Archive for the ‘Presse’ Category

Olympia-Blog Leichtathletik.de – Das neue Peking

15 August 2008

Die Olympischen Spiele in Peking sind eine Herausforderung für alle Beteiligten. Der Olympia-Blog liefert ganz persönliche Eindrücke vom Olympia-Alltag in China. Christian Ermert hat für leichtathletik.de den ersten Leichtathletik-Tag verfolgt.

Leichtathletik.de - DAs neue Peking - Foto: ChaiFür echte Leichtathletik-Fans war Olympia vor diesem Freitag kaum mehr als ein Vorprogramm, das Appetit auf mehr macht. Kaum hat die Leichtathletik begonnen, zeigt sich auch Pekings Wetter überraschend von seiner besten Seite. Ein wolkenloser blauer Himmel spannt sich über das "Vogelnest", wie das Stadion genannt wird, die Sonne versinkt hinter den Bergen im Westen der Stadt, die sich zum ersten Mal seit meiner Ankunft nicht im Dunst verstecken.

Tausende genießen auf der kilometerlangen Olympiameile zwischen Schwimm- und Nationalstadion die letzten Strahlen, bevor sich das Stadion füllt. Die Chinesen und ihre Gäste aus aller Welt sitzen auf Bänken unter den vielen neu angepflanzten Bäumchen und lassen sich einen Snack schmecken, bevor sie in die Superarena pilgern, wo 91.000 Menschen Platz finden.

Englisch-Übungen am Vogelnest

Auf dem Weg zur ersten Abendveranstaltung mit Kugelstoß- und 10.000-Meter-Entscheidung spricht mich plötzlich eine junge Chinesin auf Englisch an und schiebt ihren zirka achtjährigen Sohn zu mir. „Sprechen Sie bitte ein paar Worte mit ihm, er würde so gern reden, aber er traut sich nicht“, sagt sie. „Hallo“, fange ich an, und er antwortet: „Woher kommen Sie?“ Deutschland kennt er, für viel mehr als die Auskunft, dass er in Peking lebt und Englisch in der Schule lernt, reicht die Zeit nicht mehr. Der Strom der Massen auf dem Weg ins "Vogelnest" reißt uns auseinander.

Überall bleiben die Menschen stehen, fotografieren sich gegenseitig vor der Kulisse des Stadions, viele haben sich China-Flaggen auf die Wangen gemalt – ihnen ist die Vorfreude auf die Leichtathletik-Wettbewerbe anzusehen – auch wenn an diesem Abend gar keine Chinesen um die Medaillen kämpfen. Während die Jüngeren sich einfach nur freuen, sind viele Ältere sichtlich ergriffen, ein solches Ereignis in ihrem Land erleben zu dürfen. Diese Menschen haben es verdient, Olympia-Gastgeber zu sein – auch wenn das für die politische Führung nicht gilt, denen die glanzvollen Sport-Inszenierungen sicher auch als Ablenkungsmanöver von Menschenrechtsverletzungen und vom Tibet-Konflikt dienen.

91.000 Zuschauer am ersten Abend

Das Vogelnest ist ausverkauft. Die 91.000 Zuschauer feuern schon bei den 1.500-Meter-Vorläufen die Athleten an, als ginge es um Gold. Wie laut wird es wohl werden, wenn es morgen Abend um 22:30 Uhr Ortszeit zum 100-Meter-Showdown zwischen Asafa Powell, Usain Bolt und Tyson Gay kommt? Oder wenn am Montag Hürdensprinter Liu Xiang zum ersten Mal an den Start geht? Vielleicht packe ich Ohrenstöpsel ein.

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Von der Kehui-Road ins „Vogelnest"

15 August 2008

Schlangen traf vorher seine Eltern

Die hohe Luftfeuchtigkeit, die enorme Hitze und der Smog haben ihm schon ein wenig zu schaffen gemacht, seit er am Montag in das olympischen Dorf eingezogen ist. „Das tut gut", freute sich Carsten Schlangen gestern am Telefon über den strömenden Regen, der am Tag vor seinem Vorlaufstart in Peking die Luft säuberte und Stimmung und Zuversicht des emsländischen 1500-m-Asses bei den Olympischen Spielen merklich aufhellte. Denn heute Mittag, 13.37 Uhr MESZ (dann ist es 19.37 Uhr in China) muss für ihn alles stimmen.

