Geschrieben von: Meppener Tagespost - Emslandsport - Ulrich Mentrup
4 August 2006 | Kommentare (0)
Meppener startet Montag bei der EM in Göteborg
Die Situation vor seinem ersten Start bei einer Europameisterschaft behagt Carsten Schlangen (LG Nord Berlin). Der Meppener wurde für die Titelkämpfe im schwedischen Göteborg nachnominiert und fühlt sich auf der 1500-m-Distanz in der Rolle des Newcomers und Außenseiters pudelwohl.
„Niemand erwartet, dass ich ganz vorn dabei bin", weiß der emsländische Senkrechtstarter, der mitbekommen hat, dass es auch Kritik an seiner Nominierung gegeben hat. „Ich habe nicht ein Mal die Norm geschafft", sagt der Architekturstudent, „aber ich war mehrfach ganz nah dran." Und das hat der Deutsche Leichtathletik-Verband honoriert. Bis auf knapp eine Sekunde (3:38,4 Minuten in Cuxhaven statt 3:37,5) kam der deutsche Meister an die Norm heran.
„Für weitere Läufe ist es wichtig, dass ich solche Erfahrungen wie bei der Europameisterschaft sammeln kann", sagt Schlangen. Gespannt ist er auf die Atmosphäre im gut besetzten Göteborger Stadion.
Seine Ziele hat der Emsländer abgesteckt: Er will in den Endlauf. „Ab dann ist alles offen." Nach der Meldeliste belegt er Platz elf. „Vom Papier her sieht es gut aus", meint der Sportler. Schließlich kommen zwölf Teilnehmer in den Endlauf. Bei womöglich nur zwei Vorläufen könnte es nach seiner Einschätzung enger werden.
Schlangen hat aber nicht nur die EM im Blick. Je schneller er ist, desto größer sind die Chancen, zukünftig nicht nur bei deutschen, sondern auch bei internationalen Meetings zu starten. In diesem Jahr will der Student noch an einem Wettkampf mit acht Nationen in Paris teilnehmen (Ende August) sowie be der ISTAF Anfang September in Berlin, wo im schnellen Feld immer eine gute Zeit möglich ist.
Doch die Konzentration gilt jetzt der EM. Schlangen fliegt am Freitag in Richtung Göteborg, um sich vor Ort zu akklimatisieren. Sein Vorlauf findet am Montag gegen 19.10 Uhr statt, der Endlauf am Mittwoch.
Ein komisches Gefühl beschlich Schlangen, als er mit dem Nationaltrikot eingekleidet wurde. Beim Mailen bekam er sogar ein wenig Lampenfieber. Zum Wochenbeginn hat der Läufer normal trainiert, danach wurde etwas feiner dosiert, „damit ich fit bin und keine Zipperlein habe".
Geschrieben von: German Road Races - News - Wilfried Raatz
3 August 2006 | Kommentare (0)
Vielleicht wirkte das desolate Auftreten der Männer und Frauen beim Europacup-Finale in Malaga in den Köpfen der Funktionäre noch nach …
Der zusätzliche Tag des Wartens sollte sich für alle Beteiligten gelohnt haben. Ganz im Gegensatz zu bisherigen Praktiken hat sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) einen Tag mehr Zeit gelassen, bis die Nominierung der Nationalmannschaft der Öffentlichkeit bekannt gegeben wurde. Die gezeigten Leistungen bei den Titelkämpfen in Ulm waren sicherlich weniger der Anlass dazu, insgesamt achtzig Athleten einschließlich der üppig besetzten Staffelkonkurrenzen für das Europachampionat von 7. bis 13. August in Göteborg zu nominieren.
Vielmehr vielleicht wirkte das desolate Auftreten der Männer und Frauen beim Europacup-Finale in Malaga in den Köpfen der Funktionäre noch nach, als eine nominell starke Nationalmannschaft den besten europäischen Teams mehr oder weniger hinterher stolperte und letztlich von der Konkurrenz aus Russland, Frankreich, Groß-Britannien und Co. mit den Rängen fünf (Frauen) und acht (Männer) abgewatscht wurde. Und mit einem Brandbrief in der Öffentlichkeit an den Pranger gestellt wurde.
