Hart trainiert auf Lanzarote

Geschrieben von: Meppener Tagespost - Emslandsport - Ulrich Mentrup
3 März 2007 | Kommentare (0)

Carsten Schlangen mit intensiver Vorbereitung 

Meppener Tagespost - Hart trainiert auf Lanzarote (Bild)In einem einwöchigen harten Training auf der kanarischen Ferieninsel Lanzarote hat sich der aus Meppen stammende Carsten Schlangen mit dem Team der LG Nord Berlin auf die Deutschen Crossmeisterschaften in Ohrdruf am 10. März vorbereitet.

Die Gruppe um Coach Roland Wolff absolvierte rieben Läufen hoch auf die Vulkane der Insel vor allem semispezifisches Training. Schwimmen, Rennrad- und Moun-tainbike-Fahren sowie vielseitige Kräftigungsübungen standen auf dem intensiven Programm. „Das Training hat großen Spaß gemacht, weil es so abwechslungsreich war. Natürlich haben Temperaturen um 25 Grad die zwei Einheiten am Tag erleichtert", erklärte Schlangen.

Wie im letzten Jahr ist das Trainingslager auf Lanzarote eine Vorbereitung auf das spezifische dreiwöchige Lauftrainingslager in Portugal im April. „Ich habe das Gefühl, dass ich besser auf die harten Belastungen die mir in Portugal bevorstehen vorbereitet bin", war Schlangen mit dem Aufenthalt in dem Sportclub nahe LaSanta Village zufrieden.
 

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Die verschwundene Runde

Geschrieben von: Leichtathletik - Jörg Wenig
20 Februar 2007 | Kommentare (0)

Aufgrund eines Fehlers auf der Anzeigetafel wurde Carsten Schlangen im 3000-Meter-Rennen um die Chance gebracht, 10.000-Meter-Europameister Jan Fitschen Paroli bieten zu können.

„Plötzlich sprang der Rundenzähler von vier auf zwei – die Anzeige für drei zu laufende Runden gab es nicht", erzählte Jan Fitschen, der trotz dieses Malheurs relativ kühlen Kopf bewahrte in der warmen Leipziger Anhalt Arena und das 3000-m-Finale schließlich in 7:57,30 Minuten gewann. Nicht alle jedoch behielten den Überblick. Der Hallensprecher sprach von der letzten Runde, als noch zwei zu laufen waren. Er korrigierte sich kurz darauf, doch das bekam der Berliner Carsten Schlangen offensichtlich nicht mehr mit. Der Läufer der LG Nord, im vergangenen Sommer Deutscher Meister über 1.500 m, hatte zum Endspurt angesetzt.

„Ich habe mich gewundert und war etwas irritiert, als er plötzlich lossprintete. Aber ich hatte mich immer an der Uhr orientiert, und eigentlich war mir klar, dass es noch nicht die letzte Runde sein konnte", sagte Jan Fitschen. Dennoch hielt der 10.000-m-Europameister des TV Wattenscheid vorsichtshalber gegen in dem zu frühen Spurt und erreichte als erster knapp vor dem Berliner die 2800-m-Marke. Schlangen stoppte ab, Fitschenlief weiter. Der Wattenscheider gewann, der Berliner verpasste als Vierter eine Medaille. „Ich habe den Schmerzensschrei hinter mir gehört. Carsten tat mir leid, so etwas ist ärgerlich", sagte Jan Fitschen.

Es war kein Novum, was in der Anhalt Arena passierte. Beim Super- Grand-Prix-Meeting in Ostrava im vergangenen Jahr wurde im 3000-m-Hindernislauf 400 Meter zu früh die letzte Runde eingeläutet. Der Kenianer Paul Koech bemerkte den Fehler nicht, stürmte davon und riss die Arme hoch, als er meinte, gewonnen zu haben. Als er schließlich realisierte, dass noch eine Runde zu laufen war, war es zu spät. Der Österreicher Günther Weidlinger war nicht mehr einzuholen. Er gewann in 8:25,67 Minuten. „Es war verrückt, aber ich wusste aufgrund der Zwischenzeit, dass noch zwei Runden zu laufen waren", erklärte Weidlinger später.

Am selben Abend passierte ein zweites Kuriosum im 3.000-m-Lauf. Der Kenianer Joseph Ebuya dachte nach sieben Runden, also 2.800 Metern, dass das Rennen dort enden würde, wo es begonnen hatte. Jubelnd überquerte der 18-Jährige nach einem Spurt die 2.800-m-Marke und hörte auf zu rennen. Die anderen rannten weiter, und Tariku Bekele, der Bruder des Weltrekordlers Kenenisa, lief als Sieger nach 7:36,44 Minuten ins Ziel.

Der große Bekele selbst hatte sich vor zwei Jahren verrechnet, als er nach dem Tod seiner Verlobten sein erstes Rennen lief. Dabei verzählte er sich in Boston im 3.000-m-Hallenrennen auf der 200-m-Rundbahn und setzte den Endspurt eine Runde zu früh an. Als Kenenisa Bekele dachte, das Rennen sei beendet, überholte ihn der Ire Alistair Cragg und gewann vor dem dann wieder loslaufenden Äthiopier.

 

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Carsten Schlangen im Interview: "Ich kann natürlich bis fünfzehn zählen!"

