Carsten Schlangen nimmt Abschied vom Spitzensport – „Zehn Jahre konstant da“
„Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich“, stellt Carsten Schlangen fest. Schließlich verabschiedet sich der aus Meppen stammende Leichtathlet nach zehn Jahren vom Leistungssport. In dieser Dekade hat der 33-Jährige weit mehr erreicht, als er selbst erwartet hatte.
Schlangen hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Er hat die wichtigsten Stationen seiner steilen Karriere Revue passieren lassen. „Es ist eine tolle Sache, als Teglinger zweimal bei Olympischen Spielen im Halbfinale gewesen zu sein“, erinnert er an die Spiele von Peking 2008 und London 2012. Diese Saison hat sich der 1500-m-Läufer trotz einiger Rückschläge „richtig reingehängt“. Jetzt steigt er voll in den Beruf als Architekt ein.
Am Beginn von Schlangens leichtathletischer Laufbahn stand der Meppener Citylauf: Als Zwölfjähriger wollte der Schüler des Marianums aber nicht über 1000, sondern über 10 000 m starten. Er bekam mit Unterstützung von Agnes Schlömer eine Ausnahmegenehmigung – und blieb unter 40 Minuten. Danach empfahl Schlömer den vereinslosen Läufer Trainer Gerd Janning von Union Meppen. „Carsten war ein Glücksgriff für mich“, weiß Janning, der den Sportler bis heute begleitet. Er bescheinigt dem Sportler, schon als Jugendlicher ehrgeizig trainiert zu haben.
„Es geht mehr“, war Janning sicher. 2005 fühlte er sich bestätigt. Da war Schlangen nach Berlin gezogen und trainierte unter Roland Wolff bei der LG Nord. Bei der DM in Wattenscheid wurde der Hochschulmeister deutscher Vizemeister über 1500 m. „Als ich 2004 angefangen bin, etwa professioneller zu arbeiten, habe ich gedacht, ich könnte vielleicht mal Fünfter werden in Deutschland“, erinnert sich der Läufer. Den ersten von sieben DM-Titeln über seine Spezialstrecke im Freien holte der Läufer 2006 in Ulm. Weitere im Cross und über 3x 1000 m mit der Mannschaft folgten.
In Göteborg startete Schlangen 2006 bei der ersten von drei Europameisterschaften. Es kamen drei Weltmeisterschaften und zwei Olympische Spiele hinzu, bei denen er jeweils das Halbfinale erreichte. „Es wird lange dauern, bis das wieder ein Emsländer schafft“, ahnt Schlangen, der der Region nicht nur als Sportbotschafter verbunden ist.
2009 hegte Schlangen erstmals Rücktrittsgedanken, als er sich ausgerechnet bei der WM im heimischen Berlin verletzte. Er machte weiter. Bei der EM 2010 in Barcelona gewann Schlangen die Silbermedaille. Ein Triumph. „Man setzt sich immer neue Ziele, will immer weiter“, sagt Schlangen, der gern an einem WM- oder Olympia-Finale teilgenommen hätte.
Kennzeichnend ist der ständige Kampf um Qualifikationsnormen für internationale Wettkämpfe. Oft musste der Sportler lange warten. „Aber er hat es immer geschafft. Er war immer voll da, wenn es nötig war“, beschreibt Janning die mentale Stärke seines Schützlings – „Typ Pacemaker. Er macht immer Druck.“
Lange warten musste der Emsländer auf die Erfüllung der Norm für Olympia 2012. Nach mehreren Fehlversuchen schaffte er sie auf den letzten Drücker in Bottrop mit seiner persönlichen Bestzeit (3:33,14 Min.). „Trotz einiger Rückschläge wollte ich die Norm immer knacken“, sagt der Läufer.
„Carsten hat zehn Jahre an der deutschen Spitze mitgemischt“, sah Janning in diesem Zeitraum etliche Konkurrenten kommen und gehen. „Carsten war konstant da.“ Jetzt endet die Spitzensportkarriere des 33-Jährigen nach einem Jahr, das sportlich nicht top gelaufen ist. Eigentlich wollte Schlangen seinen Abschied bei einem großen Rennen bekannt geben. Nämlich beim Istaf in Berlin. „Eigentlich mein Lieblingsmeeting“, betont er. Er hätte starten können, sagte aber nach einem Testwettkampf ab, weil er sich nicht topfit fühlte.
