Selbst ist der Mann, heißt es so schön. Das hat sich Carsten Schlangen auch gedacht. Als der 1500-m-Läufer von der LG Nord in der Stadt unterwegs war, fand er die Werbemaßnahmen für die WM eher suboptimal. „So richtig viel war da nicht", fiel ihm vor ein paar Wochen auf. Und so entstand die Idee seiner ganz persönlichen Werbekampagne.
Nun kann man den 28-Jährigen am Alexanderplatz auf einem blauen, oberirdisch verlegten Wasserrohr in luftiger Höhe laufen sehen. Als Plastikfigur wohlgemerkt. Eine blau-weiße Laufbahn gehört ebenso zum Werbe-Ensemble wie zwei Tafeln. Die eine von der unterstützenden Wasserbau-Firma, die andere weist auf das besondere Ereignis hin: Leichtathletik-WM in Berlin -1500 m der Männer mit Carsten Schlangen – 15.8.09.
Dann steht um 18.15 Uhr der Vorlauf für Schlangen auf dem Programm. Dort will er sich dann nicht weniger erfolgreich in Szene setzen als bei seiner Werbung in eigener Sache. Wobei ihn seit einigen Wochen immer wieder eine Knochenhautreizung am Schienbein quält. „Nicht so schlimm", sei das Ganze, aber „ideal auch nicht gerade".
Seine Zielsetzung für die WM ist sehr ambitioniert: „Das Finale zu erreichen, ist mein ganz großer Traum." Daran scheiterte er im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking nur knapp, schied im Halbfinale aus. In anderer Hinsicht ist der Architekturstudent nur wenige Tage vor der WM auf die Zielgerade eingebogen. Mit seinem Professor hat er gerade das Thema für die Diplomarbeit abgesprochen. „Ein befreiendes Gefühl" empfindet er danach.
Nach der WM wird er mit der Arbeit richtig durchstarten, die sich um einen städtebaulichen Entwurf für die Stadt Meppen drehen wird, seine Heimatstadt. Bis Anfang März 2010 hat Schlangen dann Zeit. Damit ist auch klar, dass der Sport, zumindest was die kommende Hallensaison betrifft, erst einmal etwas in den Hintergrund geraten wird. „Es ist wichtig für mich, dass ich die Sache jetzt zu einem Ende bringe", sagt er mit Blick auf sein Studium, das er wegen des Leistungssports in den vergangenen Jahren doch etwas strecken musste.
Schlangen, der 2001 zum Studium nach Berlin kam, war als Spitzensportler ein Spätstarter. Erst im Frühjahr 2004 entschied sich der Student, sein Hobby Laufen zu intensivieren. „Ich fragte mich: Wie weit könnte ich damit kommen? Und ich dachte, wenn ich jetzt den Punkt verpasse, es zu versuchen, bin ich mir ewig was schuldig."
Er schloss sich der Läufergruppe der LG Nord um Trainer Professor Roland Wolff an – und bereute den Schritt hin zum Leistungssport fortan nicht. Bei der Europameisterschaft 2006 in Göteborg war er beispielsweise ebenso dabei wie bei der Halle-WM 2008 in Valencia oder eben bei den Spielen in China, zudem gewann er etliche deutsche Meisterschaften.
Manchmal macht er sich Gedanken, was hätte sein können, wenn er früher den Schwerpunkt auf den Sport gesetzt hätte. Zumindest im Juniorenbereich, ist er sich sicher, hätte er „grundsätzlich das Potenzial gehabt, international eine Medaille zu gewinnen". Doch wie es jetzt gelaufen sei, „ist es auch okay."