10 März 2009 | Kommentare (0)
Zu meiner Anreise nach Turin hatte ich wie gewöhnlich meine Thermoskanne mitgenommen. Im Post-9/11-Zeitalter mußte ich diese vor dem Abflug vom Flughafen Tegel austrinken. Die Kanne war gut gefüllt und so verging einige Zeit vor dem Sicherheits-Schalter. Ich betrachtete die Lackschäden, die die Kanne seit den Deutschen Meisterschaften in Leipzig aufwies. Aus der silbrig glänzenden Absplitterung entwickelte sich wie bei der Betrachtung eines Tintenflecks in meinem Kopf ein Bild. Die Umrisse zeichneten die italienische Halbinsel nach. Dem Stiefel fehlte allein die Insel Sizilien. Ansonsten war der Umriss exakt.
Ich bin eigentlich nicht abergläubisch und glaube für gewöhnlich nicht an derartige Zeichen – dieses exakte Bild der italienischen Halbinsel stimmte mich allerdings positiv.
Die Anreise nach Turin und die direkte Blutabnahme bei Ankunft im Hotel trübten relativ schnell das Bild vom perfekten Wettkampfwochenende. Zimmerkollege Wolfram Müller und ich wurden noch vor dem Mittagessen im Hotel abgeführt. Nach der Prozedur war die Küche geschlossen und es standen nur noch einige trockene Sandwiches bereit.
In den ersten Tagen in Turin hatte ich bei den lockeren Dauerläufen gemeinsam mit Wolfram Müller kein wirklich lockeres Laufgefühl. Alles war irgendwie zäh. Hatte ich mich mit der Anzahl und Dichte der Reisen übernommen? Noch am Montagabend war ich aus Lanzarote von einem semispezifischen Trainingslager nach Berlin gereist – am Mittwoch in der Frühe ging es dann weiter nach Turin.
Am Samstag starte ich im zweiten Vorlauf über 1500m. Nach dem Start fand ich mich direkt in der Führungsposition; der Niederländer Bas Eefting hatte mir die Innenbahn freigehalten. Ich hatte das ganze Feld hinter mir und kümmerte mich fortan allein um das Tempo. Wolfram Müller hatte im ersten Vorlauf das Tempo schnell gestaltet und sehr viele Läufer waren bei etwa 3:41min ins Ziel gelaufen.
Ich fühlte mich während des Rennens nicht so frisch, wie noch bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig vor zwei Wochen. Allein konnte ich das Tempo nicht ausreichend schnell gestalten. Niemand aus dem Feld unterstützte mich in meiner Führungsarbeit.
Wir passierten die 1200m in etwa 3:00min. Zu langsam für eine Zeit um 3:40min. Eine kleine Gruppe von drei Läufern passierte mich. Ich konnte zwar den Anschluß halten. Allerdings gelang es mir nicht, auf der Zielgeraden noch einen der Läufer zu überspurten. Ich schied als vierter knapp aus.
Ich war enttäuscht, dass ich nach so langer Tempoarbeit nicht für meinen Einsatz belohnt wurde. Erneut war ich knapp am Finale einer internationalen Meisterschaft vorbeigeschrammt.
Zurück im Hotel betrachtete ich meine Thermoskanne erneut. Ich verglich die Absplitterung im Lack der Kanne mit der Zeichnung der italienischen Halbinsel in einer Hotelbrochure. Die Absplitterung war zwar relativ präzise, aber es fehlte die Region Piemont.
Cross am Wochenende
Auf meinem Rückweg nach Berlin wollte ich noch beim Wirtschaftsbankett der Sportstiftung Emsland vorbeischauen. Dazu hatte ich einen Flug nach Düsseldorf gebucht. In das Bild des Wochenende passte, dass der Flug aus Turin verspätet startete. Ich konnte meinen Anschlußflieger von München nach Düsseldorf nicht mehr errreichen. Eine Umbuchung nach Berlin war mit der Lufthansa kein Problem – an dieser Stelle ein großes Lob an den offiziellen Sponsor des DLV.
Das nächste Zeichen
Als ich in den Flieger nach Berlin stieg wies mich ein mitgereister Journalist auf das nächste Zeichen hin. Der Name des Fliegers der Lufthansa: INGOLSTADT. Soll ich nun anfangen zu vertrauen.
