Posts Tagged ‘Carsten Schlangen’

Schlangen macht halbes Dutzend in Trier voll

25 Oktober 2012

Olympia-Halbfinalist Carsten Schlangen macht das halbe Dutzend voll: Zum sechsten Mal verlegt der 1.500-Meter-Spezialist aus Berlin seine Geburtstagsfeier in die älteste Stadt Deutschlands. “Ich möchte auch in diesem Jahr in Trier dabei sein” – mit diesen Worten nahm Schlangen das Angebot des Silvesterlauf Trier e.V. an. Der achtmalige deutsche Meister ist Anwärter auf eine Top-Platzierung im Bitburger-Lauf der Asse. 2009 war er als Vierter der beste Deutsche.

32 Jahre alt wird der Vize-Europameister von 2010 am 31. Dezember 2012. Seine Motivation schilderte Carsten Schlangen im Blog auf seiner Homepage nach dem letzten Auftritt an der Mosel noch am Silvestertag 2011 so:

Am gleichen Tag Geburtstag und Silvester feiern, und trotzdem gut trainieren? “Dit jeht nich”, sagt der Berliner, “Entweeda fei’an oda treeniern”. “Geht doch”, sagt der Trierer. “Machste mit beim Silvesterlauf”.Gesagt, getan!
Heute bin ich also zum fünften Mal mitgelaufen beim Bitburger-Silvesterlauf in Trier – ein kleines persönliches Jubiläum also. Die Stimmung des Publikums war wie immer ausgelassen – freudig warfen die Zuschauer den Läufern Konfetti entgegen. Eine wirbelnde Konfettiwolke traf mich gleich in der ersten Runde. Bunt geblendet bekam ich nicht mit, dass die Arne-Äthiopier-Wolke schon davongestoben war… Das Rennen verlief aber trotzdem gut, gemeinsam mit Sören Kah nahm ich die Verfolgung auf und konnte mich als drittbester Deutscher und insgesamt Zwölfter als Mittelstreckler unter den vielen Langstrecklern behaupten.

Auf dem Weg zu den nächsten Olympischen Spielen will Carsten den Durchblick behalten. Auf seiner Homepage ist das nächste und wahrscheinlich letzte große Ziel seiner Karriere schon avisiert – reinklicken lohnt sich unter carsten-schlangen.de. Nicht schwer fällt die Prognose, dass ihn die beste Vorbereitung auf Rio auch in den kommenden Jahren über das “deutsche Sao Paulo” führt – nichts liegt näher für einen, der laufend Geburtstag und Silvester an einem Tag feiern möchte …

Zum Artikel auf bitburger-silvesterlauf.de

Der Blick geht nun nach Rio

5 September 2012

Feierstunde für das Top Team Emsland für London in Sögel

Sie haben monatelang gekämpft, trainiert und auf ihr großes Ziel hingearbeitet – zwei haben es geschafft. Marco di Carli und Carsten Schlangen durften vor einem Monat in London zum zweiten Mal in ihrer Sportlerlaufbahn die Faszination Olympia erleben und das Emsland auf der größten Sportbühne der Welt vertreten. Gestern wurden sie gemeinsam mit den anderen vier Athleten des „Top Team Emsland für London“ im Jagdschloss Clemenswerth in Sögel geehrt.

„Mit eurem Einsatz habt ihr die Leistungsfähigkeit des emsländischen Sports deutlich gemacht, seid als Vorbilder für die emsländischen Sportler aufgetreten und habt zur Attraktivität des Emslandes beigetragen“, dankte Richard Schimmöller als 1. Vorsitzender der Sporthilfe Emsland den beiden Olympiastartern sowie der Mittelstreckenläuferin Maren Kock und der Vielseitigkeitsreiterin Franziska Roth. Springreiter René Tebbel und Vielseitigkeitsreiterin Julia Krajewski ließen sich bei der Ehrung, zu der der Landkreis Emsland, die Sporthilfe und Sportstiftung Emsland so wie der Kreissportbund Emsland eingeladen hatten, entschuldigen. Tebbel war mit einem verletzten Pferd auf dem Weg ins Krankenhaus, und Krajewski war als Assistentin des Bundestrainers bei der Europameisterschaft in Polen.

