„Nicht abgewatscht“

Geschrieben von: Meppener Tagespost - Ulrich Mentrup
17 August 2009 | Kommentare (0)

Schlangen: „Aus“ im 1500-m-Vorlauf bei der WM – Im Spurt nichts entgegenzusetzen

Meppener Tagespost - Nicht abgewatscht (Foto: Iris Hensel)

Der große Traum von Carsten Schlangen hat sich nicht erfüllt. Der Meppener in Diensten der LG Nord Berlin kam doch nur zu einem 1500-m-Lauf bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin. Der 28-Jährige ärgerte die Weltelite bis etwa zur 1000-m-Marke, dann musste er sich im Duell um den Halbfinaleinzug geschlagen geben. „Er hat alles versucht. Mehr ging nicht“, verwies sein ehemaliger Trainer Gerd Janning auf die Verletzung des Sportlers, die sich als großes Handicap erwies.

Bei der WM vor seiner Haustür belegte der Architekturstudent im zweiten von vier Vorläufen in 3:44,00 Minuten den neunten Platz. Damit war er fast zehn Sekunden langsamer als bei der Qualifikation beim Istaf im Juni im Berliner Olympiastadion. Die ersten fünf der Vorläufe sowie die vier Zeitschnellsten danach, die alle aus dem vierten Rennen kamen, qualifizierten sich für das Halbfinale am heutigen Montag, bei dem Schlangen ebenso wie Stefan Eberhardt (LC Erfurt) zum Zuschauen verurteilt ist. Eberhardt verpasste als Zehnter (3:40,05) im vierten Vorlauf die Qualifikation um nur eine Hundertstelsekunde.

Carsten Schlangen, der im von der Taktik geprägten zweiten Vorlauf weit innen startete, begann couragiert, hielt sich zunächst an zweiter Position. Nach 400 Metern war er Dritter – noch vor dem amtierenden Weltmeister Bernard Lagat (USA/2. in 3:41,60) und dem schnellen Asbel Kipruto Kiprop (Kenia/1. in 3:41,42). An der 800-Meter-Marke führte der Emsländer (2:03,81), angefeuert vom begeisterten Berliner Publikum, das spürte, dass der Außenseiter seine Chance suchte. „Das war krass“, zeigte sich der Läufer begeistert von der Stimmung. „Ich wollte etwas zeigen und nichts abschenken“, erklärte er. Dann allerdings rollten die Top-Athleten das Feld von hinten auf. Schlangen fiel Platz um Platz zurück und kam als Neunter ins Ziel.

Frustriert war der 28-Jährige jedoch nicht, weil „ich nicht in toller Form abgewatscht worden bin“. Er wollte „das Tempo höher gestalten, leider ist mir das nicht gelungen“. Im Spurt hatte der Deutsche Meister nach dem Trainingsrückstand der letzten Wochen nichts entgegenzusetzen. In dem „superstarken Feld“ musste er dieses Mal „mit den Grenzen leben, die der Körper aufzeigt“.

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WM-Tagebuch #2 – Es war ein tolles Gefühl

Geschrieben von: Carsten Schlangen/Friedhard Teuffel - Tagesspiegel
16 August 2009 | Kommentare (0)

Carsten Schlangen über seinen spannenden Lauf im Olympiastadion

WM Tagebuch Carsten Schlangen Image Das war also mein Wettkampf, Vorlauf über 1500 Meter. Ich muss sagen, es war schon ein tolles Gefühl, als ich im Olympiastadion an der Startlinie stand und der Stadionsprecher meinen Namen aufgerufen hat. Da war so unglaublich viel Spannung zu spüren. Nach 800 Metern bin ich dann mal in Führung gegangen, um das Tempo hochzuhalten. Sofort haben die Zuschauer Stimmung gemacht. Meine Kräfte haben leider nur bis 2 50 Meter vor Schluss gereicht, deshalb bin ich nicht weiter gekommen in die nächste Runde. Ich hatte einfach nichts mehr zuzusetzen. Seit einigen Wochen laboriere ich an einer Knochenhautentzündung an der Wade. Das tut beim Laufen tierisch weh und ich konnte in letzter Zeit kein richtiges Lauftraining mehr machen, sondern nur noch Rad fahren. Natürlich bin ich jetzt enttäuscht, und es tut mir auch leid für die Zuschauer. Ich wäre gerne nochmal gelaufen. Wegen meiner Schmerzen stand mein Start vor drei Tagen noch auf der Kippe, der Körper hat eben Grenzen. Deshalb bin ich froh, dass ich das hier überhaupt erleben durfte. Dieses Gefühl hier kann mir keiner mehr nehmen. Auf der Bahn habe ich auch gar nicht gemerkt, dass das Stadion nicht voll war. Die Zuschauer haben mich nach vorn gedrückt, noch mehr als beim Istaf. Für mich geht jetzt die WM trotzdem irgendwie weiter, ich werde noch etwas draus machen.

