Heute bin ich unverhofft in die Welt der Business Class aufgestiegen. Wie es dazu kam und wie es mir
dort erging sei hier kurz dargestellt.
Ich hatte die Finnen erneut unterschätzt. Nicht dass ich ihren Eifer im Anstehen nicht schon während meines
Erasmus-Aufenthaltes in Helsinki kennen gelernt hätte, aber damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
Ich fuhr heute relativ zeitig zum Flughafen Tegel in Berlin. Der Schalter von Finnair war noch nicht einmal besetzt,
das Licht und die Förderbänder dort sollten erst in einer halben Stunde angestellt werden. Und doch, die Schlange
mit hellhäutigen Finnen reichte schon zwei Schalter weiter. Ich hätte zu gern ein kleines Bild gemacht, wäre doch meine
Kamera nicht ganz unten in die Reisetasche gerutscht. Ich fürchtete, dass ich meinen Koffer niemals mehr in dieser
Dichte und Präzision packen könne, wie es mir am gestrigen Abend gelungen war.
Ich würde die Finnen unumwunden zu den Weltmeistern im Anstehen zählen, gibt es doch gar in der finnischen Sprache
eine Vokabel für die träge Tätigkeit, in der Schlange zu stehen: "jonottaa". Wobei hier erklärt sei, dass das Wort für
Menschenschlangen "jono" ist und das Verb sich wie so viele andere mit einem flotten doppel-T und doppel-A ergibt.
Zu der Sprache und seinen Eigenarten werde ich später sicherlich noch mehr berichten.
Ich ließ also die Schlange der Finnen zusammen mit einem sehr sympathischen Deutschen an mir vorbeiziehen.
Derweil verquatschten wir uns so sehr, dass wir schon sehr bald am Schlangenende anstehen durften.
Der mitreisende Deutsche erzählte mir von seinem Vorhaben, eine einwöchige Schlittenhundefahrt in Kittilä ganz im
Norden Finnlands zu machen und von seiner Sorge, dass es dort in den letzten Tagen leichtes Tauwetter gegeben habe.
Dann kam die kurze und beruhigende Info von meinem Bruder Dirk – in Kuusamo schneit es seit Stunden
ununterbrochen und die Temperatur gehe wieder zurück auf -4° Celsius. Beruhigend diese moderne Kommunikation.
Mein Bruder Dirk war bereits einen Tag vorab nach Kuusamo gereist, um für meinen Jugendtrainer Gerhard Janning und
mich netterweise schon testweise durchzuschlagen.
Alles ging dann wahnsinnig schnell. Nicht einmal ein Wein konnte ich mehr vor meinem Flug erstehen. Mein Bruder hatte mich schon vor dem trockenen Brötchen von Finnair gewarnt, dass mir dann in der Business Class durch einen äußerst delikaten Lachs ersetzt wurde. Dazu gab es einen Chardonnay – alles natürlich im Glas.
Der Service wurde mir an dem Punkt etwas zu viel, als den kaffeedurstigen Finninen neben mir den dritten etwas bitteren "typisch finnischen" Kaffee bestellten. Nebst Whiskey.
Nun geht es gleich weiter mit dem Flieger nach Kuusamo. Meinen Jugendtrainer Gerhard Janning habe ich glücklicherweise auch mit dabei, denn er wurde von einem Bahnunfall erheblich aufgehalten.
Carsten