Schimmöller unterstrich in seiner Laudatio, dass die anderen Top-Team-Athleten gar nicht so weit weg waren von der Olympiafahrkarte. Gerade Tebbel und Krajewksi hätten mit etwas Glück auf den Zug nach London aufspringen können. Bei Maren Kock fehlten zwar noch gute 15 Sekunden für die Norm über die 5000 Meter, aber die Brögbernerin, die für die LG Telis Regensburg startet, gab sich kämpferisch. „Ich habe mich in diesem Jahr um knapp 25 Sekunden verbessert. Da sind die anderen 15 Sekunden bis in vier Jahren sicherlich drin“, erklärte Kock. Auch Roth zog ein positives Fazit mit dem siebten Platz bei den Deutschen Meisterschaften. Auch sie setzt ihre Hoffnungen auf die 31. Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro.

Ob Schwimmer Marco di Carli und Mittelstreckenläufer Schlangen an der Copacabana an den Start gehen, wollten beide nicht definitiv ausschließen. An die nächste Jagd nach der Norm wollten sie aber noch keinen Gedanken verschwenden. Zu kraftraubend und nervenaufreibend war der Kampf um das Olympiaticket. Schließlich mussten beide lange zittern. Schlangen unterbot erst im letzten Rennen vor Olympia die geforderte Norm. Und di Carli bekam seinen Einzelstart über 100 Meter Freistil nur, weil er die vom Weltschwimmverband FINA geforderte Norm unterboten hatte. „Die Staffelnominierung war nicht mein Anspruch. Ich wollte den Einzelstart“, berichtete Marco di Carli, der dann aber in London über seine Paradestrecke im Vorlauf ausschied, „es gibt Tage da läuft’s – und eben Tage, da läuft eben gar nichts.“

Schlangen, der über 1500 Meter das olympische Halbfinale erreichte, wünschte sich, dass die Verbände bei der Nominierung in Zukunft mehr Vertrauen in ihre Sportler setzen, anstatt nur auf Qualifikationszeiten zu achten. „Die Sportförderung im Emsland zeigt, dass das Vertrauen da ist“, betonte Schlangen.

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Der einzige Athlet, der mit dem Rad zum ISTAF kommt

2 September 2012

Das war ein Paukenschlag, den Carsten Schlangen, der Vize-Europameister von Barcelona, am 6. Juli in Bottrop landete. auf den letzten Drücker sicherte er sich in 3:33,64 Minuten das Ticket nach London. seit 15 Jahren war kein deutscher Mittelstreckler mehr so schnell wie er.

Bei den Spielen schlug sich der Mann von der LG Nord Berlin dann achtbar. Mit letzter Kraft sicherte er sich den Einzug ins Halbfinale, schaffte dann aber nicht den finalen Schritt unter die letzten Zwölf. „Ich war einfach zu ausgelaugt”, sagte er. Sicherlich hatte zuvor die Normjagd sehr viele Körner gekostet. Im marokkanischen Rabat war er am 27. Mai mit 3:35,82 Mi-nuten ganz dicht an den geforderten 3:35,50 dran. Es folgte der stressige Flug in die USA, am 9. Juni in New York wurden es nur 3:39,63 Minuten. Doch Carsten Schlangen ließ nicht locker, „ich fühlte, dass ich die Norm im Blut und in den Beinen hatte.” Der nächste Versuch am 3. Juli in Reims (Frankreich) ging nochmals schief, doch dann kam der Paukenschlag von Bottrop.

Für das ISTAF muss Carsten Schlangen keine Norm laufen. Es wird für ihn ein Heimspiel. Vermutlich wieder mit dem Fahrrad wird er aus Mitte anreisen, wenn Schnee läge, käme er wohl auf Skiern. Aber das ist nicht ganz ernst gemeint, wenn auch das Skifahren seine zweite große Leidenschaft ist.