Meppener Tagespost - Von der Kehui Road ins VogelnestIm Olympiastadion in Peking, das im Volksmund nur als „Vogelnest" bezeichnet wird, geht der Meppener im vierten und letzten Vorlauf über 1500 m an den Start (siehe Olympia-Spezial). Es ist der bisher größte und wichtigste Wettkampf für den 27-jährigen Leichtathletik-Spätstarter, für den schon mit der Olympia-Nominierung ein Traum in Erfüllung ging.

Bisher hatte er das Olympiastadion nur zweimal von außen gesehen. Drinnen war er noch nicht. „Am ersten Tag nach der Ankunft hatte ich die Gelegenheit zur Besichtigung, habe das aber aufgeschoben." Und als er es dann am Mittwoch erneut versuchte, waren die Zugänge versperrt. „Ich habe später noch so viel Zeit", gibt er sich gelassen. Zeit auch für das Zuschauen bei anderen olympischen Wettkämpfen und für Sightseeing.

Bisher stand für ihn das Einleben im olympischen Dorf und die Akklimatisierung nach dem Trainingslager in Shibetsu/Japan auf dem Programm. Sein Quartier im olympischen Dorf hat er in der Kehui-Road in Peking bezogen. In einem Dreier-Appartement in der fünften und obersten Etage. Dort bezog er mit Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin) ein Doppelzimmer. „Das hatte schon beim Europacup in Frankreich gut geklappt", harmoniert „die Schlange" gut mit dem fast vier Jahre jüngeren Vize-Weltmeister.

Die Olympia-WG komplettiert Hammerwerfer Markus Esser von Bayer Leverkusen im zur Wohnung gehörenden Einzelzimmer. Die Zeit bis zu Wettkampf verbrachte er mit einmal täglichem leichten Training (um nach dem Trainingslager in Japan möglichst viel Power zu sammeln) und viel aktiver Bewegung im olympischen Dorf und im ebenfalls gut gesicherten, aber leicht zugänglichen weiteren Bereich.

Dort traf er „nach einigen Schwierigkeiten und einer Stunde suchen" gestern auch seine Eltern. Hedwig und Werner Schlangen drücken ihrem Sohn vor Ort die Daumen, während zu Hause im Garten in Teglingen eine olympische Fahne die Verbindung zu dem Großereignis signalisiert.

Beim Training spürte Carsten schon einige Probleme, sich vor allem an die hohe Luftfeuchtigkeit anzupassen. „Im Trainingslager in Japan lief es jedenfalls wesentlich runder", stellte er kritisch fest und hoffte, dass es heute nach dem großen Regen wesentlich reibungsloser geht. „Feuchtigkeit, Hitze und Staub sind deutlich zurückgegangen", sagte er und hofft, „dass alles gut wird".

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Schlangen hofft auf schnelles Rennen

15 August 2008

Meppener heute mit Kenianer Kiprono Choge im Vorlauf – „Es wird hart"

Gleich am ersten Tag der Leichtathletik-Wettbewerbe bei Olympia muss Carsten Schlangen heute über 1500 m ran. „Da im Vorlauf rauszufliegen, wäre nicht so toll", verspürte der 27-jährige Meppener gestern eine besondere Belastung.

„Das würde den Druck auf die anderen verstärken und die Diskussion wieder anheizen, warum die zu Hause bleiben mussten", sieht sich der mit dem Wechsel zur LG Berlin Nord erst spät in die international Mittelstreckenphalanx eingedrungene   Architekturstudent herausgefordert. Er ist schließlich der einzige deutsche Repräsentant der Mittel-und Langstreckenläufer in Peking. Für ihn bedeutet das eine zusätzliche Bürde. Da will er sich unter den 50 internationalen Konkurrenten schon ordentlich behaupten.