Elf Athleten
Elf Athleten bekommen für Göteborg eine Chance, die über den gewiss verschärften Qualifikationsnormen des DLV geblieben sind, aber unter der Rubrik „Perspektive“ ihre internationale Bewährungsprobe starten dürfen. Gut so, denn die Decke hinter den vermeindlichen Etablierten ist leider sehr dünn, wenn die Altvorderen wie Lars Riedel, Frank Dietzsch und Co. einmal abgetreten sind, die aktuell als Medaillenkandidaten wie auch Steffi Nerius, Christina Obergföll, Petra Lammert, Ralf Bartels und Kirsten Bolm gehandelt werden. Wer hat bislang schon einmal, sieht man von den absoluten Insidern einmal ab, von der Hochspringerin Julia Hartmann, der Siebenkämpferin Jennifer Oeser, vom Weitspringer Sebastian Bayer – oder gar vom 1500 m-Läufer Carsten Schlangen etwas gehört?
Im Laufbereich sieht die Präsenz nicht einmal schlecht aus, werden doch alle EM-tauglichen Athleten gegen die europäische Elite ins Rennen geschickt. Nach dem neuerlichen vergeblichen Versuch von Olympiasieger Nils Schumann ist über die 800 m-Strecke alleine René Herms nominiert. Ihm ist ein großes Maß an taktischem Geschick zu wünschen, damit er vielleicht den Sprung ins Finale schaffen kann.
Mockenhaupt und Mikitenko
Unstrittig dabei Sabrina Mockenhaupt, die mit männlicher Hilfe in Regensburg die 10 000 m-Norm knacken konnte, und für Göteborg für beide längeren Bahndistanzen benannt ist. Dies vor dem Hintergrund, dass „Mocki“ nach einer längeren Verletzungspause nur schwerfällig wieder in Schwung gekommen ist und ihren besten Zeiten derzeit hinterher schauen muss.
Mit großer Hingabe rannte dagegen Irina Mikitenko in Tübingen (10 000 m) und Ulm (5000 m) gegen von ihr nicht zu verantwortenden Mängel (mangelnde Konkurrenz, Hitze) gegen die Normvorgaben an – und verpasste beide knapp. Dennoch ist sie nach ihrer Babypause solide stark zurück gekommen. Und dieses haben die DLV-Zensoren gottlob ebenso berücksichtigt wie die souveräne Vorstellung der Hindernisläuferin Verena Dreier knapp über der harten DLV-Norm.
Mit Monika Gratzki schickt der DLV zumindest die aktuelle 800 m-Meisterin, auch wenn diese anstelle der zweimal geforderten Norm nur einmal unter 2:01,50 Minuten blieb. Einer jungen Athletin wie dies Janina Goldfuß ist, bleibt der EM-Start ebenso verwehrt wie einer Antje Möldner, die mit 22 Jahren sich ausgerechnet bei den Titelkämpfen in Ulm so „grün“ zeigte, dass selbst der sicher geglaubte 1500 m-Meistertitel an die spurtstärkere Kerstin Werner ging.
Überraschung Carsten Schlangen
Die Nominierungs-Überraschung im Laufbereich ist sicherlich 1500 m-Meister Carsten Schlangen, der just erst in Ulm einen Einzeltitel gewinnen konnte, sonst eher aus solider Läufer im niedrigen 3:40-Minuten-Bereich einzuordnen war. Er wird in Göteborg erstmals das Nationaltrikot tragen. Nach seinem Wechsel von Meppen in die Hauptstadt zur LG Nord Berlin steigerte er sich im Kollegenteam mit Franek Haschke und Jonas Stifel auf 3:38,04 Minuten und führt damit die nationale Rangliste knapp vor seinen Trainingspartnern Haschke und Stifel an.
Marathon mit Luminita Zaituc
Eine Bank sind die Marathon-Frauen mit Luminita Zaituc (2:27:34/ 2005 Berlin), Claudia Dreher (2:31:37/ 2005 Köln), Ulrike Maisch (2:31:56/ 2006 Hamburg) und Susanne Hahn (2:32:34/ 2006 Rotterdam), die sicherlich jedem Zweifel erhaben sind. Warum allerdings nicht das mögliche Kontingent für den zudem ausgetragenen Team-Europacup mit einer fünften Läuferin wie Melanie Kraus oder der jungen Romy Spitzmüller ausgenutzt wurde, enttäuscht etwas.
