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Schlangen plant nun ein Leben abseits der Norm

21 Februar 2013

Berliner 1500-Meter-Läufer wagt sich auf neue Wege

Berliner Morgenpost - Carsten Schlangen leben abseits der Norm

Carsten Schlangen wird am Wochenende sozusagen fremdlaufen. Etliche deutsche Meistertitel hat der 1500-Meter-Läufer von der LG Nord über seine Spezialstrecke in den vergangenen Jahren in der Halle und unter freiem Himmel gewonnen. Doch diesmal geht er bei den deutschen Hallenleichtathletik-Meisterschaften in Dortmund über 3000 Meter an den Start. Er spricht von “Loslösen von meiner Hauptstrecke”.

Es geht auch darum, ohne Druck locker zu laufen, Spaß zu haben. Mit freiem Kopf. “Es war ein schwieriges Jahr”, sagt der 32-Jährige, EM-Zweiter 2010 in Barcelona, im Rückblick auf 2012. Lange hatte er vergeblich versucht, die Norm für die Olympischen Spiele in London zu knacken. “Die ganze Zeit hatte ich nur London, London, London im Kopf.” Und die Tatsache, dass ihm immer noch die Normzeit fehlte. Nun kann man nicht alle paar Tage ein Rennen bestreiten. Man braucht gute Bedingungen, aber auch gute Konkurrenz – und muss überhaupt zu einem entsprechenden Meeting eingeladen werden.

Wenige Stunden vor Ultimo schaffte es Schlangen in Bottrop in einer Zeit (3:33,64 Min.), die seit 15 Jahren kein Deutscher mehr erreicht hatte. Bei den Spielen verpasste er dann jedoch das Finale. “Ich hatte in den Wochen davor zu viele Körner verloren und konnte dann nicht zeigen, was ich wirklich drauf habe.”

WM-Teilnahme nicht um jeden Preis

Schlangen hat für sich Konsequenzen gezogen. “Ich werde nicht wieder auf Teufel komm raus der Norm hinterherjagen.” Deshalb kommt zum Beispiel eine Teilnahme an der Hallen-EM in Göteborg (1.-3. März) gar nicht in Betracht. Was aber nicht heißen soll, dass Schlangen für den Sommer keine Ziele hat. Natürlich lockt die WM im August in Moskau. Aber nicht um jeden Preis. “Ich will auf alle Fälle zeigen, dass ich von der Leistung her gut mitlaufen kann.” Dass er in guten Feldern etwas zu suchen hat. Wenn das klappt, wird er eine gute Zeit laufen – und sich auch für Moskau qualifizieren. Was möglich ist, hat er schließlich in Bottrop bewiesen.

Schlangen will einfach versuchen, sich von der Fixierung auf die Norm zu lösen. “Sonst machst du dich bei jedem Lauf verrückt.” Und von Versuch zu Versuch “wird die Luft dünner”. Er kennt das alles aus leidvoller Erfahrung. Seine Hoffnung, dass sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) der bisher geltenden Regel des Weltverbandes (IAAF) anschließt und auch Leistungen aus dem Vorsommer als Normen herangezogen werden können, hat sich vor ein paar Tagen zerschlagen: Die IAAF hat den Passus gestrichen.

Der studierte Architekt Schlangen, der neben dem Sport als freier Mitarbeiter für Architekturbüros arbeitet, wird aber auch in Dortmund ehrgeizig starten. Denn er weiß um seine Chancen über 3000 Meter: “Das sieht gar nicht schlecht aus.” [...]

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