„Wenn ich nicht im flachen Emsland geboren wäre, sondern in einem Ski-gebiet, wäre ich sicher Skiläufer geworden.” Da hätte er es garantiert in einem Punkt leichter: Sich gegen die Konkurrenz aus Afrika durchzusetzen…

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Zwei Schreckmomente vor der Abreise nach London

31 Juli 2012

Mittelstreckenläufer Carsten Schlangen macht sich heute auf den Weg zu den Olympischen Spielen

Marco di Carli hat schon englische Olympia-Luft geschnuppert und einen gelungenen Einstand bei den Schwimmwettkämpfen in London gefeiert. Heute macht sich mit Carsten Schlangen der zweite Emsländer auf den Weg zu den Olympischen Spielen, wo der Mittelstreckenläufer am Freitag bei den Vorläufen über 1500 Meter seinen ersten Auftritt hat.

Vor seiner Abreise musste Schlangen aber noch zwei Schreckmomente überstehen. Dass ein Paketzustelldienst die Sendung mit Schlangens Olympia-Ausrüstung aus den Augen verloren hat, ist sicher eine humoristische Anekdote. Weitaus mehr Sorgen bereitete dem 31-Jährigen eine Muskelverletzung, die er sich beim Trainingslager in Malente zugezogen hatte. „Ich konnte zwei Tage lang nicht richtig trainieren“, berichtet der gebürtige Meppener. Zwangsläufig kamen Gedanken an die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Daegu im vergangenen Jahr auf, wo Schlangen verletzt abreisen musste.

Gemeinsam mit Hindernisläufer Steffen Uliczka aus Kiel wollte sich Schlangen in Schleswig-Holstein den Feinschliff für Olympia holen. Nicht nur für die Fußball-Weltmeister von 1974 ist der „Geist von Malente“ ein Begriff. Schlangen hatte sich vor den Europameisterschaften in Barcelona in Malente vorbereitet und in Spanien die Silbermedaille geholt.

Das soll ein gutes Omen sein, auch wenn der Architekt in London nicht mit einer Medaille spekuliert. „Das Finale ist das Ziel. Und das ist schon verdammt schwer. Einige Leute sind absolut fit“, hat Schlangen die Konkurrenz im Blick.

Zum Glück ist auch der Wahl-Berliner wieder fit und die Muskelzerrung vollständig auskuriert. „Es geht wieder richtig gut“, freut sich Schlangen auf seine zweiten Olympischen Spiele nach Peking 2008.

Pünktlich vor der Abreise soll auch das Paket mit der Olympia-Ausrüstung wieder aufgetaucht sein und noch rechtzeitig nach Berlin geschickt werden. „Zur Not habe ich ja noch eine Ersatztasche“, lässt sich Schlangen nicht aus der Ruhe bringen. So cool und schick gekleidet hat der Meppener alle Chancen auf das Finale.

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„Und grüßt die Queen von uns“

27 Juli 2012

 

Meppener Tagespost - OIympia Spezial 2012

Leseraktion: Was wünschen Sie unseren emsländischen Olympioniken in London?

21 Juli 2012

Schreiben, mailen, posten Sie uns Ihre guten Wünsche für Mittelstreckenläufer Carsten Schlangen und Schwimmer Marco di Carli

In sechs Tagen werden in London die 30. Olympischen Spiele eröffnet. Bei dem Sportspektakel in der englischen Metropole werden mit Carsten Schlangen und Marco di Carli zwei Emsländer am Start sein.

Damit die beiden Sportler die Rückendeckung ihrer Heimatregion spüren, startet die Emslandsportredaktion eine Leseraktion, bei der wir Ihre persönlichen Wünsche an Carsten Schlangen und Marco di Carli für London 2012 sammeln. Der Mittelstreckenläufer und das Schwimm-Ass vertreten unsere Region in London – und das Emsland steht hinter seinen Athleten. Egal, ob sie di Carli das richtige Wassergefühl oder Carsten Schlangen im Schlussprint das nötige Stehvermögen wünschen. Seien Sie kreativ und formulieren Sie Ihre aufmunternden Worte für unsere Olympioniken!

Senden Sie uns Ihre Wünsche für die emsländischen Sportbotschafter mit Angabe Ihres Namens und Ihres Wohnortes bis zum Mittwoch, 25. Juli, an die Meppener Tagespost, Bahnhofstraße 4, 49716 Meppen, per Mail an emslandsport@noz.de oder posten Sie Ihren Beitrag auf unseren Facebook-Seiten im Internet!

