WM-Tagebuch #10 – Auch Leichtathleten können tanzen

Geschrieben von: Carsten Schlangen/Friedhard Teuffel - Tagesspiegel
24 August 2009 | Kommentare (0)

Der Berliner 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen zieht Bilanz – für sich und die Sportstadt Berlin.

WM Tagebuch Carsten Schlangen ImageZum Abschluss der WM mache ich das, was nach dem Sport üblich ist: Ich habe mich zum Trikottausch verabredet. Mit einem Sprinter aus Gambia. Er trainiert auch mit Usain Bolt. Ich muss ihm allerdings ein altes Nationaltrikot überreichen, vielleicht eins aus dem letzten Jahr. Denn unsere aktuelle Kollektion dürfen wir leider nicht herausgeben.

Von der WM werde ich aber noch mehr mitnehmen. Kontakte zu vielen Sportlern. Vor allem aber Motivation, um weiter zu laufen. Was die WM Berlin und der Leichtathletik gebracht hat, wird man wohl erst in einigen Jahren sehen. Ob es etwas Einmaliges war oder ob sich wirklich etwas verändert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass einige junge Leute, die an der Marathonstrecke standen, Lust auf Leichtathletik bekommen haben. Auf jeden Fall hat Berlin wieder einmal gezeigt, dass es eine Sportstadt ist, vielleicht sogar eine Leichtathletik-Stadt. Und im Stadion hatten wir ein tolles Fachpublikum.

Ich habe Berlin diesmal aus der Sicht eines Touristen erlebt. Im Hotel wohnen. Sehenswürdigkeiten zeigen. Solche Sachen. Es war ein bisschen wie umziehen. Koffer packen und zu einem Projekt aufbrechen. Jetzt ziehe ich wieder ganz zu Hause ein. Die Party ist vorbei. Die schönsten Feiern waren für mich bei dieser WM nicht die großen Abende im Deutschen Haus oder im Champions Club, sondern ein Private Viewing, das ich mit einem Freund bei ihm zu Hause gemacht habe, und ein Abend in der Newton Bar am Gendarmenmarkt mit Sportfreunden aus dem Emsland. Am Samstag habe ich noch mal lange gefeiert, auf einer Party der Franzosen im Goya. Sind Leichtathleten gute Tänzer? Da sind mir bislang vor allem die Stabhochspringer aufgefallen. Läufer sind ja etwas unkoordiniert. Ich bin da natürlich eine Ausnahme.

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WM-Tagebuch #9 – Geburtstagsparty mit Jamaika-Torte

Geschrieben von: Carsten Schlangen/Friedhard Teuffel - Tagesspiegel
23 August 2009 | Kommentare (0)

Carsten Schlangen sieht nur noch feiernde Sportler

WM Tagebuch Carsten Schlangen ImageZerstreuung ist angesagt, deshalb haben viele Athleten längst zu feiern angefangen. Entweder im deutschen Haus, das ist der Club des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, oder im Champions Club am Theodor-Heuss-Platz. Eine gute Location, kleiner und intimer als das deutsche Haus. Legendär soll der Abend gewesen sein, als Robert Harting dort nach dem Sieg mit seinen 50 Husaren einfiel. Da lag ich allerdings schon im Bett. Ich habe mir immer vorgenommen, gegen zwei zu schlafen, damit ich am nächsten Morgen um neun aufstehen kann und noch etwas mitbekomme von der WM.

Mittlerweile tauschen auch Athleten ihre Hotelzimmer, damit alle, die feiern wollen, länger aufbleiben können und nicht ihre Kollegen beim Zurückkommen wecken. Ich teile mir mit André Höhne das Zimmer, unserem Geher. Er weiß, wenn ich bis zwölf nicht da bin, übernachte ich in meiner Wohnung. Als ich am Freitagabend zurück in die Hotellobby kam, war noch richtig viel los. In einer Ecke saß Usain Bolt, er ist am Freitag 23 geworden. Vor ihm stand ein riesiger Kuchen mit Jamaikaflaggenguss. Die Hälfte davon war immerhin aufgegessen. Vielleicht hing er deshalb so erschlagen im Sofa.

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WM-Tagebuch #8 – Mit einem König auf Tour

Geschrieben von: Carsten Schlangen/Friedhard Teuffel - Tagesspiegel
22 August 2009 | Kommentare (0)

