Archive for the ‘Presse’ Category

WM-Tagebuch #5 – Will jemand meine Waschmaschine benutzen?

19 August 2009

Carsten Schlangen fährt im Athletenhotel ungern Fahrstuhl – darin stinkt es mittlerweile.

WM Tagebuch Carsten Schlangen ImageMan kann inzwischen riechen, dass die Leichtathletik-WM schon ein paar Tage dauert. Auf den Fluren unseres Mannschaftshotels breitet sich ein etwas säuerlicher Geruch aus. Manche Athleten müffeln ganz schön, das merkt man vor allem, wenn man mit ihnen im Fahrstuhl fährt. Die Ausrüstung geht nämlich nach einigen Tagen doch zur Neige.

Wir sind in der deutschen Mannschaft ja noch ganz gut ausgestattet, aber offensichtlich hatte der Ausrüster mit kühleren Temperaturen gerechnet. Vor allem an T-Shirts und Polohemden fehlt es. Leider gibt es bei diesen Weltmeisterschaften keinen Wäscheservice wie bei Olympischen Spielen. Und alles vom Hotel waschen zu lassen, wird dann manchen wohl doch etwas zu teuer. Ich bin deshalb am Montag mal in meine Wohnung gefahren und habe eine kleine Waschsession veranstaltet. Ein echter Heimvorteil. Anderen Athleten aus der deutschen Mannschaft habe ich das ebenfalls angeboten, aber die meinten, sie kämen auch so klar. Sie waschen ihre Sachen einfach im Waschbecken mit dem Hotel-Shampoo.

Vor allem die Siebenkämpferinnen und Zehnkämpfer machen das, die verbrauchen mehr Trikots, aber auch Werner Daniels hat mir das erzählt, der Trainer unserer Speerwerferin Christina Obergföll. Für das Speerwurf-Finale, das am Dienstagabend stattfand, hätte er sich extra noch ein Polohemd im Waschbecken gewaschen. Sah auch gut und sauber aus, fast wie gebügelt.

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WM-Tagebuch #4 – Mein Trampelpfad im Tiergarten

18 August 2009

Carsten Schlangen gab den Weg vor – nun joggen die WM-Stars auf seiner Wiese

WM Tagebuch Carsten Schlangen Image Meine Wohnung liegt in Prenzlauer Berg, deshalb gehe ich zum Laufen gerne in den Volkspark Friedrichshain. Dort kann man auch auf Rindenmulch laufen, das ist für die Füße sehr angenehm. Früher habe ich mal in der Nähe des Tiergartens gewohnt, das ist als Läufer natürlich sehr praktisch.

Ich habe im Tiergarten aber nicht die Kieswege genutzt, sondern die Grasflächen und mir einen Weg zusammengesucht, um nur auf diesem Boden trainieren zu können. Einziges Problem dabei: Manche Leute haben mich sehr komisch angeschaut, so als wollten sie sagen: Was willst Du denn hier, das ist eine Liegewiese, musst Du hier angeben? Dabei wollte ich nur auf weicherem Boden laufen, um meine Füße zu schonen.

Als ich jetzt während der WM zu meinem Grasweg im Tiergarten kam, habe ich mit Vergnügen festgestellt, dass der Pfad ganz schön ausgetrampelt war. Dort trainieren jetzt viele Teilnehmer der Weltmeisterschaften. Gerade afrikanische Läufer sind es gewohnt, auf weicherem Untergrund zu laufen. Jetzt stellt bestimmt auch keiner der Liegewiesenbesucher mehr das Grasflächenlaufen in Frage: Es hat eben eine besondere Wirkung, im Nationaltrikot unterwegs zu sein.

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Carsten Schlangen läuft

18 August 2009

Sein Ziel ist und bleibt das Finale – doch Carsten Schlangen kann momentan nur unter Schmerzen laufen. Ob er trotzdem auf der blauen Bahn auf 1.500 Metern erfolgreich sein wird?

Interview:

Sie haben das Bundesleistungszentrum Kienbaum vor einer Woche als eine Art Zwangsveranstaltung beschrieben. Fühlen Sie sich hier eingeengt?

