Last-Minute-Man
16 Juli 2012Heute lief ein schöner Beitrag im RBB Inforadio über den ‘Last-Minute-Man’. Zumindest wurde ich vom Redakteur in Vorbereitung auf das Interview so bezeichnet…
Posts Tagged ‘Bottrop’Last-Minute-Man16 Juli 2012Heute lief ein schöner Beitrag im RBB Inforadio über den ‘Last-Minute-Man’. Zumindest wurde ich vom Redakteur in Vorbereitung auf das Interview so bezeichnet… „Der Installateur ist am Werk“10 Juli 2012
Carsten Schlangen schafft es doch noch zu Olympia Wochenlang ist 1 500-Meter-Läufer Carsten Schlangen der Olympianorm hinterhergerannt. Mal verpasste er sie knapp, mal war das Feld zu langsam, mal stürzte der EM-Zweite von 2010 fast. Gedanklich hatte er London abgehakt. Aber am Freitag gelang dem 31-Jährigen von der LG Nord Berlin in Bottrop doch noch die Qualifikation — kurz vor Meldeschluss und in persönlicher Bestzeit von 3:33,64 Minuten. Herr Schlangen, was hatte das Rennen in Bottrop, was die Rennen in Rabat, New York, Helsinki und Reims nicht hatten? Gute äußere Bedingungen und ein Feld, in dem die Tempomacher und Läufer sofort schnell liefen. Was haben die Zahlen 3:35,50 in den letzten Wochen für Sie bedeutet? Ziemlich viel Druck. In Rabat war ich 32 Hundertstelsekunden langsamer als die Norm. Ein Moment, der fast nicht messbar ist. Mit jedem Rennen, in dem ich die Norm nicht geschafft habe, stieg der Druck. Ich wusste ja, dass ich die Norm in den Beinen hab’. Ich musste halt geduldig sein, ruhig bleiben. Um zu zeigen, wie kurz 32 Hundertstel sind, haben Sie das per Hand auf einer digitalen Stoppuhr gemessen. Sie haben 80 Versuche gebraucht. Man drückt die Taste und gleich noch mal. Es kann im Rennen ein Moment sein, in dem man um einen Läufer herum muss. Einer, in dem man abbremst. Im Vergleich zu 3:35 Minuten ist das im Promillebereich. Aber weil sich der Deutsche Olympische Sportbund so stur daran hält, musste ich so viele Rennen machen. Ist in 32 Hundertstelsekunden ein Bier zu öffnen? Vielleicht wenn der Öffner griffbereit ist. Ich glaube, das dauert länger. Mindestens eine Sekunde. In Bottrop sind Sie 3:33,64 Minuten gerannt. So schnell war in Deutschland seit 15 Jahren keiner. So eine Zeit hat Seltenheitswert. Ich bin jetzt Sechster in der ewigen deutschen Bestenrangliste. Und der DOSB muss ein Zimmer mehr bestellen und einen Trainingsanzug mehr rausrücken. Das wäre ja krass, wenn die nicht damit gerechnet hätten, dass ich mich qualifiziere. Es ist ja nur ein Zimmer im olympischen Dorf, man muss ja kein neues Haus bauen. Bei den Trainingsanzügen gehe ich davon aus, dass noch Auswahl da ist — nicht nur die XXL-Größen oder XS. Sie haben zuletzt einiges an Geld in Ihre Rennen gesteckt. Ich habe vieles vorfinanziert. Das ist jetzt Gott sei Dank vorbei. Entscheidend ist, dass ich jetzt mit so einer Bestleistung ganz anders dastehe. Platz zwölf der Weltrangliste ist eine Empfehlung, ein ganz anderes Standing. Die letzten Wochen waren ein ziemlicher Horror. Sie konnten immer erst neu planen, wenn ein Rennen vorbei war. Den Flug nach Reims habe ich drei Tage vorher gebucht. Es war alles sehr aufwendig, sehr ad hoc. Seit drei Wochen kann ich beispielsweise zu Hause nicht duschen, weil da ein Rohr geplatzt ist. Aber ich hatte keine Möglichkeit, für den Installateur vor Ort zu sein, weil ich immer nur rumgejettet bin. Wo haben Sie dann geduscht? Beim Nachbarn. Oder in der Trainingsstätte mit dem Waschlappen. Was ist seit Freitagabend los? Ich habe Hunderte von SMS bekommen, Mails, Glückwünsche. Das freut