Geschrieben von: Meppener Tagespost - Emslandsport - Richard Schimmöller - Foto: Hensel
9 August 2006 | Kommentare (0)
Schlangen erfuhr positive Resonanz auf ein couragiertes EM-Rennen
Die Enttäuschung über das verpasste 1500-m-Finale bei den Europameisterschaften im schwedischen Göteborg dauerte nur einen Augenblick. „Ich habe ein gutes Gewissen, denn ich habe alles gegeben", lautete das Fazit des Meppeners Carsten Schlangen nach seiner EM-Premiere, die im Vorlauf endete.
Die Resonanz auf den Lauf des deutschen Meisters, der für die LG Nord-Berlin startet, war durchweg positiv. Die Teamgefährten und auch sein Meppener Trainer Gerd Janning bescheinigten Schlangen ein couragiertes Rennen. „Er hat Druck gemacht", sagt der Coach, der sich heute gemeinsam mit dem Architekturstudenten das 1500-m-Finale im Ullevi- Stadion anschaut. „Wir werden trotzdem feiern", sagt Janning, der Schlangen den Endlauf zugetraut hatte.
Dem 25-jährigen Läufer fehlte noch ein wenig Erfahrung im Klasse-Feld. Er blieb nach dem Start im Pulk, in dem geschoben und gerangelt wurde, war später an Position sechs „eingekesselt", und lief dann lange auf der Außenbahn, weil die führenden Medhi Baala (Frankreich) und Mikola Labowski (Ukraine) seine Attacken abblockten.
Schlangens Angriff rund 600 m vor dem Ziel wirkte wie ein Signal für die Konkurrenz. „Das ganze Feld zog mit", erinnert sich der Läufer, dem nach einer schnellen Runde (56 Sekunden) am Ende doch „die letzten Körner fehlten".
Schlangen kam als Zehnter ins Ziel – mit der zehntschnellsten Zeit beider Vorläufe. Doch da die ersten vier jeweils für das Finale gesetzt waren, reichten 3:42,62 Minuten nicht. Nach dem steilen Aufstieg hat er Grenzen erkannt. Die will er so schnell wie möglich überwinden…
Geschrieben von: Frankfurter Allgemeine Zeitung - Sport - Michael Reinsch - Foto: Imago
8 August 2006 | Kommentare (0)
Carsten Schlangen läuft zum ersten Mal im Nationaltrikot
Die Überraschung war schmerzhaft. In der vorletzten Kurve des 1500-Meter-Laufs schwenkte Carsten Schlangen auf die zweite Bahn und setzte zum Überholen an – und dann war praktisch Schluß. „Ich war ziemlich zuversichtlich, daß ich den achten Platz herauskämpfen könnte“, schnaufte er im Ziel. „Und dann haben auf meinen Antritt gleich fünf, sechs Leute reagiert.“ Hinter neun Konkurrenten kämpfte er sich schließlich über die Linie, taumelte und ging zu Boden; nach 3:42,62 Minuten immerhin, der zehntbesten´Zeit, aber dennoch nicht qualifiziert für den Endlauf der stärksten – und glücklichsten – zwölf der Europameisterschaft an diesem Mittwoch. Der andere Vorlauf war viel langsamer gewesen, doch auch in ihm qualizierten sich die ersten vier.
Carsten Schlangen, ein schlaksiger, jungenhafter Athlet, hat im Ullevi-StadiStadion von Göteborg eine bemerkenswerte Premiere im Nationaltrikot gegeben. Vor zwei Jahren war er noch Hobbyläufer in Niedersachsen. „Das war mein erster internationaler Wettkampf“, sagte er, „und das war das erste Mal, daß ich so richtig einen vor den Bug gekriegt habe.“
Bei der deutschen Meisterschaft des vergangenen Jahres in Wattenscheid attackierte der Newcomer ebenfalls kurz vor der Gegengeraden – und gewann leicht zehn Meter Vorsprung. Lediglich Franek Haschke überholte ihn noch auf den letzten 300 Metern. Schlangen verbesserte seine Bestzeit um sechs Sekunden auf 3:40 Minuten. In diesem Jahr wurde er in Ulm deutscher Meister; seine Bestzeit hat er auf 3:38,04 Minuten gedrückt. Schließlich trainiert er seit zwei Jahren neunmal in der Woche gemeinsam mit Haschke und Jonas Stiefel in Berlin. Das Trio kämpft auf der Mittelstrecke des Cross und auf der Bahn in Deutschland um die Titel.
