Bestechendes Blau

Die Laufbahn des Olympiastadions kommt bei den Athleten gut an

Eine Grundlage für gute Leichtathletik-Leistungen im Olympiastadion ist schon gelegt: die blaue Bahn. Sie hat gerade einen Feinschliff hinter sich. In Etappen ist innerhalb eines Jahres die Oberfläche erneuert worden, und wenn die Läufer an diesem Sonntag schnell ins Ziel kommen, sagt das nicht nur etwas über ihre Form aus, sondern auch über die des Stadions. Vor dem Konzert von Depeche Mode in dieser Woche sind die letzten Arbeiten fertig geworden. „Das ist wie zu Hause beim Parkettboden", sagt Peter von Lübbecke, der Geschäftsführer des Olympiastadions, „der Boden wurde abgeschliffen und neu beschichtet."

Dass schon der alte Belag ein guter Untergrund ist, hat Carsten Schlangen im vergangenen Jahr festgestellt, da lief der Berliner über 1500 Meter beim Istaf persönliche Bestzeit, 3:34,99 Minuten. Ob man auf einer blauen Bahn schneller laufe, das liege im Bereich der Psychologie, sagt Schlangen. „Ich finde Blau sehr angenehm, es ist eine ruhige Farbe, die roten Bahnen kommen mir manchmal so hell und aggressiv vor."

Berlin wird inzwischen mit der blauen Bahn in Verbindung gebracht. Auch Stuttgart hatte versucht, ein Markenzeichen einzuführen und eine grüne Bahn gewählt. Das half jedoch nicht vor dem Verlust der Laufbahn, das Stadion wird zur Zeit umgebaut.

Für viele Athleten ist die blaue Bahn eine Attraktion. Das hat Thomas Kremer, beim Istaf zuständig für die Athletenverpflichtung, sehr bald gemerkt. „Vor allem Athleten aus Übersee sagen, die Bahn sei etwas Besonderes", sagt Kremer. Wie ernst sie das meinen, hat er schon bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen festgestellt. Da kümmerte er sich um die Verpflichtung von Olympiasiegern und anderen Medaillengewinnern fürs nächste Istaf. Der Umzug des Meetings vom Jahnsportpark ins umgestaltete Olympiastadion stand an, und Kramer hatte Fotos von der neuen blauen Bahn dabei.

Diese Fotos hätten ihm die Arbeit erleichtert. „Es gab viele, die begeistert waren von diesem Blau", sagt Kremer. Am meisten von ihnen Joanna Hayes, die Olympiasiegerin über 100 Meter Hürden. Sie stand neben ihrem Manager, als sie das Foto von Kremer sah. „Dort möchte ich laufen", erklärte sie bestimmt. Ihr Manager glaubte, er hätte sich verhört. Denn er war gerade mit Kremer in Verhandlungen über die Antrittsgage. „Wir lagen in diesem Moment noch einige tausend Dollar auseinander." Doch nachdem die Hürdensprinterin kurz und knapp ihren Start zugesagt hatte, konnte Kremer den Preis genüsslich drücken. Hayes verdiente zwar weniger – dafür gewann sie das Rennen auf der blauen Bahn.

Zum Bericht im Originalformat (PDF)


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