Ausgewählte Beiträge werden am Freitag auf der Emslandsportseite der Lingener Tagespost, Meppener Tagespost und der Ems-Zeitung veröffentlicht.

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Zwei Athleten, ein Ziel: Der Finallauf in London

21 Juli 2012

Der Reporter - Zwei Athleten, ein Ziel: Der Finallauf in London

Typisch englisches Regenwetter, ideale Laufstrecken und die nötige Ruhe vor einem der absoluten Höhepunkte ihrer Sportlerkarriere. Kein Wunder also, dass sich 3000-Meter-Hindernisläufer Steffen Uliczka und 1500-Meter-Mittelstreckler Carsten Schlangen ausgerechnet das beschauliche Bad Malente-Gremsmühlen als Ort für ihr Abschluss-Trainingslager ausgesucht haben. Gemeinsam mit Bundestrainer Werner Klein und Trainer Roland Wolff bereiten sich die deutschen Ausnahmeläufer hier schon seit über einer Woche auf die Olympischen Sommerspiele in London vor, die am 27. Juli feierlich eröffnet werden.

Der idyllische Kurort ist aber kein Neuland für die befreundeten Athleten. Beide nutzten die optimalen Trainingsbedingungen in Bad Malente-Gremsmühlen in der Vergangenheit schon einmal, um sich auf wichtige Wettkämpfe vorzubereiten. Für Werner Klein hingegen ist es der erste Arbeitsaufenthalt in der Holsteinischen Schweiz, auch er zeigte sich angetan; „Die Bedingungen sind hervorragend. Wir können uns hier in aller Ruhe auf das Training konzentrieren, es gibt viele schöne Laufstrecken im Wald und an den Seen sowie ein tolles Stadion mit einer Laufbahn, auf der die Sportler selbst bei Regen gut trainieren können”, schwärmte der Bundestrainer.

Zwar gehen der gebürtige Preetzer Steffen Uliczka und der Berliner Carsten Schlangen beim wohl wichtigsten Sportereignis der Welt in unterschiedlichen Disziplinen an den Start, ihre Tagesabläufe im Trainingslager sind aber nahezu identisch. Nach dem Frühstück zieht es die beiden Leichtathleten erst einmal ins „Cafe Uliczka”, um sich bei einem Espresso oder einem Latte Macchiato auf den Tag einzustimmen. „Ich habe meine eigene Espresso-Maschine immer dabei, ohne geht es nicht”, gestand Steffen Uliczka mit einem Schmunzeln. Um 9.30 Uhr steht dann das erste Training des Tages auf dem Programm – getrennt absolvieren sie Ausdauer-, Tempo- oder Intervallläufe. Die zweite Einheit folgt am frühen Abend, nachdem die Leistungssportler beim Mittag und einer anschließenden Ruhephase wieder neue Kraft getankt haben. Bei einem gemütlichen Abendessen lassen Sportler und Trainer schließlich den Tag ausklingen.

An diesem Wochenende endet das individuelle Trainingslager in Bad Malente-Gremsmühlen allerdings für die beiden Ausdauerläufer. Nach einer kuren Erholungszeit in ihren jeweiligen Heimatorten reisen Steffen Uliczka und Carsten Schlangen am 28. Juli in das Bundesleistungszentrum nach Kienbaum (südöstlich von Berlin). Dort stehen für das komplette, rund 75. Sportler umfassende Leichtathletik-Team Regeneration und teambildende Maßnahmen wie Grill- und Spielabende auf dem Trainingsplan. Am 31. Juli, drei Tage bevor es für Steffen Uliczka und Carsten Schlangen in London erstmals ernst wird, geht ihr Flieger in die englische Hauptstadt, die für 17 Tage der pulsierende Mittelpunkt der Sportwelt sein wird.

