„Ich will mindestens zweimal laufen“

Schlangen startet heute bei WM in Berlin über 1500 m – Verletzung trübt Vorfreude

Meppener Tagespost - Ich will mindestens zweimal laufen

Persönliche Werbung: Eine Plastik-Abbildung von Carsten Schlangen auf der blauen Bahn ist auf blauen Rohren für die Grundwasserabsenkung montiert. Zudem weist ein Schild auf den ersten Start des deutschen Meisters am heutigen Samstag bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin hin. Der aus Meppen stammende Läufer freut sich auf die WM vor seiner Haustür. Er wohnt seit Jahren in der Hauptstadt.

Der Höhepunkt des Jahres wartet auf Carsten Schlangen: Der aus Meppen stammende und für LG Nord Berlin antretende Mittelstreckenläufer startet bei den 12. IAAF-Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 15. bis 23. August. Doch die Vorfreude des 28-jährigen Architekturstudenten, der am heutigen Samstag erstmals über 1500 m zum Einsatz kommt, ist gedämpft: Er plagt sich seit Wochen mit einer schmerzhaften Verletzung.

„Das ist übel“, ärgert sich Schlangen über die Knochenhautentzündung am rechten Schienbein, die sich schon zwei bis drei Wochen vor den Deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Ulm erstmals bemerkbar machte. Dennoch holte er den Titel vor seinem ärgsten Rivalen, Stefan Eberhardt (LC Erfurt). Ein wichtiges Resultat für den Studenten, der seit Ende 2001 in der Bundeshauptstadt eine zweite Heimat gefunden hat.

Seit der DM hat Schlangen allerdings nicht mehr voll und schon gar nicht belastungsspezifisch trainiert. Vielfach musste er aufs Rad ausweichen. „Ich habe ein bisschen an Form verloren“, weiß er. Zudem ruft sich die Verletzung ständig in Erinnerung. „Es schmerzt höllisch.“ Beim Vorbereitungslehrgang am Dienstag so stark, dass er das Lauftraining abbrechen musste und selbst beim Radfahren Probleme hatte.

„Ich habe darüber nachgedacht, ob es überhaupt Sinn macht zu starten“, war der Sportler hochgradig frustriert, verwarf den Gedanken allerdings zügig wieder. „Ich habe mich ein Jahr auf die WM vorbereitet“, will er nun auch ein Ergebnis. Zur Linderung der Schmerzen nimmt Schlangen wohl dosiert Medikamente, damit die Folgen der Entzündung erträglicher werden.
Allerdings macht sich der Emsländer natürlich Gedanken um seine Chancen in Berlin, wo er am heutigen Samstag unmittelbar nach der Eröffnungsfeier um 18.15 Uhr im Vorlauf erstmals startet. „Ich fürchte, für das Finale reicht es nicht“, rechnet er vorsichtig hoch, und weiß, dass die 57 angekündigten Konkurrenten „bestimmt nicht schlechter sind als bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr in Peking“. Dort erreichte der Emsländer das Halbfinale. Erstes Ziel in Berlin ist der Zwischenlauf (Montag, 20.10 Uhr). „Ich will mindestens zweimal laufen.“ Das Finale (Mittwoch, 20.25) wäre der dritten Lauf.

Anders als bei Olympia, als Schlangen insgesamt „super drauf“ war, trübt seine Verletzung die Freude ein wenig. Andererseits ist Schlangen gespannt auf die Heim-WM, bei der ihn Verwandte und Freunde aus dem Emsland ebenso im Stadion anfeuern werden wie viele Bekannte aus Berlin. Das sorgt für einen Motivationsschub. Und Schlangen klingt entschlossen auf der Suche nach dem entscheidenden „Kick“: „Ich komme ins Stadion und haue voll einen raus!“

Das erwartet vielleicht auch der ein oder andere Berliner, der den Sportler persönlich nicht näher kennt. Denn der Emsländer hat mit einer pfiffigen Werbe-Idee über die Stadtgrenzen für Aufsehen gesorgt: Zweimal ist sein Abbild aus Plastik auf blauer Bahn sozusagen im Sauseschritt am Alexanderplatz unterwegs. Angebracht sind Schlangens Bild und eine Hinweistafel auf seinen heutigen Lauf auf den blauen Rohren für die Grundwasserabsenkung, die quer durch Berlin laufen. Die Kampagne entstand in Kooperation mit dem Berliner Büro Fertig Design mit ehemaligen Mitschülern des Läufers sowie der Hölscher Wasserbau GmbH. Auf dem touristisch noch interessanteren Standort am Brandenburger Tor konnte Schlangen nicht werben, weil die Stadt die Leitungen demontiert hatte. Aber spätestens beim heutigen Start werden ihn noch mehr Berliner kennenlernen – und nicht nur die . . .

Zum Artikel im Originalformat (PDF)


No Comments so far.

Leave a Reply