mich — nach der Normhatz war das eine Befreiung. Haben Sie den Installateur schon angerufen. Ja, der ist jetzt gerade am Werk. Carsten Schlangen – „War ein Leidensprozess“9 Juli 2012Die Hatz nach der Olympia-Norm nahm für Carsten Schlangen in der letzten Woche noch ein gutes Ende. Mit der persönlichen Bestzeit von 3:33,64 Minuten sprang der Berliner 1.500-Meter-Läufer in Bottrop in letzter Minute auf den Zug nach London (Großbritannien) auf. Im Interview erfahren Sie mehr. Carsten Schlangen, Sie haben die letzte Gelegenheit, sich für Olympia zu qualifizieren genutzt. Was ging vor dem entscheidenden Rennen in Ihnen vor? Carsten Schlangen: Was haben Sie in Bottrop anders gemacht? Carsten Schlangen: Waren Sie im Hinblick auf die Norm von 3:35,50 Minuten für Olympia denn trotzdem noch entspannt? Carsten Schlangen: In Reims ging das aber dann daneben… Carsten Schlangen: So schnell, dass Sie momentan als 13. in der Weltjahresbestenliste durchaus Chancen auf ein Finale in London hätte. Carsten Schlangen: Was für Rennen haben Sie gebraucht? Carsten Schlangen: Dieser ist mit der Normerfüllung quasi beendet. Wie geht es bis zu den Olympischen Spielen für Sie weiter? Schlangen: Olympia war schon weg9 Juli 2012Die Genugtuung war mindestens genauso groß wie der Druck, wenige Stunden vor Nominierungsschluss doch noch das Ticket für die Olympischen Spiele in London (27. Juli bis 12. August) zu ergattern. „Das ist eine absolute Erleichterung. Das Gefühl davor war das gleiche wie bei den anderen Rennen auch, aber nur noch mehr Druck“, freute sich der emsländische 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) nach seinem Coup von Bottrop. Im Sog des Kenianers Benson Seurei, der in 3:33,27 Minuten gewann und Meeting-Rekord lief, überquerte Schlangen mit erhobenem Arm und ausgestrecktem Zeigefinger als Zweiter die Ziellinie. Der Meppener steigerte seine persönliche Bestzeit auf 3:33,64 Minuten und blieb damit fast zwei Sekunden unter der Olympianorm. Seit 15 Jahren war kein deutscher Mittelstreckenläufer schneller als der Wahl-Berliner. In der ewigen deutschen Bestenliste liegt Schlangen nun an sechster Stelle. Wochenlang war Schlangen der Norm hinterhergerannt. Bis Freitag fehlten dem 31-Jährigen nur 35 Hundertstelsekunden. Bei der Europameisterschaft in Helsinki hatte der deutsche Vizemeister durch einen Rempler eines anderen Läufers den Endlauf verpasst. „Ich habe nicht mehr dran geglaubt“, gab Schlangen nach dem Bottrop-Rennen ganz ehrlich zu. „Vom Kopf her war Olympia für mich schon weg. In den Rennen davor hat immer ein bisschen das Glück gefehlt.“ Die Zahl der Gratulanten war enorm. 40 bis 50 SMS sowie 20 Mails hätten ihn noch am Abend erreicht, so Schlangen. Hinzu kamen etliche Telefonate. Somit komplettiert Schlangen das nun 76 Leichtathleten umfassende Team, das in der zweiten Veranstaltungswoche im Londoner Olympiastadion an den Start gehen wird. Berliner Schlangen bucht das Olympia-Ticket in letzter Minute7 Juli 2012Viele Wochen war 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen der Norm hinterhergerannt. Am Freitag in Bottrop knackte er diese dann – und wie. Carsten Schlangen gibt ganz ehrlich zu: “Ich habe nicht mehr dran geglaubt.” Seit vielen Wochen war der 1500-Meter-Läufer der LG Nord Berlin vergeblich der Olympia-Norm (3:35,50 Minuten) hinterhergerannt, es wollte nicht klappen. Doch wenige Stunden, bevor am Freitag um Mitternacht Deadline war, schaffte er es doch. Und wie: In 3:33,64 Minuten setzte er sich nach seinem