Die deutsche Nationalmannschaft muss zwangsweise nach Kienbaum. Aber ich empfinde Kienbaum jetzt doch anders, als ich es mir vor einer Woche gesagt habe. Es ist ziemlich locker hier, und man wird nicht Tag und Nacht belagert. Es wird auch nicht ständig auf einen aufgepasst. Man kann mal mit dem Fahrrad rausfahren, wie ich das mache. Kienbaum ist also doch sinnvoll, denn in Berlin kommt man wenig zur Ruhe.

Sie wohnen und trainieren in Berlin, ist es da etwas Besonderes für Sie, im Olympiastadion die WM zu bestreiten?

Im Olympiastadion ist Laufen immer etwas Besonderes. Ich habe die Wettkämpfe dort immer sehr genossen. Ich bin im Olympiastadion 2008 und 2009 meine beiden Bestzeiten gelaufen und laufe sehr gerne dort. Die Bahn dort ist sehr schnell. Es ist einfach ein schönes Gefühl, unten in diesem Kessel zu sein. Mittlerweile kennen die Zuschauer einen auch ein bisschen.

Was macht die blaue Bahn im Olympiastadion besonders?

Ich bin bisher im Olympiastadion immer Bestzeiten gelaufen. Ich habe da einfach das Gefühl, das ich auf der Bahn sehr gut rollen kann. Es gibt auch Stadien, da weiß ich immer schon, das läuft nicht, aus welchem Grund auch immer. Im Olympiastadion sind die Außenmauern ziemlich hoch, das ist wie ein Kessel. Wenn man dann mal ungünstigen Wind hat, pfeift vielleicht vom Marathontor mal was rein, aber ansonsten ist es total windstill dort. Das ist ideal. Da habe ich mein eigenes Mikroklima.

Wie wirkt die blaue Farbe der Tartanbahn?

Ich finde die blaue Farbe persönlich sehr angenehm. Das ist bei mir vielleicht auch im Bereich der Psychologie angesiedelt. Manchmal sind diese roten Farben bei Wettkämpfen sehr aggressiv. Blau wirkt da von der Farbwahl her eher beruhigend. Als Architekt kann ich da ein Beispiel bringen: In Washington DC hat man das bei der Stadtplanung auch mit einbezogen. Es sollte eine Kombination aus Blau, Grün und Weiß werden. Die Gebäude sollten weiß sein, die angelegten Seen blau und die Wiesen grün. Und zumindest blau und grau-weiß haben wir im Olympiastadion auch schon. Vielleicht ziehen sich ein paar Läufer dann noch grün an. (lacht)

Beim Boxen gibt es einen Moment, wo sich die Gegner einschüchternd in die Augen schauen. Gibt es unter Läufern auch solche Rituale?

Läufer sind ja von ihrer Natur aus eher verhuscht. Robert Harting würde wahrscheinlich sagen, wir sind die Leute mit dem Hang zum Flüchten. Es gibt mit Sicherheit Leute, die sich vor dem Start sehr stark in die Augen gucken und verunsichern wollen. Aber die meisten Läufer schauen sich im Callroom – da wo man letztendlich das erste Mal zusammentrifft – vielleicht kurz an. Aber dann guckt man auch gleich wieder weg oder auf den Boden. Die meisten Läufer haben mit ihren eigenen Ängsten und Sorgen schon genug zu tun, dann kommt es meist nicht zu so einer Boxersituation.

An welchen Orten in Berlin trainieren Sie besonders gerne?

Bei mir vor der Haustür habe ich eine Lieblingsroute, die ich oft laufe. Dieses Jahr ging das nicht so häufig, weil ich Probleme mit einer Knochenhautentzündung hatte. Die Strecke hat 50 Prozent Stadt- und 50 Prozent Parkanteil. Ich laufe zum Volkspark Friedrichshain, da gibt es eine Finnenbahn weiter hinten, die ist schön weich. Wenn ich dann zurücklaufe zu meiner Wohnung, geht es ein kleines Stück bergab, entlang der Kollwitzstraße. Da kann ich dann nochmal richtig Gas geben.