Jetzt verkündete der Emsländer seinen Abschied in kleiner Runde. Wehmütig natürlich. Aber auch zufrieden. „Ich habe meine Möglichkeiten genutzt“, sagt er. Aber Ziele hat er immer noch: zum Beispiel den Meppener Citylauf. Den hat er nämlich noch nicht gewonnen . . .
Der Leichtathlet Carsten Schlangen zeigt, wie Leistungssport und Architektur zusammengehen
Gelaufen war Carsten Schlangen schon als Schulkind im Emsland, aber nie mit ernsten Absichten. Stattdessen studierte er mit Leidenschaft Architektur – erst in Berlin, dann in Helsinki. Dort aber entdeckte er plötzlich sein großes Talent, schnell zu rennen, und dachte sich: „Ich kann meine Brötchen auch mal anders verdienen. „Mittelstrecke statt Planungswettbewerb, die Lauf-Legende Paavo Nurmi statt der Bau-Legende Alvar Aalto – vom Entwurfssaal ging Schlangen auf die Tartanbahn. Seitdem war er zehnmal deutscher Meister, einmal Vize-Europameister und zweimal im Olympia-Halbfinale. Derzeit bewältigt er Läufe und Bau-Abläufe parallel.
Wer vom Sport leben will, braucht oft mehrere Erwerbsquellen, sagt Schlangen: „Ausrüsterverträge, Werbesponsoring, bezahlte Event-Auftritte, Beiträge für Laufzeitschriften.“ Neben allem schaffte er sein Architekturdiplom und hatte danach seinen ersten Iob im Berliner Büro Granz+Zecher. Kein Zufall: Die Tochter des Inhabers Carsten W.Granz, Caterina, läuft wie er für den Verein LG Nord Berlin. „Da war zwischen Herrn Granz und mir eine Grundsympathie gegeben“, so Schlangen. Granz+Zecher hat einen Schwerpunkt in der Ausführungsplanung. „Da gab es ziemlich normale Bürozeiten; das habe ich präferiert.“ Nebenbei erlief er Meisterschaften; 2012 schaffte er die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in London.
Schon vier Jahre zuvor war er Olympiateilnehmer in Peking gewesen – für ihn nicht nur ein sportliches, sondern auch ein architektonisches Großereignis: „Ich habe kein anderes Stadion mit einer so guten Funktionalität und Ästhetik erlebt“, sagt er über den Bau von Herzog & de Meuron und dem Künstler Ai Weiwei. „Die Stahlkonstruktion ist extrem aufwendig, aber von allen Plätzen in den beiden Zuschauerringen hat man eine grandiose Sicht auf die Wettbewerbe, selbst von den abgelegenen Plätzen. Und für uns Sportler war es funktional perfekt ich hatte noch nirgendwo einen so kurzen Weg vom Einlaufplatz zur Startlinie.“ Die Entwicklung in heimischen Stadien bekümmert ihn eher. Aus den Fußball-Arenen ist die Leichtathletik verdrängt; viele Städte haben keine größere Wettkampfstätte mehr. Leichtathleten müssen ebenso um die Aufmerksamkeit des breiten Publikums kämpfen wie Architekten. Momentan hat er einen Job bei der Ingenieur- und Anwaltsfirma Procon, die sich auf Vertrags-, Claim- und Risikomanagement am Bau spezialisiert hat (nicht zu verwechseln mit dem insolventen Windkraft-Investor Prokon). Hier kann Schlangen vom heimischen Computer aus in recht frei einteilbarer Arbeitszeit Bauprojekte beobachten und beurteilen, die sein Arbeitgeber begleitet. Auch in diesen Job half ihm der Sport: „Es ist natürlich ein gewisses Plus, dass ich glaubhaft vermitteln kann, dass ich mich anstrenge und meine Ziele erreiche.”