„Erfahrung“, sagt Schlangen über seinen Auf- und Antritt von Göteborg, „irgendwannmuß man sie halt machen, auch wenn es bitter ist.“ Nachdem er zwei Semester seines Architekturstudiums in Finnland absolviert und mit seinen Eltern eine lange Skandinavien-Reise unternommen hatte, hatte das Nachdenken auf den langen Läufen und in den langen Nächten des Nordens zu dem Ergebnis geführt: „Jetzt mußt du wagen, wovon du schon so lange träumst.“ Im Spätsommer 2004 schloß sich Schlangen der Trainingsgruppe des Berliner Professors Roland Wol bei der LG Nord an.
Als erstes gewann er die Hochschulmeisterschaft. Seitdem ist sein Leben von Training und Wettkampf – und von Überraschungen geprägt. „Man sieht im Training, daß man so gut ist wie die anderen, und das gibt einem Mut im Wettkampf.“ Nun durfte er bei der Europameisterschaft
übermütig werden, während sich seine Trainingspartner in der Schweiz auf das gemeinsame Debüt beim Istaf in Berlin vorbereiten. „Ohne die beiden wäre ich nicht hier“, sagt er. Im vergangenen Jahr waren sie als Besucher im Olympiastadion von Berlin und sagten sich: „Das wäre toll, hier einmal mitzulaufen.“ Zwar wird Schlangen sein Architekturstudium von Herbst an für einige Monate in Rotterdam fortsetzen, doch zur Zeit hat das Laufen Priorität: „Ich würde mich gern noch ein paarmal überraschen.“ Bangemachen gilt dabei nicht. Wie er denn mit den Läufern aus Kenia und Äthiopien mitzuhalten gedenke, muß Schlangen sich fragen lassen, ist doch die Europameisterschaft so etwas wie ein Reservat. „Es ist nicht bis ins letzte Detail bewiesen, daß Schwarze genetische Vorteile haben“, sagt er dazu. „Wie Dieter Baumann, wie Craig Mottram muß man sich die Honung bewahren. Sonst kann man ja gar nicht trainieren.“ Er will beweisen, daß man auch als Deutscher vorn mitlaufen kann.
Die Bildungsreise nach Göteborg wird ihm dabei ein Ansporn sein. „Auf die Zielgerade zu kommen und dieses wahnsinnige Getöse zu hören“, schwärmt er, „das ist ein Moment, den man nie vergessen wird.“ Was die Zufriedenheit, die sich nach dem Verschnaufen einstellt, noch steigert: „Ich bin ja nicht kampos und auch nicht als Letzter ausgeschieden.“ Carsten Schlangen dürfte in Göteborg nicht nur eine Überraschung erlebt haben. Er war eine.
Geschrieben von: Leichtathletik.de - EM 2006 - Anja Herrlitz
7 August 2006 | Kommentare (0)
Der Berliner Carsten Schlangen lief bei der EM am Montagabend ein couragiertes Rennen im Vorlauf über 1.500 Meter. Sein Mut wurde allerdings nicht belohnt. Mit 3:42,62 Minuten lief er zwar die zehntschnellste Zeit, gehört aber nicht zu den zwölf Athleten, die am Mittwoch im Finale noch einmal ran dürfen.
Die jeweils vier Ersten der beiden Läufe und vier Zeitschnellste qualifizierten sich für die finale Runde. „Ich dachte eigentlich schon, dass ich in meinem Lauf unter die ersten Acht und damit in das Finale komme, nachdem der erste Lauf ja nicht sehr schnell war“, erzählte Carsten Schlangen. Bis zur letzten Runde war er vorne mitgelaufen. „Aber durch die vielen Rempeleien und das dauernde Laufen auf Bahn zwei oder drei hat mir zu Schluss einfach die Kraft gefehlt. Da war ich schon ganz schön kaputt.“
Trotzdem zeigte er sich zufrieden mit seiner Leistung. „Ich bin mir nichts schuldig geblieben, aber hatte halt einfach Pech. Der Wille war da, aber es hat nicht gereicht.“ Ein Grund könne auch sein, dass es seine ersten internationalen Meisterschaften waren. „Irgendwann muss man die Erfahrungen halt machen. Da ist jetzt wohl der bittere Moment gekommen.“
Verkorkste Saison für Jonas Hamm
Wesentlich schlechter lief das Rennen für den Erfurter Jonas Hamm, der international für Finnland an den Start geht. Er stieg vor Rennende aus. „Die ganze Saison ging einfach völlig in die Hose. Nachdem ich in Kassel im Juni Bestleistung gelaufen bin habe ich wohl übertrainiert. Meine Form ist einfach nicht da, das habe ich heute gemerkt.“
Als jeweilige Sieger ihrer Läufe zogen der Franzose Mehdi Baala (3:39,74 min) und Ivan Heshko (Ukraine; 3:47,12 min) in das Finale ein und gehören dort auch zu den heißen Titelanwärtern.