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Berliner Carsten Schlangen ausgeschieden

Geschrieben von: Tagesspiegel (DPA)
16 August 2009 | Kommentare (0)

Der Berliner 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen ist in der ersten Runde seines WM-Wettbewerbs ausgeschieden. Auch Stefan Eberhardt aus Erfurt kam über dieselbe Strecke nicht weiter – genauso wie Martin Keller als letzter deutscher 100-Meter-Sprinter.

Enttäuschung für die beiden deutschen 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen und Stefan Eberhardt bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin: Die WM-Debütanten sind am Samstagabend im Olympiastadion in der ersten Runde ausgeschieden. „Ich war noch nie so kaputt“, sagte der Erfurter Eberhard. „Die Vorbereitung war optimal. Das heute ist unerklärlich, eine Riesenenttäuschung. Eberhardt kam in seinem Durchgang nach 3:40,05 Minuten als Zehnter ins Ziel. Damit verpasste er um nur 1/100 Sekunde den Zwischenlauf am Montag.

Mit Fassung trug hingegen Lokalmatador Schlangen sein Aus.Der deutsche Meister aus Berlin wurde im zweiten Vorlauf nur Neunter in 3:44,00 Minuten, hatte zuletzt aber mit einer Knochenhautentzündung am Schienbein zu kämpfen. „Es war schön im Stadion. Das Publikum hat mich ein Stück weit getragen, aber 250 Meter vor Schluss sind die internationalen Läufer sehr stark aufgekommen“, sagte der Olympia-Teilnehmer. „Die letzten 100 Meter hatte ich nichts zuzusetzen. Da hat das spezifische Training gefehlt.“

Martin Keller schied als letzter deutscher 100-Meter-Sprinter im Zwischenlauf aus. Der 22 Jahre alte Chemnitzer wurde am Samstag in 10,40 Sekunden nur Siebter seines Rennens und verpasste das Halbfinale damit deutlich. Bereits im Vorlauf waren der deutsche Meister Tobias Unger (Kornwestheim/Ludwigsburg) und Stefan Schwab aus Schwarzenbek auf der Strecke geblieben. Halbfinale und Endlauf der prestigeträchtigsten Leichtathletik-Disziplin finden am Sonntagabend im Olympiastadion statt.

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WM-Tagebuch #1 – Über Rohre laufen

Geschrieben von: Carsten Schlangen/Friedhard Teuffel - Tagesspiegel
15 August 2009 | Kommentare (0)

Carsten Schlangen über seine eigene Werbung für die WM

WM Tagebuch Carsten Schlangen ImageBei der WM gehöre ich nicht zu den Athleten, die lange auf ihren Start warten müssen. Ich bin schon an diesem Samstag dran, um 18.15 Uhr beginnen die Vorläufe über 1500 Meter. Von meinen Kollegen aus der Nationalmannschaft werde ich aber gerade nicht nur auf den Sport angesprochen, sondern auch auf meine kleine Werbeaktion. Man sieht mich an manchen Stellen in Berlin auf den blauen Rohren zur Grundwasserabsenkung laufen. Diese blauen Rohre faszinieren mich schon lange. Sie gehören für mich zum Stadtbild von Berlin und sie stammen auch von einer Firma aus meiner Heimat, dem Emsland. Eigentlich wollte ich nur eine Fotomontage machen, wie ich selbst auf dem Rohr laufe und sie ins Internet stellen. Aber dann kam es doch anders. Als Architekturstudent an der TU hat man manchmal einen anderen Blick. Auch fürs Olympiastadion. Den Umbau des Stadions finde ich absolut gelungen. Die Architekten haben dieses ganze historische Epos des Stadions, die Schwere wunderbar aufgelockert durch das Dach und die Öffnung zum Marathontor. Und trotzdem kann im Stadion ein eigenes Mikroklima entstehen. Ich habe sowieso nur gute Erinnerungen an das Olympiastadion. Auf der blauen Bahn bin ich 2008 und 2009 Bestzeit gelaufen.

