Geschrieben von: Leichtathletik.de - Anja Herrlitz - Foto:Chai
15 August 2008 | Kommentare (0)
Mindestens das Halbfinale wollte Carsten Schlangen über 1.500 Meter bei den Olympischen Spielen in Peking (China) erreichen und schaffte dies am Freitagabend auch. Der Berliner wurde in seinem Vorlauf in 3:36,34 Minuten Sechster und zog als Schnellster über die Zeitregel in die nächste Runde ein.
„Das war ein überwältigendes Gefühl, hier vor 90.000 Zuschauern am Start zu stehen“, sagte Carsten Schlangen. „Im Rennen war von Anfang an Druck, die anderen haben sofort Pace gemacht.“ Auf der Innenbahn laufend musste er zunächst ein paar Läufer passieren lassen, bevor er sich dann seinerseits wieder weiter nach vorne schob.
Als Sechster seines Vorlaufes verpasste er die fünf ersten Plätze, die das direkte Weiterkommen garantierten. „Zuerst habe ich im Ziel gedacht, ‚Oh, klappt das?‘ Aber ich habe um jede Hundertstel gekämpft.“ Letztlich war der 27-Jährige der Schnellste der vier Läufer, die es über die Zeitregel in das Halbfinale schafften.
Favoriten eine Runde weiter
Die zweite Runde haben auch die Favoriten erreicht. Europameister Mehdi Baala (Frankreich; 3:35,87 min) gewann genauso seinen Vorlauf wie der Kenianer Asbel Kipruto Kiprop (3:41,28 min), der in diesem Jahr auf Position drei der Weltjahresbestenliste liegt. Nicht ganz zufrieden schien Weltmeister Bernard Lagat (USA), der sowohl die 1.500 als auch 5.000 Meter gewinnen will und in 3:41,98 Minuten Vierter seines Laufs wurde.
Schnellster der ersten Runde war der WM-Zweite Rashid Ramzi (Bahrain), der den letzten Vorlauf, in dem auch Carsten Schlangen lief, in 3:32,89 Minuten mit deutlichem Vorsprung gewann. Der Kenianer Augustine Kiprono Choge, Zweiter der Weltjahresbestenliste, lief in 3:35,47 Minuten ins Finale, der Jahresbeste Daniel Kipchirchir Komen konnte sich bei den Kenia-Trials nicht für Olympia qualifizieren.
Geschrieben von: Leichtathletik.de - Christian Ermert - Foto: Chai
15 August 2008 | Kommentare (0)
Die Olympischen Spiele in Peking sind eine Herausforderung für alle Beteiligten. Der Olympia-Blog liefert ganz persönliche Eindrücke vom Olympia-Alltag in China. Christian Ermert hat für leichtathletik.de den ersten Leichtathletik-Tag verfolgt.
Für echte Leichtathletik-Fans war Olympia vor diesem Freitag kaum mehr als ein Vorprogramm, das Appetit auf mehr macht. Kaum hat die Leichtathletik begonnen, zeigt sich auch Pekings Wetter überraschend von seiner besten Seite. Ein wolkenloser blauer Himmel spannt sich über das "Vogelnest", wie das Stadion genannt wird, die Sonne versinkt hinter den Bergen im Westen der Stadt, die sich zum ersten Mal seit meiner Ankunft nicht im Dunst verstecken.
Tausende genießen auf der kilometerlangen Olympiameile zwischen Schwimm- und Nationalstadion die letzten Strahlen, bevor sich das Stadion füllt. Die Chinesen und ihre Gäste aus aller Welt sitzen auf Bänken unter den vielen neu angepflanzten Bäumchen und lassen sich einen Snack schmecken, bevor sie in die Superarena pilgern, wo 91.000 Menschen Platz finden.
Englisch-Übungen am Vogelnest
Auf dem Weg zur ersten Abendveranstaltung mit Kugelstoß- und 10.000-Meter-Entscheidung spricht mich plötzlich eine junge Chinesin auf Englisch an und schiebt ihren zirka achtjährigen Sohn zu mir. „Sprechen Sie bitte ein paar Worte mit ihm, er würde so gern reden, aber er traut sich nicht“, sagt sie. „Hallo“, fange ich an, und er antwortet: „Woher kommen Sie?“ Deutschland kennt er, für viel mehr als die Auskunft, dass er in Peking lebt und Englisch in der Schule lernt, reicht die Zeit nicht mehr. Der Strom der Massen auf dem Weg ins "Vogelnest" reißt uns auseinander.
Überall bleiben die Menschen stehen, fotografieren sich gegenseitig vor der Kulisse des Stadions, viele haben sich China-Flaggen auf die Wangen gemalt – ihnen ist die Vorfreude auf die Leichtathletik-Wettbewerbe anzusehen – auch wenn an diesem Abend gar keine Chinesen um die Medaillen kämpfen. Während die Jüngeren sich einfach nur freuen, sind viele Ältere sichtlich ergriffen, ein solches Ereignis in ihrem Land erleben zu dürfen. Diese Menschen haben es verdient, Olympia-Gastgeber zu sein – auch wenn das für die politische Führung nicht gilt, denen die glanzvollen Sport-Inszenierungen sicher auch als Ablenkungsmanöver von Menschenrechtsverletzungen und vom Tibet-Konflikt dienen.