Was ist ihr persönliches Ziel für die WM?

Ich muss meine Ziele vielleicht ein bisschen zurückstecken. Das Finale ist für mich das ultimative Ziel. Aber es wird zunehmend unrealistischer, weil ich seit sechs Wochen eine Knochenhautreizung am Schienbein habe. Das ist eine Verletzung, die zwar nicht schlimm ist und die nach der Saison auch relativ schnell ausheilt, die aber sehr schmerzhaft ist. Ich kann nach Läufen teilweise nicht auslaufen gehen, weil es mir so weh tut. Das behindert mich im Training. Ich bin zum Ausgleich jetzt immer Fahrrad gefahren und nur in Wettkämpfen volles Rohr gelaufen. Jetzt muss sich zeigen, ob die Fitness reicht, bei der WM in den Zwischenlauf zu kommen. Ich hoffe schon, dass das einigermaßen klappt. Ich muss sehen, wie weit ich die Schmerzen ertragen kann.

Zum Blog "Mehr-als-Laufen"

Eigenwerbung

17 August 2009

1500-Meter-Läufer Schlangen scheidet aus – und ist zufrieden

Es gibt auch glückliche Verlierer bei dieser WM, der 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen ist so einer. Der 28-Jährige war gleich am Samstag ausgeschieden, als Neunter seines Vorlaufs in 3:44,00 Minuten, ebenso wie der Kollege Stefan Eberhardt aus Erfurt, der sich danach allerdings geärgert hat. In 3:40,05 war er nur Zehnter seines Rennens geworden, das aber im schnellsten der vier Vorläufe: Ein Platz besser, eine Hundertstelsekunde schneller – und der auf den letzten Metern resignierende Eberhardt hätte das Halbfinale an diesem Montag erreicht.

Im Gegensatz zu Eberhardt und den übrigen früh Gescheiterten des deutschen Teams (Dreispringerin Katja Demut mit nur einem gültigen Versuch von 11,3 8 Meter in der Qualifikation sowie die 100-m-Sprinter Tobias Unger und Stefan Schwab mit 10,42 bzw. 10,50 Sekunden im Vorlauf), konnte Schlangen wenigstens erklären, warum er deutlich hinter seiner Bestleistung geblieben war: Der deutsche Meister leidet seit sechs Wochen unter einer Knochenhautentzündung am Schienbein, „normalerweise braucht man zwei Wochen Ruhe, um das auszuheilen", sagt er, „aber das konnte ich mir nicht leisten – dann ist die Form ganz weg". So ist er zuletzt nur bei Wettkämpfen gelaufen und ansonsten Rad gefahren, um die Ausdauer zu erhalten. „Das spezifische Training hat mir gefehlt", sagte er, die Tempohärte auf den letzten 200 Metern, auf denen er nach hinten durchgereicht wurde.

Gefallen hat ihm der Auftritt im Olympiastadion trotzdem. Der gebürtige Meppener startet für die LG Nord Berlin, für ihn war es ein Heimspiel. „Ich habe mich wirklich gefreut", sagte er, und als er nach 800 Metern in Führung ging um das Tempo hoch zu halten, und das Raunen auf der Tribüne lauter wurde, habe er „gemerkt, wie viel Spannung in diesem Stadion steckt. Es war 'ne super Atmosphäre, auch wenn's nicht voll war". Dass am ersten Tag nur 40 000 Zuschauer kamen, ist nicht Schlangens Schuld, er hat getan, was er konnte, um Leute ins Stadion zu locken. 200 Freunde und Bekannte aus dem Emsland sowie aus seinem Kiez in Berlin seien am Samstag nur seinetwegen gekommen, sagt er. Schlangen hat sogar selbst öffentlich geworben, weil ihm die Maßnahmen des Organisationskomitees nicht genug waren.