fulminanten Lauf beim Meeting in Bottrop an die sechste Stelle der ewigen deutschen Bestenliste, seit 15 Jahren war kein Läufer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) schneller als er. Seine persönliche Bestzeit (3:34,19) unterbot er ebenfalls deutlich. “Überwältigt” sei er, sagt der 31-Jährige strahlend. Und fügt an: “Es ist natürlich auch ein Stück Genugtuung dabei.” Weil er in diesem Jahr “das größtmögliche Pech angehäuft” habe. Mal fehlten ihm 35 Hundertstelsekunden zur Norm für die Spiele in London, dann, vor kurzem bei der EM in Helsinki, trat ihm ein Konkurrent im Vorlauf in die Hacken – nur Elfter, Finale verpasst. “Es ist total geil, wenn man so zurückkommt.” Für Mittel- und Langstreckenläufer hatte der DLV die Frist zur Normerfüllung extra bis zum 6. Juli verlängert. Aber: “Vom Kopf her war Olympia für mich schon weg”, sagt Schlangen, der neben seinem Sport auch noch als freier Architekt tätig ist. Aber bei der “Bottrop Gala” passte dann endlich mal alles. Der Veranstalter hatte ein sehr starkes Feld mit Kenianern und Äthiopiern zusammengestellt. “Alle sind hemmungslos gerannt”, erzählt der bekennende Emsländer, der im Jahr 2001 nach Berlin kam und erst seit 2004 das Laufen als Leistungssportler betreibt. Jetzt hat es sich doch gelohnt, dass Schlangen einiges aus eigener Tasche bezahlt hat, um bei bestimmten Rennen (New York, Rabat, Reims) auf Normjagd gehen zu können. Auch in Bottrop hat er auf ein Startgeld verzichtet. “Es wird immer schwieriger”, sagt er. Eine “absolute Katastrophe” sei es in diesem Jahr zudem gewesen, überhaupt entsprechende Rennen zu finden, weil der Terminplan durch EM und Olympische Spiele eng gestrickt war. “Ich wollte einmal eine solche Zeit laufen”, erklärt er. Diesen Traum hat er sich nun erfüllt. Aber am Ende ist Carsten Schlangen noch lange nicht. Schlangen hat das Pech an den Hacken2 Juli 2012Gebürtiger Meppener verpasst nach Tritt EM-Finale über 1500 Meter Erst ging der Blick fragend gen Himmel, dann schien sich Carsten Schlangen ein Loch in der Laufbahn des Leichtathletik-Stadions von Helsinki zu wünschen. Völlig enttäuscht sank der gebürtige Meppener zu Boden, nachdem er bei den Europameisterschaften den Einzug ins 1500-Meter-Finale verpasst hatte. Im ersten Halbfinallauf am Samstag lag Schlangen lange Zeit deutlich auf Finalkurs. Nach 800 Metern (1:59,54 Minuten) hatte der Wahl-Berliner das Feld angeführt, doch dann wurde der Vize-Europameister von 2010 aller Hoffnungen beraubt. In der letzten Kurve bekam Schlangen von dem hinter ihm laufenden Polen Bartosz Nowicki einen Tritt und kam so völlig aus dem Rhythmus. Als die Konkurrenz den Endspurt anzog, konnte Schlangen nicht reagieren und wurde Elfter (3:46,52). In dem zügigen Halbfinal-Rennen hätte ein Platz unter den ersten acht für die Finalteilnahme gereicht. „Ich bin völlig aus dem Tritt gekommen. Das ist echt ärgerlich“, erklärte sich der 31-Jährige, „ich bin momentan vom Pech verfolgt.“ Das EM-Finale, das am Sonntag der Norweger Henrik Ingebrigtsen gewann, wäre für Schlangen eine gute Gelegenheit gewesen, die Olympianorm zu liefern. Nun bleiben dem Architekten noch zwei weitere Chancen, um die vom DLV geforderten 3:35:50 Minuten zu unterbieten. Schon am morgigen Mittwoch startet Schlangen beim Meeting im französischen Reims, die letzte Gelegenheit hat er am Freitag in Bottrop. „Das ist alles sehr eng“, sagt Schlangen, der trotzdem weiter an sich glaubt, „ich habe gut trainiert und bislang kein schlechtes Rennen gemacht.“ |