Eine Norm, die keine ist

17 August 2007 | Kommentare (0)

Norm - Illustration Norman PalmÜber Normen wurde und wird im deutschen Leichtathletiklager gern diskutiert. Auch ich habe in dieser Saison bereits einige leidvolle Erfahrungen hinter mir und mich dazu auch gern laut beklagt. Im Nachhinein muss ich dem "ADH-Nominierungsroulette" allerdings auch einige positive Aspekte abgewinnen – nicht dem Prozess allgemein, sondern eher seinen Folgen.

Nach der Nicht-Nominierung zur Weltmeisterschaft der Studenten in Thailand war ich im Training um so agressiver und motivierter. Ich habe in den Wochen vor der DLV-Gala in Wattenscheid in fast jeder Trainingseinheit gespürt, dass meine Jahresbestleistung aus Cottbus noch nicht das gewesen sein kann, was ich zu leisten vermag. Es ist irgendwie merkwürdig, aber Misserfolge scheinen mich mehr zu motivieren, als Erfolge. Vielleicht war es aber auch der viel beschworene "Norm-Leistungsdruck", der von mir abgefallen war und mich bis dahin daran hinderte, eben diese Norm zu erfüllen. 

In dem Lauf in Wattenscheid hat einfach alles gestimmt. Es war recht warm und windstill. Die zwei Tempomacher haben ihre Tempoarbeit gut gemacht und sind vor allem endlich einmal bis 1200m durchgelaufen. Auf den Sportfesten der Sommersaison hatten die Tempomacher in der Regel nach 1000m keine Lust oder keinen (finanziellen) Anreiz weiter zu laufen. Die Endzeit der beiden Führenden Estevez und Biwott wurden auf keinem Sportfest der Saison in Deutschland zuvor gelaufen.

Nach meinem Lauf traf ich auf der Zuschauertribühne kurz den leitenden Bundestrainer Jürgen Mallow. Im nächsten Jahr solle ich mich auf einige wenige Läufe konzentrieren und nicht so viel Kraft vergeuden, wie noch bei meinem Lauf in Kassel, wo ich viel zu schnell anlief. Im nächsten Jahr müsste alles etwas integrativer geplant sein. Das waren tröstende Wort von einem Trainer, der sich noch vor zwei Wochen vor die Presse gestellt hatte um darzulegen, dass es auf der Deutschen Mittelstrecke null Niveau gäbe und auch keine Talente. Nun gab es plötzlich einen WM-Normerfüller und diverse andere Läufer, die auch deutlich unter 3:40min blieben – wie passt das ins Bild?

Vermutlich muss neben der Verbesserung der Trainingsmethoden auf der Deutschen Mittelstrecke auch über andere Konzepte nachgedacht werden. Wenn Meeting-Organisatoren in Deutschland nicht in der Lage sind, Tempomacher zu besorgen, die auch wirklich das bieten, wofür sie bezahlt werden, dann muß der DLV hier Unterstützungsleistung anbieten. Wie kann es sein, dass bei einem Sportfest, dass der DLV selbst organisiert – also das Feld selbst zusammenstellt und auch die Tempomacher bestellt und bezahlt, auf einmal sehr schnelle Zeiten gerannt werden? Zu einer "integrativen Planung" für Peking 2008 gehört für mich dazu, dass der DLV sich selbst um gute Tempomacher für die Meetings in Deutschland bemüht, die im Portemonnaie den Unterschied zwischen 1000m und 1200m Tempoarbeit spüren. Darüber hinaus sollte es für Athleten, die bei Sportfesten in Deutschland sehr gute Zeiten laufen, die Möglichkeit geben, auch international Startplätze zu bekommen – unabhängig davon, ob sie mit Athletenmanagern zusammenarbeiten, oder nicht.

Mit der Zeit aus Wattenscheid werde ich im nächsten Jahr vermutlich nicht mehr so viel Probleme haben, konkrete Startzusagen für internationale Meetings zu bekommen – das ist die gute Nachricht vom Wochenende. Die Schlechte ist natürlich, dass der Zeitraum der Normerfüllung bereits abgelaufen war. Aber es geht mir auch um die Läufer, die in diesem Jahr ähnlich gute Zeiten gerannt sind, wie ich. Wenn auch sie die Möglichkeit bekommen, international hier und da einen Startplatz zu ergattern, wird auch das Niveau der Läufe in Deutschland automatisch steigen…und vielleicht wird der ein oder andere auch mal sehr mutig werden.  

   

Bestzeit in Wattenscheid

13 August 2007 | Kommentare (0)

Am vergangenen Wochenende bin ich bei der RAG DLV Gala in Wattenscheid eine neue persönliche Bestzeit von 3:36:54min über 1500m gelaufen. Es war ein Rennen, auf das ich lange gewartet hatte. Endlich gab es Tempomacher, die exakt ihre Stellzeiten einhielten und bis 1200m durchliefen, es war warm, kaum Wind und die Konkurrenz sehr stark. 

