Just a test

Ein ungewollter Formtest, der plötzlich so wichtig wurde.

Just a test - Ein Blogbeitrag von Carsten SchlangenAm Freitag dieser Woche war ich zu Gast bei der DLV GALA in Wattenscheid. Der 1500m Lauf sollte ein letzter Formtest für die Olympischen Spiele in Peking sein.

Eigentlich bin ich kein großer Freund der immerwährenden Formüberprüfung. Zum großen Teil enden solche Unternehmungen in der Erkenntnis, dass etwas zu viel überprüft wurde und häufig hört man dann Sätze wie: „Aber letzte Woche ging's doch noch!?“ Die offizielle Verabschiedungsveranstaltung des DLV in Wattenscheid ist ein solcher Wettkampf, bei dem es immer auch ein Stück weit darum geht, die Form der Athleten vor dem internationalen Höhepunkt der Saison zu überprüfen und gegebenenfalls auch noch „Korrekturen“ in der Mannschaftsaufstellung vorzunehmen.

Es ist schwierig zu erklären, warum eine solche Unternehmung gerade im Laufbereich häufig zu mehr Schaden als Nutzen führt; ich möchte es dennoch nicht unversucht lassen, meinen generellen Standpunkt darzulegen.

In der Freiluftsaison ist ein jeder Läufer bestrebt, die Anzahl der harten Läufe in einem eng gesteckten Rahmen zu belassen. Häufig führt Vielstarterei zu dem Ergebnis, dass die Belastungen für den Körper zu hoch sind; Verletzungen und Unfitness sind häufige Folgen. Einem guten Wettkampf sollte in der Regel eine kurze Erholungsphase folgen sowie einer anschließenden Aufbau- bzw. Trainingsphase für den nächsten Wettkampf.

Der DOSB verlangt in diesem Jahr die zweimalige Normerfüllung über 1500m. Die geforderten Zeiten waren schneller, als die besten Zeiten Deutscher Mittelstreckler in den letzten vier Jahren. Ich frage mich an der Stelle, wieso einer zweimaligen Erfüllung der Norm, unter Anderem mit der 11. schnellsten Zeit, die je ein Deutsche lief, dann auch noch ein weiterer Wettkampf mit internationaler Konkurrenz folgen muss.

Einige wenige Tage vor der Abreise zum internationalen Höhepunkt bekommen die wenigen deutschen Topathleten in der Regel recht viele Anfragen von der Presse, die zum Teil den Trainingsalltag durcheinander bringen, weil weniger Zeit für die Erholung bleibt. Genau in dieser kritischen Phase soll auch noch eine weitere Formüberprüfung stattfinden?

Ich konnte bislang wenig Verständnis für derartige Maßnahmen entwickeln – das sollte sich jedoch mit meinem Start von gestern etwas ändern.

Vor einigen Wochen konnte ich das 1500m Finale der Deutschen Meisterschaften nicht bestreiten, ich bekam in der Nacht zum Finale einen heftigen Magen-Darm-Infekt. Ein Start war unmöglich. Nach dem zurückliegenden Trainingslager in Königs Wusterhausen und einem gelungenen ersten Test über 1000m bei den Deutschen Staffelmeisterschaften bot sich also nun die Gelegenheit nach etwa einem Monat ohne 1500m Lauf noch einmal Selbstsicherheit zu tanken. So sollte es kommen.

Im Rennen fühlte ich mich etwas müde von den vielen Belastungen aus dem Trainingslager, aber gleichzeitig merkte ich mit jedem Meter, dem ich dem Ziel näher kam, dass ich in guter Verfassung bin. Etwa 300m vor dem Ziel begann das Feld zu sprinten. Zunächst kam ich am Kenianer Bernard Kiptum nicht vorbei und musste mich in der Kurve zur Zielgeraden noch einmal auf Position Zwei einreihen. Auf der Zielgeraden kam dann die Gewissheit, dass meinem Antritt niemand folgen konnte. Der Kenianer Kiptum stand förmlich; nur noch Stefan Eberhardt konnte an Position Zwei mit leichtem Abstand folgen. Stefan Eberhardt stellte eine persönliche Bestleistung auf. Für ihn ist das Rennen in Wattenscheid mit Sicherheit sehr wertvoll gewesen.

Meine Siegerzeit von 3:37:05min ist die viertbeste Leistung meines Lebens und somit kann ich sehr optimistisch in den olympischen Vorlauf gehen. Vielleicht reicht es auch für den Finaleinzug. Ich hatte sogar noch etwas Reserven. Das alles wurde mir auf den wenigen Metern der Zielgeraden klar.

Ich muß also abschließend feststellen, dass der Pflichttest für mich eine Bereicherung war. Manchmal sollte man Hürden, die einem in den Weg gestellt werden auch als Chance sehen. Das ist nicht nur im Sport so.

Danke fürs Lesen, Carsten 


No Comments so far.

Leave a Reply