Schlangen, der erst Montag aus dem Trainingslager in Japan anreiste, startet im letzten von vier Vorläufen am Abend um 19.37 Uhr Ortszeit. Die ersten fünf aus jedem Lauf plus die vier Zeitschnellsten sind im Zwischenlauf am Sonntag dabei. Den sollte er erreichen. Doch schon das wird „hart", wie er sagt, auch wenn der Regen gestern die Belastungen durch Hitze und Staub für den Neurodermitiker deutlich verbesserte.
Mit ihm starten im Vorlauf auch die Mitfavoriten auf die Goldmedaille Augustine Kiprono Choge (Kenia), der mit der besten Vorleistung aller Starter (3:31,57 min) anreiste, und Ex-Weltmeister Rashid Ramzi (Algerien). „Drei sehr Schnelle und drei bis vier, die auch sehr schnell sind", machte der Emsländer im 13er-Feld aus.

„Ich hoffe, dass ich mich dazwischenhängen und am Ende mitsprinten kann", wünscht er sich einen „schnellen Lauf".

Mit seiner beim ISTAF in Berlin gelaufenen Bestzeit von 3:34,99 min, die ihm das Olympiaticket einbrachte, befindet er sich im großen Feld der vielen Starter, die mit ihrer Jahresbestzeit um die 3:35 min ganz eng beieinander liegen.

Die größten Chancen auf olympisches Gold räumt Schlangen dem Weltmeister Bernard Lagat (USA) ein, obwohl der bislang auch nur eine 3:35,14 vorweisen kann. „Er hat auf den Punkt genau trainiert", glaubt der bescheidene Meppener und stimmt mit anderen Experten überein, die Lagat ebenfalls weit oben auf der Rechnung haben.

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Daumen drücken für Schlangen

13 August 2008

Emsländischer Mittelstreckler ist Montag in Peking angekommen.

Am kommenden Freitag (15. 8.) werden neben Millionen Zuschauer in der ganzen Welt auch unzählige Neugierige, und nicht nur Sportfans im Emsland vor dem Fernseher sitzen und um 13.10 Uhr dem 27-jährigen Emsländer Carsten Schlangen die Daumen drücken. Der Vorlauf über 1500 Meter steht an. „Das sollte ich überstehen", ist sich der früher für Meppen und jetzt für Berlin laufende Leichtathlet sicher.

Von der Eröffnungsfeier in Peking war Carsten Schlangen „völlig fasziniert". „Eine große Show, eine spektakuläre Inszenierung". Er sah allerdings die Eröffnungsfeier östlich von Peking in Shibetsu (Japan), am Fernseher. Den Einmarsch der deutschen Mannschaft gönnte er sich nicht mehr. „Da war es hier in Japan Mitternacht; ich bin vorher schlafen gegangen". In Shibetsu begann die letzte Etappe der Olympia-Vorbereitung. „Die Bedingungen waren hervorragend", meint Schlangen. Eine Woche war Schlangen in Japan, am Montag flog er nach Peking.

Die Grundlagen für die Olympiasaison hat er zusammen mit seinem Trainer Professor Roland Wolff im Dezember 2007 in Kuusamo (Finnland) gelegt. Danach folgten unter anderem Trainingslager in Portugal (März), Südafrika (März/ April) und Königs-Wusterhausen (Juli).

Als Kind war Carsten Schlangen immer auf die Langstrecke eingestellt, doch sein damaliger Trainer von Union Meppen, Gerd Janning, hat ihm ganz schnell klar gemacht, dass er vor allem eine gewisse Grundschnelligkeit brauche. Und so ist er letztlich ein 1500-Meter-Läufer geworden, der bis zur letzten Sekunde fighten kann.

In der Favoritenrolle für den Olympiasieg in Peking sieht er Bernard Lagat (USA). „Er hat aus meiner Sicht auf den Punkt trainiert und die größten Chancen auf Olympisches Gold".

Carsten Schlangen, der sein Studium nach dem WM-Finale 2009 in Berlin beenden will, möchte sich in der Architektur im Bereich Städtebau spezialisieren. Doch jetzt konzentriert er sich erst einmal auf den größten Moment seiner Karriere: den Olympia-Vorlauf über 1500 Meter im „Vogelnest" von Peking. Die Zeit läuft…

Die Leichtathletik-Wettbewerbe der Olympischen Spiele beginnen am 15. 8.; jeweils 2 bis 3 Tage vor dem ersten Wettkampf im Nationalstadion fliegen auch die anderen DLV-Starter nach Peking, als letzte brechen am 18. 8. die 4×400-Meter-Staffeln auf.

