Wo die Leichtathletik zu Hause ist

Berliner Klubs fallen durch Nachwuchsarbeit, Spitzenathleten und Veranstaltungen auf. Wenn Sportler wie Carsten Schlangen oder Meike Kröger triumphieren, ist es auch ein Erfolg für ihren Verein.

Als Carsten Schlangen in Barcelona furios Vize-Europameister über 1500 Meter wurde, da triumphierte er auch für Deutschland. Aber genau genommen war es ein Erfolg für die LG Nord Berlin. Seinen Verein.

Als Meike Kröger über zwei Meter sprang, da galt sie als die Frau, die nach Ariane Friedrich zur neuen deutschen Hochsprung-Hoffnung aufgestiegen war. Aber man freute sich auch bei der LG Nord Berlin. Ihrem Verein.

Die Leichtathletik ist in Berlin in mehreren Vereinen zu Hause, aber nirgendwo ist sie so verwurzelt wie beim SC Tegeler Forst, der mit den Leichtathletik-Abteilungen des BSC Rehberge und dem VfB Hermsdorf die LG Nord Berlin bildet. „Der SC Tegeler Forst ist in Berlin, vielleicht sogar deutschlandweit, der größte Einsparten-Leichtathletik-Verein“, sagt Jan-Gerrit Keil von der LG Nord, Trainer von Meike Kröger. Rund 1250 Mitglieder hat die LG Nord, ausnahmslos Leichtathleten. Dass der Verein auf eine familiäre Atmosphäre achtet, dass Schlangen und Kröger genauso Mitgliedsbeitrag bezahlen wie jeder Koronarsportler, das darf kein falsches Bild vermitteln.

Bei der LG Nord wird der Sport sehr ernst genommen. Eine hauptamtliche Trainerin und insgesamt 50 ehrenamtliche Übungsleiter und Trainer kümmern sich um Athleten aller Altersstufen. Bei deutschen Jugendmeisterschaften gewinnen LG-Nord-Athleten, schätzt Keil, regelmäßig rund 20 Medaillen. Der Jahresetat beträgt 175 000 Euro, dazu kommen Gelder, erwirtschaftet von einer vereinseigenen Veranstaltungs-GmbH, die auch den Berliner Firmenlauf organisiert.

Den weltweit bekannten Berlin-Marathon oder den Halbmarathon organisiert dagegen die Leichtathletik-Abteilung des SC Charlottenburg. Für den SCC starten mehr Spitzensportler als für andere Berliner Klubs; Diskusweltmeister Robert Harting zum Beispiel oder die besten deutschen Geher. Der Verein bietet für Spitzensportler eine gute Logistik und Infrastruktur. Und im Einzelfall auch mehr Geld als andere.

Die LG Nike ist im Osten Berlins beheimatet, Zentrum ist das Sportforum Hohenschönhausen. Sie ist der Zusammenschluss des SC (vormals Dynamo) Berlin und von Preußen Berlin. Die LG Nike arbeitet viel im Nachwuchsbereich. Ein Athlet, der es bei der LG Nike von den Schülerklasse bis an die Weltspitze gebracht hat, ist der Zehnkämpfer André Niklaus.

Dann gibt es noch den LAC Berlin, einen Zusammenschluss von acht Leichtathletik-Abteilungen aus dem Osten und dem Westen der Stadt, darunter die vom TSV Tempelhof-Mariendorf und die des SSV Lichtenrade. Der LAC konzentriert sich auf die Nachwuchsarbeit.

Die WM 2009 hat Funktionären und Politikern Mut. Der Deutsche Leichtathletik-Verband möchte die EM 2018 nach Berlin holen. Ein Problem gleichwohl hat die Leichtathletik in Berlin: einen Mangel an Übungsleitern. Und je erfolgreicher Schlangen und andere Athleten sind und damit weitere Kinder in die Vereine locken, umso größer wird das Problem. Der Berliner Verband arbeitet gerade an einer Lösung.

Zum Artikel auf Tagesspiegel.de


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