Ich hatte vor dem Lauf sehr stark an meinem Leistungsvermögen gezweifelt. Etwa eine Woche vor dem Wettkampf in Wattenscheid hatte ich einen sehr starken Hautausschlag bekommen und einen Tag vor dem Lauf waren beide Füße durch die Hautentzündung angeschwollen. Ich bin am Tag vor dem Wettkampf nicht einmal mehr locker laufen gegangen. Mein Trainer Roland Wolff (Prof. für Sportmedizin) hat mir die nötige Sicherheit gegeben und mich beruhigt. Ich habe mich dann einfach nur noch auf den Lauf und mich selbst konzentriert.

Bis etwa zur 1000m-Marke musste ich gar nichts machen, außer im Feld eine Position zu halten, von der ich gut reagieren konnte. Ich hatte mir vorgenommen, nicht so ungestüm wie auf den anderen Sportfesten anzulaufen und konnte dann auf den Vorstoß des Spaniers Esteves gut reagieren. Auf der letzten Runde kämpfte ich, um so lange wie möglich Kontakt zu den beiden Führenden zu halten. Die letzten 150m waren extrem hart, aber ich habe versucht, möglichst koordiniert weiter meinen Schritt zu halten. Als ich auf den letzten Metern war und ich vor mir die Anzeigetafel mit der Zeit sah, konnte ich meinen Augen nicht glauben. 

Ich wurde später von einigen Kollegen aus meiner Trainingsgruppe gefragt, wie sich so eine Zeit anfühle und konnte nur sagen: "Nicht anders als eine 3:39min – es war einfach ein perfektes Rennen!" 

Mit meinem Lauf bin ich nun auf Platz 3 der ewigen Berliner Bestenliste hinter Jens-Peter Herold und Michael Gottschalk. Ich bin froh, dass ich nun für die nächsten beiden Jahre weiß, dass die Qualifikationszeiten für mich machbar sind – das ist jetzt wichtiger, als eine überhastete Teilnahme in Osaka oder eine "Gnadenbrot-Teilnahme" bei der Universiade.

Nominierungsroulette

8 August 2007 | Kommentare (0)

Nominierungroulette - Illustration Norman PalmAm heutigen Mittwoch beginnt in Bangkok (Thailand) die 24. Sommer-Universiade, die Weltmeisterschaft der Studenten. Während auf diversen Athletenseiten im Internet bereits über die tropischen Bedingungen gebloggt wird, sitze ich in Berlin bei nahezu gleichen Wetterbedingungen vor dem Heim-PC und sinne darüber nach, wie ich Euch die kuriosen Nominierungsentscheidungen des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (ADH) bündig vermitteln kann.  

Nachdem ich in dieser Sommersaison zwei 1500m Rennen bestritten hatte und ich einsehen musste, daß die zweimalige Normerfüllung für die Weltmeisteschaft in Osaka (Japan) mit einer Zeit von unter 3:36:60min sehr schwierig werden würde, kam in der Trainingsgruppe die Überlegung auf, sich eventuell ein sekundäres Saisonziel zu stecken. Die Norm für die Studentenweltmeisterschaften lag bei machbaren 3:39:00min. Eigentlich war ich bereits im Vorjahr vom ADH mit einem (Nicht-)Start bei der Cross WM in Marokko verprellt worden und auch mein Trainingskamerad Jonas Stifel hatte diverse Erfahrungen gesammelt, die eigentlich dem gesunden Menschenverstand sagen sollten: "Lass es sein, denk nicht einmal darüber nach!"

Die Saison ging also wie gewohnt weiter und ich konzentrierte mich auf die Norm für Osaka. Wir reisten zum Meeting in Biberach, um die unglücklichen Erfahrungen aus Kassel schnell wieder zu vergessen. Am gleichen Wochenende fand in Köln die nationale Studentenmeisterschaft (IDHM) statt. Auf dem Rückweg von Biberach wollten wir dort im Staffelwettbewerb 3x1000m starten, um der erforderlichen Teilnahme an der IDHM nachzukommen. In der ADH-Nominierungsausschreibung steht dazu folgender Passus:    

Die Kriterien:

Teilnahme an der Deutschen Hochschulmeisterschaft am 16./17.6.07 in Köln. Die Teilnahme
muss in der angestrebten oder einer verwandten Disziplin erfolgen, in der eine Universiade
Teilnahme erfolgen soll. Für Athleten und Athletinnen, die eine Teilnahme über 10.000m oder
5.000 m bei der Universiade anstreben, wird auch ein Start über 1.500 m bei DHM akzeptiert.

Auf der Zugreise nach Biberach bekamen wir zwei Tage vor der IDHM telefonisch die Information, daß ein Start in der Langstaffel keine verwandte Disziplin darstelle und dass man in der Disziplin, in der man an der Universade teilnehmen wolle, bei der IDHM starten müsse – für uns hätte diese spontane Nominierungsdarlegung einen weiteren Start über die 1500m erzwungen. Wir entschieden uns bewußt gegen den Start in Köln, da wir zu diesem Zeitpunkt den Glauben daran verloren, daß der ADH seriös das Ziel verfolgt, Leichtathleten zum Universiade zu entsenden.

