Augustine Choge. Er selbst strebt zumindest einen Platz im Halbfinale an. „Der Finaleinzug ist nicht unrealistisch. Wenn ich hundertprozentig fit bin, kann ich es mit ein bisschen Glück schaffen", hofft Schlangen. „Aber es muss alles passen."

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Mit Glück auch ins Finale

Geschrieben von: MT Kurier - Gerdes
30 Juli 2008 | Kommentare (0)

Carsten Schlangen: Letzte Vorbereitungphase auf Olympia

MT Kurier Mit Glück auch ins Finale Bild„Das Halbfinale sollte schon drin sein", meint Carsten Schlangen, jetzt für Berlin und für Deutschland bei der anstehenden Olympiade startender 1500-Meter-Läufer aus Teglingen, gegenüber dem EL-Kurier. „Mit viel Glück und einer guten Form komme ich auch ins Finale in Peking".

Am 8. August beginnen die Olympischen Spiele in Peking. Mit dabei und erst gut eine Woche später am Start: Carsten Schlangen. Für den Auftritt im „Vogelnest" genannten Pekinger Stadion hat der Mittelstreckenläufer klare Vorstellungen. „Ausgehend von meinen Saisonleistungen muss das Halbfinale eigentlich drin sein", schätzt er ein. „Doch Prognosen sind schwer zu treffen. Oft spielt das Glück eine Rolle, und auch der Smog in Peking, über den schon so viel geredet wurde, könnte durchaus ein Faktor werden." Eines dürfte für Carsten Schlangen in der chinesischen 15-Millionen-Metropole sicher vermissen: Beschaulichkeit. Ruhe findet sich garantiert nicht mal auf dem Platz des Himmlischen Friedens.

Die fand der gebürtige Meppener früher im Emsland und jetzt im abschließenden Trainingslager in Königs Wusterhausen. Im April lief der Mittelstreckenspezialist dort über die 1000-Meter-Distanz nicht nur einen neuen Meeting-Rekord und Weltjahresbestleistung, sondern holte sich den Schwung, um anschließend zweimal die geforderte 1500-m-Olympia-Norm zu erfüllen. „Da kommt man gerne wieder".

Zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele suchte der Mittelstreckler also in der vorigen Woche die Königs-Wusterhausener Idylle, um den Großstadttrubel hinter sich zu lassen. In Berlin war es laut und voll gewesen, oft klingelte das Telefon. „Hier aber bin ich abgeschottet und kann mich in Ruhe in Form bringen." So legte Carstens Schlangen, mal im Stadion, mal bei Ausdauerläufen in der Umgebung Kilometer um Kilometer zurück. Gemeinsam mit einem Tross von Studenten, bekannt bei der LG Nord als „Hauptstadtläufer", absolvierte Carsten Ausdauer-Einheiten und Tempo-Einlagen. „Wir haben zu Saisonbeginn gesagt: Jetzt wird gemeinsam trainiert. Wir bringen mindestens einen von uns zu Olympia", berichtete Carsten Schlangen am Rande des Trainingslagers. „Und die Jungs stehen zu ihrem Wort und unterstützen mich auch in den Wochen vor den Olympischen Spielen bravourös."

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Bevor Peking ruft, die Idylle gesucht

Geschrieben von: Märkische Allgemeine - Christian Heinig
26 Juli 2008 | Kommentare (0)

Nach seinen guten Erfahrungen zum Saisonauftakt zog es Carsten Schlagen wieder ins Stadion der Freundschaft

Märkische Allgemeine - Bevor Peking ruft die Idylle gesucht

Carsten Schlangen hat Königs Wusterhausen schätzen gelernt. Beim Internationen Stadionfest im April sorgte der Mittelstreckenspezialist über die 1000-Meter-Distanz nicht nur für einen neuen Meeting-Rekord, sondern holte sich den Schwung, um anschließend zweimal die geforderte 1500-m-Olympia-Norm zu erfüllen. Auch zur Vorbereitung auf die Spiele in der chinesischen Metropole suchte der Mittelstreckler von LG Nord Berlin die Königs-Wusterhausener Idylle, um den Großstadttrubel hinter sich zu lassen. In der zurückliegenden Woche legte Schlangen, mal im Stadion, mal bei Ausdauerläufen in der Umgebung, Kilometer um Kilometer zurück.

Einsam sollte sich der diesjährige deutsche 1500-m-Hallenmeister allerdings nicht fühlen. Für sein einwöchiges Trainingslager, das die Stadionfest-Organisatoren Stefan Winzig und Wieland Klingler ermöglichten, hatte der Olympiastarter Unterstützung mit ins Boot geholt. Gemeinsam mit einem Tross von Studenten, die sich vor einigen Jahren bei LG Nord als „Hauptstadtläufer“ zusammenfanden, ließen sich Ausdauer-Einheiten und Tempo-Einlagen leichter absolvieren.

„Wir haben zu Saisonbeginn gesagt: Jetzt wird gemeinsam trainiert. Wir bringen mindestens einen von uns zu Olympia“, berichtete Carsten Schlangen am Rande des Trainingslagers. „Und die Jungs stehen zu ihrem Wort und unterstützen mich auch in den Wochen vor den Olympischen Spielen bravourös.“

Einer aus der Schar ist Norbert Löwa, Deutscher Vizemeister 2007 über 3000 m Hindernis. Nach Peking hat er es nicht geschafft, „aber wir Hauptstadtläufer werden uns eine Leinwand besorgen, und dann Carsten gemeinsam die Daumen drücken.“ Löwa und Schlangen logierten die Woche über zusammen mit Trainer Roland Wolff, der als Professor den Fachbereich Sportmedizin an der Berliner Humboldt-Universität leitet, im Hotel Sophienhof. „Es ist schön, mal richtig umsorgt zu werden, gerade für uns Studenten“, gestand Schlangen mit Augenzwinkern. Ein besonderes Lob schickte er an Küchenchefin Christa Schinkel. „Das Essen ist vorzüglich.“

Den Anstoß, die unmittelbare Olympiavorbereitung in Königs Wusterhausen zu absolvieren, gab der gelungene 1000-Meter-Lauf beim Stadionfest. „Da kommt man gerne wieder“, so Schlangen. In Berlin dagegen sei es laut und voll, oft klingele das Telefon. „Hier aber bin ich abgeschottet und kann mich in Ruhe in Form bringen.“

Schlangen sauste in der zurückliegenden Woche aber nicht nur über die rote Tartanbahn im Stadion der Freundschaft. Er absolvierte auch einige Einheiten in Blossin, am Nottekanal entlang und rund um den Köriser See. „So hat man eine tolle Abwechslung als Läufer“, lobte Schlangen die Trainingsmöglichkeiten.

Für den Auftritt im „Vogelnest“ – unter diesem Namen ist das Pekinger Stadion aufgrund seines Stahlnetzes bereits bekannt – hat der deutsche Mittelstreckenläufer klare Vorstellungen. „Ausgehend von meinen Saisonleistungen muss das Halbfinale eigentlich drin sein“, schätzte er ein. „Doch Prognosen sind schwer zu treffen. Oft spielt das Glück eine Rolle, und auch der Smog in Peking, über den schon so viel geredet wurde, könnte ein Faktor sein.“ Eines dürfte Schlangen in der chinesischen 15-Millionen-Metropole sicher vermissen: Königs-Wusterhausener Beschaulichkeit findet sich garantiert nicht mal auf dem Platz des Himmlischen Friedens.

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