Weitere Parallelen zwischen Planern und Läufern? Carsten Schlangen nennt eine, die eher überrascht:
Laufen wirke individualistisch, sei aber ebenso Teamarbeit wie die schein-individuelle Architektur. „Wenn am Ende ein Einzelner vorn steht, verdankt er das immer anderen, die ihn unterstützt haben. Sei es der Trainer, sei es die Trainingsgruppe.“ Noch eine Ähnlichkeit: Wie Architekten sind auch Leichtathleten nicht ganz dem Kommerz anheimgefallen und müssen sich mit Werbung zurückhalten: „Es ist nur ein ganz kleines Logo neben der Startnummer erlaubt.“ Schlangen schätzt das: „Da ist eine gewisse Antiquiertheit, und die hat durchaus ihren Reiz. Weder in der Architektur noch in diesem Sport kann man das ganz große Geschäft machen.“ An vielen werdenden und gewordenen Architekten schätzt er die Offenheit im Leben. „Sie sind nicht so festgefahren. In diesem Milieu lässt man viel eher mal andere Lebensentwürfe zu, bei sich selbst und anderen. Und Leistungssport ist eine extreme Form dieses „Ich mach mal was anderes.“
Eine Sportkarriere sei keineswegs ein Garant für eine Berufskarriere. „Nicht alle haben dafür den nötigen langen Atem. Leistung auf der Bahn garantiert allein noch keine Leistung im Büro.“ Doch könnten Sportler Dinge üben, die überall verwendbar sind: „Auch hier besteht ein Großteil aus Kommunikation und Organisation. Wenn man das, wie ich, nicht einem Agenten überlassen
will, braucht es eine gehörige Portion Selbstmanagement.“ Obwohl er noch nicht Kammermitglied und Architekt ist, hat Schlangen jetzt die Chance auf einen eigenen Stadion-Entwurf: Sein eigener Verein will in Berlin-Tegel bauen. Ob er weiter in diese Richtung läuft, „als Architekt für Sportstätten? Muss nicht sein – kann aber passieren.“
Zwischen Normjagd und Bangen um die Nominierung schenkte uns Carsten Schlangen, knapp zwei Wochen vor Beginn der WM in Moskau, seine kostbare Zeit und ließ uns einen Blick in das Trainingsgeschehen der LG Nord Berlin werfen. Dabei entstand dieses Portrait aus bewegten Bildern mit ein paar Gedanken zum Leistungssport.
Länge:
8min 09sec
Author:
FARTLEK
Inhalt:
In Teil 1 des Interviews mit Fartlek spricht Carsten Schlangen über den “Emsland-Mode” und den Stellenwert seiner Heimat bis heute. Außerdem verrät er ein wenig über seinen damaligen Wechsel zur LG Nord Berlin und was es bedeutet als Underdog neu in eine Trainingsgruppe zu kommen.
Länge:
11min 06sec
Author:
FARTLEK
Inhalt:
Seht und hört im Teil 2 des Interviews, welche Rolle Trainer Roland Wolff für ihn einnimmt und was sein Trainingskonzept ausmacht.
Bei den Deutschen Langstaffel-Meisterschaften in Rostock durften sich gleich zwei Emsländer eine Silbermedaille umhängen. Nachdem Maren Kock aus Brögbern mit der 3x 800-Meter-Staffel der LG Telis Finanz Regensburg den zweiten Platz belegt hatte, sicherte Carsten Schlangen aus Meppen als Schlussläufer der 3x 1000-Meter-Staffel der LG Nord Berlin die Vizemeisterschaft.
Im Frauenrennen hatte Maren Kock den Staffelstab von Startläuferin Anna-Katharina Plinke übernommen und musste als Sechste die Verfolgung aufnehmen. Von Beginn an hatten die Läuferinnen der Startgemeinschaft Gomaringen-Schwäbisch Hall, LAC Quelle Fürth und der LG Olympia Dortmund das Tempo gemacht. Kock machte einiges an Boden gut, ehe sie an Schlussläuferin Thea Heim übergab. Die pirschte sich weiter an das Spitzentrio heran und zog auf den letzten 200 Metern an Sina Babenhauserheide (Dortmund) und Julia Hiller (Quelle Fürth) vorbei. Nur zwei Hundertstelsekunden betrug der Vorsprung von Heim (6:26,87) auf die Fürtherin Hiller (6:26,89). Souverän sicherte Kerstin Marxen mit mehr als fünf Sekunden Vorsprung den Titel für Gomaringen (6:21,50). Auf dem neuen Rang kam die Butenemsländerin Karina Hunfeld im Trikot des SV Friedrichsfehn ins Ziel (7:16,77).