Nachdem ich in der darauffolgenden Woche beim Meeting in Cottbus die Deutsche Jahresbestleistung aufstellte und unter der geforderten 3:39:00min-Grenze blieb, wurde mir von meinem Trainer Roland Wolff mitgeteilt, dass der ADH sich vorbehalte, mich für die Universiade zu nominieren. Da war sie wieder, die Hoffnung auf einen internationalen Start und eine sicherlich interessante Fernreise.

Ich füllte die unendlich vielen ADH-Athletenangaben aus, die für die Universiade nötig waren. Zwei Tage vor dem Nomierungsschluß wurde ich sogar noch einmal per Email aufgefordert, mein Wettkampfgewicht und meine Körpergröße anzugeben. Was soll ich mir da als Athlet denken?  

Später stellte sich heraus, dass die Athletenangaben vom ADH pauschal im Vorfeld von allen "Interessierten" eingeholt werden und die direkte Nachfrage fehlender Daten reine Routine sei. Was für eine Effizienz! Eine Email über meine unglückliche Nicht-Nominierung, mit der kurzen Darlegung über das lange Streitgespräch in der Nominierungsrunde war dann aber vermutlich zu aufwendig. Einfacher war es, pauschal eine Liste im Internet zu veröffentlichen, bei der ich nicht dabei war.

Von der großen Diskussion um meine Nominierung erfuhr ich erst einige Tage später, als ich den ADH telefonisch um eine Stellungnahme bat. Ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt die Liste der Nominierten angesehen und fand dort unter anderem einen 3000m Hindernisläufer wieder, der bei der IDHM über die 1500m gestartet war. Auf eine Diskussion um die Wertigkeit der Nominierungskriterien wollte der ADH sich mit mir nicht einlassen. Es reichte der Hinweis, daß ich doch schließlich bewußt nicht an der IDHM teilgenommen hatte und dem ADH somit leider keine Nominierungsmöglichkeit bleibe. Es könne auch keine Nachnominierung vorgenommen werden. Im Übrigen solle ich nicht so verärgert über die verpasste Universiade sein und könne mich ja auch mit einem guten Crosslauf für die kommende Crosslauf-Studentenweltmeisterschaft empfehlen.

Es ist merkwürdig, dass bei allen Nominierungsentscheidungen in der Deutschen Leichtathletik die Möglichkeit der Endkampfchance herhalten muß, um Entscheidungen zu begründen – nur beim ADH nicht. Nach der erfolgreichen Deutschen Meisterschaft, in der mein Teamkollege Moritz Höft ebenfalls Deutscher Meister wurde und den Dauersieger Rene Herms schlug, wurde er zur Universiade nachnominiert – ohne Normerfüllung! 

Für mich wird es nie wieder die Möglichkeit geben, an einer Universiade teilzunehmen. Bei der nächsten Universiade in 2009 werde ich ein anderes Kriterium nicht mehr erfüllen können. Dann werde ich zu alt sein. 

Carsten gibt Startschuss bei der Vattenfall City Nacht

4 August 2007 | Kommentare (0)

Ich hatte heute die Ehre, die Läufe der 16. Vattenfall City-Nacht in Berlin zusammen mit Dr. Klaus Schmid (Vorstand Vattenfall Europe Berlin) mit einem Schuß aus der Pistole zu eröffnen. Die Vattenfall City-Nacht ist der zweitgrößte 10km-Lauf Deutschlands. Heute begaben sich über 6000 Läufer auf die Strecke, die auf dem Ku-Damm in Berlin startet und endet. Darüber hinaus übernahm ich an Seite von Karsten Holland die Comoderation der Rennen. Bilder von der Veranstaltung gibt es hier.

Einen ausführlichen Bericht vom Meilenrennen, an dem der Nachwuchs unserer Trainingsgruppe teilgenommen hat, gibt es hier.

Deutsche Leichtathletik Meisterschaften in Erfurt – Privatvideo 1500m Lauf

1 August 2007 | Kommentare (0)

Endlich ist es soweit! Ab heute gibt ein Video von meinem 1500m Lauf bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt. Nachdem der MDR mir leider keine Hostingrechte für den in der ARD ausgestrahlten Beitrag geben konnte, habe ich auf privates Videomaterial zurückgegriffen.

Einen herzlichen Dank an dieser Stelle an Norbert Löwa, der sich mit ruhiger Hand und viel Geschick der Aufgabe angenommen hat, das Video in Erfurt zu drehen. In der Aufnahme werden übrigens auch einige Szenen vom Aufwärmplatz und das Stadioninterview von Franek und mir gezeigt.

Hier geht es weiter zum Video (67MB)