Für Carsten Schlangen beginnt am Freitag (15. 8.) der „Ernst der Olympiade". Ab 13.10 Uhr sind die Vorläufe. Am Sonntag (17. 8.), ab 15.55 Uhr, steht das Halbfinale an. „Wenn ich das erreiche, habe ich mein Ziel erreicht". Zur besten Sendezeit – um 16.50 Uhr startet dann am 19.8. das Finale.

„Wenn ich viel Glück habe und in einer guten Form bin, kann ich dabei sein", meint Carsten Schlangen. Für den Auftritt im „Vogelnest" – unter diesem Namen ist das Pekinger Stadion aufgrund seines Stahlskeletts bereits bekannt – hat der Mittelstreckenläufer klare Vorstellungen.

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Leichtathletik-Interview in voller Länge

10 August 2008

Leichtathletik.de Banner

Hier das Podcast Interview von Leichtathletik.de in voller Länge. Das Interview führte Peter Schmitt. Viel Spaß beim Zuhören.

Carsten

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Die große Olympia-Vorschau – Männer – Auszug

10 August 2008

Olympia-Vorschau Männer - Auszug - Foto: ChaiKlar ist, dass es einen neuen Olympiasieger geben wird, nachdem der Marokkaner Hicham El Guerrouj seine Karriere beendet hat. Der Jahresschnellste, Daniel Kipchirchir Komen (3:31,49 min) wird ebenso nicht dabei sein, weil er bei den Kenia-Trails nur Siebter wurde und sich damit nicht qualifizierte. Ein offenes Rennen kündigt sich an, da viele Starter in ihrer Jahresbestzeit nur minimal auseinander liegen. Augustine Kiprono Choge (Kenia; 3:31,57 min) reist mit der besten Vorleistung aller Starter an, Weltmeister Bernard Lagat (USA) gehört trotz bislang „nur“ 3:35,14 Minuten zu den Läufern, die man auf der Rechnung haben sollte. Der Berliner Carsten Schlangen dürfte auf jeden Fall den Zwischenlauf erreichen, mit etwas Glück sogar das Finale.

Olympiasieger 2004: Hicham El Guerrouj (Marokko; 3:34,18 min)
DLV-Starter: Carsten Schlangen (LG Nord Berlin)

Zum Bericht auf Leichtathletik.de

Im Podcast – Lage(r)bericht Shibetsu

9 August 2008

Auf leichtathletik.de läuft im Olympiasommer eine neue Podcast-Staffel mit regelmäßigen Folgen auf vollen Touren. Wir begleiten die Top-Athleten auf ihrem Weg nach Peking (China). Sie können dabei sein. Einfach reinhören und gratis per iTunes abonnieren. Die neueste Ausgabe ist online!

Die deutschen Olympiastarter haben in Japan Quartier bezogen. In Shibetsu und Ashibetsu stimmen sie sich auf die Spiele ein, ehe es dann in China nach der Ruhe vor dem Sturm zur Sache geht. Direkt aus dem Camp kommt unser Lage(r)bericht.

Die Themen der aktuellen Ausgabe:
Thronfolgerin gesucht
Drei deutsche Siebenkämpferinnen in Peking mit im Rennen, Medaillenchance für Lilli Schwarzkopf?
Zwischenlauf ist Pflicht
Carsten Schlangen vor seiner Olympia-Premiere
Listen To The Star mit André Höhne
Direkt aus Shibetsu:
DLV-Mediendirektor Peter Schmitt
Flash-News

Jetzt anhören! (mp3)

Zum Artikel auf Leichtathletik.de

Carsten Schlangens Premiere im "Vogelnest"

7 August 2008

Die Zeit läuft. Noch knapp eine Woche muss Carsten Schlangen warten, dann steht sein Vorlauf über 1.500 Meter im „Vogelnest“ von Peking auf dem Programm. Im japanischen Shibetsu bereitet sich der „Spätstarter“ von der LG Nord Berlin derzeit mit der Deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft auf den größten Moment seiner Karriere vor: Auf seine Premiere bei den Olympischen Spielen.