9 Februar 2009 | Kommentare (0)
Der 1500m Lauf des Sparkassen-Cups in Stuttgart war nicht gerade der erhoffte erfolgreiche Einstieg in die Hallensaison über meine Paradedistanz. Seit langer Zeit bin ich auf dieser Strecke von Deutschen Läufern nicht mehr besiegt worden. Wolfram Müller sicherte sich mit einem guten Lauf nicht nur den ersten Platz der Deutschen Wertung, sondern auch die zweite Erfüllung der Norm für die Halleneuropameisterschaft. Ich sage herzlichen Glückwunsch und Respekt vor der tollen Leistung.
Ich habe aus Stuttgart vor Allem viele architektonische Erinnerungen mitgebracht, die ich hier kurz zeigen möchte. Das neu eröffnete Porschemuseum für ca. 100 Millionen Euro bietet eine interessante Übersicht über die Entwicklung der Firma Porsche sowie der Sportwagen allgemein. Das Museum konnte mich leider nicht in allen Belangen überzeugen. Ursprünglich sollte mit den aufgeständerten Ausstellungräumen das “Schweben eines Sportwagens” nachgezeichnet werden. Leider merkt man dem Obergeschoß die Schwere deutlich an. Ein bisschen erinnern mich die Bilder an meinen Lauf – ich wollte schweben, aber es blieb beim Strampeln und Straucheln.
Wahl zum Sportler des Jahres
Noch etwa eine Woche dauert die Wahl zum Sportler des Jahres im Emsland. Ich wurde von der Jury aufgrund der Teilnahme an der Olympischen Spielen nominiert. Jeder, der sich an der Wahl beteiligen möchte, dem sei der Zeitungsartikel empfohlen. Im Zeitungsartikel findet sich auch die Vorgehensweise der Wahl. Danke für Deine Stimme!
22 Januar 2009 | Kommentare (0)
Gestern Abend fand in der Spielbank Berlin der Neujahrsempfang des Team Berlins statt. Das Team Berlin umfasst eine Auswahl von Leichtathleten, denen zugetraut wird, die WM in Berlin zu erreichen und dort auch erfolgreich mitzumischen.
Der Abend wurde durch musikalische Einlagen recht unterhaltsam gestaltet. Unter Anderem wurde das sehr schöne Lied “Piano Man” von Billy Joel vorgetragen.
Ich wurde vom Moderator und fast Namenskollegen Karsten Holland gefragt, ob es wirklich stimme, dass Prof. Dr. Roland Wolff das Training gelegentlich mit “Trainingsfrei-Fragen” unterbreche. Dem konnte ich nur zustimmen und die aktuell schwebende Frage dem Publikum vorstellen.
Im Saal begann schließlich ein großes Rätseln, wie viele Tierbeine aktuell auf der Grünen Woche zu finden seien – die Auflösung soll heute in einem berliner Radiosender verkündet werden.
Besonders habe ich mich am Abend darüber gefreut, dass der regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit sich so viel Zeit für die Leichtathletik nimmt. Er war den ganzen Abend bei der Veranstaltung. Er informierte umfassend über die Planungen zur WM im Sommer.
Neu in das Team Berlin wurden zwei Mädels aus der LG Nord Berlin aufgenommen. Diskuswerferin Jessica Kolotzei und Meike Kröger möchte ich sehr herzliche zur Aufnahme ins Team gratulieren. Die Leistungen des zurückliegenden Jahres rechtfertigen die Aufnahme in dieses Team. Jessica wurde am Abend als Berliner Sportlerin des Jahres 2008 geehrt.
Bilder vom Abend in der Fotogalerie
6 Januar 2009 | Kommentare (0)
Bevor ich einen kleinen Ausblick auf die nun beginnende Hallensaison gebe, möchte ich meinen Blick zunächst auf die zurückliegenden Ereignisse der letzten Wochen richten.
Skilanglauf-Trainingslager Norwegen
Wie bereits in einem Bericht auf Hauptstadtlaeufer.de angedeutet, war das Skilanglauf-Trainingslager in Hemsedal (Norwegen) ein großer Erfolg. Wir hatten ausgesprochenes Glück mit den Wetterbedingungen. Fast jeden Tag gab es Schneefall, so dass die Pisten sehr gut aufpräpariert wurden.