91.000 Zuschauer am ersten Abend
Das Vogelnest ist ausverkauft. Die 91.000 Zuschauer feuern schon bei den 1.500-Meter-Vorläufen die Athleten an, als ginge es um Gold. Wie laut wird es wohl werden, wenn es morgen Abend um 22:30 Uhr Ortszeit zum 100-Meter-Showdown zwischen Asafa Powell, Usain Bolt und Tyson Gay kommt? Oder wenn am Montag Hürdensprinter Liu Xiang zum ersten Mal an den Start geht? Vielleicht packe ich Ohrenstöpsel ein.
Diese Atmosphäre beeindruckte auch Carsten Schlangen, unseren deutschen Starter: „Mir ging schon vor dem Start mächtig die Pumpe – mein erster Olympia-Start und dann gleich in diesem Stadion. Das ist Wahnsinn“, sprudelte es aus ihm heraus, nachdem er sich in 3:36,34 Minuten als Sechster in seinem Vorlauf für die nächste Runde qualifiziert hatte. „Das ist ja wie auf den schönsten TV-Bildern, die mir aus meiner Kindheit in Erinnerung geblieben sind.“ Und Antje Möldner meinte nach ihrem deutschen Rekord über 3.000 Meter Hindernis. „Das war einfach faszinierend, ich habe noch nie so viele Menschen in einem Stadion gesehen.“
Sich wundern gehört dazu
Ablenken oder gar blenden ließ sie sich davon genauso wenig wie Carsten Schlangen. Erst konzentrierte er sich auf sein Rennen, dann wunderte er sich über die Konkurrenz. „Wie der Rashid Ramzi hier aus der Versenkung aufgetaucht ist, beeindruckt mich schon“, staunte er, nachdem der Bahrainer seine Saisonbestzeit aus Regionen jenseits der 3:37 auf 3:32,89 Minuten gesteigert hatte. Ich wunderte mich vor allem darüber, wie locker der frühere Doppel-Weltmeister über 800 und 1.500 Meter nach dem superschnellen Vorlauf-Endspurt die Treppen zum Fernseh-Interview raufspurtete. Eigentlich sollte in den Minuten nach dem Lauf eine Menge Laktat die Beine lähmen…
Alles andere als gelähmt waren an diesem Abend die Beine von Sabrina Mockenhaupt, die mich mit einem Super-Rennen über 10.000 Meter begeisterte und nach Platz 13 mit neuer persönlicher Bestleistung einen Satz sprach, den wohl sehr viele der ausländischen Gäste hier unterschreiben würden – zumindest, solange es um die Menschen und nicht um die Politik geht: „Ich muss meine Meinung über China revidieren.“
Geschrieben von: Meppener Tagespost - Emslandsport - Richard Schimmöller
15 August 2008 | Kommentare (0)
Schlangen traf vorher seine Eltern
Die hohe Luftfeuchtigkeit, die enorme Hitze und der Smog haben ihm schon ein wenig zu schaffen gemacht, seit er am Montag in das olympischen Dorf eingezogen ist. „Das tut gut", freute sich Carsten Schlangen gestern am Telefon über den strömenden Regen, der am Tag vor seinem Vorlaufstart in Peking die Luft säuberte und Stimmung und Zuversicht des emsländischen 1500-m-Asses bei den Olympischen Spielen merklich aufhellte. Denn heute Mittag, 13.37 Uhr MESZ (dann ist es 19.37 Uhr in China) muss für ihn alles stimmen.
Im Olympiastadion in Peking, das im Volksmund nur als „Vogelnest" bezeichnet wird, geht der Meppener im vierten und letzten Vorlauf über 1500 m an den Start (siehe Olympia-Spezial). Es ist der bisher größte und wichtigste Wettkampf für den 27-jährigen Leichtathletik-Spätstarter, für den schon mit der Olympia-Nominierung ein Traum in Erfüllung ging.
Bisher hatte er das Olympiastadion nur zweimal von außen gesehen. Drinnen war er noch nicht. „Am ersten Tag nach der Ankunft hatte ich die Gelegenheit zur Besichtigung, habe das aber aufgeschoben." Und als er es dann am Mittwoch erneut versuchte, waren die Zugänge versperrt. „Ich habe später noch so viel Zeit", gibt er sich gelassen. Zeit auch für das Zuschauen bei anderen olympischen Wettkämpfen und für Sightseeing.
Bisher stand für ihn das Einleben im olympischen Dorf und die Akklimatisierung nach dem Trainingslager in Shibetsu/Japan auf dem Programm. Sein Quartier im olympischen Dorf hat er in der Kehui-Road in Peking bezogen. In einem Dreier-Appartement in der fünften und obersten Etage. Dort bezog er mit Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin) ein Doppelzimmer. „Das hatte schon beim Europacup in Frankreich gut geklappt", harmoniert „die Schlange" gut mit dem fast vier Jahre jüngeren Vize-Weltmeister.
