Posts Tagged ‘Deutsche Hallenmeisterschaften’

Deutscher Vizemeister über 3.000m!

24 Februar 2014

„Existenzangst gehört zum Spitzensport dazu“

25 Februar 2013

Tagesthema bei der Hallenmeisterschaft in Dortmund: Die Leichtathleten betrachten Sporthilfe-Studie als Bestätigung ihres Kurses. Die Pausen einiger Stars sind also akzeptiert

FAZ: Existenzangst im Spitzensport

Existenzangst? „Habe ich jeden Tag“, ruft Christina Schwanitz. „Wenn du deine Leistung nicht bringst, wenn du dich verletzt, fliegst du gleich raus bei der Bundeswehr.“ Die Sächsin hat sich mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft in Dortmund, bei dem sie die Eisenkugel auf 19,79 Meter gestoßen hat, zur Favoritin der Hallen-Europameisterschaft in Göteborg am kommenden Wochenende gemacht. So weit wie sie hat es in diesem Jahr noch keine Kugelstoßerin gebracht.

Trotzdem, zwischen dröhnendem Lachen und ohne sich die gute Laune verderben zu lassen, bestätigt sie, dass Top-Athleten in einem Stadium der Verunsicherung leben. „Der Vertrag wird immer nur um ein Jahr verlängert“, sagt sie über die Sportförderung der Bundeswehr: „Wer weiß, vielleicht bekommt im nächsten Jahr Shanice meine Stelle.“ Die Mannheimerin Shanice Craft, mit zwanzig acht Jahre jünger als Christina Schwanitz, ist Junioren-Weltmeisterin mit Kugel und Diskus und wurde in Dortmund mit 17,66 Meter Dritte.

Existenzangst, psychische Erkrankungen, Doping – die Leichtathleten sind nicht wirklich überrascht von dem, was die Stiftung Deutsche Sporthilfe bekannt gemacht hat. „Die Studie ist ein bisschen scheinheilig“, kritisiert Christian Reif, Europameister im Weitsprung von Barcelona 2010 und als neuer deutscher Hallenmeister mit 8,08 Meter ebenfalls Medaillenfavorit in Göteborg: „Das Problem ist nicht neu. Wir haben viele Athleten mit Zukunftsproblemen.“ Zwar mache er in diesem Jahr seinen Master im Studium des Sportmanagements, aber seine Zukunft sei bedroht, weil er mit 28 Jahren nicht in den Beruf einsteige: „Ich bin ja noch fit.“ Viele Athleten verzichteten vollkommen auf eine Ausbildung und stünden am Ende ihrer sportlichen Laufbahn vor dem Nichts. „Das wäre mal eine krasse Studie mit dramatischen Ergebnissen“, schlägt er vor, „wenn man hier mal fragen würde: Was kommt danach?“

Verband fühlt sich in Kurs bestätigt

„Leistungssport ist keine himbeerrosa Reise“, sagt Günter Lohre, einstiger Stabhochspringer und Vizepräsident des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV). „Seit 2010 haben wir den Nationalmannschaften Psychologen zugeordnet.“ Die Hälfte der Athleten nehme deren Gesprächsangebote an. 11,4 Prozent der Spitzensportler gaben in der Sporthilfe-Studie an, dass sie an Burnout leiden, 9,6 Prozent an Essstörungen. „Eine sportliche Karriere ist eine Karriere auf Zeit“, sagt DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. „Deshalb ist es wichtig, dass unsere Athleten eine duale Karriere verfolgen mit Ausbildung im Beruf oder Studium.“

Kurschilgen und sein Verband fühlen sich von der Studie bestätigt. So fehlen Top-Athleten wie Stabhochspringerin Silke Spiegelburg und Kugelstoß-Weltmeister David Storl, Hochspringer Raul Spank und Hürdensprinterin Carolin Nytra in Dortmund und Göteborg nicht wegen Verletzungen. Sie schonen sich. „Man darf nicht von Event zu Event denken“, erklärt Chef-Bundestrainer Idriss Gonschinska. „Das Verhältnis von Belastung zu Erholung kann der Schlüssel zum Erfolg werden.“ Viele seiner Besten beginnen deshalb den Olympiazyklus, der auf Rio 2016 ausgerichtet ist, mit einem verlängerten Winterschlaf oder gar einem ganzen Jahr, das sie zur körperlichen und geistigen Regeneration sowie zur Konzentration auf Hochschul- und Berufsabschlüsse nutzen.

