Schlangen: Olympia war schon weg
9 Juli 2012Die Genugtuung war mindestens genauso groß wie der Druck, wenige Stunden vor Nominierungsschluss doch noch das Ticket für die Olympischen Spiele in London (27. Juli bis 12. August) zu ergattern. „Das ist eine absolute Erleichterung. Das Gefühl davor war das gleiche wie bei den anderen Rennen auch, aber nur noch mehr Druck“, freute sich der emsländische 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) nach seinem Coup von Bottrop.
Im Sog des Kenianers Benson Seurei, der in 3:33,27 Minuten gewann und Meeting-Rekord lief, überquerte Schlangen mit erhobenem Arm und ausgestrecktem Zeigefinger als Zweiter die Ziellinie. Der Meppener steigerte seine persönliche Bestzeit auf 3:33,64 Minuten und blieb damit fast zwei Sekunden unter der Olympianorm. Seit 15 Jahren war kein deutscher Mittelstreckenläufer schneller als der Wahl-Berliner. In der ewigen deutschen Bestenliste liegt Schlangen nun an sechster Stelle.
Wochenlang war Schlangen der Norm hinterhergerannt. Bis Freitag fehlten dem 31-Jährigen nur 35 Hundertstelsekunden. Bei der Europameisterschaft in Helsinki hatte der deutsche Vizemeister durch einen Rempler eines anderen Läufers den Endlauf verpasst. „Ich habe nicht mehr dran geglaubt“, gab Schlangen nach dem Bottrop-Rennen ganz ehrlich zu. „Vom Kopf her war Olympia für mich schon weg. In den Rennen davor hat immer ein bisschen das Glück gefehlt.“ Die Zahl der Gratulanten war enorm. 40 bis 50 SMS sowie 20 Mails hätten ihn noch am Abend erreicht, so Schlangen. Hinzu kamen etliche Telefonate.
Somit komplettiert Schlangen das nun 76 Leichtathleten umfassende Team, das in der zweiten Veranstaltungswoche im Londoner Olympiastadion an den Start gehen wird.