Lauf-Törn im Mittelmeer

Alles über sportliche Schiffsreisen

Fit For Fun - Laufreise Kreuzfahrt Aida 2009

Immer mehr junge und aktive Leute entdecken Aida & Co und machen Urlaub auf See. Unser Redakteur hat eine Sport-Kreuzfahrt mit dem Schwerpunkt Laufen besucht.

Eine Sport-Kreuzfahrt? So recht kann ich mir zunächst nichts darunter vorstellen als ich nach Kreta aufbreche, um an der Running Woche auf der Aida Diva teilzunehmen. Läuft man da auf Deck immer im Kreis? Das wäre doch, gelinde gesagt, recht monoton. Gespannt checke ich im Hafen von Heraklion zur Sport-Kreuzfahrt ein. Ein paar Tage später bin ich dann schlauer…

Sport-Kreuzfahrt als unvergessliches Erlebnis

Eingepfercht stehe ich inmitten eines ungeduldigen Läuferpulks auf Deck 3 der Aida Diva und warte darauf, dass endlich die Gangway heruntergelassen wird. Wie die Rennpferde scharren wir mit den Hufen, wollen als Erste aus der Box und den restlichen Gästen davonpreschen. Verständlich, denn wir rund fünfzig Laufbuddies gehen ja nicht nur fürs Sightseeing von Bord, sondern absolvieren zusätzlich eine stattliche Bewegungseinheit. Los ging’s vor drei Tagen, gestern lagen wir an Ägyptens Mittelmeerküste, und vor wenigen Minuten haben wir nun in Limassol auf Zypern festgemacht. Unsere Gruppe ist ein bunt gemischter Haufen – alle sportbegeistert, aber nicht verbissen. Der Spaß steht im Vordergrund bei dieser Sport-Kreuzfahrt bzw. Laufwoche, die Aida Cruises einmal im Jahr gemeinsam mit dem Laufreiseveranstalter Bunert durchführt. Außer uns sind noch 2400 „normale“ Urlauber und 600 Besatzungsmitglieder an Bord – eine Kleinstadt auf dem Wasser.

Die Welle für alle, auch an Land

Als der Ausgang endlich freigegeben wird, ist unser erstes Ziel der Reisebus, der vor dem Schiff schon darauf wartet, uns zum einige Kilometer entfernten Salzsee zu bringen. Ruck, zuck sind wir dort. Und ruck, zuck haben Jörg Bunert und sein Team ein echtes Volkslaufszenario aus dem Boden gestampft: Start- und Zielbereich, Verpflegungsstationen, Streckenposten, sogar Startnummern bekommen wir. Die Sonne versteckt sich heute zwar hinter den Wolken, aber es ist angenehm warm. Ein guter Tag zum Laufen. Und dann ab auf die Strecke! Der erste von vier Läufen, die uns auf dieser Sport-Kreuzfahrt erwarten, führt nicht etwa um den Salzsee herum, sondern rund acht Kilometer quer über die verkrustete Oberfläche. Das mag unangenehm holprig klingen, fühlt sich aber richtig gut an. Schnell zieht sich das Läuferfeld auseinander, weil das Leistungsniveau doch sehr unterschiedlich ist. Vorne liefern sich die Schnelleren feixend Duelle um die Führungsposition, hinten traben kleine Grüppchen plaudernd vor sich hin. Im Ziel aber sind alle wieder gleich, denn als ungeschriebenes Gesetz dieser Sport-Kreuzfahrt gilt: Die, die schon im Ziel sind, bereiten denen, die nach und nach dort eintrudeln, einen rauschenden La-Ola-Empfang. Anschließend geht’s noch einmal gemeinsam zum Strandsport direkt hinter dem Zielbereich und dann wieder zurück aufs Schiff – Duschen, Frischmachen, Freizeit.

Sport-Kreuzfahrt: perfekte Organisation

Wer mag, zieht jetzt noch einmal los und guckt sich in Ruhe die Stadt an; wer Lust auf Faulenzen hat, macht es sich einfach auf dem Sonnendeck bequem oder entspannt sich in der Sauna; und wer noch nicht genug Action gehabt hat, stattet dem bordeigenen Fitness-Studio einen Besuch ab und schwitzt etwa beim Spinning weiter. Kurz: Auch wenn dies hier eine Sport-Kreuzfahrt, also eine sogenannte Themenreise mit festem Programm ist, gibt es genügend Möglichkeiten für individuellen Freiraum. Als wir gestern in Ägypten allerdings einen Tagesausflug nach Kairo mitgemacht haben (weil dort wegen der Hitze kein Lauf eingeplant war), da fanden wir uns dann auf einmal doch mitten in der großen Kreuzfahrtlogistik-Maschinerie wieder – und saßen in einem von 35 Reisebussen, die in Kolonne zur Sphinx, zu den Pyramiden und Moscheen fuhren. Als bekennender Rucksacktourist muss man sich an diese Form der Landerkundung per Sport-Kreuzfahrt erst einmal gewöhnen. Gelohnt hat es sich trotzdem, denn die Ausflüge sind perfekt organisiert. In der Kürze der Zeit, jeden Tag in einem anderen Hafen, hat man kaum die Chance, in Eigenregie etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen.

