Do you like sport managers?

Sport Manager - Illustration von Norman Palm

Als Reisender im Namen des Sports kann man so einiges erleben – hier eine Episode über Sportmanager.

Ich habe Euch ja bereits von meinem Lauf in Kassel berichtet und dachte, daß mein mutiger Versuch, eine schnelle Zeit zu laufen, allein Konsequenzen für mich hätte. Aber weit gefehlt! Beim Meeting in Biberach kam ich zum ersten Mal in unangenehmen Kontakt mit der "professionellen Sportwelt", die meinen Versuch gar nicht so lustig fand. 

Jonas, mein Trainer Roland Wolff und ich saßen nun gemütlich am Vorabend des Meetings bei tollem Essen. Zu uns gesellte sich ein Mann in dunklem Anzug, der uns erläuterte, wie er sich die Zukunft der 1500m Läufe in Deutschland vorstelle. Der Mann ist Südafrikaner und Sportmanager zweier Athleten, die es bis heute leider geschafft hatten bei den German Meetings in 2007 immer einen kleinen Tick schneller zu sein als Jonas, Franek und ich.

Er redete viel von Bestzeiten und WM-Normen und wie diese zu erzielen seien. Auch darüber, daß "seine Jungs" die Kriterien zur WM erfüllen könnten. Gelangweilt überlegte ich bereits ob ich als Nachtisch Panacotta oder Tiramisu essen wollte, als der Sportmanager, dessen Namen ich bereits früh vergessen hatte, mich scharf attackierte. 

Er forderte von mir, daß ich mich bei diesem Meeting in Biberach zurücknehmen solle. Ich habe bereits mit meiner "Aktion" den Tempomacher in Kassel anzuschieben, den Versuch der beiden "Jungs" vereitelt, die WM-Norm nun endlich zu schaffen. Dieses Mal sollte kein "Störfeuer" aus meinem Lager kommen. Diesmal sollte alles klappen! Wie bei der Beichte sollte ich diesem fremden Mann schwören, daß ich nichts unternähme, was den WM-Norm-Versuch der Jungs stören könne. Als Mann aus guter Erziehung sah ich mich natürlich nicht unmittelbar gezwungen, diesen Schwur abzuleisten und der Einschränkung persönlicher Freiheit zuzustimmen.

Nach reichlich anstrengender Debatte, in der ich zu jeder Gelegenheit versuchte mit unklaren Aussagen die Gegenseite weiter aufzubringen, entwarf dieser völlig von Zahlen und Daten Gefütterte eine Vision, wie das Rennen abzulaufen habe.

An erster Position rennt Tempomacher "A", dann "Junge 1", dann "Junge 2" darauf folgt Tempomacher "B" (der auch zwischenzeitig anders genannt wurde – "Tempo-Schlangen" und dann sollte der "Rest" folgen. Ein besonders findiger Plan, der auch meinem Trainer Roland Wolff ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte. Auch Jonas zeigt sich zufrieden mit der Position als "Rest". Um die unangenehme Situation zu beenden – denn schließlich wartete noch Panacotta auf mich, willigten wir mit einem "So wird's gemacht!" ein.

Leider hatte der Manager in allem Übereifer vergessen, daß an der Startlinie 24 Läufer auf eine gute Zeit hofften – womit die Hoffnung eigentlich schon utopisch war. Als Manager von Welt – gleich dem großen Jos Hermens – erdreistete sich unser Freund aus Südafrika die Startaufstellung direkt vor dem Lauf gleich selbst zu diktieren. Dabei stellte er sich direkt in den Innenraum, was eigentlich zu einer sofortigen Disqualifizierung der "Jungs" geführt hätte und ordnete an, daß Jonas und ich aus der zweiten Reihe starten sollten. Damit war das Rennen für uns eigentlich bereits gelaufen.

Mir half noch in letzter Sekunde der für die Athleten bei den German Meetings zuständige Günter Stieglitz. Ich kam noch in die erste Startreihe.

Nach zahlreichen Stolperern und einer Aufreihung, die der vom Manager aufgestellten Vision recht nahe kam, konnte ich einen guten vierten Platz in 3:39:94min belegen und recht nah an die "Jungs" rankommen, die auf dem Weg zur WM Norm ihr ideales Rennen nicht genutzt haben. Für Jonas endete der Lauf in einem Kampf mit dem "Rest"; entmutigt von der Situation erreichte er als zehnter eine Zeit von 3:43:07min.

Vielleicht sollte es in Cottbus wieder mehr Störfeuer geben, das macht den Sport interessanter und freier.

Euer Carsten 

 


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