„In Berlin mit seinen 200 Mega-Events pro Jahr kann man vielleicht auch keine sechs Monate Dauerbeschallung machen", sagt er. Jedenfalls sieht man nun am Alexanderplatz, Ecke Karl-Liebknecht-Straße, wo eine Tiefgarage gebaut wird, eine Carsten-Schlangen-Figur über die blauen Rohre rennen, die dort überirdisch installiert sind zum Zwecke der notwendigen Grundwasserabsenkung; daneben hängt eine Leuchtanzeige, die auf seinen Start hinweist. „Die Werbung bleibt bis zum Ende der WM", sagt er. Wie viel die Aktion gekostet hat? „2500 Euro stand im Spiegel", sagt er, genau weiß er es nicht. Bezahlt hat ein Sponsor, die Hölscher Wasserbau GmbH aus seiner Heimat, die auf alles spezialisiert ist, was mit Wasser zu tun hat.

Für Carsten Schlangen ist diese Saison zu Ende, der Architekturstudent will nun seine Verletzung auskurieren und im Winter sein Diplom machen. Und obwohl sich seine Trainingsgruppe auflöst, will der 28-Jährige weiterrennen. Seine erste WM-Teilnahme hat Lust auf mehr gemacht: „Eigentlich", sagt Carsten Schlangen, „kann der Vorlauf bei einer WM nicht das letzte Wort gewesen sein".

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WM-Tagebuch #3 – Bier in der Badewanne

17 August 2009

Carsten Schlangen überlegt gerade, zu seiner eigenen WM-Party einzuladen

WM Tagebuch Carsten Schlangen Image Tag eins nach meinem Rennen, ich kann vor Schmerzen kaum auftreten. Jetzt bin ich fast ein bisschen froh, dass ich keinen Wettkampf mehr vor mir habe und mir stattdessen Zeit nehmen kann, meine Knochenhautentzündung auszukurieren. Das wird einige Wochen dauern. Im Mannschaftshotel am Lützowplatz bleibe ich während der WM wohnen. Es ist einfach nett hier und es passieren lustige Dinge. Auf dem Flur kam mir ein Athlet aus dem Kongo entgegen. Er trug ein schwarzes Shirt mit Deutschlandfahne. Als er sah, dass ich zur deutschen Mannschaft gehöre, hat er mir zugerufen: „Do you know me? I'm German." Über diesen Spaß hat er sich totgelacht. Sein Deutschlandshirt hat er sich am Flughafen gekauft, hat er mir erzählt, weil er von seinem Verband nicht genügend Sportsachen mitbekommen hat. Ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht eine kleine Party in meiner Wohnung in Prenzlauer Berg mache und Athleten wie ihn einlade, mit denen ich in Kontakt komme oder die ich vorher kennengelernt habe. Einen Australier habe ich schon angesprochen. Es gibt auch noch einen Marokkaner, mit dem ich mich schon häufiger bei Wettkämpfen unterhalten habe. Das wäre dann meine WM-Party. Badewanne voll laufen lassen und Bier rein. Oder Grillen auf dem Hinterhof. Wie man das in Berlin eben so macht.

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„Nicht abgewatscht“

17 August 2009

Schlangen: „Aus“ im 1500-m-Vorlauf bei der WM – Im Spurt nichts entgegenzusetzen

Meppener Tagespost - Nicht abgewatscht (Foto: Iris Hensel)

Der große Traum von Carsten Schlangen hat sich nicht erfüllt. Der Meppener in Diensten der LG Nord Berlin kam doch nur zu einem 1500-m-Lauf bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin. Der 28-Jährige ärgerte die Weltelite bis etwa zur 1000-m-Marke, dann musste er sich im Duell um den Halbfinaleinzug geschlagen geben. „Er hat alles versucht. Mehr ging nicht“, verwies sein ehemaliger Trainer Gerd Janning auf die Verletzung des Sportlers, die sich als großes Handicap erwies.

Bei der WM vor seiner Haustür belegte der Architekturstudent im zweiten von vier Vorläufen in 3:44,00 Minuten den neunten Platz. Damit war er fast zehn Sekunden langsamer als bei der Qualifikation beim Istaf im Juni im Berliner Olympiastadion. Die ersten fünf der Vorläufe sowie die vier Zeitschnellsten danach, die alle aus dem vierten Rennen kamen, qualifizierten sich für das Halbfinale am heutigen Montag, bei dem Schlangen ebenso wie Stefan Eberhardt (LC Erfurt) zum Zuschauen verurteilt ist. Eberhardt verpasste als Zehnter (3:40,05) im vierten Vorlauf die Qualifikation um nur eine Hundertstelsekunde.