Die Vorfreude der beiden Ausdauerläufer steigt von Tag zu Tag, zumal der Weg zu den begehrten Olympia-Tickets viel Kraft gekostet’ hat. Steffen Uliczka und Carsten Schlangen mussten an ihre Grenzen gehen, um die hohen Norm-Anforderungen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu erfüllen. Beide unterboten die geforderten Zeiten, indem sie „Last-Minute” persönliche Bestzeiten liefen und sicherten sich somit die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen. Während es für den 28-jährigen Uliczka in London die Premiere sein wird, ist es für Carsten Schlangen nach Peking 2008, wo er den Halbfinallauf erreichte, bereits der zweite Auftritt bei Olympischen Spielen. Der :31-Jährige muss aber der. steinigen Qualifikation ein wenig Tribut zollen und klagt über das ein oder andere Wehwehchen. „Die vielen Normversuche, das harte Training und der Stress haben Spuren hinterlassen. Ich konnte die Tage leider nicht immer so trainieren, wie ich das gern wollte”, berichtete Schlangen und hofft, dass er sich bis zu seinem ersten Start am 3. August wieder komplett erholt habe. Trotzdem freue er sich natürlich auf die Wettkämpfe, allein dabei zu sein, sei schon ein riesiger Erfolg für ihn. Ziele hat der Architekt selbstverständlich trotzdem: „In den Finallauf zu kommen, also unter die besten 12 von über 50 Startern, wäre für einen weißen Läufer eine große Errungenschaft”, sagte der aktuell 13. der Weltrangliste über 1500-Meter. Einziger Wermutstropfen bei aller Vorfreude ist für Carsten Schlangen die Tatsache, dass das deutsche Leichtathletik-Team nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen wird, denn das gehöre für ihn einfach dazu.

Steffen Uliczka sieht das anders: „Ich finde das nicht schlimm, dass wir nicht mit einlaufen, aber das ist typbedingt. Ich stehe da nicht so drauf.” Er werde sich die Feier und die Wettkämpfe aber im Fernsehen anschauen, um sich auf die Olympischen Spiel einzustimmen. Für den ehrgeizigen und zielstrebigen Kieler Studenten der Agrarwissenschaften stehe nicht der ganze Trubel um Olympia sondern seine eigene, Leistung im Vordergrund. „Ich fühle mich spitzenmäßig. Olympia ist das Größte und ich will dort in den Finallauf – das ist mein Anspruch. Ich will beim Saisonhöhepunkt meine Bestzeit natürlich noch einmal unterbieten”, so Uliczka.

Nach ihren Wettkämpfen wollen sich die beiden Athleten, die sich voraussichtlich auch im Olympischen Dorf ein Zimmer teilen werden, auch noch andere Sportarten anschauen. Am 13. August, einen Tag nach der Abschlussfeier, treten sie mit den anderen deutschen Olympiateilnehmern die Heimreise an. Erstmals in der Geschichte der Spiele, kehrt das deutsche Olympia-Team gemeinsam nach Deutschland zurück. Mit der MS Deutschland, bekannt aus der Fernsehserie „Das Traumschiff”, geht es von den London nach Hamburg, wo es einen großen Empfang für die Athleten geben soll. Steffen Uliczka und Carsten Schlangen dürfen sich dann endlich für ihre Erfolge gebührend feiern lassen und die guten Bedingungen in Malente haben ihren Teil dazu beigetragen.

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Schlangen & Uliczka: Malenter Feinschliff mit Espresso-Ritual

20 Juli 2012

Lübecker Nachrichten - Schlangen & Uliczka: Malenter Feinschliff mit Espresso-Ritual

Den Rucksack geschultert, die Kappe ins Gesicht gezogen, schlendert Steffen Uliczka über den Rasen am Malenter Sportzentrum. Locker, flockig, nicht eine einzige Schweißperle auf der Stirn. Dass er gerade eine zweistündige Einheit hinter sich, es ist dem 3000-m-Hindernisläufer nicht anzusehen. „Ich fühle mich richtig, richtig gut, einfach spitzenmäßig, ” Der gebürtige Preetzer braucht es eigentlich nicht zusagen. In jeder Geste ist das zu sehen, seine Vorfreude auf seine ersten Olympischen Spiele spürbar.