Die Olympia-WG komplettiert Hammerwerfer Markus Esser von Bayer Leverkusen im zur Wohnung gehörenden Einzelzimmer. Die Zeit bis zu Wettkampf verbrachte er mit einmal täglichem leichten Training (um nach dem Trainingslager in Japan möglichst viel Power zu sammeln) und viel aktiver Bewegung im olympischen Dorf und im ebenfalls gut gesicherten, aber leicht zugänglichen weiteren Bereich.
Dort traf er „nach einigen Schwierigkeiten und einer Stunde suchen" gestern auch seine Eltern. Hedwig und Werner Schlangen drücken ihrem Sohn vor Ort die Daumen, während zu Hause im Garten in Teglingen eine olympische Fahne die Verbindung zu dem Großereignis signalisiert.
Beim Training spürte Carsten schon einige Probleme, sich vor allem an die hohe Luftfeuchtigkeit anzupassen. „Im Trainingslager in Japan lief es jedenfalls wesentlich runder", stellte er kritisch fest und hoffte, dass es heute nach dem großen Regen wesentlich reibungsloser geht. „Feuchtigkeit, Hitze und Staub sind deutlich zurückgegangen", sagte er und hofft, „dass alles gut wird".
Geschrieben von: MT Kurier - Hermann Gerdes
13 August 2008 | Kommentare (0)
Emsländischer Mittelstreckler ist Montag in Peking angekommen.
Am kommenden Freitag (15. 8.) werden neben Millionen Zuschauer in der ganzen Welt auch unzählige Neugierige, und nicht nur Sportfans im Emsland vor dem Fernseher sitzen und um 13.10 Uhr dem 27-jährigen Emsländer Carsten Schlangen die Daumen drücken. Der Vorlauf über 1500 Meter steht an. „Das sollte ich überstehen", ist sich der früher für Meppen und jetzt für Berlin laufende Leichtathlet sicher.
Von der Eröffnungsfeier in Peking war Carsten Schlangen „völlig fasziniert". „Eine große Show, eine spektakuläre Inszenierung". Er sah allerdings die Eröffnungsfeier östlich von Peking in Shibetsu (Japan), am Fernseher. Den Einmarsch der deutschen Mannschaft gönnte er sich nicht mehr. „Da war es hier in Japan Mitternacht; ich bin vorher schlafen gegangen". In Shibetsu begann die letzte Etappe der Olympia-Vorbereitung. „Die Bedingungen waren hervorragend", meint Schlangen. Eine Woche war Schlangen in Japan, am Montag flog er nach Peking.
Die Grundlagen für die Olympiasaison hat er zusammen mit seinem Trainer Professor Roland Wolff im Dezember 2007 in Kuusamo (Finnland) gelegt. Danach folgten unter anderem Trainingslager in Portugal (März), Südafrika (März/ April) und Königs-Wusterhausen (Juli).
Als Kind war Carsten Schlangen immer auf die Langstrecke eingestellt, doch sein damaliger Trainer von Union Meppen, Gerd Janning, hat ihm ganz schnell klar gemacht, dass er vor allem eine gewisse Grundschnelligkeit brauche. Und so ist er letztlich ein 1500-Meter-Läufer geworden, der bis zur letzten Sekunde fighten kann.
In der Favoritenrolle für den Olympiasieg in Peking sieht er Bernard Lagat (USA). „Er hat aus meiner Sicht auf den Punkt trainiert und die größten Chancen auf Olympisches Gold".
Carsten Schlangen, der sein Studium nach dem WM-Finale 2009 in Berlin beenden will, möchte sich in der Architektur im Bereich Städtebau spezialisieren. Doch jetzt konzentriert er sich erst einmal auf den größten Moment seiner Karriere: den Olympia-Vorlauf über 1500 Meter im „Vogelnest" von Peking. Die Zeit läuft…
Die Leichtathletik-Wettbewerbe der Olympischen Spiele beginnen am 15. 8.; jeweils 2 bis 3 Tage vor dem ersten Wettkampf im Nationalstadion fliegen auch die anderen DLV-Starter nach Peking, als letzte brechen am 18. 8. die 4×400-Meter-Staffeln auf.
Für Carsten Schlangen beginnt am Freitag (15. 8.) der „Ernst der Olympiade". Ab 13.10 Uhr sind die Vorläufe. Am Sonntag (17. 8.), ab 15.55 Uhr, steht das Halbfinale an. „Wenn ich das erreiche, habe ich mein Ziel erreicht". Zur besten Sendezeit – um 16.50 Uhr startet dann am 19.8. das Finale.
„Wenn ich viel Glück habe und in einer guten Form bin, kann ich dabei sein", meint Carsten Schlangen. Für den Auftritt im „Vogelnest" – unter diesem Namen ist das Pekinger Stadion aufgrund seines Stahlskeletts bereits bekannt – hat der Mittelstreckenläufer klare Vorstellungen.
Geschrieben von: Leichtathletik.de - Peter Schmitt
10 August 2008 | Kommentare (0)
Hier das Podcast Interview von Leichtathletik.de in voller Länge. Das Interview führte Peter Schmitt. Viel Spaß beim Zuhören.
Carsten
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