„Jetzt gehört er zu den Großen dazu"

Schlangen: Am Ziel meiner Träume – Ex-Trainer Janning: Es ist noch nicht zu Ende

Meppener Tagespost - „Jetzt gehört er zu den Großen dazu"

„Klasse. Wahnsinn. Das hat er super gemacht." Gerd Janning zeigte sich noch Stunden später restlos begeistert über den Halbfinaleinzug von Carsten Schlangen über 1500 m in Peking. Den beherzten Lauf seines ehemaligen Schützlings bei Union Meppen hat der Leichtathletik-Ex-Trainer und gute Freund des einzigen deutschen Läufers bei den Olympischen Spielen im Urlaub in Österreich am Bildschirm verfolgt – und ihm anschließend sofort per Telefon im „Vogelnest" gratuliert.

Aufgeregt hatte Janning wie die vielen anderen emsländi-schen Leichtathletikfreunde zwischen Eurosport und ARD hin- und hergeschaltet, um alle Bilder des Laufes und auch das aktuelle Interview im Ersten mitzubekommen. „Auch das Interview hat Carsten super gemacht", fand er.

Im schnellsten der vier Vorläufe verpasste Schlangen zwar den für die Direktqualifikation notwendigen fünften Platz, als er vom Italiener Obrist, den er bisher schon einige Male geschlagen hatte, und dem Kanadier Sulivan noch abgefangen wurde, kam aber als zeitschnellster Sechster und insgesamt als 21. in das 24-köpfige Halbfinalfeld.

„Nach 1200 m sah man, dass er blau wurde. Aber er hat das durchgezogen und mit der Geschwindigkeit mitgehalten", beobachtete Janning am Bildschirm stolz die kämpferischen Qualitäten der ems-ländischen „Schlange", die im richtigen Moment zubiss. „Jetzt gehört er dazu, zu den Großen."

„Vor drei Jahren haben wir zusammen noch den deutschen Vize-Titel geholt, vor zwei Jahren gewann er die erste Deutsche Meisterschaft, im letzten Jahr startete er erstmals bei den Europameisterschaften, und jetzt steht er bei Olympia im Halbfinale", ließ Janning die Blitzkarriere des inzwischen für Berlin startenden 27-jährigen Architekturstudenten Revue passieren.

„Ich bin am Ziel meiner Träume", jubelte Carsten Schlangen derweil in Peking, nachdem er das „Wahnsinnsgefühl vor 90000 Zuschauern zu starten und den Druck auszuhalten" erleichtert genießen konnte, die Glückwünsche seiner Eltern und auch seines gerade noch rechtzeitig angekommenen Berliner Trainers Prof. Roland Wolff im Stadion entgegengenommen hatte und sich nach einem „schönen Essen" im Olympischen Dorf sehnte und sich eine kleine Belohnung zur Regeneration versprach: „Vielleicht trinke ich heute Abend noch ein Bier."

Viele Chancen, das Finale zu erreichen, rechnet sich Carsten nicht aus. „Die Jungs hier sind einfach sehr sehr schnell und sehr sehr gut." Aber vielleicht geht ja doch noch etwas am Sonntag. Auf jeden Fall will er locker bleiben. „Ich versuche, das Halbfinale als ernsten Spaß zu nehmen."

„Alles was jetzt kommt, ist Verzierung, ist Zugabe", weiß auch Gerd Janning, gab aber das Finale noch nicht verloren. Für ihn ist das Zittern am Bildschirm „noch nicht zu Ende".

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