Lob dem Rasen

Sueddeutsche - Lob dem Rasen

So hatte Carsten Schlangen, 29, nicht aufhören wollen, „mit einem Rennen bei der WM, in dem man sang- und klanglos ausgeschieden ist”, schon im Vorlauf. Also nahm der 1500-Meter-Läufer aus Berlin noch mal einen Anlauf: „Es ist ein EM-Jahr, da kann man was erreichen, siehe Jan Fitschen”, sagte er sich. Nun ist Schlangen zwar nicht Europameister geworden wie 2006 der 10 000-Meter-Läufer Fitschen, aber immerhin Zweiter in 3:43,52 Minuten. Das langsame Tempo kam seiner neuen Spurtstärke entgegen. Als Folge des Schienbeinbruchs, als die sich die Blessur herausstellte, die ihn bei seiner Heim-WM in Berlin gehandicapt hatte, hat er viel auf Rasen trainiert. „Vielleicht hat mir das den Extra-Kick gegeben”, glaubt er. Weiches Gras federt den Fuß ab, von einer harten Bahn wird er dann umso kräftiger weiter katapultiert. Schlangen hat zudem sein Training komprimiert, ist ein Drittel weniger Kilometer gelaufen als früher, rund 40 pro Woche. Dafür trainierte er intensiver, rannte schneller. Der Verzicht auf umfangreicheres Training hatte auch mit seinem Studium zu tun, am 1. September muss er seine Diplomarbeit abgeben. Schlangen will Architekt werden, dafür bietet Barcelona jede Menge Anschauungsmaterial. Nach seinem Medaillengewinn – dem ersten eines deutschen Mannes bei dieser EM und dem ersten eines deutschen 1500-Meter-Läufers seit der WM 1991 – nahm er sich die Zeit dafür, auch das in komprimierter Form: „Meine Familie hat schon alles geschaut und ein Programm für mich zusammengedampft. Die zerrt mich jetzt zwei Tage durch Barcelona.”

Anmerkung von Carsten Schlangen: Die Laufkilometer im Winter wurden um 2/3 reduziert. Dafür bin ich umso mehr Skilanglauf gefahren.

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