Von der Kehui-Road ins „Vogelnest"

Schlangen traf vorher seine Eltern

Die hohe Luftfeuchtigkeit, die enorme Hitze und der Smog haben ihm schon ein wenig zu schaffen gemacht, seit er am Montag in das olympischen Dorf eingezogen ist. „Das tut gut", freute sich Carsten Schlangen gestern am Telefon über den strömenden Regen, der am Tag vor seinem Vorlaufstart in Peking die Luft säuberte und Stimmung und Zuversicht des emsländischen 1500-m-Asses bei den Olympischen Spielen merklich aufhellte. Denn heute Mittag, 13.37 Uhr MESZ (dann ist es 19.37 Uhr in China) muss für ihn alles stimmen.

Meppener Tagespost - Von der Kehui Road ins VogelnestIm Olympiastadion in Peking, das im Volksmund nur als „Vogelnest" bezeichnet wird, geht der Meppener im vierten und letzten Vorlauf über 1500 m an den Start (siehe Olympia-Spezial). Es ist der bisher größte und wichtigste Wettkampf für den 27-jährigen Leichtathletik-Spätstarter, für den schon mit der Olympia-Nominierung ein Traum in Erfüllung ging.

Bisher hatte er das Olympiastadion nur zweimal von außen gesehen. Drinnen war er noch nicht. „Am ersten Tag nach der Ankunft hatte ich die Gelegenheit zur Besichtigung, habe das aber aufgeschoben." Und als er es dann am Mittwoch erneut versuchte, waren die Zugänge versperrt. „Ich habe später noch so viel Zeit", gibt er sich gelassen. Zeit auch für das Zuschauen bei anderen olympischen Wettkämpfen und für Sightseeing.

Bisher stand für ihn das Einleben im olympischen Dorf und die Akklimatisierung nach dem Trainingslager in Shibetsu/Japan auf dem Programm. Sein Quartier im olympischen Dorf hat er in der Kehui-Road in Peking bezogen. In einem Dreier-Appartement in der fünften und obersten Etage. Dort bezog er mit Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin) ein Doppelzimmer. „Das hatte schon beim Europacup in Frankreich gut geklappt", harmoniert „die Schlange" gut mit dem fast vier Jahre jüngeren Vize-Weltmeister.

Die Olympia-WG komplettiert Hammerwerfer Markus Esser von Bayer Leverkusen im zur Wohnung gehörenden Einzelzimmer. Die Zeit bis zu Wettkampf verbrachte er mit einmal täglichem leichten Training (um nach dem Trainingslager in Japan möglichst viel Power zu sammeln) und viel aktiver Bewegung im olympischen Dorf und im ebenfalls gut gesicherten, aber leicht zugänglichen weiteren Bereich.

Dort traf er „nach einigen Schwierigkeiten und einer Stunde suchen" gestern auch seine Eltern. Hedwig und Werner Schlangen drücken ihrem Sohn vor Ort die Daumen, während zu Hause im Garten in Teglingen eine olympische Fahne die Verbindung zu dem Großereignis signalisiert.

Beim Training spürte Carsten schon einige Probleme, sich vor allem an die hohe Luftfeuchtigkeit anzupassen. „Im Trainingslager in Japan lief es jedenfalls wesentlich runder", stellte er kritisch fest und hoffte, dass es heute nach dem großen Regen wesentlich reibungsloser geht. „Feuchtigkeit, Hitze und Staub sind deutlich zurückgegangen", sagte er und hofft, „dass alles gut wird".

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