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„Ich will mindestens zweimal laufen“

Geschrieben von: Meppener Tagespost - Ulrich Mentrup
15 August 2009 | Kommentare (0)

Schlangen startet heute bei WM in Berlin über 1500 m – Verletzung trübt Vorfreude

Meppener Tagespost - Ich will mindestens zweimal laufen

Persönliche Werbung: Eine Plastik-Abbildung von Carsten Schlangen auf der blauen Bahn ist auf blauen Rohren für die Grundwasserabsenkung montiert. Zudem weist ein Schild auf den ersten Start des deutschen Meisters am heutigen Samstag bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin hin. Der aus Meppen stammende Läufer freut sich auf die WM vor seiner Haustür. Er wohnt seit Jahren in der Hauptstadt.

Der Höhepunkt des Jahres wartet auf Carsten Schlangen: Der aus Meppen stammende und für LG Nord Berlin antretende Mittelstreckenläufer startet bei den 12. IAAF-Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 15. bis 23. August. Doch die Vorfreude des 28-jährigen Architekturstudenten, der am heutigen Samstag erstmals über 1500 m zum Einsatz kommt, ist gedämpft: Er plagt sich seit Wochen mit einer schmerzhaften Verletzung.

„Das ist übel“, ärgert sich Schlangen über die Knochenhautentzündung am rechten Schienbein, die sich schon zwei bis drei Wochen vor den Deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Ulm erstmals bemerkbar machte. Dennoch holte er den Titel vor seinem ärgsten Rivalen, Stefan Eberhardt (LC Erfurt). Ein wichtiges Resultat für den Studenten, der seit Ende 2001 in der Bundeshauptstadt eine zweite Heimat gefunden hat.

Seit der DM hat Schlangen allerdings nicht mehr voll und schon gar nicht belastungsspezifisch trainiert. Vielfach musste er aufs Rad ausweichen. „Ich habe ein bisschen an Form verloren“, weiß er. Zudem ruft sich die Verletzung ständig in Erinnerung. „Es schmerzt höllisch.“ Beim Vorbereitungslehrgang am Dienstag so stark, dass er das Lauftraining abbrechen musste und selbst beim Radfahren Probleme hatte.

„Ich habe darüber nachgedacht, ob es überhaupt Sinn macht zu starten“, war der Sportler hochgradig frustriert, verwarf den Gedanken allerdings zügig wieder. „Ich habe mich ein Jahr auf die WM vorbereitet“, will er nun auch ein Ergebnis. Zur Linderung der Schmerzen nimmt Schlangen wohl dosiert Medikamente, damit die Folgen der Entzündung erträglicher werden.
Allerdings macht sich der Emsländer natürlich Gedanken um seine Chancen in Berlin, wo er am heutigen Samstag unmittelbar nach der Eröffnungsfeier um 18.15 Uhr im Vorlauf erstmals startet. „Ich fürchte, für das Finale reicht es nicht“, rechnet er vorsichtig hoch, und weiß, dass die 57 angekündigten Konkurrenten „bestimmt nicht schlechter sind als bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr in Peking“. Dort erreichte der Emsländer das Halbfinale. Erstes Ziel in Berlin ist der Zwischenlauf (Montag, 20.10 Uhr). „Ich will mindestens zweimal laufen.“ Das Finale (Mittwoch, 20.25) wäre der dritten Lauf.

Anders als bei Olympia, als Schlangen insgesamt „super drauf“ war, trübt seine Verletzung die Freude ein wenig. Andererseits ist Schlangen gespannt auf die Heim-WM, bei der ihn Verwandte und Freunde aus dem Emsland ebenso im Stadion anfeuern werden wie viele Bekannte aus Berlin. Das sorgt für einen Motivationsschub. Und Schlangen klingt entschlossen auf der Suche nach dem entscheidenden „Kick“: „Ich komme ins Stadion und haue voll einen raus!“

Das erwartet vielleicht auch der ein oder andere Berliner, der den Sportler persönlich nicht näher kennt. Denn der Emsländer hat mit einer pfiffigen Werbe-Idee über die Stadtgrenzen für Aufsehen gesorgt: Zweimal ist sein Abbild aus Plastik auf blauer Bahn sozusagen im Sauseschritt am Alexanderplatz unterwegs. Angebracht sind Schlangens Bild und eine Hinweistafel auf seinen heutigen Lauf auf den blauen Rohren für die Grundwasserabsenkung, die quer durch Berlin laufen. Die Kampagne entstand in Kooperation mit dem Berliner Büro Fertig Design mit ehemaligen Mitschülern des Läufers sowie der Hölscher Wasserbau GmbH. Auf dem touristisch noch interessanteren Standort am Brandenburger Tor konnte Schlangen nicht werben, weil die Stadt die Leitungen demontiert hatte. Aber spätestens beim heutigen Start werden ihn noch mehr Berliner kennenlernen – und nicht nur die . . .

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