Am Abend nach dem Salzseelauf auf Zypern treffen wir Läufer uns wieder in „unserem” Konferenzraum, der auf dieser Sport-Kreuzfahrt einerseits als Organisationszentrale, andererseits aber auch als eine Art Hörsaal dient. Täglich bieten die Experten rund um Jörg Bunert hier Vorträge an. Dabei geht es um Basics wie Trainingsplanung, Ernährung und Ausrüstung, aber auch um das Erlebnis Laufen. Heute etwa berichtet Carsten Schlangen, Deutschlands bester 1500-Meter-Läufer, von seinen Teilnahmen an den Olympischen Spielen in Peking 2008 und den Weltmeisterschaften in Berlin in diesem Sommer. Schlangen ist die ganze Woche dabei, gibt Tipps und erzählt Anekdoten aus dem Profileben. Toll, jemanden wie ihn einmal hautnah zu erleben.

Sport per Schiff – Heimat auf dem Meer

Am nächsten Morgen dockt unser Riesenkahn im beschau­lichen Marmaris in der türkischen Ägäis an. Zehn Kilometer Küstenlauf stehen auf dem Programm. Die Sonne knallt, es geht auf und ab, weil die Berge sich hier aus dem Hinterland sanft in die Bucht verlaufen. Aber immer wieder spenden Pinien etwas Schatten, und der Panoramablick degradiert die Anstrengung zur Nebensache. Wir laufen keinen Rundkurs, sondern von A nach B, wobei B in diesem Fall das Schiff ist. Es ist erstaunlich, wie man für ein schwimmendes Megahotel binnen kürzester Zeit Heimatgefühle entwickeln kann – je näher wir dem Zieleinlauf an der Aida kommen, desto wärmer wird uns ums Herz. Später, am Nachmittag, schlendern viele noch durch den alten Yachthafen, durch die Altstadt und den Basar, saugen die entspannt-lebendige Atmosphäre auf und kaufen günstig „Markenware“.

Ein wahrer Run auf Kreuzfahrten

Nach fünf gemeinsamen Urlaubstagen sind wir auch als Gruppe zusammengewachsen. Beim Abendessen heißt es jetzt fast immer: „Und, sehen wir uns alle gleich an der Bar?“ Oder: „Wir gehen nachher noch zur Party auf dem Pooldeck. Biste dabei?“ Klar bin ich dabei! Und ich verstehe langsam auch, warum einige Teilnehmer seit der ersten Aida-Laufwoche vor vier Jahren immer wieder mit von der Partie sind. Überhaupt gibt es in der jüngsten Vergangenheit einen wahren Run auf Kreuzfahrtreisen. 1,3 Millionen Deutsche haben im letzten Jahr Urlaub auf dem Wasser gemacht, knapp 20 Prozent mehr als 2007. Das Angebot wird immer größer und attraktiver, die Routen abwechslungsreicher, die Preise sinken.

Perfekte Dramaturgie

Von Marmaris aus cruisen wir nach Rhodos. Ein 4-Kilometer-Berglauf-Quickie wartet – auch der landschaftlich enorm eindrucksvoll. Das eigentliche Highlight der Aktivreise erleben wir aber erst am letzten Tag, bevor es zurück nach Kreta geht: Santorini, die Perle Griechenlands! Zauberwetter, Steilküsten, weißgetünchte Häuser, leuchtend blaue Kirchenkuppeln und schmale Gassen, durch die alte Männer ihre Esel treiben. Wir sehen uns hier zuerst den schönsten Ort der Insel, Oía, an und laufen dann. So richtig Vollgas gibt aber niemand mehr, jetzt wollen alle nur noch in vollen Zügen genießen. Und der Abschiedsabend mit Siegerehrung und Discoeinheit beschert unseren insgesamt gut dreißig Wochenkilometern ein würdiges Finale. Die Rennpferde hatten beim Sport per Schiff eine tolle Woche.

Zum Artikel im Originalformat (PDF) (9MB)


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