Wer fit ins Frühjahr kommen will, rennt auch bei Kälte. So machen Winterläufe Spaß.
Im Herbst lief es wie geschmiert. Beim München-Marathon hat Ulrich Bayer die Dreieinhalb-Stunden-Marke geknackt. Sogar zwei Sieger-Pokale stehen seit September auf dem großen Fenstersims im Wohnzimmer. Voller Stolz hat er auf die beiden Auszeichnungen geblickt. Aber jetzt mag Ulrich Bayer gar nicht mehr hinschauen. Jedes Mal schweift sein Blick durch das riesige Fenster nach draußen, wo der Spätherbst gerade den Winter-Blues komponiert. In den Regenpfützen sammeln sich die vergammelten Blätter, der eiskalte Wind treibt immer neue, immer dunklere Wolken vor sich her und peitscht den Regen gegen die Glasscheibe. Null Bock auf Lauftraining. In Gedanken ist Ulrich Bayer mit seiner Laufgruppe längst beim Trainingslager auf den Kanaren. Der Flieger geht aber erst im März. Er hat sich fest vorgenommen, wenigstens einmal pro Woche durchs nasskalte München zu joggen. Ob er es schafft? „Ich weiß es nicht“, gesteht der Hobbyläufer.
„Das ist zu wenig, da geht alles den Bach runter“, sagt Sportarzt Joachim Schubert und erklärt: Die gute Herbst-Form verfliegt ruck-zuck, und im Frühjahr fehlen die Grundlagen, wenn man das Training jetzt allzu sehr schleifen lässt. Die meisten Läufer würden im Winter einen Gang runter schalten, der Körper sei aufgrund der Kälte und der Wetterumstände ja auch nicht so leistungsfähig. Wer Marathon-Ambitionen im Frühjahr oder Sommer hegt, sollte allerdings jetzt schon zwei bis drei Einheiten pro Woche hinlegen.
Wie ein Olympiastarter den Winter übersteht
Carsten Schlangen zählt zu den besten deutschen Läufern. Er trainiert bei jedem Wetter draußen.
Aber auch der Olympia-Halbfinalist über 1.500 Meter von 2008 hat manchmal Schwierigkeiten, sich zum Training zu motivieren, wenn die Berliner Luft nass und kalt ist. Dann sagt der 28-Jährige zu sich selbst: „Jeder Lauf tut gut, danach fühlt man sich doch immer besser.“ Und so trickst er schlechtes Wetter aus: „Bei starkem Wind laufe ich nur im Wald, die Bäume bieten einen guten Schutz.“ Beim Training macht er keine langen Pausen, um nicht auszukühlen und hat stets ein Wechsel-Shirt dabei, damit er die nassen Sachen bei Dehnübungen sofort abstreifen kann. Auch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt lassen den 1.500-Meter-Mann kalt: „Minus 10 Grad machen einem doch nichts aus, wenn man richtig gekleidet ist.“ Außerdem hat er für sich längst eine Alternative zum Lauftraining im winterlichen Berlin entdeckt: Er schnallt in Finnland Ski an. „Skilanglauf ist ideales Ausdauer-Training.“ Aber trotzdem: Nach einer Woche ist er wieder da und läuft durch Berlin.