Das Gefühl, es geschafft zu haben, es ist erst zwei Wochen alt. Der Lauf in Lüttich, die letzte Chance, das bange Warten nach dem Zieleinlauf, die Frage, ob es für die die Norm (8:23,0) gereicht hat, es ist für ihn noch wie gestern. „Die Zeit kam erst ewige Minuten nach dem Zieleinlauf. Das waren die längsten Minuten meines Lebens.” Und dann der erlösende Sprung in die Arme des Trainers. 105 Glückwunsch-SMS und -Mails zählte er am Tag danach. Er hat sie alle noch.

Jetzt ist in Uliczka in Malente, holt sich mit dem Berliner Carsten Schlangen, EM-Zweiter 2010 über 1500 m, den Olympia-Feinschliff. Waldläufe, mal locker, mal bergan, oder rund um den Kellersee, Intervalleinheiten im Stadion — das Duo, das sich oft bei Lehrgängen ein Zimmer teilt, ist vor allem „von den tollen Laufstrecken begeistert. Außerdem haben wir hier unsere Ruhe.”

Bis Sonntag ist Uliczka noch in Malente. Der Fahrplan danach: Zwischenstopp in Kiel (,‚Ein paar Tage Ruhe, Sauna, einmal Training pro Tag”), ab 28. Juli Sportschule Kienbaum, „da treffen sich alle deutschen Leichtathleten”, ehe am 31. Juli der London-Flieger geht. Dass er die Eröffnung verpasst, ist für ihn „gar nicht so schlimm. Ich steh’ ohnehin nicht auf solche Sachen, werde aber in Kiel vorm Sofa mal reinschauen.” Dafür weiß er schon jetzt, dass er bis zum Ende der Spiele bleibt, mit der „MS Deutschland” zurückkehrt: „Ich will mir andere Sportarten anschauen — Marathon, Triathlon, Trapschießen.”

Und was will er selbst zeigen? „Für mich ist es schon ein Riesenerfolg dabei zu sein.” Aber das reicht ihm nicht. „Nur mal so mitlaufen, das bin nicht ich, Das Finale ist mein Anspruch.” Die Bestzeit von Lüttich (8:22,93) soll auf dem Weg dahin erneut fallen. Nur eins wird er auf der Insel vermissen— seine Espressomaschine. „Die ist überall mit dabei, selbst hier”, erklärt Bundestrainer Werner Klein, „das Kaffeetrinken ist für ihn und uns schon ein Ritual.” Verzichten müssen sie auf der Insel nicht darauf. Im Olympischen Dorf soll es an nichts fehlen.

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Last but not least

11 Juli 2012

FluxFM LogoLast but not least, im doppelten Sinne: nur wenige Stunden vor dem Meldeschluss hat der Deutsche Olympische Sportbund den 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen für die Spiele in London nachnominiert. Ob er’s schon so richtig fassen kann – das fragen wir ihn heute einfach selbst.

FluxFM – Last but not least

Schlangens Suche nach der finnischen Seele

27 Juni 2012

Der Mann kennt sich aus, keine Frage. Rechts, links, geradeaus über die Straßenbahnschienen – zielstrebig navigiert uns Carsten Schlangen durch Helsinki. 2003/2004 hat der 1.500-m-Läufer, der vor zwei Jahren in Barcelona sensationell zu EM-Silber gestürmt war, zehn Monate in der finnischen Hauptstadt gelebt. Zwei Semester studierte der Berliner an der Technischen Universität Architektur. Eine Zeit, die er nicht missen möchte. “Ich wollte das etwas andere Europa kennen lernen, nicht unbedingt die Standards”, erzählt er sportschau.de. Enttäuscht wurde er nicht: “Die finnische Schwermut hat manchmal etwas Träumerisches. Das führt dazu, dass die Finnen verschlossen sind, aber eben auch sehr kreativ”, sagt der 31-Jährige.