Wie die Frauen der LG Telis Finanz Regensburg hatte sich die Herrenstaffel der LG Nord Berlin mit der schnellsten Vorlaufzeit für das Finale qualifiziert, doch wie Maren Kock und ihre Teamkolleginnen mussten sich Carsten Schlangen, Micha Heidenreich und Sebastian Dennis mit dem Vizetitel begnügen. Auf der dritten Position hatte Schlangen als Schlussläufer die Verfolgung von Sebastian Keiner (Laufteam Erfurt) und Richard Ringer (VfB Friedrichshafen) aufgenommen. Als Schlangen den Atem des Regensburger Florian Orth im Nacken spürte, setzte der Wahl-Berliner zum Angriff an, hielt Orth locker auf Distanz und zog an Richard Ringer vorbei. Sebastian Keiner jedoch behauptete die Spitzenposition bis ins Ziel und sicherte den Erfurtern in 7:07,03 Minuten den Titel. Schlangen musste sich um nur sechs Hundertstelsekunden geschlagen geben (7:07,09). Dritter wurde der VfB Friedrichshafen (7:09,30).
Gespannt wird Schlangen am Montag die Veröffentlichung der zweiten Nominierungsliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes für die Weltmeisterschaft in Moskau erwarten. Die Chance, dass Schlangen trotz verpasster A-Norm in Moskau dabei sein darf, haben sich am Samstag verschlechtert. Denn der gebürtige Äthiopier Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) unterbot in Ninove (Belgien) als einziger DLV-Läufer die 1500-Meter-Norm.
Vier Emsländer bei den Deutschen Langstaffel-Meisterschaften in Rostock
Während bei den Deutschen Jugendmeisterschaften die emsländischen Nachwuchsleichtathleten kaum Medaillenambitionen haben, ist Maren Kock (LG Telis Regensburg) und Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) bei den Deutschen Meisterschaften der Langstaffeln durchaus ein Podestplatz zuzutrauen.
Mit Daniel Gruber (Bayer Leverkusen) und Karina Hunfeld (SV Friedrichsfehn) sind sogar noch zwei weitere Buten-Emsländer bei der Langstaffel-DM, die im Rahmen der Jugend-DM in Rostock stattfindet, am Start. Ihre Medaillenaussichten sind allerdings weitaus geringer einzuschätzen als die Chancen von Schlangen, der vor zwei Jahren mit der 3x-1000-Meter-Staffel der LG Nord Berlin den Titel gewonnen hatte. In der Favoritenrolle sieht der gebürtige Meppener das Trio aus der Bundeshauptstadt aber nicht. Vielmehr verweist Schlangen auf die starke Konkurrenz aus Friedrichshafen, Erfurt und Regensburg.
Die LG Telis Regensburg zählt auch bei der 3x-800-Meter-Staffel der Frauen zu den Titelanwärterinnen. „Es gibt keine klaren Favoriten“, betont Arno Kosmider. Der Trainer von Maren Kock erwartet „eine ganz enge Kiste“. Mit Corinna Harrer, die am Freitag beim Diamond-League-Meeting in London die WM-Norm über 1500 Meter knacken will, fehlt im Telis-Team die absolut schnellste Läuferin. Doch das Team um Maren Kock ist diesmal stärker aufgestellt als im Vorjahr, als das Telis-Trio auf dem sechsten Platz landete. Anstatt Jana Soethout läuft nun die in dieser Saison überraschend starke Thea Heim neben Kock und Anna Plinke. „Sie können um eine Medaille laufen“, ist Kosmider optimistisch, warnt aber vor der Konkurrenz aus Leverkusen, Fürth, München und Gomaringen.
Im vergangenen Jahr sprang Carsten Schlangen erst in letzter Sekunde auf den Zug zu den Olympischen Spielen in London auf, als er bei der BottropGala im 1500-Meter-Lauf noch die A-Norm unterbot. Am vergangenen Wochenende verzichtete der Vize-Europameister von 2010 auf einen Start in Bottrop ließ damit die letzte Chance aus, die Norm für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau (10. bis 18. August) zu erbringen.
