Leistungssprünge auf den hinteren Plätzen

Geschrieben von: Leichtathletik - Ermert - Häfner
17 Juni 2009 | Kommentare (0)

Neun Jahre nach dem Olympiasieg von 800-Meter-Läufer Nils Schumann hat der Erfurter Trainer Dieter Hermann wieder einen Läufer in der erweiterten Weltspitze. Stefan Eberhardt vom Laufclub Erfurt steigerte sich beim DKB-ISTAF auf 3:33,92 Minuten über 1500 Meter. Hinter ihm verbesserte Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) seine Bestzeit auf 3:34,60 Minuten. Mehr als die Plätze fünf und zehn war dennoch nicht drin im besten 1500-Meter-Rennen seit langem.

Manchmal muss man langsamer laufen, um schneller zu werden. Das beste Beispiel dafür lieferte Stefan Eberhardt beim DKB-ISTAF in Berlin. In 3:33,92 Minuten erzielte er die schnellste Zeit eines Deutschen seit zwölf Jahren. 1997 waren Rüdiger Stenzel und Dieter Baumann in 3:33,51 bzw. 3:33,60 als Letzte unter 3:34 Minuten gelaufen. Eine gefühlte Ewigkeit später qualifizierte sich Stefan Eberhardt als Fünfter genauso für die Weltmeisterschaften in Berlin wie Carsten Schlangen, der Zehnter wurde. Sieger Augustine Choge (3:29,47) und der zweitplatzierte Haron Keitany (3:30,20) aus Kenia liefen beim ISTAF 1500-Meter-Zeiten, wie sie im ganzen Olympiajahr 2008 nicht geboten wurden.

„Ich habe bei den Dauerläufen in diesem Winter das Tempo reduziert", verriet Stefan Eberhardt in Berlin sein Erfolgsgeheimnis. Zuvor war der aktuelle Deutsche Meister über 1500 Meter ständig in Geschwindigkeiten unterwegs, bei denen er jeden Kilometer unter vier Minuten gelaufen war. Das hat sich der 24-Jährige abgewöhnt.

Keine Eiweiß-Probleme mehr

Seitdem sind auch seine Probleme mit dem Eiweißstoffwechsel gelöst, die ihn zusammen mit vielen kleineren Wehwehchen und Verletzungen in der Leistungsentwicklung gehemmt hatten. „Mein Eiweißspiegel war früher oft zu niedrig", erinnert er sich. Das kann mit dem hohen Lauftempo im Training zusammenhängen. Die Sportwissenschaft weiß schon lange, dass Athleten, die sich zu oft und in zu kurzen Abständen zu hart belasten, in einen so genannten katabolen Stoffwechsel geraten, bei dem körpereigenes Eiweiß abgebaut wird. Mit der Steigerung des Trainingsumfangs bei gleichzeitig verringerter Intensität haben Stefan Eberhardt und sein Trainer Dieter Hermann das Problem gelöst. Bis zu 160 Kilometer in der Woche ist der Erfurter in der Vorbereitung auf die WM-Saison gelaufen.

Um beim DKB-ISTAF starten zu dürfen, musste er sich erst auf 3:37,10 Minuten verbessern. Die Einladung erhielt er nach seinem couragierten Rennen am 1. Juni in Hengelo. In Berlin erwischte der Landespolizist aus Thüringen, der im vergangenen Jahr seine Prüfung als Polizeimeister abgelegt hat, ein optimales Rennen – im Gegensatz zu Carsten Schlangen (LG Nord Berlin), der seine Bestzeit zwar um 39 Hundertstel steigerte, aber hinterher noch ein paar Argumente fand, warum er als Zehnter erst fünf Plätze hinter Stefan Eberhardt ins Ziel kam.

Nach einem sehr schnellen Beginn (400 m in 55,12 s) war eine kleine Lücke zur Spitzengruppe entstanden, die der Berliner schließen musste. „Mir war klar: Wenn ich die jetzt nicht zumache, dann sind wir beide weg. Dann habe ich mich halt ran gekämpft. Es hat sich ja am Ende für mich auch ausgezahlt, für Stefan halt noch ein bisschen mehr."