Carsten Schlangen betrachtete seinen 3000-Meter-Lauf, in dem er die Konkurrenz abhängte (7:55,37 Minuten), als aktive Erholung. „Ich will nicht im Hamsterrad rennen“, sagt der 1500-Meter-Läufer, der zur Abwechslung auf die längere Strecke gewechselt ist und statt in Göteborg bei der deutschen Cross-Meisterschaft starten wird. „Es ist schwer, nicht auszubrennen“, behauptet der 32 Jahre alte freie Architekt: „Die größte Herausforderung ist, zu entscheiden, was wichtig ist.“

Die dopingverdächtige Konkurrenz bei den Olympischen Spielen habe ihm die Augen geöffnet, sagt er. „Für mich zählt nur noch die persönliche Bestleistung. Dann kommt die Norm von allein.“ Die angehende Psychologin Lisa Ryzih sagt: „Ja, es gibt Existenzangst. Sie gehört im Spitzensport einfach dazu.“ Die Studentin im zehnten Semester, Favoritin im Stabhochsprung, schied mit drei Fehlversuchen über 4,40 Meter aus. Ein solches Ergebnis bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr hätte sie ihre Optimalförderung gekostet und ihren Vater um den Lohn als Trainer gebracht. „Wenn ich mich nicht fürs Finale qualifiziert hätte, hätte ich schon Probleme gehabt“, sagt sie: „Da hängt ja die ganze Familie dran.“

Clemens Prokop nahm die Untersuchung der Sporthilfe als Bestätigung für sein Engagement, ein Anti-Doping-Gesetz in Deutschland durchzusetzen. Von der Vollversammlung des deutschen Sports abgewatscht für seinen entsprechenden Antrag, setzt er die 5,9 Prozent der befragten Athleten, die angaben, regelmäßig zu dopen, und die rund vierzig Prozent, die nicht nein sagten, ins Verhältnis zu den vier positiven Proben, welche die Nationale Anti-Doping-Agentur bei 8000 Kontrollen des Jahres 2011 erzielte, gerade 0,01 Prozent. Dies zeige, dass das Instrumentarium des Sports offenkundig nicht in der Lage sei, Doping ausreichend zu bekämpfen.

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Schlangen erfüllt die EM-Norm

23 Februar 2009

Platz zwei bei DM – Schwennen 5.

Meppener Tagespost - Schlangen erfüllt EM Norm Bild HenselDen DM-Titel nicht verteidigt, aber die EM-Norm erfüllt. Der aus Meppen stammende und für die LG Nord Berlin startende Carsten Schlangen darf mit seinem Auftritt auch als Vizemeister auf seiner Spezialstrecke über 1500 m bei den Deutschen Titelkämpfen gestern Nachmittag in Leipzig zufrieden sein. Er fühlte sich nicht als Verlierer. Cornelia Schwennen (Concordia Emsbüren) belegte einen Tag zuvor über 3000 m den fünften Platz.

Schlangen hatte schon vor dem DM-Auftakt prophezeit, dass er nicht der Favorit sei. Der 28-Jährige hatte auch gleich die richtige Prognose gegeben: Wolfram Müller aus Pirna, der mit der besten Zeit gemeldet war, setzte sich am Ende in 3:38,84 Minuten mit hauchdünnem Vorsprung vor Schlangen (3:39,06) und Stefan Eberhardt (Laufclub Erfurt/3:39,22) durch. Das Trio unterbot die Qualifikationsnorm für die Europameisterschaften Anfang März im italienischen Turin (3:41,00) deutlich. Schlangen holt sich ab heute auf Lanza-rote den Feinschliff.

Schlangen hinterließ in Leipzig eine deutliche „Duftmarke". Ohne spezielle Vorbereitung auf die Halle, weil der Fokus auf die Weltmeisterschaften im August vor der eigenen Haustür in Berlin gerichtet ist, hielt der Olympiateilnehmer von Peking das Rennen praktisch bis zur Überquerung der Ziellinie offen. „Er hat das Rennen bestimmt", zollte sein langjähriger ehemaliger Meppener Trainer Gerd Jan-ning ihm Respekt. „Eine Topleistung."

In dem schnellen Rennen setzten sich Schlangen und Müller gleich an die Spitze. Nur Eberhardt konnte noch folgen, der Rest des Feldes wurde immer weiter abgehängt. Schlangen, der auf die EM-Qualizeit nur gehofft hatte, machte Tempo und ließ sich nicht auf taktische Geplänkel ein. Nach 400 m (59,40 Sek.), 800 m (1:59,51 Min.) und 1200 m (2:57,36 Min) hatte der Architekturstudent sogar in Führung gelegen. Erst im Schlussspurt musste der Emsländer Müller ziehen lassen.

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