Zu früh gefreut

Meppener Tagespost - Zu früh gefreut (Bild) „Für mich und die übrigen Zuschauer ist er der moralische Zweite", tröstete Heimtrainer Gerd Janning den wütenden Carsten Schlangen nach dem wirklich kuriosen 3000-Meter-Finale bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig und buchte die enttäuschende „Blechmedaille" (Rang 4) als „wertvolle Erfahrung" ab.

Über die lange Distanz hatte der Meppener Mittelstreckler den alten und neuen deutschen Hallenmeister Jan Fitschen herausgefordert und sich dabei zu früh über einen Triumph gefreut. Der „übereifrige Stadionsprecher", wie es später im Videotext hieß, hatte in dem offenen Rennen eine Runde zu früh die letzte Runde eingeläutet. Carsten zog daraufhin energisch den Spurt an und setzte sich deutlich vom Feld ab. Nur Jan Fitschen konnte folgen. Brust an Brust überquerten sie den vermeintlichen Zielstrich. Doch während Carsten fast stehen blieb, hatte Fitschen den Braten gerochen und die Korrektur des Stadionsprechers mitbekommen. Er lief durch, zu seinem sechsten Titel in Folge in 7:57,30 Minuten.

„Ich habe eindeutig von meiner Erfahrung profitiert", sagte der Wattenscheider hinterher. Er war kurzzeitig auch irritiert gewesen, als der für die LG Nord Berlin startende drei Jahre jüngere Meppener „zu früh" so Gas gegeben hatte und räumte ehrlich ein: „Wenn Carsten sich nicht so vertan hätte, wäre das noch mal ganz knapp geworden."

So aber war der Schneid bei Schlangen weg. Er wurde auch noch von Arne Gabuis (Tübingen, 7:59,94) und Andre Pollmächer (Chemnitz, 8:02,67) überholt und trudelte in 8:03,36 Minuten ins Ziel – mit deutlichem Vorsprung vor Ansgar Varnhagen (Dortmund, 8:12,60). Da alle Läufer gleichermaßen von den Irritationen betroffen waren, gab es keine Proteste.

Bis eine Runde vor Schluss hatte Carsten ein gute Leistung gezeigt und bewiesen, dass er auch über die längere Distanz mithalten kann. „Jan Fitschen war noch der Stärkere", räumte Gerd Janning ehrlich ein. „Doch der zweite Platz, und damit die Qualifikation für die Hallen-Europameisterschaften in Birmingham, wurde verschenkt." Carstens Berliner Coach Prof. Wolf nahm es ebenfalls gelassen. Birmingham passte ihm eigentlich gar nicht in den Trainingsplan für die Freiluftsaison.

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