Geschrieben von: Leichtathletik.de - Aktuell - fc
6 August 2006 | Kommentare (0)
Der EM-Sommer war auch eine Saison der neuen Gesichter. Die deutsche Mannschaft trat mit zahlreichen Debütanten bei den kontinentalen Titelkämpfen in Göteborg (Schweden) an. leichtathletik.de hat vier Aufsteiger davon herausgepickt und stellt die Frage: Wer ist Ihr Newcomer des Jahres?
Carsten Schlagen
Späteinsteiger Carsten Schlangen erlief sich mit seinem Kampfgeist in den letzten Monaten viele Sympathien. Der bereits 25 Jahre alte Wahl-Berliner, den bis vor einem Jahr kaum jemand kannte, wurde Deutscher Meister über 1.500 Meter und mit der EM-Nominierung belohnt.
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Geschrieben von: Berliner Morgenpost - Sebastian Arlt
5 August 2006 | Kommentare (0)
Erst seit zwei Jahren betreibt der 25-jährige Berliner Architekturstudent Leistungssport. Jetzt geht er bei der EM in Göteborg über 1500 m an den Start
Manchmal kann Carsten Schlangen selbst nicht so richtig glauben, was alles passiert ist. "Wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass ich bei der Europameisterschaft in Göteborg starten würde, hätte ich den nur ausgelacht." Doch es ist kein Scherz, dass der 25-Jährige von der LG Nord Berlin bei der Leichtathletik-EM in Schweden (7. bis 13. August) über 1500 m an den Start gehen wird. Schlangen ist einer von insgesamt fünf Berliner Athleten, die bei der Europameisterschaft dabei sind.
Wenn der schlanke, blonde Läufer die Zeit von Frühjahr 2004 bis jetzt Revue passieren lässt, kommt er sich vor wie in einem "Traum, den ich vor zwei Jahren angefangen habe zu träumen – und aus dem ich noch nicht richtig erwacht bin".
Als der Traum des Architekturstudenten begann, hatte er gerade zwei Auslandssemester in Helsinki hinter sich gebracht und genoss mit seinen Eltern noch einen Urlaub in Skandinavien. "Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken", erinnert er sich. Und es ging ihm der Gedanke nicht aus dem Kopf, ob er sein Hobby Laufen nicht intensivieren sollte. "Ich fragte mich: Wie weit könnte ich da kommen? Und ich dachte, wenn ich jetzt den Punkt verpasse, es zu versuchen, bin ich mir ewig was schuldig."
Bis er 2001 nach Berlin zum Studium an die TU kam, hatte er als Jugendlicher und Junior beim SV Union Meppen trainiert. "Niedersachsen-Meisterschaften waren zumeist das höchste, einmal war ich bei einer Deutschen Meisterschaft, habe aber das Finale nicht erreicht." Er blieb nach dem Umzug in die Hauptstadt ein Hobby-Läufer, der sich telefonisch vom Meppener Trainer Gerhard Janning beraten ließ.
Am Ende des besagten Urlaubs fragte er seine Eltern, die ihm das Studium finanzieren, was sie denn davon halten würden, "wenn ich mal ein Jahr etwas weniger studiere". Laufen sollte nach dem abgeschlossenen Grundstudium Priorität haben. Sie waren einverstanden, rieten aber zur Vorsicht, wie Eltern halt so sind. Der Filius startete mit 23 Jahren im Leistungssport durch. Der Spätberufene schloss sich der Läufergruppe der LG Nord an, wo sich unter Trainer Roland Wolff die deutschen Spitzenläufer Franek Haschke, Jonas Stifel und eben Schlangen täglich gegenseitig hochpuschen.
Um 15 Sekunden hat Carsten Schlangen gegenüber 2004 seine Bestzeit über 1500 m verbessert, die jetzt bei 3:38,04 Minuten steht. 2005 wurde er über seine Spezialstrecke Zweiter bei der Deutschen Meisterschaft, in diesem Jahr sogar Meister. Er weiß, "dass die Verbesserungen, wenn überhaupt, jetzt immer kleiner werden". Das Studium steht etwas zurück, auch wenn er erst vor einigen Tagen wieder eine Prüfung abgelegt hat. "Es geht nicht, auf allen Feldern gleichzeitig voll konkurrenzfähig zu sein."
Jetzt freut er sich auf die EM, er will wie immer mutig im vorderen Feld laufen, um nicht den Anschluss zu verpassen, wenn die Post abgeht. "Nur dann habe ich eine Chance, ins Finale zu kommen." Er weiß um seine taktischen Defizite. "Da fehlt mir einfach die Routine." Aber im selben Atemzug sagt er auch: "Ich bin ja schließlich als Athlet noch sehr jung."