Über Ski-Langlauf zum Leistungssport

Kreativität, das ist die Sache von Carsten Schlangen. Sein Architekturstudium hat er längst beendet, jetzt arbeitet er Teilzeit in einem Berliner Architekturbüro. So bleibt Zeit genug für den Leistungssport. Dass er es in der Leichtathletik überhaupt so weit gebracht hat, ist nicht zuletzt seinem Helsinki-Aufenthalt geschuldet. “Ich habe hier häufig Ski-Langlauf als Alternativtraining gemacht. Zurück in Berlin habe ich mir dann überlegt, das Laufen ambitionierter anzugehen”, berichtet er. 2005, bei seiner ersten Teilnahme an den deutschen Meisterschaften, holte er auf Anhieb Silber. Mittlerweile hat er sich fünfmal den nationalen Titel gesichert, ist seit Jahren der beste deutsche 1.500-m-Läufer.
Zurück in der Stadt, in der alles begann

Jetzt ist Schlangen zurück in der Stadt, in der alles begann. Die facettenreiche Architektur begeistert den Berliner immer noch, er nimmt uns mit auf einen Streifzug durch “sein” Helsinki. Dom, Senatsplatz, vor allem aber der Besuch eines modernen Holzpavillons stehen auf seiner Liste. Das lichtdurchflutete Schmuckstück haben Studenten von Schlangens ehemaliger Universiät anlässlich der Ernennung Helsinkis zur Design-Welthauptstadt 2012 entworfen. Ein Abstecher dorthin ist also praktisch Pflicht. “Die Architektur hier ist sehr von Holz geprägt, das gefällt mir gut”, ist er begeistert.

Besuch im Stadion: “Das ist schon cool”

Im Sightseeing-Programm unverzichtbar: ein Besuch des Stadions. Hier sollten eigentlich die Olympischen Sommerspiele 1940 stattfinden, die aber wegen des Zweiten Weltkriegs entfielen. 1952 wurden sie nachgeholt – “aber die Architektur des Stadion ist deshalb nicht so, wie man sie in den 50er-Jahren erwartet hätte”, erklärt Schlangen. Wir dürfen sogar ausnahmsweise den 72,71 Meter hohen Stadionturm erklimmen, der eigentlich während der EM gesperrt ist. Die Höhe entspricht genau der Siegweite des finnischen Speerwurf-Olympiasiegers von 1932, Matti Järvinen. Schlangen war vor Jahren schon einmal hier, doch diesmal ist die Situation anders. Fasziniert schaut er aus luftiger Höhe auf die Bahn. “Das ist schon cool”, meint er. Am Samstag gibt er hier sein Debüt – die WM 2005 an gleicher Stelle kam für ihn noch zu früh. “Aber ich habe damals schon gedacht, wenn ich hier laufen könnte, das wäre großartig”, sagt er.

Noch einige Freunde in der Stadt

Wir machen uns auf den Weg zurück, Schlangens dicht gedrängter Terminplan sieht noch eine Trainingseinheit vor. Auf dem Stadionparkplatz treffen wir eine finnische Dame. Sie lebt seit 40 Jahren in Deutschland, ist jetzt als EM-Helferin in Helsinki. Sie erkennt den Vize-Europameister sofort. “Du bist doch Carsten Schlangen, du kennst dich doch gut aus hier”, meint sie. Beide kommen ins Plaudern, doch die Zeit drängt, wir müssen weiter. “Viel Glück”, ruft sie uns hinterher. Sie ist beileibe nicht der einzige Fan des deutschen Mittelstrecklers. Schlangen hat noch viele Freunde hier, einige werden ins Stadion kommen und ihn anfeuern.
32 Hundertstel fehlen zur Olympia-Norm

Das kann der Berliner gut gebrauchen: Er hofft am Wochenende nicht nur auf einen ähnlichen Coup wie 2010, sondern auch auf die Olympia-Norm. Lediglich 32 Hundertstel fehlen ihm zum begehrten Richtwert von 3:35,50 Minuten. Aber: “So ein Erfolg ist schwer wiederholbar. Jedes Rennen ist neu. Es wäre schon toll, in den Endlauf zu kommen”, schränkt Schlangen ein: “Die EM ist ein ganz guter Zwischenschritt. Aber die Norm hier zu laufen, ist fast ausgeschlossen, weil diese großen Rennen meistens eher taktisch sind.” Gelingt das Unterfangen nicht, hätte Schlangen nach der EM noch zwei Chancen, um das London-Ticket zu lösen. Aber vielleicht klappt es ja doch in der Stadt, die er kennt wie seine Westentasche. Träumen ist schließlich immer erlaubt. So ganz nach Art der Finnen.

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