Zwei fürs Finale?

Während Stefan Eberhardt nach der Erfüllung der WM-Norm und einer Steigerung seiner Bestzeit um 3,18 Sekunden nur vom Zwischenlauf spricht, den er bei seinem nächsten Auftritt im Olympiastadion anpeilt, geht Carsten Schlangen einen Schritt weiter: „Wenn wir unsere Leistung abrufen, dann haben beide berechtigte Chancen auf das WM-Finale." Bis zu den Deutschen Meisterschaften in Ulm am ersten Juli-Wochenende will er noch „mehr investieren, um an Stefan Eberhardt vorbeizukommen und ihn als Deutschen Meister zu entthronen.

Sein Erfolgsrezept für Berlin ähnelt dem von Stefan Eberhardt. Er hat sich in der Woche vorher einfach mal ausgeruht. „Eigentlich bin ich im Training immer sehr locker gute Zeiten gelaufen", sagt er und wundert sich, dass er bis zum DKB-ISTAF in dieser Saison nicht über 3:43,72 hinausgekommen ist. „Jetzt habe ich mir eine ganze Woche Auszeit genommen, habe mal nur rumgelegen und ge-chillt. Das macht einen ganz großen Unterschied." Diese Gelassenheit hat er sich auch von den starken Läufern aus Afrika abgeschaut. „Die leben so ein bisschen in den Tag hinein und schauen, was sich ergibt." Mit einer Prise afrikanischen Lebensgefühls glaubt er, künftig noch schneller laufen zu können.

Carsten Schlangen würde in der WM-Vorbereitung gerne mehr als bisher mit seinem stärksten nationalen Konkurrenten zusammenarbeiten. „Bisher hat sich das immer nicht so ganz ergeben, aber ich habe mit Stefan schon darüber gesprochen. Vielleicht machen wir im Vorfeld der WM ein gemeinsames spezifisches Trainingslager in Königs Wusterhausen. Dann kann man sich nochmal gegenseitig zu guten Zeiten pushen", meinte der Berliner.

Nur noch Norm-Jäger

Stefan Eberhardt hat sich in diesem Jahr voll auf das Laufen konzentriert. Der leidenschaftliche Jäger hat sich viel weniger Nächte auf zugigen Hochsitzen um die Ohren geschlagen als in der Vergangenheit. Längst verbringt er viel mehr Zeit im Wald mit Lauftraining als mit der Jagd auf heimisches Wild. Das war nicht immer so, schon mit 16 Jahren hat er den Jagdschein gemacht. Zuvor ist er schon mit seinem Onkel gemeinsam in den thüringischen Wäldern um seinen Heimatort Schleiz auf der Pirsch gewesen. In diesem Sommer hat er dagegen nur die WM-Norm gejagt – und in Berlin hat er die 3:36,20 erlegt.

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Aufschwung in der zweiten Reihe

Geschrieben von: Tagesspiegel - Sport - Frank Bachner
16 Juni 2009 | Kommentare (0)

Die deutschen Sportler kommen in WM-Form

Gerhard Janetzky schweigt natürlich, das war nicht anders zu erwarten. Ariane Friedrich erhält einen Sonderbonus; 2,06 Meter überquert, Deutscher Rekord im Hochsprung, vor allem aber ein Sieg über Weltmeisterin Blanka Vla-sic (Kroatien), das ist Grund genug für einen Zuschlag. Nur wie hoch der ist, das sagt Istaf-Chef Janetzky nicht. Aber eigentlich geht es Friedrich gar nicht so sehr ums Geld. Mit dem Sieg, sagt sie, „wollte ich ein Statement für Berlin setzen. Ich wollte zeigen, dass die deutsche Leichtathletik im Aufschwung ist".