Carsten Schlangen, der im von der Taktik geprägten zweiten Vorlauf weit innen startete, begann couragiert, hielt sich zunächst an zweiter Position. Nach 400 Metern war er Dritter – noch vor dem amtierenden Weltmeister Bernard Lagat (USA/2. in 3:41,60) und dem schnellen Asbel Kipruto Kiprop (Kenia/1. in 3:41,42). An der 800-Meter-Marke führte der Emsländer (2:03,81), angefeuert vom begeisterten Berliner Publikum, das spürte, dass der Außenseiter seine Chance suchte. „Das war krass“, zeigte sich der Läufer begeistert von der Stimmung. „Ich wollte etwas zeigen und nichts abschenken“, erklärte er. Dann allerdings rollten die Top-Athleten das Feld von hinten auf. Schlangen fiel Platz um Platz zurück und kam als Neunter ins Ziel.

Frustriert war der 28-Jährige jedoch nicht, weil „ich nicht in toller Form abgewatscht worden bin“. Er wollte „das Tempo höher gestalten, leider ist mir das nicht gelungen“. Im Spurt hatte der Deutsche Meister nach dem Trainingsrückstand der letzten Wochen nichts entgegenzusetzen. In dem „superstarken Feld“ musste er dieses Mal „mit den Grenzen leben, die der Körper aufzeigt“.

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WM-Tagebuch #2 – Es war ein tolles Gefühl

16 August 2009

Carsten Schlangen über seinen spannenden Lauf im Olympiastadion

WM Tagebuch Carsten Schlangen Image Das war also mein Wettkampf, Vorlauf über 1500 Meter. Ich muss sagen, es war schon ein tolles Gefühl, als ich im Olympiastadion an der Startlinie stand und der Stadionsprecher meinen Namen aufgerufen hat. Da war so unglaublich viel Spannung zu spüren. Nach 800 Metern bin ich dann mal in Führung gegangen, um das Tempo hochzuhalten. Sofort haben die Zuschauer Stimmung gemacht. Meine Kräfte haben leider nur bis 2 50 Meter vor Schluss gereicht, deshalb bin ich nicht weiter gekommen in die nächste Runde. Ich hatte einfach nichts mehr zuzusetzen. Seit einigen Wochen laboriere ich an einer Knochenhautentzündung an der Wade. Das tut beim Laufen tierisch weh und ich konnte in letzter Zeit kein richtiges Lauftraining mehr machen, sondern nur noch Rad fahren. Natürlich bin ich jetzt enttäuscht, und es tut mir auch leid für die Zuschauer. Ich wäre gerne nochmal gelaufen. Wegen meiner Schmerzen stand mein Start vor drei Tagen noch auf der Kippe, der Körper hat eben Grenzen. Deshalb bin ich froh, dass ich das hier überhaupt erleben durfte. Dieses Gefühl hier kann mir keiner mehr nehmen. Auf der Bahn habe ich auch gar nicht gemerkt, dass das Stadion nicht voll war. Die Zuschauer haben mich nach vorn gedrückt, noch mehr als beim Istaf. Für mich geht jetzt die WM trotzdem irgendwie weiter, ich werde noch etwas draus machen.

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Berliner Carsten Schlangen ausgeschieden

16 August 2009

Der Berliner 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen ist in der ersten Runde seines WM-Wettbewerbs ausgeschieden. Auch Stefan Eberhardt aus Erfurt kam über dieselbe Strecke nicht weiter – genauso wie Martin Keller als letzter deutscher 100-Meter-Sprinter.