Abwesenheit der Marathon-Männer
Der deutsche Marathon, Abteilung Männer, wird hingegen in Göteborg einmal mehr durch Abwesenheit glänzen. Der Grund ist vordergründig klar: Keiner (!) kam auch nur in die Nähe der geforderten 2:14:00 Stunden. Unsere besten Läufer Ulrich Steidl (Rodenbach) und Martin Beckmann (Leinfelden) liegen mit 2:16:02 und 2:17:00 Stunden zwar deutlich über der (deutschen) Mindestzeit, aber es wäre sicherlich ein wichtiges Zeichen für den deutschen Langstreckenlauf. Schließlich hätte auch der mittelfristige Aufbau einer Europacup-Mannschaft schon ein Schritt in die richtige Richtung bedeuten können.
So ist der Langstreckenbereich der Männer nur mit den bei den 10 000 m-Meisterschaften in Tübingen so forsch in das EM-Team gelaufenen Jan Fitschen (dieser wird allerdings zusammen mit Arne Gabius die 5000 m vorziehen), Alexander Lubina und André Pollmächer vertreten. Ein Vakuum tut sich derzeit über die Hindernisse auf, weil die chancenreichen Filmon Ghirmai, Raphael Schäfer und Stephan Hohl verletzt sind und der aktuelle Titelträger Steffen Uliczka noch um einiges von der Normvorgabe entfernt läuft.
Mit der Nominierung von 80 Athleten haben die Verantwortlichen der Abteilung Leistungssport in der Darmstädter Leichtathletik-Zentrale Mut gezeigt. Es bleibt zu hoffen, dass die nominierten Athleten nun auch die in sie gesetzten Erwartungen rechtfertigen.
Was hilft es, wenn möglichst große Mannschaften von einer Sportgroßmacht, wie es Deutschland in Gänze nun einmal ist, gefordert werden, aber auf den Punkt nur wenige ihr Leistungspotential abrufen können.
Das nämlich entzieht jeglicher Diskussion die Grundlage.
Geschrieben von: Leichtathletik Special Nr. 30 - Auszüge
29 Juli 2006 | Kommentare (0)
Bei der EM präsentieren sich einige neue Gesichter im Nationaldress.
Natürlich kann man die Nominierungspraxis des Deutschen Leichtathletik-Verbandes kritisieren. Zu viele Athleten, die die Verbandsnorm nicht erfüllt haben, werden mit nach Göteborg genommen. Erinnerungen werden wach: Vor elf Jahren war es ähnlich, das schwache Resultat führte nach der WM zu den Änderungen der Nominierungsrichtlinien.
[...]
Für viele andere junge Athleten – wie Hürdensprinter Jens Werrmann (21), Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch (21), Hindernisläuferin Verena Dreier (21) oder den trotz seiner 26 Jahre zu den Newcomern zu zählenden 1500-Meter-Mann Carsten Schlangen – gilt dagegen die von Jürgen Mallow ausgegebene Zielsetzung: Die ein oder andere Bestleistung abliefern auf dem Weg nach Peking und Berlin. Da wird sich zeigen, ob die lockeren Nominierungskriterien 2006 richtig waren. Oder ob sie wieder strenger ausgelegt werden. So wie nach der WM 1995 in Göteborg.
Geschrieben von: Der Nordberliner - Sport
27 Juli 2006 | Kommentare (0)
Kompletter Medaillensatz an LG Nord
Einen kompletten Medaillensatz nahmen die Athleten der LG Nord von den Deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende in Ulm mit nach Hause. Gold ging dabei an Carsten Schlangen im letzten Einzelwettbewerb des Meisterschaftswochenendes, den 1500 m. In einem von Taktik und gemeinsamer Führungsarbeit der Athleten der LG Nord mit Schlangen, Franek Haschke und Jonas Stifel geprägten Rennen gewann Schlangen in 3:42,35 Min.