Ist sie das? Zwei Monate vor den Weltmeisterschaften in Berlin? Nach dem WM-Test Istaf? Alles eine Frage der Betrachtungsweise. Wer nur auf möglichst viele WM-Medaillen stiert, für den ist das Istaf wenig hilfreich. Klar, Friedrich ist eine Medaillenkandidatin, aber Vize-Weltmeister Robert Harting hat wegen seines verletzten Rückens Mühe, den Diskus weiter als 67 Meter zu werfen, und Nadine Kleinert, die Olympiazweite von 2004, wuchtet die Kugel nicht konstant auf gute Weiten. Sebastian Bayer übertraf im Weitsprung sogar nicht mal die Acht-Meter-Marke. Enttäuschend, keine Frage. Noch hat er nicht mal die WM-Norm. Andererseits wäre es sowieso unrealistisch, ihn aufgrund seines 8,71-Meter-Sensationssprungs bei der Hallen-EM als WM-Medaillenkandidat zu handeln. Wenn er sich bei 8,15 Meter stabilisiert, ist das schon mal eine Leistung.

Der Aufschwung der deutschen Leichtathletik vollzog sich eher im Schatten der Istaf-Stars. Stefan Eberhardt und Carsten Schlangen unterboten, jeweils mit persönlicher Bestzeit, über 1500 Meter klar die WM-Norm, Anna Battke steigerte ihre persönliche Bestleistung im Stabhochsprung um 13 Zentimeter auf 4,68 Meter, und Mark Frank schleuderte den Speer (82,97 Meter) weit über die WM-Norm. Medaillenträchtig sind diese Leistungen alle nicht, aber sie zeigen einen Trend nach oben. Und in einer Zeit, in der jede Spitzenleistung kritisch hinterfragt werden muss, sind die Plätze fünf bis acht bei einer WM durchaus eine zufriedenstellende Bilanz. Außerdem sind ein paar deutsche Medaillenkandidaten beim Istaf gar nicht gestartet. Die Speerwerferin Christina Obergföll zum Beispiel; die hat in Halle 68,40 Meter erreicht. Auch einer der Zehnkämpfer kann in Medaillennähe kommen.

Und was den Nachwuchs betrifft: Am vergangenen Samstag stellte Kugelstoßer David Storl aus Chemnitz mit 22,34 Metern einen neuen U-20-Weltrekord auf – die alte Marke verbesserte er gleich um 38 Zentimeter.

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Mittelstreckler von Berlin nach Berlin

Geschrieben von: Leichtathletik.de - Christian Fuchs
15 Juni 2009 | Kommentare (0)

Zwei 1.500 Meter-Läufer waren es am Sonntag beim DKB-ISTAF in Berlin, die für die aus deutscher Sicht wertvollsten Leistungen auf der blauen Bahn des Olympiastadions sorgten. Der Erfurter Stefan Eberhardt und der Lokalmatador Carsten Schlangen blieben in 3:33,92 bzw. 3:34,60 Minuten auf den Plätzen fünf und zehn deutlich unter der einmal geforderten WM-Norm von 3:36,20 Minuten.

Für beide war es zugleich eine neue persönliche Bestleistung. Stefan Eberhardt, mit einer Vorleistung von 3:37,51 Minuten in das Jahr gekommen, schob sich mit seiner Zeit auf Platz acht der ewigen deutschen Bestenliste. Er sorgte damit für die beste Leistung eines Deutschen seit der Ära mit dem Tübinger Dieter Baumann und dem Wattenscheider Rüdiger Stenzel, die ihre Bestzeiten jeweils vor zwölf Jahren in 3:33,51 bzw. 3:31,60 Minuten erzielt hatten.

„Es hat einfach von Anfang an alles super geklappt“, sagte Stefan Eberhardt, der nun auf die Weltmeisterschaft in Berlin (15. bis 23. August) als das große Ziel hinarbeiten will.

Carsten Schlangen wieder heimstark

Für Carsten Schlangen erwies sich das Heimspiel im Olympiastadion erneut als gutes Pflaster. Im letzten Jahr hatte er sich an gleicher Stelle auf 3:34,99 Minuten gesteigert, jetzt war er in dem schnellen Rennen, das der Kenianer Augustine Kiprono Choge mit der ersten Zeit des Jahres unter 3:30 Minuten (3:29,47 min) gewann, noch einmal um 39 Hundertstelsekunden schneller.