Enttäuschung für die beiden deutschen 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen und Stefan Eberhardt bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin: Die WM-Debütanten sind am Samstagabend im Olympiastadion in der ersten Runde ausgeschieden. „Ich war noch nie so kaputt“, sagte der Erfurter Eberhard. „Die Vorbereitung war optimal. Das heute ist unerklärlich, eine Riesenenttäuschung. Eberhardt kam in seinem Durchgang nach 3:40,05 Minuten als Zehnter ins Ziel. Damit verpasste er um nur 1/100 Sekunde den Zwischenlauf am Montag.

Mit Fassung trug hingegen Lokalmatador Schlangen sein Aus.Der deutsche Meister aus Berlin wurde im zweiten Vorlauf nur Neunter in 3:44,00 Minuten, hatte zuletzt aber mit einer Knochenhautentzündung am Schienbein zu kämpfen. „Es war schön im Stadion. Das Publikum hat mich ein Stück weit getragen, aber 250 Meter vor Schluss sind die internationalen Läufer sehr stark aufgekommen“, sagte der Olympia-Teilnehmer. „Die letzten 100 Meter hatte ich nichts zuzusetzen. Da hat das spezifische Training gefehlt.“

Martin Keller schied als letzter deutscher 100-Meter-Sprinter im Zwischenlauf aus. Der 22 Jahre alte Chemnitzer wurde am Samstag in 10,40 Sekunden nur Siebter seines Rennens und verpasste das Halbfinale damit deutlich. Bereits im Vorlauf waren der deutsche Meister Tobias Unger (Kornwestheim/Ludwigsburg) und Stefan Schwab aus Schwarzenbek auf der Strecke geblieben. Halbfinale und Endlauf der prestigeträchtigsten Leichtathletik-Disziplin finden am Sonntagabend im Olympiastadion statt.

Zum Bericht auf Tagesspiegel.de

WM-Tagebuch #1 – Über Rohre laufen

15 August 2009

Carsten Schlangen über seine eigene Werbung für die WM

WM Tagebuch Carsten Schlangen ImageBei der WM gehöre ich nicht zu den Athleten, die lange auf ihren Start warten müssen. Ich bin schon an diesem Samstag dran, um 18.15 Uhr beginnen die Vorläufe über 1500 Meter. Von meinen Kollegen aus der Nationalmannschaft werde ich aber gerade nicht nur auf den Sport angesprochen, sondern auch auf meine kleine Werbeaktion. Man sieht mich an manchen Stellen in Berlin auf den blauen Rohren zur Grundwasserabsenkung laufen. Diese blauen Rohre faszinieren mich schon lange. Sie gehören für mich zum Stadtbild von Berlin und sie stammen auch von einer Firma aus meiner Heimat, dem Emsland. Eigentlich wollte ich nur eine Fotomontage machen, wie ich selbst auf dem Rohr laufe und sie ins Internet stellen. Aber dann kam es doch anders. Als Architekturstudent an der TU hat man manchmal einen anderen Blick. Auch fürs Olympiastadion. Den Umbau des Stadions finde ich absolut gelungen. Die Architekten haben dieses ganze historische Epos des Stadions, die Schwere wunderbar aufgelockert durch das Dach und die Öffnung zum Marathontor. Und trotzdem kann im Stadion ein eigenes Mikroklima entstehen. Ich habe sowieso nur gute Erinnerungen an das Olympiastadion. Auf der blauen Bahn bin ich 2008 und 2009 Bestzeit gelaufen.

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„Ich will mindestens zweimal laufen“

15 August 2009

Schlangen startet heute bei WM in Berlin über 1500 m – Verletzung trübt Vorfreude

Meppener Tagespost - Ich will mindestens zweimal laufen

Persönliche Werbung: Eine Plastik-Abbildung von Carsten Schlangen auf der blauen Bahn ist auf blauen Rohren für die Grundwasserabsenkung montiert. Zudem weist ein Schild auf den ersten Start des deutschen Meisters am heutigen Samstag bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin hin. Der aus Meppen stammende Läufer freut sich auf die WM vor seiner Haustür. Er wohnt seit Jahren in der Hauptstadt.