Für mich war es bereits der zweite Aufenthalt in Hemsedal nach einem privaten Skilanglauftrainingslager im Winter 2006/2007 – um so schöner war es, mit den Hauptstadtläufern, meinem Bruder Dirk, meinem Trainer Roland Wolff und meinem ehemaligen Trainer Gerd Janning an diesen schönen Ort zurückzukehren.
Im Vergleich zu Kuusamo in Finnland gibt es in Hemsedal eine Vielzahl von verschiedenen Strecken. Vor allem sind die Streckenanforderungen höchst unterschiedlich. Es gibt flache Routen auf einem Plateau beim Skistadion in Gravset und viele profilierte Routen, die hinausführen in die weite gebirgige Landschaft Norwegens.
Häufig wechselten wir zwischen Skiwandern, klassischem Skilanglauf und Skating. Im Skating-Stil habe ich an einem Tag mit kräftigen Minustemperaturen einen neuen persönlichen Tageskilometer Rekord aufgestellt. Ich bin insgesamt etwa 68km gefahren. Das Training mit den Gehern aus Berlin muss mich besonders hart im Kopf gemacht haben, denn ich bin die vielen Kilometer auf einer 8-Km-Runde gefahren;) Die Landschaft in Norwegen hat mich für alle Strapazen ordentlich entschädigt. Hier eine Auswahl der schönsten Bilder aus dem hohen Norden.
Aus dem Winter in den Winter
Ohne fokussiertes Lauftraining bin ich nach den Weihnachtsfeiertagen bei meinen Eltern nach Trier aufgebrochen. Gemeinsam mit meinem Laufkollegen Jonas Stifel bin ich dort beim 19. Silvesterlauf gestartet. Für mich ist der Lauf in Trier ein absolutes Highlight im Winter-Laufkalender. Bei diesem Lauf kann ich immer ohne Druck an den Start gehen, denn die 8Km fallen ja nicht in meinen "Zuständigkeitsbereich" und je mehr Langstreckler ich auf der Strecke hinter mir lasse, um so besser. Bei dieser Teilnahme waren es alle deutschen und alle europäischen Langstreckler. Zugegeben war mein stärkster Konkurrent Arne Gabius etwas angeschlagen von einem Infekt und konnte seine hervorragende Zeit aus dem Vorjahr nicht abrufen. Micah Kogo, der drittplatzierte der Olympischen Spiele über 10.000m gewann den Lauf vor zwei weiteren Kenianern.
Als wir am Morgen vor dem Lauf beim Frühstück auf die Porta Nigra schauten, fielen uns gleich die sich seltsam fortbewegenden Menschenmassen auf. Die Fußgänger starrten auf ihre Füße – alle schlenderten im Gänsemarsch und hofften auf den nächsten Metern nicht hinzufallen. Der aufkommende Regen hatte den gefrorenen Boden in eine einzige Eisfläche verwandelt. Am Vormittag hatte sich schließlich ein Kenianer beim Warm-Up so stark verletzt, dass er nicht am Lauf teilnehmen konnte.
Die Organisatoren hatten allerdings dafür gesorgt, dass die Strecke eisfrei und ungefährlich zu belaufen war. Die einzige Schwierigkeit lag im Schlucken von Konfetti. Auf der Strecke hatten sich selbst bei dem etwas schlechteren Wetter wieder viele Zuschauer zum Anfeuern versammelt. Samba a la Trier. Der Lauf hat wieder richtig Spaß gemacht.
Am Neujahrstag schlenderten wir noch kurz durch die schöne Altstadt. So habe ich aus Trier nicht nur Bilder vom Lauf mitgebracht sondern auch von den Weltkulturerben. Morgen werde ich eineige Bilder aus Tier in meiner Fotogalerie zeigen.
Hallensaison
In den nächsten Wochen geht es in die Hallenvorbereitung. Harte Läufe stehen an. Irgendwie freue ich mich aber im Moment sehr, wenn wir in der Halle trainieren können, denn draußen, da hat der Winter alles fest im Griff. In Berlin ist es quasi überall glatt – vernünftiges koordiniertes Laufen ist nicht möglich.
Ich habe heute meinen Terminkalender für die kommende Hallensaison online gestellt. Zum ersten Mal werde ich ein Meeting in der Halle mitlaufen. Am 07. Februar soll es in Stuttgart beim Sparkassen-Cup richtig zur Sache gehen. Dazu in Kürze mehr!
Carsten