„Schon 200 Meter vor dem Ziel, als ich ungefähr bei 3:04 Minuten durchgelaufen bin, wusste ich, dass ich eine Bestleistung laufen würde“, sagte Carsten Schlangen. „Im Training lief es schon, ich brauchte nur noch einen guten Wettkampf.“

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Schlangen löst Ticket für WM in Berlin

Geschrieben von: Meppener Tagespost - Emslandsport - Ulrich Mentrup
15 Juni 2009 | Kommentare (0)

Istaf Golden League 2009 Berlin - Carsten Schlangen 1500m Lauf

Beim Istaf über 1500 m die Norm unterboten – „In zwei Monaten einen draufsetzen"

Geschafft: Der aus Meppen stammende und für die LG Nord Berlin startende Carsten Schlangen hat sich gestern beim Istaf in Berlin für die an gleicher Stelle vom 15. bis 23. August stattfindenden Leichtathletik-Weltmeisterschaften qualifiziert. Der 28-Jährige unterbot über 1500 Meter die Norm von 3:36,20 Minuten als Zehnter mit 3:34,60 Minuten im zweiten Anlauf klar.

Nach dem Fehlversuch von Dessau (3:43,27) war Schlangen vor dem Start in der Bundeshauptstadt nervös. „Aber wenn es drauf ankommt, dann ist er da", freute sich sein ehemaliger Heimtrainer Gerd Janning, der auch bei den Landesmeisterschaften in Papenburg bestens informiert war. „Bei den großen Meetings kann man mit so einer Zeit auch schon mal gewinnen", ordnete er die Vorstellung des Architekturstudenten hoch ein.

Als die Racemaker nach 800 Metern knapp zwei Sekunden zu langsam waren, steigerte Augustine Kiprono Choge (Kenia) das Tempo. Er verfehlte den Istaf-Rekord in neuer Weltjahresbestleistung (3:29,47) und siegte vor seinen Landsmännern Haren Keitany (3:30,20) und William Biwott (3:32,34). Schnellster Europäer wurde als Fünfter der Erfurter Stefan Eberhardt (3:33,92).

Schlangen durfte sich über, die schnelle Zeit und die Qualifikation für die WM vor seiner Haustür freuen. „Er hat die guten Trainingszeiten bestätigt", lobte Janning nach dem munteren Rennen und hoffte: „Vielleicht kann Carsten in zwei Monaten noch einen draufsetzen."

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Istaf Splitter: Schlangen steigt um

Geschrieben von: Berliner Zeitung - Sport - Boris Herrmann
15 Juni 2009 | Kommentare (0)

Zum Istaf mit den Öffentlichen - Carsten Schlangen am Hackeschen MarktEr hat gut geschlafen, obwohl die Studenten-WG unten im ersten Stock spontan eine Party veranstaltet hat. „Ohropax!", sagt Carsten Schlangen. Es ist Sonntagvormittag, gut drei Stunden vor seinem 1500-Lauf gegen sieben Kenianer und die Stadionuhr. Für Schlangen ist es eines der wichtigsten Rennen des Jahres. Er will an diesem Tag die Norm für die Qualifikation zur WM im August schaffen. 3:36,20 sind gefordert. Schlangen aber ist noch skeptisch: „Ich müsste dafür die drittschnellste Zeit meines Lebens laufen."

Der Berliner Architekturstudent begegnet dem Druck mit der größtmöglichen Lockerheit. Er fährt am Sonntag mit der S-Bahn zum Olympiastadion. Dabei sind sein Vater und sein Bruder mit einer Videokamera, eine Plastikkobra als Glücksbringer und ein Päckchen trockenes Brot. „Gegen den nervösen Magen."

Schlangen profitiert an diesem Tag aber nicht nur von der guten Qualität deutscher Backwaren, sondern auch von der Zugkraft der flinken Kenianer. Er schafft den schnellsten Lauf seines Lebens und qualifiziert sich in 3:34,60 Minuten ebenso für die WM wie Stefan Eberhardt aus Erfurt (3:33,92).

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