Der Höhepunkt des Jahres wartet auf Carsten Schlangen: Der aus Meppen stammende und für LG Nord Berlin antretende Mittelstreckenläufer startet bei den 12. IAAF-Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 15. bis 23. August. Doch die Vorfreude des 28-jährigen Architekturstudenten, der am heutigen Samstag erstmals über 1500 m zum Einsatz kommt, ist gedämpft: Er plagt sich seit Wochen mit einer schmerzhaften Verletzung.

„Das ist übel“, ärgert sich Schlangen über die Knochenhautentzündung am rechten Schienbein, die sich schon zwei bis drei Wochen vor den Deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Ulm erstmals bemerkbar machte. Dennoch holte er den Titel vor seinem ärgsten Rivalen, Stefan Eberhardt (LC Erfurt). Ein wichtiges Resultat für den Studenten, der seit Ende 2001 in der Bundeshauptstadt eine zweite Heimat gefunden hat.

Seit der DM hat Schlangen allerdings nicht mehr voll und schon gar nicht belastungsspezifisch trainiert. Vielfach musste er aufs Rad ausweichen. „Ich habe ein bisschen an Form verloren“, weiß er. Zudem ruft sich die Verletzung ständig in Erinnerung. „Es schmerzt höllisch.“ Beim Vorbereitungslehrgang am Dienstag so stark, dass er das Lauftraining abbrechen musste und selbst beim Radfahren Probleme hatte.

„Ich habe darüber nachgedacht, ob es überhaupt Sinn macht zu starten“, war der Sportler hochgradig frustriert, verwarf den Gedanken allerdings zügig wieder. „Ich habe mich ein Jahr auf die WM vorbereitet“, will er nun auch ein Ergebnis. Zur Linderung der Schmerzen nimmt Schlangen wohl dosiert Medikamente, damit die Folgen der Entzündung erträglicher werden.
Allerdings macht sich der Emsländer natürlich Gedanken um seine Chancen in Berlin, wo er am heutigen Samstag unmittelbar nach der Eröffnungsfeier um 18.15 Uhr im Vorlauf erstmals startet. „Ich fürchte, für das Finale reicht es nicht“, rechnet er vorsichtig hoch, und weiß, dass die 57 angekündigten Konkurrenten „bestimmt nicht schlechter sind als bei den Olympischen Spielen vor einem Jahr in Peking“. Dort erreichte der Emsländer das Halbfinale. Erstes Ziel in Berlin ist der Zwischenlauf (Montag, 20.10 Uhr). „Ich will mindestens zweimal laufen.“ Das Finale (Mittwoch, 20.25) wäre der dritten Lauf.

Anders als bei Olympia, als Schlangen insgesamt „super drauf“ war, trübt seine Verletzung die Freude ein wenig. Andererseits ist Schlangen gespannt auf die Heim-WM, bei der ihn Verwandte und Freunde aus dem Emsland ebenso im Stadion anfeuern werden wie viele Bekannte aus Berlin. Das sorgt für einen Motivationsschub. Und Schlangen klingt entschlossen auf der Suche nach dem entscheidenden „Kick“: „Ich komme ins Stadion und haue voll einen raus!“

Das erwartet vielleicht auch der ein oder andere Berliner, der den Sportler persönlich nicht näher kennt. Denn der Emsländer hat mit einer pfiffigen Werbe-Idee über die Stadtgrenzen für Aufsehen gesorgt: Zweimal ist sein Abbild aus Plastik auf blauer Bahn sozusagen im Sauseschritt am Alexanderplatz unterwegs. Angebracht sind Schlangens Bild und eine Hinweistafel auf seinen heutigen Lauf auf den blauen Rohren für die Grundwasserabsenkung, die quer durch Berlin laufen. Die Kampagne entstand in Kooperation mit dem Berliner Büro Fertig Design mit ehemaligen Mitschülern des Läufers sowie der Hölscher Wasserbau GmbH. Auf dem touristisch noch interessanteren Standort am Brandenburger Tor konnte Schlangen nicht werben, weil die Stadt die Leitungen demontiert hatte. Aber spätestens beim heutigen Start werden ihn noch mehr Berliner kennenlernen – und nicht nur die . . .

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