Als die Spiele 2004 in Athen stattfanden, hatte er gerade einmal mit dem Leistungsport begonnen und war von einem einjährigen Studienaufenthalt aus Finnland zurückgekehrt. „Neben meinem Architektur-Studium wollte ich Leistungssport betreiben und hatte mir als Ziel gesetzt, irgendwann einmal bei den Deutschen Meisterschaften unter den Top 5 zu landen. Am Ende wurde ich 2005 Deutscher Vizemeister.“

Der große Durchbruch gelang ihm in diesem Jahr beim Berliner ISTAF, denn mit seiner persönlichen Bestzeit von 3:34,99 Minuten hatte er nicht nur die A-Norm für Olympia in der Tasche, sondern wurde auch bei international gut besetzten Meetings wahrgenommen. „Um über 1.500 Meter gut zu sein, brauchst Du gute Rennen. Es ist oft schwierig, dort einen Startplatz zu bekommen. Eine Zeit unter 3:35:00 Minuten hilft da natürlich enorm weiter.“ Den Deutschen Rekord über 1.500 Meter hält seit 1980 Thomas Wessinghage (3:31:58 min).

„Laufe ohne Uhr und nach Gefühl“

Carsten Schlangen weiß, dass Thomas Wessinghages Rekord schwer zu brechen ist, doch sein Ehrgeiz ist enorm. Der 27jährige trainiert viel und hart. „Ich laufe ohne Uhr und nach Gefühl. Das funktioniert.“ Die Grundlagen für die Olympiasaison hat er zusammen mit seinem Trainer Professor Roland Wolff im Dezember 2007 in Kuusamo (Finnland) gelegt. Danach folgten unter anderem Trainingslager in Portugal (März), Südafrika (März/April) und Königs-Wusterhausen (Juli).

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"Ich saß vorm Fernseher und dachte: Oh Nein!"

6 August 2008

1500m Läufer Carsten Schlangen eifert seinem Ideol El Guerrouj nach – auch was das Pech angeht.

Foto DPA (El Guerrouj) - Bericht TagesspiegelOlympia übt eine große Faszination aus – manche sind so fasziniert, dass sie selbst dabei sein wollen. Wir haben Athleten des deutschen Teams gebeten, den Moment zu beschreiben, der sie zu Olympia geführt hat. Folge 3: 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen über den marokkanischen Helden Hicham El Guerrouj. Wenn ich Hicham El Guerrouj im Fernsehen laufen gesehen habe, war ich immer wahnsinnig fasziniert. Er war einfach so unglaublich schnell. In den neunziger Jahren war er über die 1500-Meter-Distanz extrem dominant. Auf der Bahn gab es damals eigentlich nur einen Läufer, der ähnlich beeindruckend war, allerdings auf der Langstrecke: Haile Gebrselassie.

Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta war El Guerrouj der haushohe Favorit über 1500 Meter. Jeder rechnete mit der Goldmedaille für den Marokkaner. Dann begann das Rennen – und er stolperte. Am Ende ist er Letzter geworden. Ich saß vor dem Fernseher und dachte nur: Oh nein!

Das war ein Moment, der mich persönlich mehr bewegt hat als die großen Sternstunden. Weil ein Traum zerplatzt ist. Weil man persönlich so schockiert ist vom Schicksal.

Ich glaube, dass Olympische Spiele an sich für einen Jugendlichen noch größere Bedeutung haben als für Erwachsene, weil sie einen noch viel mehr prägen. Zwischen zehn und sechzehn Jahren, das ist das Alter, in dem ich extrem mit den Leuten mitgefiebert habe. Später im Leben verfolgt man auch andere Ziele wie etwa das Studium oder den Beruf. Aber als Jugendlicher lebt man den Sport mit. Da entscheidet es sich, ob man ein Olympia-Junkie wird oder nicht.