Erwartungsgemäß fehlte Schlangen auf der 55 Namen umfassenden Nominierungsliste, die der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am 16. Juli veröffentlicht hat. Dort waren nur die 29 Athletinnen und 26 Athleten zu finden, die die geforderte A-Norm erfüllt haben. Im 1500-Meter-Lauf erwartet der DLV von Schlangen und seinen Konkurrenten eine Zeit von 3:35,00 Minuten. Die Saisonbestzeit des Wahl-Berliners steht seit dem 9. Juni bei 3:35,07 Minuten. Beim Word-Meeting in Rabat (Marokko) hatte der 32-Jährige das WM-Ticket nur um sieben Hundertstelsekunden verpasst. Auch die weiteren Versuche, die Norm zu knacken, blieben erfolglos.
Trotzdem ließ Schlangen die Chance, in Bottrop die Norm doch noch abzuliefern, aus und absolvierte stattdessen mit seinen Teamkollegen von der LG Nord Berlin ein Trainingslager in Königs Wusterhausen. „Ich habe im vergangenen Jahr die Devise ausgeben, mich nicht wegen irgendwelcher Normen einem Megastress auszusetzen“, betont er, „das macht für mich keinen Sinn. Ich bin der Meinung, dass es wichtiger ist, gut zu trainieren, um bei einem Großereignis gut in Form zu sein. Was bringt es denn, wenn ein Athlet zwar offiziell die Norm hat, aber bei der WM platt ist von der Jagd nach der Norm und psychologisch nicht fit ist?“
Ob diese Ideen beim DLV Anklang finden, entscheidet sich am 29. Juli, wenn die zweite Nominierungsrunde für die WM erfolgt. Schlangen ist jedenfalls guter Dinge, dass er in Moskau dabei ist. Sicher kann er sich aber nicht sein. „Ich gehe davon aus, dass das so durchgeht. Aber möglich ist alles“, gibt der Architekt zu. Vieles spricht jedoch für den deutschen Meister, der mit den 3:35,07 Minuten von Rabat die deutsche Bestenliste anführt. „Mir fehlen nur sieben Hundertstelsekunden zur Norm, und bis vor zwei Wochen war ich noch der schnellste Europäer“, betont er. Erst im schnellsten 1500-Meter-Rennen in Monaco am vergangenen Freitag, wo Mo Farah (Großbritannien) in 3:28,81 Minuten einen neuen Europarekord aufstellte, waren vier Europäer schneller als Schlangen. „Den Kenianer Collins Cheboi, der in Monaco in 3:31,53 Minuten Sechster geworden ist, habe ich in Rabat geschlagen“, erklärt Schlangen, „das wäre deutscher Rekord.“
In Königs Wusterhausen absolvierte Schlangen noch zahlreiche Trainingskilometer. „Ich habe in diesem Jahr den Fokus darauf gelegt, im Rennen mit verschiedenen Geschwindigkeiten zurechtzukommen“, betont der Mittelstreckenläufer, der am Wochenende mit der 3×1000-Meter-Staffel der LG Nord Berlin bei den deutschen Langstaffelmeisterschaften in Rostock an den Start gehen wird.
Die beiden Wahlberliner, der Meppener Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) und die Lingenerin Fiona Supritz (LAC Berlin), nutzten bei den Norddeutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Männer, Frauen und U-18-Jugend in Berlin ihren Heimvorteil und wurden zu den erfolgreichsten emsländischen Teilnehmern im Stadion Lichterfelde.
Nur eine Woche nach dem Gewinn des Deutschen Meistertitels über 1500 Meter musste sich Schlangen erst im Endspurt der 800-Meter-Mittelstrecke dem Ostfriesen Jan-Gerhard Onken (Germania Leer) beugen und wurde Norddeutscher Vizemeister. Fiona Supritz erreichte indes in ihrem ersten Hauptklassenjahr den vierten Platz über 1500 Meter der Frauen.
