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Berliner Schlangen bucht das Olympia-Ticket in letzter Minute

7 Juli 2012

Viele Wochen war 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen der Norm hinterhergerannt. Am Freitag in Bottrop knackte er diese dann – und wie.

Carsten Schlangen gibt ganz ehrlich zu: “Ich habe nicht mehr dran geglaubt.” Seit vielen Wochen war der 1500-Meter-Läufer der LG Nord Berlin vergeblich der Olympia-Norm (3:35,50 Minuten) hinterhergerannt, es wollte nicht klappen. Doch wenige Stunden, bevor am Freitag um Mitternacht Deadline war, schaffte er es doch. Und wie: In 3:33,64 Minuten setzte er sich nach seinem fulminanten Lauf beim Meeting in Bottrop an die sechste Stelle der ewigen deutschen Bestenliste, seit 15 Jahren war kein Läufer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) schneller als er. Seine persönliche Bestzeit (3:34,19) unterbot er ebenfalls deutlich.

“Überwältigt” sei er, sagt der 31-Jährige strahlend. Und fügt an: “Es ist natürlich auch ein Stück Genugtuung dabei.” Weil er in diesem Jahr “das größtmögliche Pech angehäuft” habe. Mal fehlten ihm 35 Hundertstelsekunden zur Norm für die Spiele in London, dann, vor kurzem bei der EM in Helsinki, trat ihm ein Konkurrent im Vorlauf in die Hacken – nur Elfter, Finale verpasst. “Es ist total geil, wenn man so zurückkommt.”

Olympia schon abgehakt

Für Mittel- und Langstreckenläufer hatte der DLV die Frist zur Normerfüllung extra bis zum 6. Juli verlängert. Aber: “Vom Kopf her war Olympia für mich schon weg”, sagt Schlangen, der neben seinem Sport auch noch als freier Architekt tätig ist. Aber bei der “Bottrop Gala” passte dann endlich mal alles. Der Veranstalter hatte ein sehr starkes Feld mit Kenianern und Äthiopiern zusammengestellt. “Alle sind hemmungslos gerannt”, erzählt der bekennende Emsländer, der im Jahr 2001 nach Berlin kam und erst seit 2004 das Laufen als Leistungssportler betreibt.

Jetzt hat es sich doch gelohnt, dass Schlangen einiges aus eigener Tasche bezahlt hat, um bei bestimmten Rennen (New York, Rabat, Reims) auf Normjagd gehen zu können. Auch in Bottrop hat er auf ein Startgeld verzichtet. “Es wird immer schwieriger”, sagt er. Eine “absolute Katastrophe” sei es in diesem Jahr zudem gewesen, überhaupt entsprechende Rennen zu finden, weil der Terminplan durch EM und Olympische Spiele eng gestrickt war. “Ich wollte einmal eine solche Zeit laufen”, erklärt er. Diesen Traum hat er sich nun erfüllt. Aber am Ende ist Carsten Schlangen noch lange nicht.

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