So war es auch damals bei mir. Ich hatte meine Vorbilder wie Hicham El Guerrouj. Es ging dabei gar nicht einmal darum, so erfolgreich zu laufen wie er. Als Kind oder Jugendlicher weiß man noch nicht, was für ein Talent in einem steckt. Es war damals einfach schmerzhaft für mich, mit anzusehen, wie der große Favorit aus dem Rennen um Gold ausscheidet.

Laufen an sich hat mir damals viel Spaß gemacht, und ich wollte auch längere Strecken laufen. Aber mein damaliger Trainer sagte mir: „Warte ab, du brauchst noch Grundschnelligkeit.“ Mit dem Leistungssport habe ich eigentlich erst 2005 richtig angefangen, und es ist jetzt ein großartiges Ereignis für mich, selbst zu den Olympischen Spielen zu fahren.

Inzwischen habe ich auch noch einen anderen Bezug bekommen zu tragischen Erlebnissen wie dem, das Hicham El Guerrouj passiert ist. Ich kann aus der Perspektive des Athleten mitfühlen. In diesem Jahr wollte ich zum dritten Mal in Folge Deutscher Meister über 1500 Meter werden. Das hatte ich mir fest vorgenommen. Es wäre eine schöne Serie gewesen, die mir etwas bedeutet hätte. Doch dann habe ich mir am Abend vor dem Finale den Magen verdorben. Ich habe die ganze Nacht Durchfall gehabt und gebrochen. An Laufen war nicht mehr zu denken, schon Gehen war anstrengend. So saß ich am Sonntag beim Finale geschwächt auf der Tribüne des Nürnberger Stadions und habe den Lauf auf Video aufgezeichnet.
Es war ein merkwürdiger Moment, denn in einer Nacht hatte sich die Perspektive völlig verschoben – plötzlich durfte ich nur noch Zuschauer sein.

Hichams Drama hat zum Glück ein Ende gefunden. Vier Jahre später in Sydney hat er Silber gewonnen. Und 2004 in Athen, da hat er seinen Olympiasieg gleich doppelt nachgeholt – mit Gold über 1500 und 5000 Meter.

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Neues DLV-Projekt soll Bahnläufer stärken

5 August 2008

Mit dem Motto „Läufer ins Finale nach Berlin“ startet der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) eine weitere Fördermaßnahme im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2009, nachdem zuvor bereits ähnliche Initiativen im Sprung- und Wurfteam sowie im Staffelbereich ins Leben gerufen wurden. 

Am Rande der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid trafen sich in der letzten Woche DLV-Cheftrainer Jürgen Mallow, die Disziplintrainer Henning von Papen und Detlef Uhlemann sowie der Großteil der betreffenden Aktiven. Das Team bilden erfahrene Athleten ebenso wie Perspektivathleten. Stark eingebunden in diese Maßnahme, die bewusst für die Bahnläufer kreiert wurde, sind auch die Heimtrainer.

Henning von Papen erklärt: „Wir wollen in dieser zusätzlichen Fördermaßnahme für die WM in Berlin einen Teamgedanken entwickeln.“ Geplant sind gemeinsame Trainingslager, auch in der Höhe, ebenso wie kleinere Maßnahmen und ein Austausch an den verschiedenen nationalen Standorten.

Optimum erreichen

Den Auftakt bildet ein Höhentrainingslager im November in Flagstaff (USA), ein weiteres ist im März 2009 vorgesehen, dazwischen trifft man sich in Chiclana (Spanien). Der Deutsche Leichtathletik-Verband will auch versuchen, seinen Läufern zu vermehrten Startplätzen bei internationalen Meetings zu verhelfen.

Jürgen Mallow sagt: „Nach unseren Projekten im Sprung-, Wurf- und Staffelteam wollen wir nun auch im Lauf ein zusätzliches Förderprojekt starten, um bei der WM 2009 das Optimum zu erreichen.“

Athleten des Laufteams:
Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Sebastian Keiner (LC Erfurt)
Carsten Schlangen (LG Nord Berlin)
Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01)
Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon)
Antje Möldner (SC Potsdam)
Julia Hiller (LAC Quelle Fürth/München)
Filmon Ghirmai (LAV Asics Tübingen)