Carsten Schlangen übt sich als Fremdenführer auf dem Rad

WM Tagebuch Carsten Schlangen ImageAm Donnerstag bin ich mit einem König Fahrrad gefahren. Der König trug einen Trainingsanzug. Er war das Oberhaupt eines kleinen Inselstaates in der Karibik mit 10 000 Einwohnern, aber um ehrlich zu sein, habe ich den Namen seines Reiches leider vergessen. Zur Leichtathletik-WM ist er auch nicht als Sportler gekommen, sondern als Repräsentant seines Landes, ich schätze, er ist um die 30 Jahre alt. Auf jeden Fall war er einer von 25 Teilnehmern meiner Fahrradtour, die ich für WM-Gäste angeboten hatte.
Unsere Leihräder der Deutschen Bahn haben gerade so ausgereicht, wir mussten sogar noch auf zwei, drei Privaträder zurückgreifen. An unserem Mannschaftshotel „Berlin, Berlin" am Lützowplatz sind wir losgefahren, Australier, Italiener, Briten, Marokkaner, der König und noch ein Malaysier. Der Malaysier wollte gleich an der Siegessäule von mir wissen, warum die Goldelse gerade in diese Richtung schaut. Unsere Tour ging weiter zum Reichstag, Brandenburger Tor, Regierungsviertel, Eisessen am Hackeschen Markt und Mauerpark. In Prenzlauer Berg habe ich noch ein paar Kneipen empfohlen, wo man spätabends noch hingehen
kann.

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WM-Tagebuch #7 – Wie wär’s mit ein bisschen Stimmung?

Geschrieben von: Carsten Schlangen/Friedhard Teuffel - Tagesspiegel
21 August 2009 | Kommentare (0)

Der Berliner 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen sucht die deutschen Sportler auf der Zuschauertribüne.

WM Tagebuch Carsten Schlangen ImageWo ist eigentlich die deutsche Mannschaft? Das habe ich mich heute morgen beim Frühstück zusammen mit den Stabhochspringerinnen Anna Battke und Kristina Gadschiew gefragt. Ich finde es ein bisschen traurig, dass man so wenige von unseren deutschen Athleten trifft, weder beim Frühstück, noch beim Mittagessen, nicht im Stadion und auch nicht im deutschen Haus. Am Mittwoch saß ich als einziger Deutscher im Athletenblock des Olympiastadions, zum Glück hatte ich noch einige australische Freunde dabei. Manche deutsche Athleten saßen wohl in anderen Blöcken, weil die Sitzvorschriften nicht so genau genommen werden. Aber so kommt leider keine Teamstimmung auf. Wäre schön gewesen, wenn man mal zusammen auf der Tribüne so richtig Rabatz machen könnte. Einige Athleten sind natürlich inzwischen nach Hause gefahren, um sich auf die nächsten Wettkämpfe vorzubereiten. Und bei anderen merkt man, dass jetzt der ganze Druck von ihnen abfällt. Steffen Uliczka, der 3000 Meter Hindernis gelaufen ist, hat mir erzählt, dass er nach seinem Wettkampf erst mal zwei Tage durchgeschlafen hat. Kann ich verstehen. Aber bei anderen denke ich, dass man sich auch mal zusammenreißen kann. Die WM ist ein herausragendes Ereignis, das muss man zusammen genießen. So, jetzt muss ich mich noch vorbereiten, weil ich gleich noch mit einigen Athleten eine Fahrradtour durch Berlin mache. Bisher habe ich Zusagen aus der portugiesischen, italienischen und deutschen Mannschaft. Also schnell noch mal nachlesen, wie das mit dem Reichstagsbrand war.

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WM-Tagebuch #6 – Ich bin schneller als der Bus

Geschrieben von: Carsten Schlangen/Friedhard Teuffel - Tagesspiegel
20 August 2009 | Kommentare (0)

Carsten Schlangen ist aufs Rennrad umgestiegen und rast damit durch die Stadt

WM Tagebuch Carsten Schlangen ImageEigentlich mache ich bei dieser WM ja keinen Sport mehr, aber so ganz ohne Wettkampf scheint es bei mir nicht zu gehen. Laufen kann ich zwar nicht mehr, weil ich jetzt erst mal meine Verletzung auskurieren will. Deshalb bin ich aufs Fahrrad umgestiegen. Mit dem fahre ich von unserem Mannschaftshotel am Lüt-zowplatz zum Olympiastadion und wieder zurück. War bislang auch kein Problem, das Rad mit in den Sicherheitsbereich zu bekommen. Die Leute dort scheinen mich zu kennen. Als ich mit meinem Rennrad unterwegs war, habe ich gemerkt, dass ich doch einen Wettbewerb brauche. Den habe ich auch gefunden: Mehrere Busse mit Athleten sind vom Stadion Richtung Hotel aufgebrochen. Da wollte ich mit meinem Fahrrad unbedingt schneller sein. Sonst hätte ich im Hotel am Büfett ewig abstehen müssen. Hat auch geklappt, ich war zehn Minuten früher da. Meine Zeit: Etwa 20 Minuten. Muss das noch mal genau stoppen. Vielleicht stelle ich in den nächsten Tagen noch eine persönliche Bestleistung auf. Nur um Leistung geht's mir beim Radfahren natürlich auch nicht. Ich hoffe, dass ich noch jemanden finde, der mir einige Fahrräder leiht. Ich würde gerne für die anderen Athleten aus der Nationalmannschaft eine Tour anbieten und ihnen mein Berlin zeigen.

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