„Ich habe vor dem Rennen schon an den Titel geglaubt", sagte der Sieger nach dem Rennen. „Schließlich hatte ich bisher die beste Zeit stehen. Das gab es eigentlich noch nie, dass alles so aufgeht, wie man es vorher geplant hat. Heute hat es mal geklappt. Das Tempo war dann am Ende sehr hoch, ich hatte glücklicherweise die meisten Reserven." Bronze in diesem Rennen ging an seinen Trainingskollegen Haschke, den Vorjahressieger, in 3:42,98 Min. Und auch auf Platz vier landete in 3:43,45 Min. mit Jonas Stifel ein weiterer Nordler. Auch die dritte Medaille errang ein Sportler aus der Laufgruppe von Trainer Prof. Dr. Roland Wolff. Silber ging im sonnabendiichen 3000-m-Hindernis- Rennen an Norbert Löwa in 8:49,83 Min. Der Achtplatzierte der U23-Europameisterschaften von 2005 sorgte früh dafür, dass das Feld auseinandergerissen wurde und konnte sich am Ende über die Silbermedaille freuen. [...]
Über eine weitere Medaille konnte sich die 3x1000m -Staffel der männlichen Jugend freuen. In 7:17,98 Min. kamen Alexander Hudak, Falko Zauber und Merlin Rose in diesem im Rahmen der Erwachsenenmeisterschaften ausgerichteten Wettbewerb als Silbermedaillengewinner zwar eine Sekunde hinter den Siegern aus Erfurt, aber über sieben Sekunden vor den Dritten ins Ziel.
Geschrieben von: Süddeutsche Zeitung - Sport - Joachim Mölter
19 Juli 2006 | Kommentare (0)
Mit dem Niveau der deutschen Leichtathletik geht es abwärts, darüber täuscht nicht hinweg, dass der Verband die stattlich erscheinende Zahl von 80 Athleten nominiert hat für die EM in Göteborg. 2002 beim Heimspiel in München waren es noch 95 gewesen, vor acht Jahren in Budapest sogar 111. Und selbst die 80 DLV-Vertreter der Saison 2006 gaukeln eine Stärke vor, die nicht durch Leistungen gedeckt ist: Wenig mehr als die Hälfte hat die mittels Normen festgelegte EM-Tauglichkeit tatsächlich bestätigt.
Es ist der Eindruck entstanden, dass die DLV-Funktionäre bei der Nominierung ihre Richtlinien gebogen haben bis zum Brechen, um den Schein eines starken Teams zu erwecken – und sei es nur ein zahlenmäßig starkes. Nun gibt es sicher in einigen Fällen fachliche Gründe, sich über die lange im voraus genormten reinen Zahlen hinwegzusetzen: Einem Leistungsbild auf europäischer Ebene, das sich anders darstellt als eingeschätzt, muss man Anforderungen und Erwartungen anpassen; Staffelmitglieder muss man im Einzelrennen einsetzen können, ohne dafür die Normerfüllung zu verlangen; Talente müssen natürlich die Chance bekommen, international Wettkampfpraxis zu sammeln. Wenn man die ihnen nicht bei einer EM gibt, wo und wann dann?
Trotzdem: Der DLV hat so viele Ausnahmen bei der Nominierung gemacht, dass es fast keine Regeln mehr gibt, zumindest keine, die sich interessierten Laien schlüssig erklären lassen. Im EM-Aufgebot stehen zu viele Athleten, die die ursprünglich zweimal zu erfüllende Norm nur einmal geschafft haben – oder gleich gar nicht. Bundestrainer Mallow hat zwar eigens auf die Möglichkeit hingewiesen, „die Richtlinien in jeder Hinsicht außer Kraft zu setzen". Nur: Wozu hat man sie dann überhaupt festgelegt? Und wenn man so sehr auf Talente setzt: Hätte man nicht von vornherein Ausnahmen für sie einarbeiten können wie 2002?
Auch für die Weltmeisterschaften 1995 in Göteborg (!) hatte der DLV großzügig und teilweise schwer nachvollziehbar nominiert, ohne Erfolg. Die WM geriet zu einem Tiefpunkt, danach installierte der DLV eindeutige und strenge Regeln für die Nominierung, vor allem um Transparenz zu schaffen. Diese Regeln wurden im Lauf der Jahre derart verwässert und aufgeweicht, das der geneigte Beobachter den Durchblick verloren hat. Auch so schreckt man sein Publikum ab.