„Man hätte mich noch nominieren können"

Der Meppener 1500-m-Läufer Carsten Schlangen über Qualifikationsnormen und Peking 2008

Neue Osnabrücker Zeitung - WM-Osaka - Man hätte mich noch nominieren könnenRegenerationstrainingslager in der Heimat in Meppen statt WM-Start in Osaka – hätten Sie eine Chance über 1500 m gehabt?

Schlangen: Ja. Ich hätte zumindest den Zwischenlauf erreichen können, wie Christian Obrist aus Italien, der etwa meine Klasse hat und locker das Halbfinale erreicht hat. Der Endlauf wäre schon hart gewesen. Mit 3:34 war er sehr schnell. Die Asse haben sicher auch die ein oder andere Möglichkeit, schneller zu regenerieren. Das sind alles Vollprofis.

Können Sie mithalten?

Beim ISTAF in Berlin, das eine kleine WM ist, werde ich mich etwa mit der Hälfte der Finalisten messen können. Da werde ich sehen, ob ich mich unter vergleichbaren Bedingungen herantasten kann.
Sie haben die WM-Qualifikationsnorm zu spät geschafft.

Hätte der DLV für Sie nicht auch eine Ausnahme machen können wie für Jan Fitschen?

Ich hätte die Ausnahme prinzipiell gar nicht gebraucht, da ich die Norm in-
ternational fristgerecht erfüllt habe. Man hätte mich noch nominieren können. Was dagegen gesprochen hat, hat man mir nicht gesagt. Aber es war mir klar: Die Zeit habe ich einmal unter optimalen Bedingungen geschafft. Eigentlich muss man sie häufiger bringen, um eine Finalteilnahme möglich zu machen. Das will der DLV ja, der seine Fristen früher setzt, um besser planen zu können. Wattenscheid war aber das erste Rennen, bei dem es wirklich gute Tempomacher gab, sich an die Absprachen gehalten wurde und ein schnelles Feld startete.

Sind die Normen zu hoch?

Nein, nicht nach internationalem Standard. National muss man wissen, dass in den letzten zehn Jahren nur drei Athleten diese Zeit einmal geschafft haben: Rüdiger Stenzel und Wolfram Müller und ich. Ich bin der Drittschnellste in diesen zehn Jahren. Das ist allein vom Kopf ein Hindernis, weil man versucht, mit brachialer Gewalt die Norm zu knacken.

Wieso sorgt der DLV nicht für schnelle Rennen in der Qualifikationsphase?

Ja. Da habe ich auch ein bisschen Einsatz vermisst. Deshalb wird man sich zusammensetzen. DLV-Chef-trainer Jürgen Mallow hat das auch angedeutet. Ich denke, dass es zu einem vertieften Gespräch kommt über Tempomacher, über Rennmöglichkeiten und internationale Starts.

Was haben Sie gelernt Im Hinblick auf Peking 2008?

Ich muss die Qualifikationszeit, die etwa wieder bei 3:36,6 oder schneller liegt, früh bringen. Im nächsten Jahr habe ich die Möglichkeit, bei hochdotierten und sehr professionellen Rennen zu starten. Die Rennen sind so zu gestalten, dass man hinten heraus der Killer ist. Diese Situation muss man üben. Dann bekommt man eine reelle Finalchance. Das Problem ist nur: Wenn ich Peking schaffe, habe ich einfach null Erfahrung bei so großen Wettkämpfen. Das haben die mir voraus, die mit 3:38 in Osaka waren. Und dann heißt es im nächsten Jahr wieder: Ja, was ist denn da los? Der kann sich auf großen Wettkämpfen ja gar nicht orientieren.

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