Unglücklichste Emsländerin der Titelkämpfe war Wemke Niemann vom VfL Lingen. Mit dem festen Willen, im allerletzten Moment noch das Ticket für die Deutschen Jugend-Meisterschaften in Rostock (26. bis 28. Juli) zu lösen, war die Lingenerin in die Bundeshauptstadt gereist. Doch dann erlebte sie „den schlimmsten Lauf meines Lebens“. Zwar erreichte sie mit dem fünften Rang über 400 Meter der U 18 die beste emsländische Platzierung, die erhoffte Qualifikation verfehlte sie in 60,89 Sekunden allerdings mehr als deutlich. „Beim Einlaufen war die Welt noch in Ordnung, aber in der Startphase war ich schon total kraftlos und konnte nicht mehr schnell laufen“, resümierte sie nach dem Rennen.
Jeweils den sechsten Platz, verbunden mit einer neuen persönlichen Bestleistung, erreichten Johanna Schierholt (LG Papenburg Aschendorf) im Weitsprung und Ines Triphaus aus Lengerich-Handrup (SV Quitt Ankum) über 400 Meter Hürden der U 18. Doch während Triphaus mit der neuen Bestzeit von 65,76 Sekunden die DM-Quali noch einmal erfolgreich unterbot, fehlen Schierholt nach dem Sprung auf 5,34 Meter immer noch 36 Zentimeter zur heimlich erhofften Norm.
Auch für U-20-Starter Kilian Muke vom SV UnionMeppen zahlte sich die Reise in die Hauptstadt nicht aus. Im starken 800-Meter-Männerfeld hoffte der Unioner auf ein Temporennen, um sich den Traum von einem DM-Start noch zu erfüllen. Doch das Tempo war eindeutig zu hoch. Nach dem fünften Rang in seinem Zeitlauf musste er sich mit dem 24. Platz der Gesamtwertung zufriedengeben. Seiner Teamgefährtin Sarah Backsmann blieb ebenfalls eine neue Bestzeit verwehrt. Über 800 Meter der Frauen erreichte sie den zehnten Platz.
Bei Hendrik Vinke von der LG Papenburg Aschendorf scheint die Formkurve langsam wieder nach oben zu gehen. Der Papenburger erreichte nach dem 200-Meter-Vorlauf der Männer das B-Finale und schloss die Meisterschaften mit der achtschnellsten Zeit ab.
Mit B-Norm zur WM nach Moskau? – Silbermedaille für Maren Kock
Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) hat sich den DM-Titel über 1500 m zurückgeholt. Der aus Meppen stammende Läufer löste das WM-Ticket allerdings nicht, hofft aber trotzdem, im August in Moskau dabei zu sein. Die Brögbernerin Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) feierte bei den deutschen Leichtathletik-Titelkämpfen im Donaustadion in Ulm über 5.000m die Vizemeisterschaft.
Schlangen, der nach drei Siegen in Serie den Titel über 1.500m im vergangenen Jahr überraschend an Florian Orth (Regensburg) verloren hatte, setzte sich bei hohen Temperaturen im Spurt in 3:43.38 Minuten durch vor Sebastian Keiner (Erfurter LAC/3:43.54) und Orth (3:44.37). „Carsten war richtig happy“, erklärte sein ehemaliger Meppener Trainer Gerd Janning.
Schlangen hatte zwischenzeitlich versucht, Tempo zu machen, fand aber keine Unterstützung. 300 Meter vor dem Ziel zog der 32-Jährige den Spurt an und schüttelte seine Verfolger ab.
Obwohl er die A-Norm (3:35,00min) für die 14. Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 10. bis 18. August in Moskau verpasste, geht Schlangen davon aus, dass der Deutsche Leichtathletik-Verband ihn für die Wettkämpfe im Olympiastadion Luschniki nominiert. Die B-Norm (3:37) hat er unterboten (3:35,07min). Das hat zurzeit kein anderer deutscher Läufer geschafft. Bis Dienstag war der Emsländer in diesem Jahr noch schnellster Europäer über diese Distanz. Er will jetzt keiner Norm mehr hinterherhetzen, sondern sich in Ruhe vorbereiten. Zunächst einige Tage im Emsland. „Ich fahre nicht zur WM, wenn ich nicht topfit bin“, betont er. Spätester Nominierungstermin ist der 29. Juli. [...]
Impressionen vom 1.500m Lauf der Männer bei den Deutschen Meisterschaften 2013 in Ulm. Ich wurde zum sechsten Mal Deutscher Meister über diese Strecke.