Nach einer Saison ständig am Limit fehlte die Kraft

Schlangen denkt über Zukunft nach

In den ersten Momenten nach dem Aus im Halbfinale des 1500-m-Laufs bei den Olympischen Spielen in London überwog natürlich die Enttäuschung bei Carsten Schlangen. Aber als deutscher Läufer habe er einiges erreicht, fiel die Bilanz mit einer Nacht Abstand schon etwas besser aus. „Dass ich das Finale nicht erreicht habe, ist doch schon ein Wermutstropfen“, bekennt der gebürtige Meppener, der für LG Nord Berlin startet.

„Die Chance auf das Finale war sehr groß“, rechnet Schlangen nüchtern vor. Nach dem langsamen ersten Halbfinale kamen aus dem zweiten sieben Leichtathleten weiter. „So hatte ich mir das vorgestellt.“ Doch im Nachhinein ging die Rechnung nicht auf. „Vielleicht wären die Möglichkeiten im anderen Lauf größer gewesen“, hätte er dort auf seine Sprintstärke gesetzt.

Taktisch, ist Schlangen sicher, „habe ich nichts falsch gemacht. Ich konnte frei laufen, musste nur außen manchmal längere Wege gehen.“ Nach der Hälfte der Distanz merke der 31-Jährige jedoch, dass er sich von den letzten Anstrengungen noch nicht komplett erholt hatte und dieses schnelle Rennen zusätzlich viel Kraft kostete. Bis 1200 m lief es. „150 m vor dem Ziel war es zu Ende.“

Die Folgen einer Saison ständig am Limit? Erst auf den letzten Drücker schaffte Schlangen die Olympia-Norm. Im Vorlauf war ein wahrer Kraftakt nötig, um sich gerade noch für das Halbfinale zu qualifizieren. „Carsten musste ständig Volldampf machen“, erkannte auch sein früherer Meppener Trainer Gerd Janning, der den Lauf von der MS Deutschland verfolgte. Weil auch Topstar Usain Bolt am Sonntag startete, waren keine Karten mehr erhältlich. Auf dem Schwarzmarkt wurden 1000 Euro für ein Ticket gefordert.

Schlangen, der vor vier Jahren in Schanghai (Anmerkung v. Carsten: Peking!) das Olympia-Finale hauchdünn verpasst hatte, macht sich vorsichtig Gedanken über seine Zukunft. „Ich kann mit dem Ergebnis zufrieden sein, wenn man bedenkt, dass ich ja auch noch als Architekt arbeite.“ Seine Konkurrenten konzentrieren sich zumeist ganz auf den Sport. Jetzt überlegt Schlangen, ob er beruflich, privat und im Training einiges umstellen soll. „Ich mache mir viele Gedanken.“ An ein Ende seiner Laufbahn denkt er jedenfalls nicht.

Am heutigen Dienstag wird sich Schlangen das 1500-m-Finale in London anschauen, das für ihn ein Traum geblieben ist.

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