Geschrieben von: Heimvorteil - Das Sportblog für Berlin - Jörg Leopold.
20 Februar 2007 | Kommentare (0)

Es war vielleicht der spektakulärste Wettbewerb bei der Leichtathletik-Hallen-DM am vergangenen Samstag in Leipzig. Im Rennen über 3.000 Meter lieferten sich Freiluft-Europameister Jan Fitschen und Carsten Schlangen von der LG Nord lange Zeit ein packendes Duell. Auf der Zielgeraden der 14. Runde setzte der Berliner zum Endspurt an und zog zur allgemeinen Verwunderung an Fitschen vorbei. Der konterte, hatte auf der Linie haarscharf die Nase vorn und – bog zur Überraschung seines Kontrahenten in gleichbleibendem Tempo in die nächste Kurve ein. In diesem Moment realisierte Carsten Schlangen, dass er sich von den Durchsagen des Hallensprechers und falschen Anzeigen hatte verwirren lassen und 200 Meter zu früh angetreten war. Am Ende blieb ihm so nur Rang 4. Im nachfolgenden Gespräch erklärt der 26jährige wie es zu dem Missgeschick kam, warum er dennoch nicht enttäuscht ist und dass er sehr wohl bis 15 zählen kann…

Heimvorteil: Herr Schlangen, in der Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung wurde Ihnen indirekt unterstellt, Sie könnten nicht bis fünfzehn zählen. Haben die Kollegen recht?

C. Schlangen: Ich kann natürlich bis fünfzehn zählen. Ein Meisterschaftsrennen läuft aber anders ab als beispielsweise ein Lauf bei einem Meeting. Da gibt es keinen Tempomacher und du achtest mehr auf das, was die Konkurrenz tut als auf die Zwischenzeiten. Und wenn dann ein paar Runden vor Schluss nicht mal mehr der Hallensprecher weiß, wie lange noch zu laufen ist, kann man schon durcheinander geraten.

Heimvorteil: Was genau ist passiert?

C. Schlangen: Zunächst ging das Rennen schleppend voran. Dann wurde es allmählich etwas schneller. 1.000 Meter vor dem Ziel habe ich gedacht: 'Bleib auf jeden Fall an Jan (Fitschen, d. Red.) dran'. Plötzlich war ich verwirrt, denn nach der viertletzten Runde wurden nur noch zwei verbleibende auf der Tafel angezeigt. Dass der Rundenanzeiger fälschlicherweise von "4" auf "2" umgeschaltet hat, habe ich aber gar nicht so richtig mitbekommen. Schließlich war ich voll auf das Renngeschehen und meine Gegner konzentriert. Zudem hat auch der Hallensprecher die noch zu laufenden Runden falsch angesagt.

Heimvorteil: Aber irgendwann war doch wieder alles in Ordnung.

C. Schlangen: Okay, da muss ich ehrlich zugeben: nach dem falschen Umspringen hat sich die Anzeige in der nächsten Runde nicht verändert. Und auch der Sprecher verkündete dann wohl die richtige Restdistanz. Aber ich habe mich da schon so auf meinen Antritt konzentriert, dass ich das weder gesehen noch gehört habe. Auf meiner fiktiven Zielgeraden habe ich auf den letzten 100 Metern alles gegeben und bin hinter Jan als Zweiter über die Linie gelaufen.

Heimvorteil: Und wann haben Sie Ihren Irrtum bemerkt?

C. Schlangen: Eigentlich sofort. Ich hab' gesehen, dass Jan voll in die Kurve geht und nicht einfach austrudelt. In dem Moment ist dann der Arne Gabius auch noch vorbeigezogen. Dann dachte ich: 'Oh nein, Scheiße' und hab überlegt, ob ich überhaupt noch weiterlaufen soll, denn ich war natürlich völlig fertig. Da fällt die ganze Konzentration von einem ab. Du freust Dich über Platz 2 und dann passiert so etwas.

Heimvorteil: Und was haben die anderen Läufer gedacht? War Jan Fitschen nicht auch verwirrt?

C. Schlangen: Jan war sich auch nicht sicher. Das hat er mir abends noch mal so gesagt. Als ich meinen Spurt anzog, war er überrascht, dachte aber, dass ich jetzt doch nicht so gut drauf sein könnte, um das noch eine weitere Runde durchzuziehen. Daher wollte er unbedingt auf der vorletzten Zielgeraden vorne sein.

Heimvorteil: Kann man aus so einem Rennen trotzdem auch Positives ziehen?

C. Schlangen: Ich muss das jetzt einfach abhaken und daraus für die Zukunft lernen. Jan hätte ich an diesem Tag zwar kaum geschlagen, aber Zweiter wäre ich bestimmt geworden. Daher bin ich auch gar nicht so enttäuscht. Schließlich waren in Leipzig Leute dabei, die im Prinzip Vollprofis sind und nicht noch wie ich studieren oder arbeiten gehen. Und da einfach mal so locker mitzuhalten, obwohl ich jetzt gar nicht betont Trainingslager gemacht habe, ist schon ein gutes Gefühl. So lange bin ich ja mit meinen zweieinhalb Jahren Leistungssport auch noch nicht dabei.

Heimvorteil: Wie sieht Ihre weitere Planung für 2007 jetzt aus?

C. Schlangen: In der Halle mache ich nichts mehr. Das war aber auch so geplant. Selbst wenn ich die Norm geschafft hätte, wäre ich wohl nicht bei der EM in Birmingham gestartet. Am Dienstag fliege ich nach Lanzarote, wo ich mich auf die Deutschen Crossmeisterschaften vorbereite. Im Sommer will ich dann meinen Titel über die 1.500 Meter verteidigen. Natürlich möchte ich auf dieser Strecke auch unbedingt meine Bestleistung steigern, denn nur dann kann ich mich auch für die Weltmeisterschaften Ende August in Osaka qualifizieren.